Aus §tadt und Kreis Lalw
.. unser einziger Zunge"
Von Uerwooo Okrsü
Die Sprache der Zeit ist klar und hart, wie es die Zeit erfordert, und wo sich einmal m den Sätzen, die zu dem Geschehen dieser Tage geschrieben werden, ein zartes Wort dazwischen mischt, da ist es von besonderer Schwere und spricht gar oft von bitterer Herzensqual und oft von wahrer Herzensgröße.
„Am Glauben au den Führer fiel mein lieber Mann . . Wie stark ist die Frau, die diese Sätze schreibt. Wie groß ist sie, wie stark dem Schicksal gegenüber, und wie sehr schlägt ihr Herz noch mit dem Herzen, das nicht mehr schlagen kann. Welche seelische Gemeinschaft hat eine Ehe ausgezeichnet, in der eine Frau von ihres Mannes Glauben so viel weiß, daß sie stolz bekundet, daß dieser Mann, ihr Mann, nur in dem Glauben an Adols Hitler sterben gehen konnte!
„Unser Bruder starb für sein Volk, das er so heiß geliebt . . Welch wundersames geschwisterliches Leben haben doch diese geführt, daß sie den Strom seiner Liebe so sehr für unser Volk dahinströmen wußten.
Ein Satz jedoch, es scheint unS, wiegt in seiner Einfachheit erschütternder als jeder andere sonst. „Er war unser einziger Junge...", „Es fiel vor dem Feind unser einziges Kind . . ." Aus einem Satz spricht hier so viel wie nicht aus manchem starken Buch. Denn dieser Satz spricht ungesprochen vieles aus; er spricht von einem ganzen, langen Abschnitt unserer Geschichte und lehrt uns eine große Lehre.
Hier fanden.sich.zwei Menschen .in.einer
schweren Zeit, die Friese hieß und doch kein Friede war, in einer Zeit, in der wir zahlen mußten für einen verlorenen Krieg. Zwei Menschen fanden sich, aus ihrer Liebe wuchs dies eine Kind. Wir hatten einen Krieg verloren für einen Traum vom Frieden ohne Sieg Md zahlten nun mit Hunger, Not und Sorge. So wurde aus der Liebe nur dies eine Kind. Und da kein Volk verhungern und verkommen will, da wir die Sonne sehen wollten wie andere Völker auch, mußten wir wieder in den Krieg hinein, mit dem der ewige Feind uns überzog. Und dieser eine mußte mit hinaus, um für sein Volk, für Vater und für Mutter zu kämpfen, und mußte draußen bleiben.
Kein Satz, so will uns scheinen, ist so hart wie dieser. Keiner aber auch so verpflichtend für unsere Zeit. Noch einmal einen Frieden, der keinen Sieg für uns hat, der keine Ruhe bringt auf dieser Erde, der uns nicht als Stärkeren den Frieden sichert — und all das Grauenhafte wiederholt sich in Generationen noch einmal. Vielleicht geschieht noch Schlimmeres. Denn ob die Liebenden sich dann noch finden, den Mut zu einem Kinde überhaupt noch haben, wir glauben nicht, daß das so kommen könnte. Die nidische Lehre von der Vernichtung alles Guten auf dieser Erde, sie würde es nicht dulden. Es wüchsen keine Kinder mehr für Deutschland auf. und keine Ehe fände ihren Frieden.
unser einziger, lieber Junge." DaS Wort, es schneidet wie mit Schwertern in die Herze». Es darf nach diesem Kampf nie wieder fallen müssen, niemals. Es darf kein Friede ohne Sieg mehr sein, damit auch diese Herzensqual nicht wiederkehre.
Meldepflicht vo« Wohv«ns<« ^ Durch 8 12 der Verordnung zur Wohn- umlenkung vom 27. Februar ist angeordnet, jeder Wohnungsinhaber, der über mehr eine selbständige möblierte oder unmöb- ,,.e Wohnung für seinen eigenen BedaP er den seiner Familie verfügt, hierüber bis um 10. April eine Msloung an jede un> ne Verivaltungsüehörde (LanHsat oder Ober- tirgermeister) zu machen hat, m deren räum- chen Bereich er eine oder nMrere derartig« Löhnungen besitzt. Ferner Art jede Ein- elperson, di« eine felvstimdiäe möbliert« der unmöblierte Wohnung imseyat, dies nn> r Angabe der Zahl der zu der Wohnung ^hörenden Räume und der etwa darin be- ndlichen Untermieter und Untevmieterfami- n bis zum 10. April der Gemeinde zu mek- n. Hierdurch soll ein Üeberblick über de« orhandenen Bestand gewonnen werden.
