Obersten noch von Ihnen. Eben so wenig von den Denkschriften, welche geistreiche Advokaten mit Hilfe so merkwürdiger Thatsachen verfassen konnten; auch nicht von den Nöllen, welche dabei gewisse Briefe spielen dürften, die Sie von Ihrem ersten Bräutigam noch vor Vollziehung Ihrer zweiten Verlobung empficngen, und . . . . —
Das ist nicht wahr! sagte sie mit aller Heftigkeit einer verwöhnten Schönen. Nie erhielt ich Briefe von Graf Chabert, und wenn sich Jemand für ihn ausgibt, so kann cs nur ein Betrüger seyn. Kann der Oberst aufcrstehen? Ich hatte tausendfach das Recht, alle CHerberts zurückzuwcisen, die gekommen sind, so wie ich alle zurückweise, die noch kämen.
Zum Glücke sind wir allein, meine Gnädige. Wir können nach Gefallen lügen, sagte Derville kaltblütig, und machte sich den Spaß, den flammenden Zorn der Dame noch mehr zu reizen, um ihr eine Blöße zu entlocken. Nun denn, dachte er, cS gilt! und hatte blitzschnell eine Falle bei der Hand, um der Gegnerin ihre Schwäche recht augenscheinlich zu machen: Meine Gnädige, für die Uebcrgabe des ersten Schreibens liegen Beweise vor. Es enthielt Gcldwerth .... — O, an Gcldwerth war nichts darinn! — Sie erhielten also den ersten Brief, lächelte Derville. In der ersten Schlinge die Ihnen ein Advokat legt, fangen Sie sich, und meinen, mit der Justiz in die Schranken treten zu können.
Röthc und Blässe wechselten auf Rosa- licns Angesichte, sie barg cs in beide Hände. Bald schüttelte sie jedoch die unbequeme Scham wieder ab, und nahm von Neuem das Wort, mit einer Kaltblütigkeit, die nur Frauen zu erkünsteln vermögen: Da Sieder Anwalt des angeblichen Chabert sind, so thun Sie mir den Gefallen, .... — Mein Fräulein, ich bin für den Augenblick noch Ihr Sachwalter, wie der des Obersten! Glauben Sie, daß ick eine so geschätzte Cli- cntschaft, wie die Ihrige, verlieren möchte? Aber Sie hören ja nicht auf mich . . . .— Reden Sie mein Herr, entgegnete sie huldvoll.
Ihr Vermögen schreibt sich von dem Herrn Grafen Chabert her, der als er unerwartet schnell dem Heere folgen mußte, für den Fall seines Todes Sie zu seiner Er- I bin einsetzte. Sie haben ihn verstoßen; sind krösusreich, und lassen ihn betteln. Meine
Gnädige, die Advokaten sind sehr beredt, wenn die Rechtssachen so mächtig für sich selbst sprechen, und im vorliegenden Falle stößt man auf Umstände, welche die öffentliche Meinung gegen Sie heraus fordern könnten.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— (Geschwindigkeit i st kein e Z au be« rci.) Als neulich in der Kathedrale zu Aork Feuer ausbrach , schickte man einen Erpressen nach Leeds (43 englische Meilen weit), um Hilfe zu holen, anderthalb Stunden später standen die Spritzen von Leeds vor der brennenden Kirche in Aork.
— (Künstliche Füße.) Der Prager Mecha- nikus Hr. Romuald Bozek verfertiget künstliche Füße, welche in den Annalen der Wundarznei Epoche machen dürften. Sie sind ganz aus Stahlfedern zusammengesetzt, und dennoch so leicht, daß damit alle Bewegungen eines natürlichen Fußes, ja selbst der Zehen täuschend nachgeahmt werden können.—Ein Maurerpolier hatte sich durch einen Sturz vom Gerüste seinen Fuß so beschädigt, daß ihm derselbe am Oberschenkel abgenommcn werden mußte. Obwohl der Stümmcl nur 4 Zoll in der Länge mißt, so leistet ihm der künstliche Fuß von Hrn. Bozek solche Dienste, daß er nicht nur weite Strecken geht, sondern auch ohne Anstand Leitern auf- und absteigt.
— (Erfindung.) Die „Magdeburger Zeitung" theilt ein neues Verfahren, das Glas ohne Hilfe eines Diamantes zu schneiden, mit. Dieses Mittel ist sehr einfach, indem es dazu nichts Weiteres bedarf, als das Glas vorher mit Terpentin- Spiritus zu reiben, alsdann läßt es sich mit einer Scheere in jede beliebige Form zerschneiden.
— (Contrcbandc-Museum in Paris.) Ich machte, erzählt ein Reisender, eine» Spaziergang durch die Straßen von Paris, und bemerkte an dem Fenster des Bureaus des Maire des zwölften Bezirks den Körper eines am Halse aufgehangenen Negers. Beim ersten, und wohl auch noch beim zweiten Blicke hielt ich ihn für ein menschliches Wesen, das durch rasche Justiz auf-diese Weise aus dem Leben herausbefördert worden; indeß überzeugte ich mich bald, daß der fragliche Schwarze nur eine Art Puppe in Lebensgröße war. Was ich davon halten sollte, wußte ich freilich nicht, und ich wendete mich deßhalb an den Thürsteher. „Das ist das ContrebandeMuseum," war die Antwort; und als ich den Wunsch äußerte, dasselbe näher in Au«