-^us 8tadt und Kreis Laiw
15. Oktober, Fasanenhennen vom I. November bis 15. Januar, soweit mäht für einzelne Gebiete die Jagd darauf gänzlich verboten ist.
Kerntruppen der Erzeugung-schlacht
Bauern und Landwirte spannen die letzten Kräfte an
Jedem von uns ist es heute klar, daß nur der äußerste Einsatz aller Wirtschaftskräfte, also auch das einwandfreie Arbeiten der Ernährungswirtschaft, die Voraussetzungen für unseren Sieg schaffen kann. Das deutsche Landvolk ist sich bewußt, daß die ihm anvertraute Landwirtschaft der vordringlichste Rüstungsbetrieb im Selbstbehauptungskampf des deutschen Volkes ist und daß sich daraus unabdingbare Aufgaben und Pflichten ergeben, die erfüllt werden müssen, auch wenn die Vorbedingungen noch so schwierig sind. Die Anspannung auch der letzten Kräfte für den Entscheidungskampf unseres Volkes durch die Totalmobilmachung gibt dieser Tatsache noch ver-- stärktes Geivicht, denn sie kann nur dann von einem wirklichen Erfolg gekrönt sein, wenn durch die Tatkraft des deutschen Landvolkes * nach wie vor eine ausreichende Ernährung des deutschen Volkes sichcrgestellt wird.
Die Kerntruppcn in der Erzeugungsschlacht werden auch in diesem Jahr wieder unsere Bauern und Landwirte und ihre Frauen stellen müssen. Von ihrem Geist und ihrem guten Beispiel wird das Ausmaß des Erfolges abhängig sein. Aber auch die Fach- und Hilfskräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben müssen, wie der einfache Soldat an der Front, gleichfalls um die Verantwortlichkeit jeder ihrer Handlungen wissen, denn häufig sind die Betriebsführer eingezvgen und der Landarbeiter hat nun volle Freiheit bei der Bewältigung feiner Aufgabe. Ihre Arbeit ist also eine große Bewährungsprobe. Sie alle müssen sich deshalb der großen Verantwortung bewußt sein, die sie nicht nur ihrem Betrieb, sondern auch der Allgemeinheit gegenüber tragen.
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In» März Tod allen Schüblingen!
Jetzt ist der Winterschlaf der Vorrats- und Gartenschädlinge beendet. Sie müssen schnell vernichtet werden, che sie sich vermehren können. Tierische und bakterielle Kleinlebewesen finden aber nur in ungepflegten, vernachlässigten und schmutzigen Vorratsräumcn gute Lebensbedingungen. Wenn die warme Märzen- sonue strahlt, kommen Fliegen, Küchenschaben, Mäuse, Mehlmilben, Speckkäfer und die vielen anderen gefährlichen und unappetitlichen „Mitesser" unferer Nahrungsgüter aus ihren Schlupfwinkeln und Verpuppungen hervor. Sie verderben nicht nur kostbares Nahrungsgut, sondern gefährden auch Gesundheit und Wohlbefinden, weil sie Krankheiten verbreiten. Obwohl sehr viele Hausfrauen heute berufstätig sind und die Hausarbeit nur nebenbei erledigen können, ist gerade jetzt im Kriege sorgfältiges Großreinemachen in Haus und Garten dringend erforderlich. Es dient nicht nur dem Schutz von Bauernarbeit und Volks- gesnndhcit, sondern cs schützt jeden einzelnen auch vor Verlusten.
Soll man Kartoffeln entkeimen?
