-4us Stadt und Kreis Lalw
Die gute Nachbarin
Wie man die Rüstungsarbeiterin entlasten kann
Der umfassende Kriegsarbeitseinsatz, der jede Woche zahlreiche Hausfrauen und Mütter zu kriegswichtiger Arbeit ruft, macht stärker denn je die gegenseitige Hilfe notwendig. Das geht vor allem die Hausbewohner an, denn gerade in der Nachbarschaft kann man sich am besten gegenseitig entlasten und unterstützen. Das gilt besonders für diejenigen Hausfrauen, die von den neuen Arbeitseinsatz-Bestimmungen nicht erfaßt werden. Für sie alle ergeben sich neue, wichtige Ausgaben, um diejenigen Frauen, die jetzt viele Stunden des Tages in der Berufsarbeit stehen, bei der Hausarbeit und in ihren verschiedenen Hausfräuenpflich- ten zu entlasten. Hier heißt es nicht erst lange zögern und überlegen, sondern mit frischer Kraft zupackeu. Für viele berufstätige Frauen ist cs zum Beispiel eine große Hilfe,- wenn eine Nachbarin für sie einkaust, kleinere Kinder einer berufstätigen Mutter betreut, bei der Instandhaltung der Wäsche, für die der schassenden Frau meist wenig Zeit übrig bleibt, mithilst oder nach einer alten Mutter sieht, wenn die Tochter zur Arbeit fort ist.
Harte Zeiten können nur überwunden werden, wenn wir mit ganzem Herzen und ohne an unsere eigene Bequemlichkeit zu denken, uns für den andern einsetzen und ihm Helsen. Dann erwächst gerade aus den schwersten Zeiten die beglückende Gewißheit, nicht allein zu stehen, sondern ein Glied der großen Gemeinschaft unseres Volkes zu sein, die sich gegenseitig hilft und trägt.
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Die Spende der Jäger
Der Krcisjägermeister teilt uns mit: Die Jäger des Jagdkreises Calw (die Forstbeamten des Kreises ausgenommen) haben zum Kriegswinterhilfswerk 1942/43 die Summe von 5150.50 RM. gespendet. Damit haben sie die Borjahrsspende um 60 v. H. übertrof- feu. Ein schöner Beweis von Kameradschaft und Opfersinn!
Verpflichtung der Vierzehnjährigen
Am Sonntag, 28. März, werden reichseinheitlich überall in den Ortsgruppen der NSDAP, die Feiern zur Verpflichtung der Jugend begangen. Die 14jährigen Jungen und Mädel werden dabei auf den Führer verpflichtet. Mit der Verpflichtung ist gleichzeitig die Uebernahme in die Hitler- Jugend und den Bund Deutscher Mädel, sowie die Schulentlassung und der Bcrufs- antritt verbunden.
ist. Die Landlvehrofsiziere der neuen Wehrmacht und die Landwehroffiziere z. V. führen deshalb die Dienstbezeichnung Reserveoffiziere. Die Wehrmachtbeamten der Landwehr der neuen Wehrmacht und die Wehrmachtbeamten der Landwehr z. V. führen die Dienstbezeichnung „Wehrmachtbeamter der Reserve".
Noch mehr Schwestern notwendig
N88. Der N S.-R eichsbund Deutscher Schwestern hat im Gau Württemberg- Hohenzollern 17 Kranken- und Säuglingspflegeschulen. Er bildet darin jeweils über 300 Schülerinnen aus, die dann von der NSV. für die verschiedensten pflegerischen und gesundheitsfördernden Aufgaben eingesetzt werden. Es sind aber noch lange nicht genug NS.-Reichsbundschwestern vorhanden und die NSV. braucht weitere Mittel zur Nachwuchsausbildung. Darum muß jeder Volksgenosse Mitglied der NSV. sein!
