SchwarZwalö-heimat
Klscdrictrten aus ckv» Krei8Ke1a»6t«n Lslvv u»ä -Iszal«!
Unter äen» LesetL lies Krieges
Zeitungszusammenlegung Calw-Nagold Die Konzentration aller Kräfte, die Forderung des Tages, jeden entbehrlichen Mann, jede entbehrliche Menge an Strom und Material dem Kriege zur Verfügung zu stellen, macht es den deutschen Zeitungen zur Pflicht, Vereinfachungen und Zusammenlegungen vorzunehmen. Unter dem harten Gesetz des totale» Krieges haben sich das Kreisamtsblatt „Schwarzwald-Wacht" und das Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter" zusammengeschlos- se» und erscheinen heute erstmals als gemeinsame Heimatzeitung unter dem Titel „Schwarzwald-Wacht / Calwer Tagblatt vereinigt mit dem Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter". Der Verlagssitz der „Schwarzwald-Wacht", in deren Verbreitungsgebiet nunmehr das gesamte Nagoldtal einbezogen ist, befindet sich in Calw. Klar ist die Aufgabe im Schicksalskampf des deutschen Volkes vorgezeichnet. Sie heißt: mit aller Kraft und Hingabe des Herzens der Heimat und dem Siege zu dienen. In diesem Geiste grüßt die „Schwarzwald-Wacht" den weiter gewordenen Kreis ihrer Leser. ,
Wer will AnteroMler werben?
Unteroffizier kann jeder tüchtige, gesunde junge Deutsche werden. Wenn er 17 Jahre alt nt, rann er als Unteroffizier bewerbet: in das großdcutsche Heer eintreten. Em zweiter Weg zum aktiven Unteroffizier geht über die Unteroffizierschulen. Bewerbungen an das Wehrbezirkskommando oder an die Annahmestellen für Heeres - Unteroffizier- Schulen, Berlin W 35, Viktoriastr. 32.
An die fchulentlaffene Dsrfjugend
Vor noch nicht allzulmrger Zeit war weithin die Meinung verbreitet, daß die Arbeit aus dem Lande einfach und eines schöpferisch tätigen Menschen unwürdig sei. Erst seit 1933 hat die Landarbeit, als einer der vielseitigsten Berufe überhaupt, wieder den ihr zustehenden Platz bekommen. Von einer primitiven Arbeit in der Landwirtschaft kann keine Rede sein, denn was muß doch allein schon ein Bauer auf einem mittleren Hof an Geräten und Maschinen bedienen können. Da sind die Dreschmaschine, der Häckselschneider, der Düngerstreuer, der Grasmäher, der Selbstbinder, der Schlepper, der Pflug, die Egge, der Kultivator, die Baum- oder Weinbergspritze, die Beizgeräte und wie sie sonst noch alle heißen. In der Stadt gibt es demgegenüber manchen Beruf, der wahrhaftig wesentlich einfacher auszufüllen ist und der keine derartige Fülle von Kenntnissen verlangt, denn auch im Stall, in der Futterkonservieruug und -Bereitung, in den Feld-, Wiesen-, teilweise auch Waldarbeiten, der Fruchtfolge, den Düngungsmaßnah- men, der Unkrautbekämpfung und dem Pflanzenschutz muß sich das Landvolk auskennen, wenn es seine Aufgaben richtig erfüllen will.
In jedem Beruf lernt man aber zumeist in einem fremden Betrieb mehr als zu Hause. Es muß daher auch für jeden zur Schulentlassung kommenden Jugendlichen auf dem Lande nicht nur eine Selbstverständlichkeit sein, eine Lehrzeit durchzumachen, sondern auch seine Lehre in einem fremden Betrieb abzuleisten. Natürlich kann man die ersten beiden Jahre der Lehrzeit auch auf dem elterlichen Hof verbringen, man darf dann aber nicht vergessen, eine Lehranzcige zu erstatten. Keinesfalls aber darf in diesem Jahr eines von unseren Landkindcrn aus der Schule kommen, ohne daß es ein ländliches Lehrverhältnis in der Tasche hat. Die Parole für die Landvolk- jugend lautet: „Jeder Schulentlassene in ein ländliches Lehrvcrhältnis". Aufgabe der Lehrherren und -Frauen ist es dann, den jungen
Menschen die grundlegenden Fachkenntnisse zu vermitteln und sie zu einer solchen bäuerlichen Grundhaltung zu erziehen, daß sie der Boden nicht mehr losläßt. Nur dann wird auch die Nachwnchsfrage in der Landwirtschaft wirklich gelöst werden können.