Die Güte der Speisekartosfeln ist im allgemeinen während dieses Winters viel besser geblieben, als mau erwartet hat. Die Entwicklung von Keimen ist bisher unterdrückt worden oder, war nur gering, wenn die vorschriftsmäßige tiefe Kellcrtempcratnr von 2 bis 5° L eingehalten werden konnte und die Kartoffeln auch sonst vorschriftsmäßig gelagert und gepflegt wurden. Im Spätwinter und Frühjahr soll man aber entgegen früheren Ansichten die ausgetriebenen kurzen Keime nicht entfernen, weil die Knollen nach der Entkeimung infolge von Oxhdationsvorgängen innen scbwarzflek- kig und auch zu vermehrter Neubildung von Trieben angeregt werden. Die Nährstoffverluste würden dadurch nur immer größer. Man soll die Kartoffeln im Spätwinter lediglich noch einmal vorsichtig umschichten und durchlüften, wobei die kranken Knollen gleichzeitig aussortiert werden. Wo -bei höherer Feuchtigkeit der Lnft starke Keime und Wurzeln gebildet wurden, ist ein Abkeimen der Knollen allerdings nicht mehr zu umgehen. In wärmeren Lagerräumen, insbesondere in Hauskelkern muß did Bildung von Dunkelkeimen durch Lagern der Kartoffeln bei zerstreutem Tageslicht unterdrückt werden. In diesem Fall bil- gerungene Lichtkcime, die brauchen verbrauch entfernt zn werden
Pakete für Kriegs- und Zivilgefangene
Es sind vielfach Fragen danach entstanden. Wie lange es denn dauert, bis ein deutscher Kriegsgefangener oder Zivilinternierter in Uebersee das Paket tatsächlich in die Hand bekommt, das ihm aus der Heimat zugesaudt wird. Das Amt Anslandsdienst des Deutschen Roten Kreuzes macht jetzt Mitteilungen hierzu. Sie beziehen sich auf Kriegsgefangenen- und Zivilinternierungslager. Danach beansprucht das Eintreffen von Paketen in Bri - risch-Indien durchschnittlich fünf Monate. Doch weisen Einzelfälle eine bedeutend geringere Laufzeit auf, etwa drei Monate. Einige Bücher haben sogar nur 1 Monat und 24 Tage benötigt. Die Uebermittlunasdauer der nach England versandten Pakete beträgt im Durchschnitt zwei Monate, der nach Kanada gerichteten Pakete drei Monate. Die vorläufig bekannte schnellste Frist für Kanada lautet auf 2 Monate 18 Tage. Für den Weg nach Aegypten und bis zur Slus- «indianna Leankvruchten solche Vakete durch
schnittlich'3V- Monate, obwohl auch hier vereinzelt schon nach einem Monat der Adressat erreicht war. Bis zur Aushändigung der Paketpost in Südafrika vergeben zwei bis sechs Monate, im Durchschnitt 3Vr Monate. Die längste Zeit, ihr Ziel zu erreichen, benötigen schon der großen räumlichen Entfernung wegen die nach Australien gerichteten Pakete mit etwa 6 Monaten, obwohl auch hier schon in 3 Monaten der Eingang verzeichnet war. Bei den weiteren Wegen und der kriegsmäßig komplizierten Beförderung muß man also für Pakete dieser Art Geduld aufbringen.
Wenn die Sirene heult
Ganz besonders Schlaue, die ihre Bequem- lichkeit über alles lieben, bleiben, wenn nachts die Sirene heult, ruhig im Beit liegen und sagen sich, „mir ist bis jetzt noch nichts passiert, wo es hintrifft, da trifft es eben hin". Das sind die Fatalisten und Fatalismus ist undeutsch. Wie stände es Wohl um das deutsche Volk, wenn Führer und Soldaten alle Sieben gerade sein ließen und sagten: „Wie's kommen soll, so kommt's!"
Nein, jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau hat sich einsatz freudig für den Schutz der Heimat zur Verfügung u stellen. Die Sorge um das Gesamtwohl ieat auch in unserer eigenen Person. Wir ehören nämlich nicht uns selbst. Das Volk at einen Anspruch auf unser Wollen und" Schaffen.
Der sicherste Aufenthalt bei Fliegergesahr ist der Luftschutzraum. Bleiben wir im Bett liegen, so bringen wir uns in Gefahr und gefährden damit gleichzeitig den Anspruch unseres Volkes auf uns, abgesehen davon, daß es überhaupt verboten ist. Besser eine durchwachte Nacht unten im sicheren Luftschutzraum als Wurstigkeit am falschen Ort, als Fatalismus.