Als selbständig gilt jede Wohnung, die mindestens eine eigene Kochgelegenheit hat unt picht Teil einer größeren Wohnung ist. Alt Minzelperson gilt der Mieter oder Benutzei per Wohnung, wenn zu seinem Hausstani Weber sein Ehegatte noch Verwandte oder Verschwägerte von ihm gehör««. Die Angaben in den beiden Meldungen sind nach dem Stand« vom 10. März zu machen.
Die vorerwähnten.beiden Meldepflichten bestehen allgemein kraft Gesetzes, ohne daß et einer besonderen Aufforderung bedarf. Aul hie genaue Jnnehaltuna des Termins Wirt besonders Angewiesen. Unterlassung der rechtzeitigen Meldung kann Bestrafung nach sick ziehen.
Alle Kräfte für den Luftschutz!
Durch die achte Aenderungsverordnung zun Luftschutzrecht sind nun im gesamten Reichsgebiet alle Personen, bei denen nicht körperliche Behinderung oder besondere Berufspflichten entgegenstehen, kraft Gesetzes zui Luftschutzoien st Pflicht im Selbstschutz herangezogen worden. Eine polizeilich« Heranziehung einzelner Personen zum Selbstschutz ist daher nicht mehr nötig und entfällt in Zukunft. Dementsprechend können alle in Hause zur Verfügung stehenden Kräfte vor den vom örtlichen Luftschutzleiter ernannter Luftschutzwarten nach seinen Weisungen füi Aufgaben im Nahmen des Selbstschutzes eingeteilt werden. Wo Gefahren für Leben odei Sachwerte entstanden sind, können ferne: außer den Polizeibeamtcn alle Führer de« Selbstschutzes und ihre'Vertreter sowie die mi Polizeilichem Ausweis versebenen Amtsträge: des Reichsluftschutzbundes alle tn bei Nähe der Schade ns stelle sich aufhal tenden Personen, die nickt anderweitia ein gesetzt sind, zu Dienstleistungen im Luftschutz einteilen und einsetzen. Bei Körperschäden, die infolge solcher Dienstleistungen im Luftschutz emtreten, wird vom Reich Fürsorge und Versorgung gewährt.
Gewerbesteuer wird vom Reich erhoben
..„Aus Grund einer im Reichsgesetzblatt veröffentlichten Verordnung wird die Gewerbesteuer ab 1. April 1913 durch das Reich erhoben. Diese Maßnahme ist ein weiterer Beitrag zur Verwaltungsvereinfachung, denn schon bisher haben die Finanzämter und damit das Reich den Gewerbestenermeßbetrag festgesetzt. Nach wie vor fließt das Aufkommen aus der Gewerbesteuer den Gemeiudeu zu. Die Erhebung der Grundsteuer erfolgt weiterhin durch die Gemeinden.
Einlösung der Wertfcheine für das WHW.
Die Gültigkeitsdauer der Wert scheine des Kriegswinterhilfwerkes 1942/13 endet mit dem 31. März 1913. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen sie von den Betreuten des WHW. in Zahlung gegeben sein. Einlösungs- fristen sind bis zum 31. Mai durch den Einzelhandel bei den Kreditinstituten, bis zum 15. Juni Abrechnung durch die Kreditinstitute xi ihren Zentralstellen und bis zum 30. Juni lbrechnuiig durch die Zentralstellen der Kre- tmstitute beim Reichsheauftragten für das sinterhilfswerk. Die noch bei den Einzel- ndelsgesckaften befindlichen Wertscheine des
zum 31. Ntai von der Dienststelle des Reichö- beauftraatkn, Berlin SO 36, eingelöst. Nach diesem Kttpunkt verlieren die letzteren Wert- scheme ihre Gültigkeit.