Arbeitsjubilüum
An: heutigen Tage sind 30 Jahre vergangen, seit Verkaufsstellenleiter Otto Herrmann bei der Firma Pfannkuch L Co. eingetreten ist und 25 Jahre seit er der Verkaufsstelle in Calw als stets rühriger und umsichtiger Leiter vorsteht. >
Wieder Käsesonderzuteilung
Die weiterhin günstige Erzeuguugslage ermöglicht auch in der 46. Zuteilungsperiode vom 5. Avril bis 2. Mai eine zusätzliche Zuteilung von 62,5 Gramm Käse. Die Abgabe erfolgt auf den k-Abschnitt der Reichsfettkarten für alle Altersstufen sowie auf den Abschnitt ^ 1 der Wochenkarten für ausländische Zivilarbeiter.-.-
Sportwartinnenlehrgänge des BDM
Am 1. April wir- ein« A.-Lvortwartiliiienausbil» Lims deS BDM. eingerichtet. Der Lehrplan sieht die Ausbildung auf de» wichtigsten Gebieten der Leibesübungen wie Spielen aller Art, Leichtathletik, Turnen, Tan» und Giimnastik vor. Die K.-Svortwartin- ne» werden für Sie Ausbildung in der Grundschule -er Leibesübungen in den Mädel- und Jungmiidek- gruvven eingesetzt.
Aus der Arbeit
der NS.-Sra«enschast Stammheim
Mit einem Nähknrs des Mütterdienstes im Deutschen Frauenwerk hat die IlS.-Frauen- schaft Stammheim ihre diesjährige Winterarbeit begonnen. Mit lebhaftem Interesse wurde dieser Nähkurs besucht, und manch schönes Kleidungsstück ist da aus Altem entstanden. Das gleiche Interesse wurde einem 2. Kurs des Mütterdienstes über Heimgestal-
tuug entgegengebracht, der mit einem feinen fröhlichen Abend seinen Abschluß fand. Außerdem sind Nähberatungen hier eingerichtet worden, die sehr geeignet sind, den Frauen mit praktischem Rat bei der Neuanfertigung oder beim Umändern von Kleidungsstücken zu helfen. — Trotz der vielen Arbeit ,die unsere Frauen haben, haben sich alle zusammengefunden, um eine große Anzahl guter, warmer Pantoffeln für unsere Verwundeten zu nähen. Vom Frühjahr ab werden sich daun wieder die wenigen Frauen, die selbst keine Landwirtschaft besitzen, oder sich nicht bei der Erntehilfe beteiligen können, wöchentlich einmal der Flickkörbe unserer Bauersfrauen aunchmen.
AHolit vonZelt.
ckstt lVar/r-az-Femer/rcke/r Calmbach. Der Gefreite Karl Höfler wurde mit dem E. K. 2. Klasse ausgezeichnet.
Nagold. Frau Marie Graf, Witwe, Mutter des Sagewerksbesitzers Graf, wird heute 81 Jahre alt. Wenn sich auch die Beschwerden des Alters bei ihr geltend machen, so ist sie doch noch verhältnismäßig rüstig und zeigt sich aufgeschlossen für die Größe oer Zeit.
Pfrondorf. Am 1. April 1911 übernahm Friedrich Renz die hiesige Farrenhaltung und fuhrt sie seitdem in befriedigender Weise. Seit 1912 ist er Gemeiuderat. Mit der Machtübernahme wurde er Ortsbauernführer und bekleidet außerdem noch verschiedene Ehrenämter.