Aenderung der Jagdzeiten
Der Reichsjägermeister hat durch Verordnung über die Aenderung der Jagdzeiten einige Erleichterungen während des Krieges verfügt. Männliches Elchwild kann vom 1. September bis 15. Oktober gejagt werden. Bei Fischotter, Edelmarder und Steinmarder ist die bisherige befristete Regelung der Jagdzeit vom 1. Dezember bis 31. Januar nunmehr allgemein festgesetzt worden. Für die Dauer des Krieges wird der Beginn der Jagdzeit vorverlegt für nichtführendes werbliches Rot- und Damwild, mit Ausnahme der Kälber, sowie für Rot/ und Damspießer auf den 16. Juli, für Ringeltauben auf den 16. Juli; für die Kriegsdauer wird die Jagdzeit verlängert für Drosseln und Erpel bis zum 31. Januar. Im Jagdjahr 1943/44 darf die Jagd ausgeubt Werden ans Rebbübner vom 1. Sevtember bis
Buchhandlungen verleihen Bücher
Auf Vorschlag das Leiters des deutschen Buchhandels hat der Präsident der Reichsschrifttumskammer ungeordnet daß künftig alle Buchhandlungen einen Teil der Buchvorräte für Ausleihezwecke bereithalten müssen. Damit ist allen Volksgenossen Gelegenheit gegeben, sich in Buchhandlungen auch neuerschienene Bücher auszuleihen und auf diese Weise das weltanschauliche und schöngeistige Schrifttum unserer Zeit kennenzulernen. Soweit der Buchhandel von einzelnen Büchern größere Bestände vorrätig hat, wird der Buchverkauf weiterhin nufrechterhalten. Schulbücher und Fachbücher sind von dieser Regelung ausgenommen.
Wolke — im Krieg wie gerufen
Wenn die Hausfrau kleine Mengen Milch dick werden läßt, um Quark daraus zu gewinnen, dann sollte sie auf jeden Fall die a b- fließende Molke verwenden. Sie enthält michtiae Nährstoffe. ». B. Eiweist. Milchzucker.
Nährsälze, Vitamine. Mali kann Molke ohne jeden Zusatz trinken, sie ist wohlschmeckend, sättigend und bekömmlich. Außerdem findet sie in der Küche überall da Verwendung, wo man init Essig abschmeckt (Rotkraut, Sauerkraut, alle Salate nsw.) oder früher gern saure Sahne angoß. Man versuche es einmal am Sonntagsbraten!
Grießflammeri kann man statt in Milch ebensogut in Molke kochen, man schmeckt ihn mit abgeriebener Zitronen- oder Äpfelschale ab. Wer Zucker gespart hat, kann sich aus Molke einen vorzüglichen Kunsthonig bereiten. Dazu kocht man Vr Liter Molke mit 500 Gramm Zucker so lauge, bis eine zähflüssige Masse entstanden ist, die man in ein Schüsselchen abfüllt.
Suppe, die warm oder kalt gegessen werden kann: In ein Liter kalte Molke rührt man zwei Eßlöffel Sago, gibt ein Stückchen dünn abgeschalte Zitronenschale dazu und läßt unter Rühren zum Kochen kommen. Man lägt nur einmal aufkochen und den Sago dann noch an wenig heißer Stelle ausguellen. Man schmeckt mit Zucker ab.
Oer Rundfunk am Mittwoch
NeichSvrogramm: 14.18 bis 14.48 Ubr: Tanz- und Unterhaltungsorchester: 15 bis 18.80 Ubr: Kleines Konzert: 18.80 bis 16 Ubr: Beschwingte symphonische Musik: 16 bis 17 Ubr: Aus Operette uns Tonfilm: 19 bis 19.16 Ubr: Vizeadmiral Lüboiv: Seekrieg und Seemacht: 20.18 bis 21 Ubr: Mnstkaruppen der Ordnungspolizei: 21 bis 22 Ubr: „Die heitere Stunde". — Drutschlaudsender: 17.15 bis 18,30 ubr: Klassische Orchester- und Kammermusik.