10 Sahre Pferdevei^cheeungsveeei«
Nagold
Mit seiner diesjährigen, unter Vorstand Eugen Schill in der „Schwane" in Nagold abgehaltenen Hauptversammlung konnte der Pferdeversicherungsverein Nagold und Umgehung auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken. In dieser Zeit hat er außerordentlich
Nach der Prüfung: GO-Mäöel
Ausbildung seöea BVM-MäSels im Gesundheitsdienst - Vorbereitung auf den Ki-icgscmsah
segensreich gewirkt. Wie manch einer von den heute mehr als 500 Mitgliedern ist durch den Verein vor größeren! Schaden bewahrt worden! Um so bemerkenswerter ist es, daß die Gemeinde Effringen seit Bestehen des Vereins nicht einen einzigen Schadensfall gehabt hat. Als Anerkennung wurde diese Gemeinde für das kommende Jahr von der Prämienzahlung befreit. Im übrigen werden Heuer statt 3 Prozent nur 2 Prozent erhoben. Die Prämie wird diesmal im Frühjahr und fürs ganze Jahr eingezogen. Das letzte Jahr war als günstig für den Verein zu bezeichnen, es fiel 21mal ein Schaden an. Ein besonderer Fall gab Veranlassung, darauf hinzuweisen, „Verschlagen" genauestens mit Tag und Datum zu melden. Erwähnenswert ist noch, daß darauf gesehen wird, daß die Pferde unbedingt an dem Tage der Schaukommission vorgesührt werden müssen, für den die Kommission angesagt ist.
in Kiii^e
Bei Fliegerschäden Zieste von Gegenständen nnd Lebensmitteln aufheben. Die Beweisführung für die in den Entschädi- aunasanträaen gemachten Angaben wird dadurch erleichtert und das Entschädigungsverfahren beschleunigt.
Bis zum 31. Juli kann der im Besitz der in das Deutsche Jungvolk und den Jungmadelbund aufgenommenen Zehnjährigen befindliche Zuweisungs schein zusammen mit der vierten Reichskleiderkarte heim Kauf parteiamtlicher Uniformstücke als gültiger HJ.-Auswcis vorqeleqt werden.
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Zum 51. Geburtstag des Führer? gibt die Deutsche Reichspost sechs Sondermarken zu den Werten 3 -l- 7. 6 1-11, 8 4- 22. 12 4- 38. 24 4- 76 und 10 4- 160 Pfennig heraus. Die Marken werden bei größeren Postämtern vom 13. April bis 15. Juni vorrätig gehalten.
Oer Rundfunk am Dienstag
Neichsvroaramm: lö.30 bis IS Ubr: Robert Schumann Wed- unb Klaviermusik): 16 bis 17 Ubr: Breslauer Overnsenbuna: 17.1S bi» 18.3» Ubr: Musikalische Aleinstadtbilber; 1S.18 bis 20 Ubr: Hans Sribsche spricht: 20.20 VIS 20.30 Ubr: Sriet- rich Wahrer spielt Beethoven: 20.30 SIS 21 Ubr: Mozart-Svmv-onic: 21 bis 22 Ubr: Auslese schöner Schallplatte«. — Deutschlaudsender: 17.1V bi» 18.10 Ubr: Italienisch« stonzertmusik: 18.10 bis 18.30 Uhr: NicharL Straub: „Don Juan": 20.1V bis 21 Uhr: Tänzerisch« Weisen: 21 bis 22 ttbr: „Eine Stunde für dich".
Abseits der Stadt, am Rande eines kleinen Wäldchens, liegt die Jugendherberge, in der 16jährige ÄDM.-Mädel in einwöchigen Lehrgängen mit der Gesundheitsdienstausbildung des Mädelbundes vertraut gemacht werden. Und so, wie hier ein Landbann nach der Anordnung der Reichsjugendführung seine Mädel ausbildet, so werden in kurzer Zeit in allen Teilen des Reiches die Mädel dieses Alters die G D.-A nsbildung durchgemacht hahen. Von der Dienststelle des Mädelbannes werden hierzu die Bereithaltungsschreiben an die Mädel geschickt, und wenige Tage vor Beginn der Lehrgänge werden sie einbernfen.
Die Gesundheitsdienstführerin des Mädelbannes, die hier die Lehrgänge leitet, wiederholt heute den Stoff, der am Vortage gelehrt worden ist. Da sprechen die Mädel vom Blutkreislauf, von der Verdauung, der Atmung und vielem mehr. An ihren Aussührungen erkennt man, daß die Ausbildung im Gesundheitsdienst gründlich ist; sie wird den Teilnehmerinnen auch in« späteren Leben zugute kommen.