Schömberg. Die Meisterprüfung ini Zimmererhandwerk bestand mit gutem Erfolg Hermann Reule von hier, z. Z. Unteroffizier bei der Wehrmacht.
Die sozialen Frauenberufe in der NSB.
Im Oau stellen über 4500 backkrütte im Dienst cier Volks^emeinsekatt
In vier sozialen, sozialpädagogischen, Pflegerischen und sozialpflegerischen Berufen ausgebildete Frauen sind in der Arbeit der NS.- Volkswohlfahrt eingesetzt. Die NSB. bildet in ihren eigenen Ausbildungsstätten NSB.-Kin- dergärtnerinnen, Kinderpflegerinnen zum Einsatz in den NSV.-Kindergärten, NSV.-Volks- pflegerinnen, NS.-Reichsbundschwestern und NS.-Hanshalthilfen ans und setzt sie nach abgelegter Prüfung je nach Eignung und Bedürfnis für ihren mannigfachen umfangreichen Di eilst an Mutter und Kind und an der ganzen Äolksgcmeinschast ein.
Im Gau Württemberg - Hohenzollern sind 757 NSB.-Kindergärtnerinnen, Kindcrpflege- rinuen und Jugendleiterinnen, 1402 Kinder- gartenhelferinnen der NSV., 2020 NS.-Rcichs- bundschwestern, 330 NSB.-Haushalthilfen und 41 NSB.-Bolkspflcgerinneü in Kindertagesstätten, Kindergärten, Heimstätten, Jugend- und Kleinkindererholungsheimen, in Krankenhäusern und Lazaretten, in Gemeinden und Säuglingsheimen, zur Unterstützung und Vertretung erkrankter und überbelasteter Mütter und Hausfrauen und als Kreissachbearbeiterin- nen für „Mutter und Kind" tätig. Drei NSV.- Seminare für Kindergärtnerinnen stehen in unserem Gau der NSB. zur Verfügung, und zwar in Buchau, Tübingen und Stuttgart, ein NSV.-Seminar für Jugendleiterinnen haben wir in Tübingen, Kinderpflcgerinnen zum Einsatz in NSV.-Kindergärten werden in Se- rach, in Göppingen und Tübingen ausgebildet. Jedes Frühjahr und jeden Herbst beginnen neue Kurse.
In 13 NS. - Krankenpflegeschulen und 4 Säuglingspflegeschulen erhalten die NS.-
Reichsbundschwestcrn ihre Ausbildung zur Krankenschwester oder zur Säuglings- und Kinderlrankenschwester. Die NSB. - Haushalthilfen besuchen auf dem Schadenweiler Hof bei Rottenburg die Ausbildungslehrgänge der NS.- Frauenschaft und werden dann, insbesondere in kinderreiche Familien, zur Vertretung oder Unterstützung der erkrankten oder sich in Erholung befindlichen Mütter und Hausfrauen von der NSV. eingesetzt. Die Ausbildullgs- stätte für NSV.-Volkspflegerinnen ist im Gau Württemberg - Hohenzollern das NSV.-Semi- nar für Bolkspflegerinnen in Stuttgart.