Die genehmigten Einzelhandelsverkaufspreise für Schuhwaren dürfen nicht überschritten werden, wenn im Zuge der Stilllegung von Betrieben diese Schuhwaren in anderen als fabrikeigenen Filialen nnd Alleinverkaufsstellen verkauft werden.
Gesuche von Abiturienten oder von Studierenden in Jmmatriknlations-, Studien- und Gebührenangelegenheiten sind an die zuständige Hochschule oder soweit es sich um Prüfungsangelegenheiten handelt, an den zuständigen Prüfungsausschuß zu richten.
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Um den im Ausland lebenden Deutschen die gleichen Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten zu geben wie ihren Kameraden in der Heimat, hat die DAF. das Fernunterricht s w e r k auf sie ausgedehnt. Ingenieure Kaufleute und Baufachleute können sich in zwei bis drei Unterrichtssemestern für den Fachschulbesuch vorbereiten.
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Der Reichserziehungsminister hat auch für das Studium von Kriegsteilnehmern an den Kunsthochschulen eine Sonderförderung angeordnet. Die Kriegsteilnehmer müssen die Aufnahmebedingungen erfüllen und eine Aufnahmeprüfung ablcgen.
Zum Tag der Wehrmacht am 26. März wird vom Kriegswinterhilfswerk ein Büchlein mit kurzen bebilderten Biographien von zwanzig gefallenen Ritterkreuzträgern, die zum Vorbild für das deutsche Volk geworden sind, zum Kauf angeboten.
Die örtlichen Luftschutzleiter haben vielfach angeordnet, daß Betriebe des erweiterten
müßten. In .. . , ,
Neichsluftsahrtministers wird eine Entschädigung in diesen Fällen abgelehnt.
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Im Landjahr der männlichen Jugend sind nn letzten Jahr 2200 Jungen in 34 Lagern vereinigt gewesen. Darunter waren 1400 Jungen aus ländlichen Wohnorten. Im Mä- dellandjahr waren 14 500 Mädchen in 253 Lagern; die Zahl der vom Lande stammenden Mädchen betrug 2500. In den Zahlen wird bereits eine Verlagerung von der städtischen auf die ländliche Jugend deutlich, die künftig noch stärker sichtbar werden dürfte.
Für die Dauer des Krieges sind nach einem Erlaß des Reichsministers des Innern bet Bewerbungen um Anstellung im öffentlichen Dienst beglaubigte Zeugnisabschriften allgemein nicht mehr zu fordern. Es genügen vielmehr einfache Zeugnisabschriften. die dann später bei erfolgter Einstellung des Bewerbers mit den Urschriften verglichen werden.
Bis jetzt waren Handarbeitsgarne unter 50 Gramm bei Lieferungen an Verbraucher bis zu je 60 Pfennig Kleinverkaufspreis mit einem Punkt zu berechnen. Jetzt kann mich bei Käufen in kleineren Mengen bis znm Ladenverkaufspreis von 30 Vfg, ein halber Punkt berechnet werden.
Oie K« eisfrauenwalterin
8Ie gibt kalselilLge voll Anregungen iw lielrleb
In jedem Kreis steht den schassenden Frauen die Kreisfrauenwalterin der DAF. zur Seite, Immer ist sie da und zu sprechen, wenn etwas für das gesundheitliche Wohl, für die Erleichterung der Arbeit, die Verbesserung des Arbeitsplatzes getan werden kann, wenn dem Betrieb Ratschlage und Anregungen zu geben sind oder nachgcholfen werden muß.
Sie kennt die Betriebe ihres Kreises genau, Ue weiß um die Art der Arbeit in Werkhallen und Büros und hat ein wachsames Äuge darauf. daß die Tätigkeit im richtigen Verhältnis zur Kraft und Fähigkeit der Frau steht. Der beste Arbeitsschutz der Frau liegt ihr am Herzen. Ueber den Gesundheitszustand in den Betrieben ist sie durch die Betriebs- franenwaltcrin unterrichtet. Durch ihre Hand geht die Vermittlung der Arbeitsplatzablösung. Wo sie von ciger Frau hört, die ihren Haushalt einmal gründlich in Schuß bringen muß oder Ausspannung besonders nötig hat, vermittelt sie Ablösung.