Nach der Beendigung des Unterrichts gibt uns die Lagerführerin einen Einblick in den Lehrplan. „Jeden Nachmittag kommt eine Ausbilderin des Deutschen Roten Kreuzes zu uns", erzählt sie, „und lehrt die Mädel all das, was ein Gesundheitsdienstmädel im BDM. wissen muß. angesangen vom Aufbau des menschlichen Körpers bis zum praktischen Anlegen von Verbänden verschiedener Art.
Die Unterrichtsgebiete, die die Ausbilder!» des DRK...am Nachmittag durchnimmt, werden am nächsten Vormittag von der Lagerleiterin init den Mädeln eingehend wiederholt. So ist die Gewähr gegeben, daß die Mädel am Ende des Lehrganges den Stoss he
tzerischen und die Aufgaben eines GD.- Mädels verrichten können.
Am letzten Tag kommt dann die Bannärztin zu uns und nimmt die Prüfung ab. Es wird viel verlangt, nnd nur die Mädel, die den ganzen Lehrgang hindurch ernsthaft gearbeitet und gelernt haben, können hier bestehen. Wir wollen ja keine Freizcitlager durchführen, sondern die Mädel sollen ans den Kriegseinsatz vorbereitet werden. Im letzten Lehrgang hat der größte Teil der Mädel die Prüfung bestanden. Die Fähigsten aber sind zu GD.-Mädeln ernannt worden."
Dann berichtet uns die GD.-Führerin von dem verantwortungsvollen Einsatz, der aus die Mädel wartet. Die laufende Arbeit., eines GD.-Mädels ist es, innerhalb der Gruppen die Vorschulung aller Mädel für den Gesundheitsdienst zu übernehmen. Zur Durchführung dieser Aufgaben werden GD.-Mädel in Heimabenden nnd Wochenendschulniigen weiterhin gefestigt. Darüber hinaus sieht jedes GD.-Mädel seine höchste Pflicht im Kriegseinsatz. Bei etwaigen Luftangriffen feindlicher Bombenflugzeuge stehen sie helfend bereit. Im Rahmen der Hitler- Jugend-Arbeit begleiten sie die Transporte der Kinderlandverschicknng in die Aufnahme- gane und übernehmen dort zusammen mit den Acrzten die Betreuung der KLV.-Lager.
Sie nützen aber auch ihre freien Stunden, Ferien und Urlaub aus, nm in Lazaretten und Krankenhäusern die Schwestern des Deutschen Roten Kreuzes zu unterstützen und unseren verwundeten Soldaten Hilfe und Linderung zu bringen. „Die GD.-Mädel wechseln sich in vierzehntägigen Einsätzen ab und sind so in den Lazaretten und Krankenhäusern eine wertvolle Stütze", erzählt die GD.-Führerin.
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LUSLinmenAsstsIIt von cker 148 - I'rauonscliatt, vsutsekes I/rauenvsrk
Gerstengriitzeauflauf. Zutaten: 4L L. Milch, 4L Ltr. Wasser, 250 Gr. Gerstengrütze, eine Prise Salz, 40 Gr. Fett, 80—100 Gramm Zucker, 1—2 Eier, 1 Eßl. Ei-Austauschstoff, Saft und Schale einer Zitrone, nach Belieben 2 Eßl. gehackte oder geriebene Bucheckern. ' ,
Die Gerstengrütze in der Flüssigkeit weich- kochen und erkalten lassen. Inzwischen Eigelb, Ei-Austauschstoff, Zucker, Zitrone schaumig rühren und evtl, die Bucheckern darunter- mischcn, die erkaltete Gerstengrütze darnnter- mengen, den Eischnee unterziehen, die Masse in eine gefettete Auflanfform füllen, nach Belieben einige Fettslöckchen obenauf geben nnd den Auflauf etwa 1 Stunde backen. ^
Uebcrbackene Tellcriekartofseln. Zutaten: 2 große Sellerieknollen, 1—14L Kg. gekochte Kartoffeln, 30 Gr. Fett, 60 Gr. Mehl, 4L bis 4L Ltr. Milch, Salz, etwas Essig.
