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lind in Berlin isi die Sterblichkeit in diesem Win­ter sehr groß. In Schlesien isi eine Pfcrdeseuche entstanden, die schon l/^ bei mehreren Regimentern gctvdlet hat. Im badiscyen Oberland, Basel u. s, w. herrscht das Ncrvcnfiebcr heftig. Auch in Wien sind durch viele Sterbetallc in den vornehme» Fa­milien die Carnevalsscsilichkeiten gestört worden.

Die Louisd'or stehen jetzt fest, wo sic eben stehen.

ff Au Enkirch an der Mosel war ein großer Brand. Früh zehn Uhr ries man Feuer, und Abends lagen schon über ioc> Wohnungen in Asche. Meh­rere Kinder verbrannten dabei.

ff B i e rsch me ck e r. Auf einer Reise aus dem Voigtlande »ach Nürnberg kehrte ich in Bai- rcuth ein und besuchte mit einem Bekannten Abends einen Bäcker, der Bier schenkte. Um 8 Uhr traten drei Männer ein, ein PolizeiOssiciant und zwei Begleiter. Sie ließen sich ein Glas Vier reichen, besahen cs bei Licht, kosteten, spukten wieder aus und gingen stumm wieder ab. Ich war erstaunt, und erfuhr, das scyen die BicrVisitatorcn; einer von ihnen, ein ehemaliger Schreiber habe es so weit gebracht, daß er jeden besonderen Geschmack herausschmecke, den Hcfcngeschmack, Wurm-, Pech-, Rauch-, Wärmegeschmack u. s, w., jeder solcher Geschmack werde bestraft. Wirklich las ich in der Zeitung bestrafte Bierwirlhe. Sollte man denn nicht anderwärts auch solche gute Bicrzungc» finden.

ff Der bekannte Dvctor Follenius aus Darm­stadt ist mitte» im Wasser verbrannt. Das Dampf­schiff, auf dem er von Newyork nach Boston zurück- kchrcn wollie, gerieth in Brand und über ivt) Passagiere verloren das Lebe». Man hatte Baum- wollcnbalien zu nahe an die Dampfmaschine gelegt, so daß sic Feuer singen.

ff Man fährt jetzt mit Dampf von England nach Newyork gewöhnlich r7 Tage, mehrmals ist die Reise sogar schon in t? Tagen gemacht worden.

Neue Art zu sprechen. In der Schul­zeschen Buchdruckerci zu Oldenburg befindet sich ein taubstummer Schriftsetzer der sich ganz herrlich mir seinen College» auf eine freilich nur für diese verständige Weise unterhält. Er läßt nämlich mit Thalbcrgschcr Geschwindigkeit seine Finger über den Schriftkasten Hüpfen, die Eingcwcihelen vcrste-. den ihn sofort, und antworten auf'gleiche Weise, ohne durch ihr Plaudern Geräusch zu machen.

-Claviersiücke für eine Hand. Die in unfern Tagen, besonders in Frankreich heimische

Sitte, ClavicrEtüben und Sonate» für eine Hand zu schreiben, ist nicht ohne Vorbild. Zur Zeit der französischen Revolution half der gelehrte und gebil­dete Abbe Ioly Lyon vcrthcidigen. Eine Bombe nahm ihm den rechten Arm weg. Mit der linken Hand, die ihm blieb, baute der Abbe ein treffliche- Flügelpiano, er bildete sich selbst zum Künstler auf diesem Instrumente heran, und trug mit un­vergleichlicher Kunstfertigkeit eine Unzahl von Stü­cke» vor. Fünf Finger genügten ihm, eine Melodie, die tragenden Akkorde und einen gut durchgeführten Baß hören zu lassen. Noch seltsamer war das Ta­lent dreier Flötenspieler in Frankreich. Sie waren Officierc und spielte» recht fertig Flöte, welche über­haupt das Lieblingsinstrumenl der Militärs ist, wie unter anderen Friedrich der Zweite beweis». Im Kriege verloren diese drei Officiere jeder einen Arm. Keiner von ihnen konnte sei» geliebtes Instrument lassen; ohne daß einer vom andern wußte, erfand jeder ein Instrument, dessen Klappen und Löcher so geordnet waren, daß sie sich mit einerjHand spielen ließe». Endlich hörten sic von einander, traten in Briefwechsel, und bestimmten einen Lag zur Zu­sammenkunft in Paris. Zwei fanden sich ein, und spielten mit dem berühmten Berbiguier ein Trio. Casiil-Blazc, welcher sie hörte, gesteht, daß sie eine unerklärliche meisterhafte Fertigkeit besaßen. Der eine spielte mit der linken, der andere mit der rech­ten Hand. Die Flöte lag in einer Art von Schraub­stock auf einer eisernen Gabel fest, die an den Tisch geschraubt war, so daß der Osficier bequem davor sitzen konnte.

Buchstäblich wahr. An den Straßen­ecken in M*** war unter den verlorenen Gegen­ständen auch ein Bracelet von bedeutendem Werthe annoncirt, und dein redlichen Finder eine nahmhafte Belohnung zugcsichert. Ein elegant gekleideter Herr erschien bei Gericht; wies das Bracelet vor, schlug die angeborene Belohnung aus, und bat nur, das­selbe der Eigenthümerin persönlich übergeben zu dürfen. Zugleich ersuchte er, daß ihm ein Die­ner der Justiz als Begleiter mit gegeben wer­de. Man willfahrte seinem Verlangen, und beide Herren verfügten sich in die Wohnung des Frauen­zimmers. Diese bezeigte ein« außerordentliche Freu­de über die Wiedererlangung ihres Barcelets, und wollte alsogleich die Recompence ausbezahlen. Der Fremde verbat sich dieselbe wieder und sprach :Sie erhalten nur unter der Bedingung das Bracelet wie­der, wenn Sic mir die goldene Dose zurücksiellen, die sie mir jüngst im Theater aus der Lasche ge­nommen haben." Die Dame war wie vom Donner gerührt, und wollte nichts von allen dem wissen. Läugncn Sie nicht, sprach jener, denn das Brace­let befand sich an der Stelle meiner Tabaksdose