Die Kreisfrauenwalterin hilft auch bei der Klarstellung von arbeitsrechtlichen und sozialpolitischen Fragen, gibt Aufklärung Wer das
Mutterschutzgefetz uni) Lohnfragen. Die Betriebsführer berät sie bei der Betreuung der weiblichen Gefolgschaft, ebenso steht sie mit 5cm Arbeitsamt in Verbindung.
11m die berufstätigen Frauen zu entlasten, ist sie bemüht, Schwierigkeiten und Bedenken zu beseitigen. Auch bei der beruflichen Förderung der schaffenden Frauen hat die Frauenwalterin eines Kreises wichtige Aufgaben zu erfüllen. Entdeckt sic irgendwo besondere Fähigkeiten, so vermittelt sie den Besuch von Lehrgemeinschaften beim Äerufs- crzichnngswerk der DAF., sie regt zur Teilnahme an einem Anlcrnerinnenkursus, zur Weiterbildung in Schulen an und ebnet hier den Weg. Sic vermittelt Mütterschulknrse, Koch- und Nählehrgänge für die weibliche Gefolgschaft, ebenso wie volkswirtschaftliche Beratungsstellen in den Betrieben und sorgt dafür, daß die Frauen nach der Arbeit noch Gelegenheit zum Einkäufen haben, lieber diesen Aufgaben steht die Sorge um die Erziehung der Frauen für die Gemeinschaft. Sie richtet die Werkfrauengruppen als politische Frauenstotztrupps in den Betrieben aus, sie führt Schulungen durch und ist noch in manchen anderen Fragen unermüdlich um das Wohl der Werktätigen bemttbt. - <
I°i> bin Ae MIlljM«
VrkederslLutrreüit durcd Ver!sx Oskar Kleister, Verdau (Sa.) ^
( 10 , Forlsetzung)
„Ich möchte dem Pumpet doch noch Gut« Nacht sagen!"
In ihrem Bettchen liegt Rest, die Backen schlafrot, ein Bild gesunden Friedens. Die beiden Ehegatten sehen das Kind an, dann treffen sich ihre Blicke.
„Richard!"
Mit einem erstickten Hilfeschrei wirft sich Frau Lore ihrem Manne an die Brust, umklammert ihn mit aller Kraft.
Wenn Richard jetzt nicht der reine Tor gewesen wäre, der er Zeit seines Lebens blieb, dann hätte er den Notschrei verstanden, und alles wäre gut gewesen. Aber er ist nun mal so. Mit keinem Gedanken kommt er darauf, daß es jetzt höchste Zeit für ihn ist, sich weniger um seine Arbeit und mehr um seine Frau zu kümmern.
So stammelt er nur verwundert: „Aber, aber! Was ist es denn? Was gibt cs denn, Kind? Du bist so sonderbar?"
„Bleib heute abend hier, Richard! Nur heute!" flehte Lore.
Aber Richard windet sich: „Kind, das geht doch nicht!"
Sofort läßt sie ihn los. Er erklärt mit sprudelnder Beredsamkeit, er möchte zwar gern, aber es sei unmöglich, gerade heute, es sei im Augenblick so schrecklich viel zu tun, und wenn es an der Zeit wäre, dann würde sie schon Zehen.
„Nicht wahr, du bist meine kleine, vernünftige Frau?"
„Natürlich!"
„Dann ist ja alles gut."
Er gibt ihr einen Kuß. „Sagtest du noch etwas?" Nein, sie hat nichts gesagt. Sie räumt das Geschirr ab.
„Na, dann also — ich muß jetzt fort/'
Er nimmt seinen Hut — und geht.
Eine Weile steht Frau Lore noch wie versteinert. Dann aber ist ihr Entschluß gefaßt. Das Schicksal hat Andeutungen fallen lassen. Sie wird es auf die letzt« Probe stellen, damit es deutsch und' deutlich spricht.
Eine Stunde später verläßt Frau Lore Sprenger das Haus und steigt in eine Taxe. Frau Scharnagel aber sagt zu ihrem Mann: „Nu guck mal, Anton, erst geht er weg, jetzt fährt sie los. Und mit einer Taxe! Ich glaube, da stimmt was nicht."