Die gebürsteten Sellerieknollen dünn schälen (Abfall zur Gemüsebrühe verwenden), in Würfel schneiden und mit etwas Essig in Salz
jxiöMvinjerhkls§ivLxk<L.j9Ml2 . lxcxLen. bis Lasser nicht ganz weichkochen. Aus Mehl,
Sellericwasser und Milch eine dickliche Tunke Herstellen, die Sellerieivürfel und die noch warmen, in Würfel geschnittene» Kartoffeln hineingeben, abschrecken und in gefetteter Auflaufform übcrbacken.
Bodenkohlraben mit Fleischklößchen. Zutaten: 14L Kg. Bodenkohlrabcn, 25 Gramm Fett, 100—150 Gr. Hackfleisch, Salz, Zwiebel oder Lauch, einige roh geriebene Kartoffeln, Salz, Petersilie.
Die Bodenkohlrabett schälen, alles Harte entfernen, in Streifen schneiden, in heißem Fett andünsten, mit kochendem Wasser Möschen, salzen und fast gar werden lassen. Aus Hackfleisch, Kartoffeln, feingeschnittener, gedünsteter Zwiebel und etwas Tal; Klößchen formen,ans den Bodenkohlraben garen lassen und vorsichtig herausnehmen. Nach Belieben das Gericht mit etwas angerührtcm Mehl binden, kurz durchkochen, die Klöße wieder hineingeben, mit gehackter Petersilie bestreuen und abschmecken.
Haferflocken-Suppe. Zutaten: 100 Gramm Haferflocken, 1 Ltr. Gemüse- oder Fleischbrühe, Salz, Kräuter.
Die Haferflocken in die kochende Brühe einstreüen, etwa 4L Stunde kochen, nach Belieben durch ein Sieb streichen, dann abschmek- ken und mit gchackten Kräntern zu Tis ch gebe n,
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(19. Fortsetzung)
„Verkaufen? Ein so ideal gelegenes Grünt» stuck? Aber Herr Stadtamtmann! Kommt dock gar nicht in Frage! In kurzer Zeit wird da« Lokal unter neuer Regie wieder eröffnet."
Die unverdiente Beförderung zum Amtman, macht den Herrn Stadtsekretär zugänglichen „Die alte Klabache wollen Sie aufmachen? Neq das will mir nicht in den Kopf. Da geht je doch kein Mensch hin."
„Abwarten!"
Herr Plumboom warnt milde. „Junger Mann, Sie werden reinfallen! Erstens müssen Sie ein« Konzession haben. Die haben Sie natürlich nicht. Zweitens werden Sie kaum eine Handvoll Menschen aus Heidenau da draußen zu sehen kriegen. Warum auch? Wir haben doch alles in der Stadt. Drittens brauchen Sie 'nen Haufen Geld, um die Bude wieder in Ordnung zu bringen. Summa summarum: Lassen Sie die Finger davon. Sie werfen Ihr Geld zum Fenster raus."
„Bange machen gilt nicht!" lacht Paul. „Die Konzession ist beim Landrat beantragt und wird in drei Tagen hier sein. Und was die Menschen betrifft, das werden Sie ja dann erleben, wenn es soweit ist. Heidenau soll noch Mittelpunkt emer bedeutenden Fremdrnindustrie werden."
„Sollte mich wundern."
„Wir werden beste Biere und gepflegte Weine sichren!"
„Ist mir wurscht. Ich trinke keinen Alkohol."
„Trotzdem sind Sie herzlich eingeladen zur Eröffnung, Sie und Ihre Frau Gemahlin. Wohl^ verstanden: als Gast des „Künstlerheims zum silbernen Mond", Kaffee, Kuchen, ein prrma Abendbrot — alles gratis und franko. Weil sie es sind."
. ^er der Herr Stadtsekretär ist nun am Ende feiner Menschlichkeitsperiode angelangt und ver« wandelt sich wieder in seine Amtsperson.
„Ausgeschlossen!" wehrt er mürrisch ab. „Was denken Sie sich? Ich bin Junggeselle. Das iß Punkt eins. Punkt zwei: Ich verkehre nur in der „Sonne", wo alle anständigen Menschen verl kehren. Und drei: es wäre Beamtenbestechungz junger Mann. Wissen Sie, was auf Beamtem vestechung steht?"
„Ich lasse mich gern belehren!"