Arbeitsplatzwechsel und Meldepflicht
In einem Erlaß zur Frage des Arbeits- olatzwechsels und der Meloepflichtaktion stellt der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz fest, daß zur Einstellung von Arbeitskräften und zur Lösung von Arbeitsverhältnissen nach wie vor die Zustimmung des Arbeitsamtes nötig ist. Gerade jetzt müssen die Arbeitsämter solche Anträge besonders genau prüfen, damit nicht neue Arbeitskräfte falsch eingesetzt werden und damit nicht eingearbeitete erfahrene Volksgenossen ohne zwingenden Grund ihre Stellung verlassen. Da die Arbeitsämter zur Zeit stark belastet sind, wird von den in Arbeit stehenden Volksgenossen erwartet, daß sie nur in anzd ringenden Fällen Anträge ans rbeit-amt stellen. Die Arbeitsämter können weiterhin Dien st Verpflichtungen für kriegswichtige Ausgaben aussprechen, und zwar auch daun, wenn die betreffenden Personen nicht zum Kreis der Meldepflichtiqen gehören. Bei Entscheidungen der Arbeitsämter über Anträge ans Zustimmung zur Lösung des Arbeitsverhältnisses sind die Merkmale, die für die Meldepflicht bzw. für die Befreiung von der Meldung maßgebend stnd, nicht zugrunde zu legen.
Reichsdarlehen für Kleingarten
Der Neichswohnungskommissar hat sich entschlossen. durch eine Äeuderuna der bisherigen Bestimmungen zunächst für die Dauer des Krieges wesentliche Verbesserungen der ReichS- förderuiig von Kleingärten zu verfügen. Für neue Klein garten-Da uerau lagen können je Kleingarten jetzt erheblich höhere Reichsdarlehen gegeben werden, und zwar für den Erwerb von Land aus Privatvesitz bis zn 300 Mark, bei höheren Erwerbsprcisen
auch darüber hinaus vis zu ?v o. D- oer rar- fachlich entstehenden Kosten. Ebenso wurden die Reichsdarlehen für die Einrichtung der Kleingärten erhöht, und zwar für den Einzelgarten bis zu 550 Mark mit der Maßgabe. daß für den Laubenbau bis zu 300 Mark, für die übrigen Kosten bis zu 250 Mark vorgesehen werden dürfen. Die Tilgungsfrist dieser unverzinslichen Reichsdarlehen wurde von bisher 20 auf 30 Jahre erhöht. Wird bereits kleingärtnerisch bewirtschaftetes Privat l a n d. das bisher für eine andere Zweckbestimmung vorgesehen oder über dessen endgültige Zweckbestimmung noch nicht entschieden war. durch die städtebaulichen Pläne der Gemeinde zur kleingärtuerischen Nutzung bestimmt, so kann der Verfahrensträger für den Erwerb des Landes ebenfalls ein Reichsdarlehen bis zu 70 v. H. erhalten. Damit sind die Genieinden leichter in der Lage, auch teureres Land für Kleingärten abzuzweigen.
Nagold. Die Verwundeten und Kranken der Reserve-Lazarette wurden kürzlich durch die NSDAP, betreut. Die Betreuung nahm Äreis- leiter Baetzner fror, dessen Worte in den Herzen der Soldaten starken Widerhall fanden. Unter Mithilfe der NS.-Frauenscyast wurden Süßigkeiten, Rauchmaterial und Bücher verteilt, wofür der Chefarzt namens der Soldaten dankte. — Beim 71. Jahrcshauptappell der Kriegerkameradschaft gedachte Kamcradschafts- führer Will). Theurer des Heldentodes von Major Grau und würdigte dessen Verdienste als langjähriger Bezirksobmann der Kriegervereine des Bezirks Nagold um den NS.- Reichskriegcrbiind,
iss. Altcnsteig. Die wanderfreudigste Gemeinde des GaueS Württemberg-Hoheu- zollern war bisher Altensteig, wo jährlich von <00 Wanderern etwa 350 Kilometer zurückge- legt wurden. Die NSG. „Kraft durch Freude" nimmt nun den Wanderbetrieb dort wieder aus, um den Schaffenden beim Erleben der Heimat neue Kraft und Frende zuzuführen.
Leonberg. In Richtung Glemscck fanden Buben eine Brandbombe, die sie in einen Gräben warfen. In dem Augenblick, als drei Radfahrer aus Leonberg Voruberfuhren, ging die mit einem Sprengsatz versehene Brandbombe los und verletzte einen von diesen, einen 16jährigen Jungen, am Oberschenkel schwer.
Oer Rundfunk am Oienstag
NeichSproaramm: 14.18 bis 18 Uhr: ,.Musik alldeutschen Gauen": 18.80 bis 18 Uhr: H. Biber: Mozart: 18 bis 17 Uhr: Overnkonzert norddeutscher Bühnen: 17.15 bis 18.30 Uhr: Unterhaltsame Welsen: 20.18 biß 21 Uhr: Volksweisen auS Böhmen und Mähren: 21 bis 22 Uhr: Auslese schöner Schall- platten. — Deutschlaudsender' 17.16 bis 18.88 Uhr: Italienisch-spanische Konzertmusik: 20.18 bis 21 Uhr: Bekannte Unterbaliunasweifen: 21 bis 22 Ubr: „Eine Sinilde für dich".