Wie wichtig und segensreich die Arbeit all dieser in den sozialen Berufen der NSV. stehenden Frauen und Mädchen ist, das haben die vielen tausend Frauen„ Mütter und Kinder erfahren, die von der NSB. in Erholung verschickt wurden, das erfahren die Kinder und Kleinkinder, die täglich in NSV.-Kindergärten, Kindertagesstätten, Heimstätten und Krippen, in NSB.-Klcinkinder- und Jugcnderho- lungsheimcn betreut werden, das erleben insbesondere auch die vielen kranken Volksgenossen und Verwundeten, die von den NS.-Rcichs- bundschwestcrn in Krankenhäusern und Lazaretten und in Privatpflegestellen gepflegt und umsorgt werden. Ebenso dankbar sind aber auch die vielen Hausfrauen, die schon einmal einer NSV.-Hanshalthilfe ihren Haushalt zur selbständigen Führung oder zu ihrer eigenen Unterstützung und Vertretung anvertraucn durften. Immer und überall, wo Hilfe und Rat nötig ist, stellen die Fachkräfte der NSV. ihr Wissen, Können und Wollen in den Dienst der Volksgemeinschaft und finden in ihren schönen fraulichen Berufen die Erfüllung ihres Lebens. *
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Der Werbeleiter einer chemischen Fabrik, Richard Sprenger, und seine Frau Lore, geb. van Stoppen führen zusammen mit ihrem fußen Mädelchen „Pnmpel" ein restlos glückliches Familienleben, das nur durch die bis in die spaten Nachtstunden reichende berufliche Inanspruchnahme Richards getrübt wird Der Bruder von Frau Lore. Paul Vau Etappen, rst Schauspieler. Er gewinnt bei einem Kartenspiel zu dreien Won dem Kollegen Tino Vitto- rio ein Haus, das stillgelegte Gasthaus „zum Silbernen Mond" in Heidenau, das Tino von seinem Onkel geerbt hat. Der getroffenen Vereinbarung ge,näß steht dieses Gasthaus Paul van Stoppen für ein volles Jahr samt allem Zubehör zur freien Verfügung. Ta die Sommerferien des Stadttheaters eingelreten sind, wird von den Schauspielern beschlossen, das Gasthaus „zuni Silbernen Mond" vereint mit einem „Sommertheatcr" in vollem Umfange m Betrieb zu nehmen. Und daran beteiligt sich sowohl praktisch wie ideell Mehlmann, der Wirt der Stammkneipe der Schauspielertruppe.
Auf einen telephonischen Anruf Richards, Aste nicht zum Mittagessen zu kommen, be- chlleßt Frau Lore, ihren Mann freudig zu iberraschen, im Büro abzuholen und gemeinsam mit ihm im Restaurant zu speisen. Vor
l der Fabrik erlebt Frau Lore dann die erste Enttäuschung ihres Eheglückes: Richard kommt mit einem Mädchen vertraulich eingehängt aus dem Tor. Beide essen auf eurer Hotelterrasse in der Nähe zu Mittag. Frau Lore trifft jetzt den Arbeitgeber ihres Mannes und erfährt von ihm, daß Richard Wohl außerordentlich tüchtig arbeite, aber nur bis abends 10 Uhr im Betrieb sein könne. Wo also ist Richard bis spät oft um Mitternacht? Hilde Malzahn, das junge Mädel, mit dem Richard speiste, ist jedoch eine Kollegin, mit der er Wohl geheimnisvolle, aber nur rein geschäftliche Dinge spricht. Während er gemeinsam mit ihr dr?i Tage nach Berlin fährt, verläßt Frau Lore die Wohnung und reist mit Pnmpel, ohne eine Aussprache mit ihrem Mann hcrbeigeführt zu haben, zu ihrer Mutter, wo sie mit ihrem Bruder Paul zusammentrifst.
Auf der Berliner Reise gelingt es Richard und besonders Hilde, den italienischen Zeichner Pietro als Mitarbeiter zu gewinnen und Hilde entpuppt sich als ein richtiger girier Kamerad. — Inzwischen hat Paul van StaPPen mit seiner Schwester Lore ein ernstes Wort geredet. Sie hält jedoch Richard für schuldig, chnt jede Verständigung ab und entschließt ich, in dem von ihrem Bruder übernommenen
„Silbernen Mond" die Leitung der Küche zu übernehmen. — Richard ist seit der Flucht seiner Frau todunglücklich, und als vollends sein Chef ihm 4 Wochen „Zwangsurlaub" zudiktiert, ist er trostlos. Der einzige Mensch, dem er sich anvertraut, ist Fräulein Hilde. Sie macht ihm den Vorschlag, in die Einsamkeit zu fliehen und bei ihr und ihrem Bruder Rolf, dem Film-Dramaturgen, in Saarow am See in aller Stille sein dichterisches Werk zu vollenden. Denn: Richard ist nicht nur Werbeleiter, er ist ganz insgeheim Dichter!