Womit Frau Scharnagel diesmal den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen hat.
„Hier sind die ersten Abzüge unserer neue» Anzeigenserie, Herr Sprenger. Haben wir das nicht prima geschmissen?" Pauls Sommersprossen leuchten förmlich vor Stolz. Sprenger wirst einen Blick hinein, gibt dem Botenjungen einen fröhlichen Klaps auf die Schulter und entläßt ihn mit einem „Alles in Ordnung!"
Dann aber sieht er auf die Uhr. Herrje! Zehn Minuten vor zehn! Fräulein Hilde wird schon ungeduldig warten. Er schreibt noch schnell dem ilrbeitskameraden, der seine Vertretung während der nächsten drei Tage übernehmen soll, alles nötige auf und dann ist er hier fertig.
Am Schalter des Pförtners wartet Fräulein Hilde schon auf ihn.
„Wollen wir?"
„Los! Fein, daß Sie da sind! Ich freu mich auf die Arbeit." Er schiebt seinen Arm unter den ihren, und sie laßt ihn gern gewähren.
„Wer uns hier so gehen sieht, hält uns bestimmt für ein Liebespaar", spöttelt sie und sieht ihn schräg von der Seite her an. Aber er bleibt ganz gelassen. Was denn schon llabei wäre? Sie solle nicht so krummes Zeug deinen, sondern sich lieber den Schluß des zweiten Aktes durch den Kopf gehen lassen. Er sei jedenfalls zu einer Entscheidung gelangt. Jawohl!
..Und darf man neuaieria lein?"
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„I wo! Sehen Sie"sich"nür erst hinter di« Maschine! Da werden Sie es erleben!"
„Und wenn mir die Sache nicht behagt, hör ich auf und rede Ihnen alles wieder aus, was Sie sich zurechtgelegt haben."
„Großartig!" Er lacht wie ein Junge, der sich auf einen hinterlistigen Streich freut. „Auf diese Weise wird die Sache wenigstens ordentlich. Es gibt kein heilsameres Mittel, sich vor dem Wölkenkuckucksheim zu schützen, als wenn ein so kluger und scharffinniger Mitarbeiter wie Sie hinter der Maschine sitzt und plötzlich dazwischen fährt."
„Also gewissermaßen die personifizierte kalte Dusche?"
„Man könnte bald so sagen. Aber —" fügt er liebenswürdig hinzu, „eine sehr, sehr erfrischende und willkommene."_ ^
Inzwischen sind sie vor dem großen Mietshaus angelangt, in dem Fräulein Hilde ihre kleine Wohnung hat. Es ist eines jener Riesenhäuser, die um die Jahrhundertwende erbaut wurden, groß, stillos, aber mit geräumigen Zimmern. Fräulein Hilde empfindet es als Strafe, daß ausgerechnet sie in solch einem Kasten wohnen muß. „Aber mach einer was dagegen. Es ist so schön, im Zentrum der Stadt zu wohnen, und Bequemlichkeit fordert immer Opfer."
Inzwischen hat sie aufgeschlossen, Richard eingelassen und hinter sich wieder zugesperrt. Das Licht im Flur geht an. die Fensterreihe des Treppenhauses erhellt sich und verlischt nach kurzer Zeit. Dann glüht das Licht hinter zwei Fenstern auf."
Das alles beobachtet die junge Frau ganz genau, die auf der anderen Seite der Straße steht, in den Schatten einer breiten Toreinfahrt gelehnt. Sie hat die beiden kommen sehen, eingehakt, sorglos, in fröhlichem Gespräch. Sie bat gesehen, wie sie miteinander lachen, sie hat herausspringen wollen aus ihrem Versteck, hinlaufen und plötzlich vor ihnen stehen, ihnen ihre Anklage entgegenzuschleudern — aber die Füße trugen sie nicht. Und keinen armseligen Laut hätte sie Hervorbringen können. Wie verloren starrt sie nun das große, graue Haus an und sie beiden hellerleuckteten Fenster.
(Fortsetzung folgt.)