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Mit Beginn des Jahres 1943 ist die Bestimmung wirksam geworden, - daß der Verpflichtung der Jugend eine zum Pflichtdienst erklärte weltanschauliche Vorbereitung vorauSacht, Für das Deutsche Jungvolk lautet dabei 1943 das Grundthema: „Sei des deutschen Soldaten würdig. Auch unsere Arbeit dient dem Volk, Führer, wir gehören dir." Für die Jnngmädel wurden die Thesen aufgestellt: „Madel, sei gesund an Leib und Seele. Wir Mädel dienen der Gemeinschaft. Führer, wir gehören dir." Die Schule behandelt diese Themen in ihrem Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Lebensführung.
In der Woche vor dem 28. März werden die Eltern mit den zur Verpflichtung gelangenden Juügcn und Madeln überall, wo das möglich ist, als Gäste der Hitler-Jugend zu Theater, Konzert, Dichterlesung usw. cin- geladen. Zn kleinen Orten wird auch die Film stunde in Frage kommen, auf dem Lande der Einsatz der Spieleinheiten der HI. Der Großdcutschc Rundfunk bringt am Samstag, 27. März, eine festliche Kulturveranstaltung anläßlich der Verpflichtung. In Dörscrn und kleineren Städten wird in der Woche vom 21. bis zum 27. März nach Möglichkeit der Hoheitsträger mit dem zuständigen Jugendführer die Eltern der Vierzehnjährigen persönlich besuchen und mit ihnen über die Jugendlichen, ihren weiteren Lebensweg, ihre Berufsaussichten usw. sprechen.
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Verwunbeten-Abzeichen für bei Luftangriffen Verletzte
Der Führer hat in Anerkennung des tapferen Verhallens der Gesqmtbevölkerung bei Luftangriffen im Heimatkriegsgebict bestimmt, daß das Verwundeten-Abzeichen für Verletzungen und Beschädigungen, die durch Auswirkung feindlicher Luftangriffe entstanden und, an alle deutschen Männer, Frauen und Kinder nach den gleichen Grund sät- z e n wie für die im eigentlichen Kriegsgebiet eingesetzten Soldaten oerliehen werden kann. Die Verwundung oder Beschädigung «nutz durch ärztliche Bescheinigung nachgewie- sen werden. In Luftschutzorten I. Ordnung ist der Nachweis durch Eintragung in das Krankenbuch der Lnftschutzrcttnugsstelle erbracht.
Verleihungsbercchtigt für Nichtwehrmachts- »naehörige ist der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe bzw. die Von ihm beauftragten Stellen. Anträge sind an die zuständigen Luftgankommandos zu richten.
Landwehr- und Reserveoffiziere
, Eine Verfügung des Führers stellt fest, daß eine Trennung in Landwehroffiziere und Reserveoffiziere sowie in Wehrmachtbeamte der Landwehr und Wehrmachtbeamte der. Reserve im Kriege nicht mehr gerechtfertigt
Auch Sommerölfrüchte bringen bei sachgemäßem Anbau hohe Erträge. Die Rücklieferung von Oelkuchen und Speiseöl ist ihr besonderer Porten.
Großmutter liest den Enkelkindern vor und erklärt
XeitKemäüe Oeriekte
rusammon gestellt von äsr 148-lHauouseliakt Deutsches Dranenrvsrk
Bodenkohlraben-Eintopf. Zutaten: 150 bis 200 Gr. Rindfleisch, Zwiebel, Petersilie, 1 Lauch, 500 Gr. Kartoffeln, 375 Gr. Gelbe Rüben, 750 Gr. Bodenkohlraben, 30 Gramm Fett, Ltr. Flüssigkeit, Salz, nach Belieben etwas Suppenwürze.
Das würflig geschnittene Fleisch mit fein gewiegter Zwiebel in Fett andünsten, dann die gehobelten oder in Stifte geschnittenen Gemüse zugcben, mitdünsten, die Kartoffeln beifügen, Möschen, gut zugedeckt weichkochen lassen, dann Salz und Petersilie zugeben. Gurkenkartoffeln. Zutaten: 1 Kg. Kartoffeln, 20 Gr. Fett 50 Gr. Mehl, 1 Ltr. -Wasser oder Gemüscbrnhe, 2—3 Gewürzgurken.
