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durch die Dardanellen zurücksegelte, hatten die Türken den Muth, denselben zu Versal- gen, in der Absicht, ihn qnzugreisen. Sie erreichten ihn nicht. Das Schicksal aber, da- der neue Kapudan Pascha, Seid Alp, welchen der Sultan erst kurz vorher aus al- gierischen Diensten zu dieser Würde erhoben hatte, gereizt, traf den übermüthigcn Musel­mann bald. Da er sich mit den Britten nicht messen konnte so suchte er Gelegenheit, es mit den Nüssen zu thun. Am i. Juli I8O7 stieß er bei der Insel Lemnos auf die russische Flotte, unter der Anführung des DiccAdmiral Siniavin. Seid Alp befeh­ligte 12 Linienschiffe und 6 Fregatten. Si­niavin 10 Linienschiffe und 12 Fregatten. Angriff und Gegenkampf waren von beiden Seilen rühmlich; neun Stunden lang schlug man sich mit der größten Erbitterung. Die Türken konnten es jedoch den Russen im Manövriren nicht gleichthun, denn diese wurden von englischen Offizieren geleitet. Auch waren die Schiffe Jener zu sehr mit Landtruppen überladen, welche des Seedien- sieS unkundig, die entstehende Verwirrung bis aufs Aeußerste vermehrten. Mehr noch als dieses beschleunigte den Untergang der türkischen Flotte die Eifersucht des Contre- Admirals Schcremed Bep gegen den Kapu- danPascha. Mißgünstig über dessen Erhe­bung und Vorzug vor ihm, unterstützte er ihn mit seiner Division nicht gehörig, und half so die Niederlage der Flotte bereiten. Er wurde hernach nebst drei Hauptleuten, die unter ihm befehligt hatten, dafür hinge- richtet. Der Kapudan Pascha schlug sich mit wahrem Heldenmuth. An der einen Hand verwundet, hielt er sich mit seinem Admiralschiffe von 100 Kanonen, dem gleich zu Anfang der Schlacht durch eine Bombe der Hauptmast zersplittert worden war, meh- rere Stunden lang gegen fünf russische Li- nienschiffe. In dieser fürchterlichen Schlacht wurde die Flotte der Türken vernichtet. ES wurden vier Linienschiffe, und unter diesen das de« ViceAdmirals Bekir Beh, genom­men, z wurden verbrannt und 2 auf den Strand getrieben. Nur z Linienschiffe ent­kamen. Iu ihnen gehörte das Admiralschiff mit dem KapudanPascha. In dem mit den Türken hierauf folgenden Waffenstillstand gaben die Nüssen die eroberten Schiffe zurück.

Verschiedenes.

(Schrcckenssccne.) Die Elberf. Itz. schreibt aus Osnabrück eine Geschichte, die ich hier mitlheile, weil sie vielleicht einem Dichter Stoff zu einem Trauer- oder Schauspiele geben kann. Auf einer Hochzeit war man sehr lustig. Als die Gäste nach Hause wollen, so ist die Witterung so schlecht, daß die Entferntwohnendcn bleiben müssen. Darunter ist auch der Schwiegersohn, ein Förster aus der Nähe. Er will durchaus nach Hause, al­lein man sucht ihn auf alle mögliche Weise zu Hallen. Doch die Angst treibt ihn später doch noch weg. In der Nähe seiner Wohnung angekommen, bemerkt er in derselben noch Licht. Er schleicht herum und blickt hinein. Was steht er's man hat den Seeretär erbrochen, und zählt die bedeutende Summe der herrschaftlichen Gelder, die der Förster eingenommen. Bei diesem Anblicke verliert er die Geistesgegenwart nicht, sondern schießt mit seiner Doppelflinte auf die Diebe, so daß zwei davon todt zu Boden stürzen, die übrigen aber entfliehen. Nun will er den Knecht wecken, findet aber, daß solchem der Kopf abgcschnitten worden; er eilt zur Magd, und welch ein grauscnhafter Anblick; sie liegt in den letzten Zügen. Was die Räuber zu solcher Grausamkeit getrieben, ist unerklärlich. Der Förster sucht nun die Stube zu erbrechen. Sein Entsetzen steigt aber noch höher, als er in den Erschossenen erkennt seinen eigenen Schwiegervater und seinen neuen Schwager.

(Gaunerlist.) Zu Thann im Elsaß trat kürzlich ein Frauenzimmer, das offenbar Industrie­studien in Paris gemacht haben mußte, in den La­den eines Gewürzkrämers, und verlangte zwei Pfund Caffee. Der Krämer wog ad, und wollte die Waare in eine Düte thun. Allein die Frau meinte, das Papier könne er sparen, denn sie habe ja einen ir­denen Topf in der Schürze, in den solleer nur Alles hineinschülten. Das geschah. Die Frau griff in ihre Tasche aber leider hatte sic das Geld zu Haufe gelassen. Indessen nahm sie den Topf unter der Schürze hervor, und stellte ihn auf den Vcrkauftisch des Krämers. Sie kam aber nicht wieder, und als der Topf untersucht wurde, fand sich, daß er keinen Boden hatte, der Caffee war in des Weibes Tasche gefallen, und die Industrielle hatte für einen Scher­ben zwei Pfund vom besten Martinique eingehandclt.

(Fr eu et E u ch, Ih r StUtz e r!) Der König aller Elegants und Stutzer, Graf d'Orsey ist, nachdem er lange genug als erster Despot im Reiche der Mode in London geherrscht, in Paris angekommen, und bereits trägt kein Mensch von Bildung andere Röcke, Hosen, Westen, als Graf