Bei der guten Mutter Etappen in Biederitz ist inzwischen das Hauptquartier aufgeschlagen worden. Paul mit seiner ganzen Künstlerschar übt und tanzt, spielt und probt vom Morgen bis zum Abend. Bis die Mutter endgültig einen Strich macht. Der Tag ist gekommen, an dem Paul nach Heidenau fährt und sein geliehenes Erbe persönlich übernimmt. Dort ist alles vernachlässigt und jeder der Schauspieler und Schauspielerinnen bekommt einen Auftrag, um den Gasthof des seligen Kuchenbäcker wohnlich zu gestalten. In dem Maurermeister Dietrich Gaede in Heidenau findet Paul einen treuen Bundesgenossen, der in selbstloser Weise an der Wiederauferstehung des „Silbernen Mondes" Mitarbeiten wird. Die letzte Fortsetzung brachte den Beginn der
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Vrdedcr5cdudrrcail 6orcti Verlor oslcor »elster, Venia» j (21. Fortsetzung)
„Quatsch! Wenn Sie nicht auspacken, offen und ehrlich, dann baue ich genau so weit, wie. Sie im voraus bezahlen, keinen Mauerstein weiter. Und Sie wollen doch Kredit? Oder nicht?"
„Wie haben Sie das so schnell erraten?"
„Mann, wer Geld hat, quasselt nicht so viel um die Sache drumrum. Also, lassen Sie mal hören, was Sie sich da ausgedacht haben. Der alte Eaede ist zwar auch in Heidenau geboren, aber er hat trotzdem ein Helles Köpfchen. Sonst war er nicht das, was er heute ist! Wollen Sie 'n Schnaps?"
Und dann packt Paulchen aus. Er hat mit einem Male das Gefühl, das; Wa vor ihm ei» Verbündeter sitzt. Er weiß nicht wie das kommt: Vielleicht ist's das Lächeln, das manchmal unr die Lippen des alten Maurermeisters spielt, vielleicht ist's auch heimliche Sympathie. Jedenfalls öffnet Paulchen alle Schleusen seiner Be- redtsamkeit, und es fällt ihm Nicht mal schwer^ er braucht kar kein Theater dabei zu spielen.
Als er erschöpft einhält, ist's eine Weile ganz still. Dann gießt Herr Eaede zwei Schnäpse eine
„Wissen Sie, warum ich die eingieße? Weil ich das Geschäft mache, und das wollen wir be-i gießen."
Paulchen schießt in die Höhe. „Wie? Sie wollen? Sie sind . . .?"
„Jawohl! Ich mach's! Und zwar ohne Ihn Geld, junger Mann. Aus reiner Freude ans Ihrer grogartigen Idee. Was ich Hineinbauei bleibt als Kapital stehen und dafür bin ich am! Gewinn beteiligt. Verstanden?"
„Das ist mehr als ich je in meinen kühnsten, Träumen zu hoffen wagte!" stammelte PaulHent verdutzt und beglückt. Er schacht sich gar nrchn mal, daß er dabei rot wird wie ein Pennäler.s
„Für 'ne gute Idee hat der alte Eaede immer ein offenes Ohr gehabt. Und 'ne Nase, wo was zu verdienen ist. Das bloß nebenbei. Ich bin fest überzeugt, daß die Sache einen Haufen Geld einbringt. Vor allem aber platzt der dicke Pfann- schmidt drüben vor Wut, wenn der Laden wirkt lich klappt."
„Aha!"
„Gar nicht Aha! Der hat mich bei seinem letzten Umbau um dreitausend Mark übers Ohr gehauen. Dafür nehm ich meine Rache. So. Und nun kommen Sie mal mit nebenan. Haben Sie schon gegessen?"
„Heute morgen — ja."