Die Kartoffeln in der Schale dämpfen, ab- ziehcn, in Scheiben oder Würfel schneiden und in einer Hellen Grundtunke heiß werden lassen. Zuletzt die fcingeschnittenen Gurken dazugeben und abschmecken.
Hefeklöße. Zutaten: 500 Gr. Mehl, 20 Gr. Fett, N Ltr. Milch, knapp 1 Teelöffel Salz, 30 Gr. Hefe.
Einen festen Hkfeteig Herstellen, gehen lassen, mit bemehlten Händen gleichmäßig große Klöße formen und auf einem bemehlten Brett nochmals gehen lassen. Ueber einen breiten, zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllten
hnen den Schicksalskampf unseres Volkes (Scherl)
Topf ein dünnes Tuch binden, darauf die Klöße in genügendem Abstand legen, mit einer genau schließenden Schüssel abdeckcn und die ^Klötze in dem strömenden Wasscrdampf 8 bis 10 Min garen. Die Schüssel darf während dieser Zeit nicht aufgehoben werden. Nach Belieben kann der Masse 1 Ei oder 1 geh. Eßl. Ei-Austauschstoff beigcfügt werden, ebenso Gewürzkräuter. Evtl. 250 Gr. Mehl, 250 Gr. gekochte, geriebene Kartoffeln.
Senfanfstrich. Zutaten: 30 Gr. Fett, 60 Gramm Mehl, X—14 Ltr. Wasser, Gemüsebrühe oder Milch, Salz, Senf, Gewürzgurken, evtl. Zwiebel und Paprika.
Eine Helle Mehlschwitze Herstellen, dann 1 bis 2 Teelöffel Senf, feingehackte Gewürzgurken, evtl. etwas geriebene Zwiebel und Paprika beifügen.
Hirseschnitten. Zutaten: 250 Gr. Hirse, Li Ltr. Milch, 50 Gr. Zucker, 20 Gr. Fett, 2 Eßl. Ei-Anstauschstofj zum Panieren, 6—8 Eßl. Wasser, Weckmehl, Salz.
Hirse mit Milch, Salz, Fett zu einem dik- ken Brei kochen, den mit Zucker vermischten Ei-Anstanschstoff daruntermengen und den Brei zwei singerhoch auf ein Brett streichen. Nach dem Erkalten längliche Schnitten schneiden. in Ei-Austauschstoff-Lösung und Weckmehl drehen und in heißem Fett backen. Zu den gezuckerten Schnitten Obstsaft, Kompott oder Banilletunke reichen.
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(0. Fortsetzung)
„Natürlich. Wie immer zwischen neun und zehn. Es ist Ihnen doch recht?"
„Der Tee wird für den Fürsten bereitstehen. Und morgen früh geht es dann nach Berlin? Das ist abgemacht, nicht wahr, meine Teilnahme am Kongreß für Werbeleiter?"
„Abgemacht und festgelcgt. Sie die Tagung — ich bearbeite Signor Pietro — so hat jeder seine Arbeit. Der italienische Markt muß im nächsten Jahr unser sein!"
„Arrivederle, Richard! Sie sehen, ich frische mein Italienisch schon auf! Bis heute abend!"
„Bis heute abend, Hilde!" Er fühlt, wie sich ihre Hand fest in die seine schmiegt. Dann geht sie lächelnd davon. — Natürlich sieht er ihr aufmerksam nach. Es lohnt sich auch, denn sie ist ein Bild von einem Frauenzimmer. Ein Teufelsbraten! Schmiert einem ehrbaren Mann da ganz kühl aufs Brot: Du bist ein bedauernswerter Ehekrüppel, du kannst nicht einmal mehr heraus aus deinem Gefängnis, wenn du auch noch so gern möchtest! Und dabei lächelt sie einem zu, als sei man Paris und habe Aepsel zu verteilen. — Herrschaften, Herrschaften, das Lorle kann sich freuen, daß man keinerlei Grund hat, sich mit Hilde näher zu beschästigen.
Aber dann erinnert er sich, daß es im Geschäft noch allerlei Arbeit gibt. Er zahlt — und bald ist Fräulein Hilde vergessen. Die Arbeit. geht vor.