„Sechs Monate Gefängnis. Haben Sie sonst noch was? Nicht? Na dann —"
Paul verbeugte sich. „Jawohl, Sie mich auch Herr Sekretär. Ich meine, behalten Sie mich auch so in guter Erinnerung. Sind übrigens alle Leute in Heidenau so entgegenkommend?^
Der Herr Sekretär kann aber nicht antworten, denn in diesem Augenblick regt sich bei ihm das Sodbrennen, und es stößt ihn sauer auf. Paul entfernt sich daher ohne weitere Formalitäten,
Der Anfang ist gut! denkt er ingrimmig. — Aber laß mal, Paulchen, wir werden das Kind schon schaukeln.
Am späten Nachmittag ist die Besichtigung des Lokals beendet. Man versammelt sich im Gartensaal.
„Sieh nur, Freundchen, dieser Saal ist für heute Festlokal!" zitiert Heiner schwungvoll während Seppel den Einzugsmarsch aus „Tann- Häuser" auf seiner Mundharmonika bläst. Die Fenster werden aufgerissen, denn drinnen herrscht eine Lust zum Ilmfallen.
„Und der Staub!" stöhnt Annemarie. „Kinder, laßt uns 'rausgehen ln den Garten! Mir wird schlecht!"
Dann kommt die große Generalstabsbesprechung. Der „Silberne Mond" ist eines der üblichen Sonntagnachmittags - Ausflugslokale, an Wochentagen zu groß, an Sonntagen zu klein. Aber es liegt schön. Wald, Wiese, Vach, im Hintergrund die Burg als malerische Stimmungskulisse — sogar ein Badeteich im Gelände.
„Ideale Lage!"-Das ist der erste allgemeine Eindruck. „Höchst romantisch! Mehr kann man fürs Erste gar nicht verlangen."
„Allerdings, eines ist schlecht, die Straße nach hier ist gerade kein Rosenpfad! Kinder, diese Kopfsteine!"
„Unsinn! Die Kopfsteine sind nur zu loben'" Paulchen sagt das mit lleberzeugung, als ob er selbst daran qlaubt. „Wenn ein Gast den Weg über dieses Pflaster zu uns gesunden hat, ohne umzukehren — na, dann hat er gewissermaßen die Prüfung bestanden. Dann kommt er nicht bloß wegen der Bequemlichkeit, sondern auch wegen der Kunst!"
„Dein kindlicher Sinn möge dir erhalten bleiben bis ins hohe Alter", brummelt Heinzel» mann. „Und so etwas will 'ne Kneipe auf, machen!"
Der Protest der Kameraden erschüttert den Musikus nicht weiter.
„Also nun mal ein bißchen Ordnung!" verlangt Paulchen. „Einer nach dem andern. Jeder sagt, was er hier für Eindrücke während der Besichtigung gesammelt hat. Fang du mal anj Heiner!"
„Kinder — alles in allem — es gestillt mir hier", erklärt Heiner. „Wenn ich Geld hätte; ließe ich alles Herunterreißen, die noch braucht baren Balken und Stämme Zusammentragen un» baute mir daraus ein Blockhaus."
„Quatsch! Sachlich bleiben, bitte!"
„Was heißt hier sachlich? Ich will damit sagen, das Lokal liegt in einer Gegend, in der die Natur dem Menschen schon auf den Früh, stückstisch guckt. Ich bin hinaufgeklettert zur Ruine. Man braucht knapp eine halbe Stund« dazu, also eine Wanderung, die man auch all teren Semestern zumuten kann. Die Hauptsachck aber ist: da oben kann man herrlich Freilich)« spiele inszenieren. Die Natur hat uns Bühn« und Zuschauerraum beinahe fertig zum Gebrauch hingestellt. Wundcrbat geradezu! Mozart in Kostümen, dazu ein Ballett und dann die kleine Nachtmusik! Ha, Kinder, das war 'ne Sache!"
„Gut!" lobt Paul. „Ich sehe, du hast Blick und Phantasie. Wir werden die Anregung im Auge behalten. Sepp, was hast du zu berichten??
Sepp ist Bayer. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. „Was i zu sagen Hab, dös is net vie'
A Saustall ist's, a drecketer! Aber i kri^ ' wieder hin. Bloß Färb muh hinein!" Pau verspricht ihm einen Orden, wenn er es schaff
Als Letzte berichtet Annemarie, die klein Soubrette mit der spitzen Zunge und dM sck fen Verstand. " ^
- - - (Fortsetzung fohN.I