„Also, meine Frau wird Ihnen was zurechtmachen. Inzwischen überschlagen wir mal, was getan werden muß und was die Geschichte kostet: Ich denke, mit sechs- bis siebentausend Mark werden wir auskommen."
„Mit sechs — bis sieben —" stammelt Paul verblüfft. Doch gleich hat er sich wieder gefaßt und sagt ganz selbstverständlich: „O, das könnte reichen, aber es wird knapp werden."
„Bis zehntausend Mark riskier ich's", entgegnet Eaede gleichmütig. „Ordentlich soll's werden. Wenn man in die Kuh kein Gras steckt! kommt hinten auch keine Butter raus. Wie heißen Sie eigentlich? Etappen? Ach nee! Als ich auf die Penne kam, hatten wir 'nen Direktor' der hieß auch so. War 'n feiner Kerl. Das war in Erfurt auf 'm Gymnasium."
Paulchen strahlt. „Das war mein Vater! Wir haben früher in Erfurt gewohnt, ich bin dort sogar geboren. Erst später ist der Vater versetzt worden."
„Ist es die Möglichkeit? Und Sie sind sein Sohn? Na, das wird aber begossen! Spielen Sie Skat?"
„Seit meiner Geburt."
„Herrlich! Wo wohnen Sie? Doch nicht etwa bei dem Halsabschneider, dem Pfannschmidt da drüben?"
„Leider. Ich wußte nicht . . ."
„Kommt gar nicht in Frage! Sie wohnen hier bei mir, bis wir draußen im .Silbernen Mond' fertig sind! Ich werde doch den Sohn meines alten Direktors nicht bei Leuteschindern und Tagedieben schlafen lassen!"
Eine Stunde später ziehen die beiden Männer über den Marktplatz in das „Roß". Dort steigt ein Dauerskat. Dann schmieden sie Pläne und schlürfen „Türkenblut" dazu. Dabei entdecken sie, daß sie Brüderschaft trinken müssen. Nachdem sich um ihre Stühle ein Kranz leerer Flaschen gesammelt hat, kommt der Nachtwächter und leert mit ihnen die letzte Flasche. Darauf ziehen sie nach Haus.
Der Weg um den Brunnen ist lang. Sie umkreisen ihn an die zwanzigmal, schwankend wie Schiffe bei Windstärke zehn. Dann endlich richten sie den Kurs heimwärts und beginnen das schöne Lied zu singen:
„Drei wackre Männer rief die wilde See, Nicht hielt es sie in Amors Banden,
Sie zogen fort, hinaus nach Luv und Lee, wo sie den Tod bei falschem Spiele fanden."
Paulchen singt es auf die Melodie „Nun ade, du mein lieb Heimatland", während Dietrich Eaede. sein neuer Busenfreund Dietrich, es nach oer süßen Weise „Warum weinst du holde Eärt- nersfrau?" durch die nachtstillen Straßen brüllt.
Tr klingt gut zusammen. "
Vor seinem Zimmer verabschiedet sich Eaede-
„Paulchen, du Goldjunge, gib mir 'nen Kuß!^
„Dietrich, Dietrich, du bist mein Retter in der Not!"
Dann gehen sie schlafen.
Am andern Morgen findet die Hausfrau ihren Mann friedlich vor seinem Schreibtisch auf dem Fell schlafend, während im Badezimmer ein Mensch in der Wanne liegt, den sie nie gesehen hat. Er hat sich das Jakett unter den Kopf gesteckt und die Stiefel über die Wasserhähne ge- baumelt.
Doch Frau Gaede ist eine erfahrene Frau. Sie kennt ihren Alten. Der säuft nur, wenn er was Besonderes vorhat. Dann allerdings so, wie sich das für einen richtigen Mann gehört. Und allem Anschein nach hat er was mit diesem jungen Menschen vor.
Sichert sich nicht geirrt.
Eines hat sich Richard Sprenger geschworen: Du läufst ihr nicht nach! Nicht um die Welt!