„Die Hätte könnten Sie wohl finden." fuhr Eduard verlegen fort, „aber er führt ein entsetzlicher Weg dahin, und der Bauer, ich bitte Sie, hakte eine blaue Blouse an und eine lederne Schlafhaube bis über die Ohren gezogen, und der soll unserm Capitän geglichen haben!"
Natalie fragte nichts weiter, war aber überzeugt, daß man richtig gesehen habe, und daß ihr Mann in außerordentliche Jntriguen verwickelt scxn müsse, da es sogar nöthig sep, sich zu verkleiden. Die arme junge Frau weinte bittere Thranen, und rief au«: „Ach ich Unglückliche, warum bin ich die Verbindung mit ihm eingegangen, ehe ich noch eine dritte Dedingniß aufgesetzt: daß er nie vor mir ein Geheimniß haben dürfe!"
Die Eifersucht säumte nicht sie mit allen ihren Wehen zu packe», denn von dem Augenblicke, als man Geheimnisse hat vor Frauen, sind sie auch überzeugt, daß es sich von einer Untreue handelt.
Natalie wollte plötzlich in die Stadt zurück. Armand, immer bereit sich nach ihrem Willen zu fügen, machte keine Schwierigkeiten , wie sie wohl erwarten mochte, und brachte sie nach Paris zurück. Da kehrten aber nach einiger Zeit bet Armand jene gewissen Augenblicke der Unruhe und Langweile wieder, und eines Tage« sagte er geradezu zu Natalien: „Mein liebes Kind, die Promenade nach Tische bekommt mir sehr wohl. Ich hatte mich auf dem Lande vortrefflich befunden; bei einem so rührigen Leben, wie ich es führte, du wirst begreifen, daß mein Leib in beständiger Uebung zu bleiben begehre; du wirst mir daher die Unart Nachsehen, wenn ich auch in der Stadt nach Tische ein Wenig ausgche, anstatt im Salon oder in der Theaterloge wieder zu sitzen."
„Ja, gehe nur lieber Mann," sagte sie und biß sich in die Lippen, „ich begreife das."
«Indessen, liebes Herz, solltest du etwas rinzuwenden haben..."
,.O nichts, lieber Engel, nicht», ... gehe du nur spazieren, da ... eS für deine Gesundheit nöthig ist.
Apremont gieng wieder jeden Abend zwei Stunden lang spazieren, die fatalen Augenblicke verschwanden wieder, und der rosenfarbene Humor ersetzte sie, der ihn auf dem Lande so liebenswürdig machte.
(Fortsetzung folgt.)
Doppel-Rath sel.
Zwei stattliche Gegner in offenem Feld,
Sie theilen sich in die Beherrschung der Welt,
Sie kämpfen um weites und breites Gebiet,
Nie ruht ihr Streit, ob er oft sich entschied.
Und keinem noch, feit sie sich streiten, gelang,
So sehr er auch rang,
Daß er auf des ander» Thron sich schwang.
Sie schicken ein Jeder auf seinem Plan Dem mächtigen Zweikampf Plänkler voran:
Der Eine sein feines und glänzendes Heer, Schwarzmäntcl der Andre so breit und schwer; Auch den Herold sendet ein Jeder voraus.
Dann kämpft sich der Straus Bald nach angefangenem Kampfspicl auS.
So geht um die Wette das mächtigd Spiel,
Und unbekannt ist sein endliches Ziel.
Doch fürchte den sonst so friedlichen Kampf,
Wenn ohne Herold in Qualm und Dampf,
Mit Prasseln und Lärm, wie's Beiden geschieht, Man den Einen sieht Brechen in des Andern eigen Gebiet.
Packt so den Ersten der Zweite, so bebt Der Boden, es zittert, was da lebt;
Es zuckt entgegen dem Blitz der Blitz,
Und machtlos wird der Sterblichen Witz,
Dann kocht in den Adern des Zweiten das Blut, Es donnert im Sud,
Strbmet aus den Narben mit mdrd'rischer Wuth,
Wenn aber der Erste den Zweiten schnell Mit seinem Bildniß erschreckt, wird's hell;
Auch blitzt und kracht es, doch Menschenwitz Wird oft noch fertig mit solchem Blitz.
Sie weisen den Ersten zurück mit Kraft,
Heiß wird geschafft:
Aber er hat schon zu viel errafft.
Auch kommt, so weit, als die Sonne reicht,
Der Zweite zuweilen und beschleicht Den Ersten feindlich im offenen Haus,
Die Stunden rechnen die Weisen aus. —
Sein feuriger Mantel, sein Silberschild,
Vom Glanze mild,
Werfen auf den Zweiten des ersten Bild.
Aus Aether gewoben ist Beider Gewand,
Die Sterne sind Einem von ihnen verwandt.
Der heimlich schafft und im Stillen sä't,
Was ihm zum Trutz der Gegner verräth.
Der auch viel Zweifel in aller Welt Schon aufgeheüt:
Sonne du bist ihm zum Dienste bestellt.