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kümmern.Sie hatten sehr Recht, lieber Onkel," fügte sie sichtbar verstimmt hinzu, die Seeleute sind ganz und gar nicht lie­benswürdig, und es thut mir leid, ihn ge­laden zu haben."

Was fallt dir ein, liebe Nichte, der Ca- pitan ist ein ausgezeichneter, sehr wohlerzo­gener, artiger junger Mann, wir hakten ihn schlecht beuriheilt, er versprach mir sehr oft aus eine Parthie zu kommen das heißt: dir die Cour zu machen, er ist ein Mensch Voll Geist, vom besten Tone."

Natalie sah, wie der Capitän den Onkel Vollkommen erobert hatte, und sie vergab ihm daher, sie vernachlässigt zu haben.

D'Apremont erschien wieder, ersehnt vom Onkel und gern gesehen von der Nichte, rind machte in der Liebe Beider solche Fort­schritte, daß Natalie eines Morgens hocher- röthend dem Onkel erbffnete, der Capitän Habe ihr Hand und Herz geboten und sie bitte jetzt um seinen Raih.

Der Onkel besann sich eine Weile und dachte bei sich selbst:Giebt sie ihm einen Korb, so kommt Aprcmont nicht mehr in unser Haus, und mit dem Trictrac hals ein Ende; hcirathct sie ihn, so gehört er ins Haus, und ich kann meine Parthie machen, wann ich will die Antwort also war: Du wirst sehr wohl daran thun, wenn du den Capitän heirathest."

DaS war Natalien sehr erwünscht, sie liebte Armand innig, obgleich sie es nicht gestehen mochte, und als der Capitän er­schien, diese Entscheidung der Liebenden über Tod und Leben zu vernehmen, gab sie sich eine sehr spröde Miene und begann:

Wenn es wahr ist, daß Sie mich lieben...."

Ach, schöne Frau, hol mich der."

Bst! lassen Sie mich allein reden, wenn ich bitten darf. Wenn Sie mich wirklich lieben, so müssen sie mir dieß durch die Thal beweisen."

Das will ich! welche Probe...?"

Fallen Sie mir nicht immer so hitzig in die Rede! Erstlich müssen Sie sich ihre Ma­trosenschwüre abgcwöhnen, die Ihnen bald im Ernste, bald im Scherz entwischen. Den­ken Sie sich. Sie würden die zarten SalonS- geschöpfe ewig dadurch erbeben und mich erröthen machen. Zweitens müssen Sie sich

und das ist rücksichtlich meiner die Haupt­sache das Tabackrauchen durchaus ver­sagen, ich verabscheue den Pfeifen- undTa-

backgeruch an Jedem und er würde mir die Nähe meines Gatten peinlich machen.

Armand stieß einen Seufzer aus, ant- wartete aber:Ihnen zu gefallen unter­schreibe ich Alles, was Sie Vorschlägen, und ich will auch nicht mehr rauchen."

Nun dann, hier haben Sie meine Hand."

Die Hochzeit wurde gefeiert. D'Aprc- mont schwamm in einem Meer von Wonne, seine junge Gemahlin theilte feine zärtliche Liebe, und sah man sie so innigst vergnügt in der Welt, so flüsterte man links:Wie! diese kleine Here hat den wilden Baren ge­zähmt," und zischelte rechts!Wie! der rauhe Seemann hat sich von der koketten Wittwe bestricken lassen! das ist doch das discrepanteste Pärchen, das jemals noch vereinigt wurde!"

Kurzsichtige, unerfahrene Kenner des menschlichen Herzens, die da vorgeben und glauben, nur gleichgesinnte Charaktere kön­nen sich lieben! Die Contrasie sind's, welche die glücklichsten Wirkungen hcrvorbringen. Es muß sich Licht an Schatten reihen, die Starke muß der Schwache zur Hülse kom­men, und blitzende Munterkeit muß die Schwermuth mäßigen. Kettet ihr die Lau­nige an den Launigen, fesselt ihr den Schwach» köpsigen an die Blöde, welches Resultat sieht da zu erwarten sic coecub coccriM llucit !

Die ersten Monate der Heirath verflogen wie gekrönte Wünsche. Indessen dürfen wir nicht unerwähnt lassen, daß sich oft inmitten der Freude und des Glücks, das Armand an der Seite seiner Von Reizen, Jugend und Frohsinn strahlenden Gattin genoß, auf sei­ner Stirne eine kleine Wolke zeigte, die seinen Blick umschleierte und ihn in eine gewisse Unruhe versetzte; indessen gieng sic bald vorüber und ließ nie eine Spur zurück, daher sie auch lange von Natalien nicht be­merkt werden konnte.

Nach .einiger Zeit kehrten aber diese Momente der Unruhe öfter und dauernder wieder, und sie fielen Natalien auf.

Lieber Mann." sagte sie einmal,was hat dich in üble Laune versetzt, oder hast du Langeweile?"

Ich? bewahre!" sagte der Capitän wie beschämt, daß er sich nicht ganz bemeistert habe,ich habe weder Langeweile noch Hu­mor, was sollte mich in üble Laune bringen ?" Ein zärtlicher Kuß war dießmal das

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