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genschein zu nehmen, führte er mich mit gefälliger Bereitwilligkeit hinein. In einem geräumigen Lo­cale befanden sich auf dem Fußboden, an den Wän­den und oben an der Decke alle Erfindungen und Vorrichtungen rum Betrug, die von Zeit zu Zeit von den Douanenbeamien weggenommcn worden sind. Es ist ein vollständiges Arsenal der Waffen zur Schmuggelei. Da ist ein großes Faß, geformt als Amme mit einem Kinde in den Armen; da sieht man Holzstückc, die so hohl sind, wie das trojani­sche Pferd, und mit ganzen Armeen von Cigarren gefüllt waren. Am Boden liegt eine gewaltige Boa Consirictvr, die mit chinesischer Seide voll­gestopft war, und gleich daneben ein Haufen von Kohlen, die ebenfalls ausgchvhlt waren, und baum­wollenes Garn enthielte». Der Schwarze, der meine Theilnahme erregt hatte, wurde unter folgen­den Umständen hierher gebracht: Er war von Blech gemacht, schwarz angestrichen, und stand als Hei- ducke oder äthiopischer Jäger, hinten auf einer Equipage, wo er an den Füßen und Händen fest- gemacht war. Er war häufig durch das Thor ge­fahren und von Ansehen den Soldaten wohl bekannt, die bemerkten, daß er immer die Zähne fletschte, was, wie sie meinten, in seinem Vaterlands wohl Sitte sepn möge. Eines Tags wurde der Wagen, zu dem er gehörte, durch eine ansehnliche Menschen- maffe im Thore aufgchalicn. Die Kutscher fluchten und schrieen wie gewöhnlich entsetzlich, und hieben Mit den Peitschen nacheinander. Der Neger allein sprach kein Wort. Sein ruhiges Benehmen gefiel den Soldaten, welche ihn der Menge zum Muster ausstellten.Bravo, Neger, Bravo!" riefen sic. Der Schwarze blieb auch bei diesem Beifalle ganz glcichgiltig. Endlich stieg einer der Zollbeamten zu ihm hinauf, und schlug ihm auf die Achseln. Welche Ucberraschung! die Schultern klangen wie Blech. Der Mann untersuchte den Schwarzen über und über, und überzeugte sich, daß er hohl und durchaus mit dem besten Contrebandc-Liquer gefüllt war. Man bemächtigte sich des gehaltrei­chen Sterblichen, und trug ihn im Triumphe fort. In der ersten Nacht tranken die Zollbeamten fast einen seiner Arme leer, und bald ließen sie ihn ganz verbluten. Ls ist nun sechs Jahre her, daß er zu einem dürren Skelett geworden ist.

(Siege der ehemalige» Feldherren Frankreichs.) Dasilournsl cke« sciences Militsire»" will berechnet haben, daß Frankreich von dem Jahre 178s bis zum Jahre , 8 i 5 nicht we­niger als 616 Siege erfocht, deren Ehre 220 Feld­herren gehört; die ausgezeichnetsten darunter sind: Iourdan, welcher 27; Desaix, welcher 19; Moreau, welcher ig; Perignon, welcher i 5 ; Dumoriez und Eugene, deren jeder 12; Pichegru, welcher iv;

Brune, welcher 7 , Kellerman, Delatrc, deren je­der g; Souham, Dunicrbise, Hoche, Davoust, de­ren jeder 7; Lasalle, Lamarlibre, Kleber, Suchet, Murat, Massen«, jeder 6 ; Ney, BcssicreS, Custine, Labourdonnaye, Miranda, Dclage, Westermann, Sahuguet, Dugommier, Championnet, Lefebvre und Soult, jeder 5, und Nonaparie, welcher alS General 27 , und als Kaiser deren 49 erfocht. Na­poleon, welcher am 13. August 1-59 geboren wurde, wurde in folgenden Abstufungen befördert; imIahrr 179 Z Chef beim Artilleriecorps von Toulon (24 Jahr alt); im I. 1794 ArtillerieCommandant in Italien (25 I. all); im I. 1796 Oberbefehlshaber (27 I. alt); Feldherr in Egypten im I. >798 (29 2 . alt); erster Cvnsul im Jahr 1799 (Zo I. alt); im Jahr 1804 zum Kaiser erwählt (Z4 I. alt). Seine Nie­derlage bei Waterloo gieng am 18. Juni 1813 vor (43Jahr alt); er starb am 5. Mai 1821; er würde gegenwärtig in seinem 7 «. Jahre scyn.

(Malzverbrauch in Vaicrn.) Bale« rische Blätter enthalten interessante statistische No­tizen über den Malzverbrauch der Münchener Brauer in den 8. Monate» vom September i 839 bis Ende April >840. Es wurden im Ganze» 96,t49 Schef­fel consumirt. und dafür an Abgabe» 72t, t 52 Gul­den und 48 kr. bezahlt. Von dieser Summe zahl­ten der Hackerdräu 56 . 8 o 3 fl , Hr. Pschorr 31.647 st-, der Löwcnbräu 43.719 fl-, Oberspatcn 37.990 fl.. Hr. Fader 32,099 fl-, der Dirnbräu 30,977 fl- und 30 kr. u. s. w>

Im unglücklichen Spanien hat die Hoffnung auf bessere Zeit neue Nahrung erhalten. Die Hauplfestr der Carlisten, Morella, ist eingenommen. Die Be­satzung wehrte sich tapfer und ließ von den Zinnen der Festung die schwarze Todesfahnc wehen. Als aber die Stadt im Feuer stand und die Flammen an den Felsen der Cuadellc cmporschlugen, da ergaben sich die Cailisten und ließen sich ans Gnade und Ungnade gefangen nehmen. Der rechte Vogel fand sich aber nicht im Nest. Cabrera hatte sich schon vvrher aus dem Staude gemacht.

Unter den europäischen Königen, die einen Aus­bruch zu fürchten haben, ist jedenfalls derjenige am übelsten daran, der von de» drei feierspeienden Ber­gen zwei im eignen Lande und übcrdem die noch nicht ganz überwundene Fatalität mildem Schwefel hat. Das ist jetzt der König von Neapel. Er ist am io. Mai am späten Abend plötzlich nach Sicilien übergereiSt. Daheim raucht der Vesuv und drüben auf der Insel sprüht der Aetna, als hätte darinder alte Schmidt Vulkan seine Bälge aufgezogen, Schwerter zu schmieden und Klingen zu Härten.