293
d'Qrseysche. Dieser moderne Mann des Tages gedenkt nächstens alle deutsche» Städte zu bereisen und die Moden zu reformiren.
— (E i n e e n t s etz l i ch e G e sch i cht e.) Am iS. März wurde vor den Gerichte» in Paris ein Vorfall verhandelt der zwei Stunde» lang Richter und Zuhörer mit Entsetzen erfüllte. In der Straße St. Denys nemlich, hatte man vor einiger Zeit einen Abzugsgraben der Latrine» gereinigt Man wartete nur noch auf den SanilätSCommissär, um den Stein, der zum Verschluß diente, wieder auf- zulcgc» und einzumauern. 2» dieser Zeit wollte steh ein Einwohner des Hauses, ein junger Mann, welcher Commis bei dem Besitzer desselben, seinem Schwager, Hrn. Duches ne war, auf den Abort begeben, gewahrte nicht, daß der Stein von der Oeffnung gewälzt war, und stürzte in den gräulichen Schlund, der eine ansehnliche Tiefe hat, und inwendig auSgeniaucrt war, hinein. Kurze Zeit darauf kommen der SanitätsCommiffär und der Maurer, der Leu Stein wieder einmauern sollte, und diese Operation wurde vvrgenvmmen, ohne daß man eine Ahnung davon hatte, daß ei» Mensch in diesem entsetzlichen Aufenthaltsort lebendig begraben seyn könne. Drei Tage und drei Nächte verginge», ohne daß sich irgend eine Spur des Verunglückten den man alsbald vermißt hatte, wahrnehmen ließ. Nach diesen glaubten einige Bewohner des Hauses ein schauerliches Stöhnen, höchst seltsame Töne zu vernehmen, die aus dem Bauche der Erde zu dringen schienen, die man sich aber durchaus nicht erkläre» konnte. Ein junges Mädchen wurde zwei Nächte hinter einander von diesen Tönen geweckt, und sie und ihre Mutter sagten aus, daß cS geklungen habe, als wenn sich das Wasser in ihren Kü- chcneimern von selbst bewege, und hohl rausche. In der dritten Nacht vernahm auch der Portier des Hauses diese Töne, konnte aber durchaus nicht ermitteln, woher sie kamen. Doch zündete er seine Lampe an, und ging in alle Keller des Hauses, wo sich aber das Geräusch verlor. Endlich nach sieben Lagen und Nächten entdeckte einer der Miether unzweifelhaft den Ort, woher diese Töne kamen. Er eilte sogleich zum Hausverwalter. Man überzeugte sich, daß er Recht halte. Sv stark es möglich war, schrie man hinab: „Muth Unglücklicher, ma» kommt Dir zu Hilfe." Man stürzt zum Maurer, der Stein wird von der Oeffnung gerissen, zwei Männer steigen auf Leitern hinab, der Unglückliche wird, nachdem ec eine volle Woche in diesem Orte des Entsetzens zugebracht, an's Tageslicht herauf gezogen. Er alhmcte noch, aber in welchem Zustande! Die Extrimitäten seiner Gliedmaßen waren schon halb in Fäulniß übergegangen, sein Gesicht dis zur Unkenntlichkeit mit Schmutz und Blut be
deckt, die Farbe seiner Wangen grüngelblich, statt des frischen RothS der Jugend und Gesundheit, das sie zuvor schmückte. Ein hcrbeigerufener Arzt wandte alle Mittel a», die der Wissenschaft zu Gebote stehen, um ihm Rettung zu bringen. Der Unglückliche machte noch einige Bewegungen, und öffnete die Augen. Doch seine schweren Augenlieder sanken wieder zurück, und die Pupille war schon aus einander geflossen. Bevor man ihn nach einem Hospital schaffen konnte, gab er den Geist auf, — Der Unglückliche ist vielleicht unter allen Erdgebornen deS entsetzlichsten Todes gestorben! — Der Fall wurde deshalb ei» gerichtlicher, weil die Verwandten deS Verunglückten, den Portier LangloiS und den Hausverwalter Lebrun angeklagt hatten, dieses namenlose Unglück durch ihre Fahrlässigkeit verschuldet zu habe». — Rührend war eS zu hören, wie sein Schwager ihm, mit durch Schluchzen unterbrochener Stimme das lobendste Zeugnißertheilte: ,,Er war das Muster eines jungen ManneS, wir konnte» ihn keines Fehlers beschuldigen. Er war heiter und fröhlich wie Alle, die ein gutes Gewissen haben." — Der Portier LangloiS wurde zu drei Monat Gefängniß verurthcilk, der Hausverwalter freigcsprochen.
ff Für den Haushalt der gerne Kaffeetrinkenden Frauen sind heut gute Nachrichten cingelaufen. Der Kaffee wird in diesem Jahre noch wohlfeiler und der Tbee nicht «heurer werden. So gut stands mit den Kaffeebäumen lange nicht, als in diesem Jahr, in allen Kaffeeländern ist eine so gute Erndte in Aussicht, daß man nicht Raum genug haben wird, die Bohnen untcrzubringcn. Was den Thee anlangt, so kommen in London fortwährend neue Sendungen an, und man hat bereits so viel Vorrats), daß, wen» auch der Krieg mit China i» Jahre dauern sollte, doch „och immer kein Mangel und auch keine Theurung eintreten wird.
ff Am Tage der Beerdigung deS Bischofs von Würzburg stimmten nichtnur die Glocken der evangelischen Kirche mit in das Lrauergcläute der katholischen Kirchen ein, sondern die protestantische Geistlichkeit nahm gleichfalls brüderlich am Leichen- zugc Antheil.
Cours-Zettel.
6 o i a.
l-cl'or L. 11. 6 ler. I?r<I'or 1l. Y. ZS kr. Dukaten 2 . 3 , ZZ kr. 20kr5.8tUck ü. g. ztzkr. Hollöuck. 1l)üulckeir8t. ü, 9< 52 kr.
Auflösung der Charade in Nro. 27.
N c u j a h r w u n s ch.