Eine andere Frau! Richard geht mit eiuei anderen Frau aus! Er wird es nicht das erste, mal getan haben. Ich bin betrogen! Allesj alles ist zu Ende! Nun weiß ich auch, woei an den Abenden bleibt. Oh, es ist alles so ge> mein, so schmutzig, so entsetzlich niedrig und s« widerwärtig!
Das schöne Kleid aus Glasbattist und bunte« Bändern liegt achtlos aus dem Sofa. Frau Lori hat alles vergessen: das Kleid, das Abendbrot die Zeit. Still und versunken sitzt sie da unl wartet. Aufwas? Sie weiß es nicht. Sie kan« nicht weinen. Es ist, als wären die Tränen fest- gefroren. Sie kann nur so dasitzen. Still unt wie betäubt.
Da tönt die Klingel. Langsam erhebt sie sick und öffnet. Vor ihr steht Richard.
„Du?" —
„Ja natürlich. Wer sonst? Was gibt's den, zum Abendbrot? Ich hab's eilig, muß noch einmal ins Geschäft."
Sie sitzen stumm am Tisch.
„So. Du mußt wieder fort?" nimmt Fra» Lore das frühere Gespräch wieder auf.
„Hm. Aber warum ißt du nicht?"
„Danke. Ich habe mit dem Pumpel gegessen.' „Schade. Der Pumpel schläft, was? Nein, las ihn nur! Übrigens, morgen verreist euer Pappt nach Berlin. Auf drei Tage. Zum Kongreß de> Werbeleiter. Es gibt wahrscheinlich allerkan» Neues. Außerdem startet unser Feldzug in Italien. Der beste Zeichner macht die Bilder. Da» heißt: er soll in Berlin erst verpflichtet werden. Ich habe freie Hand."
Er blickt sie erstaunt an. „Aber natürlich, ^st doch schließlich mein Beruf. Auf einer solche» Tagung trifft man alles, was Namen und Rang hat. Aber was versteht meine kleine Frau denn davon. Du — ich muß Wäsche haben und den dunklen Anzug. Vergiß das bitte nicht zurechtzulegen."
„Du fährst allein?"
„Nein. Eine Mitarbeiterin fährt mit. Tüchtiges Mädel, photographiert jetzt häufig für uns und springt für Holtermann ein."
Da Hab ich's ja! denkt Lore. Er verreist auch noch mit ihr! Nun fehlt nur noch, daß er mich belügt. Und mit lauter Stimme: „Wo hast du zum Mittag gegessen, Richard?"
Richard knurrt so etwas, das klingt wie „Restaurant", aber Frau Lore ist hartnäckig. „Wie immer in der kleinen Imbißstube, nicht wahr?"
„Jawohl, in der kleinen Imbißstube, Lore." Schließlich braucht man ihr nicht alles auf die Nase zu binden, schon des seelischen Gleichgewichtes wegen. Lore ist innerlich entsetzt und fragt sich, wie es möglich ist, daß ein Mensch, den man zu kennen glaubt bis in den letzten Winkel seines Herzens, plötzlich lügt ohne die geringste Spur der Verlegenheit.
„Warst du allein?"
Einen Augenblick stutzt er, aber weil Lote ganz ruhig an ihrer Handarbeit weiterhäkelt, hält er es für den gewöhnliche» Abcndplausch und lügt treu und bieder: „Ja, die ander» waren alle nach Haus gefahren."
Lore hat Mühe, daß ihr die Tränen nicht verräterisch werden. Aber sie reißt sich zusammen.
Ist er nun wirklich ganz unschuldig, ist er ein so meisterlicher Lügner, daß ihm die Unwahrheit zur Gewohnheit geworden ist? zerniartert sie sich vergeblich den Kopf. Herr des Himmels, dann kann auch alles andere Lüge sein, seine Liebe, seine zärtlichen Worte, seine Versprechungen — meine ganze Ehe!
Richard versucht noch einmal, mit seiner Frau in ein Gespräch zu kommen, aber es gelingt nicht. Gewiß, sie antwortet freundlich, entgegenkommend, aber da ist mit einem Male etwas zwischen ihnen, das ist wie eine Wand aus Glas. Man kann zwar durchblicken, aber man stößt sich den Kopf, wenn man zueinander will. . .
Genau wie am Ende des ersten Aktes, deilkt er. Tja, und was tut da die Frau? Sie packt ihre Koffer. Sie zieht die Folgerung, den Schlußstrich, quittiert die Rechnung dieser Ehe. Tolle Szene. Oh, man kann sich gut ausmalen, was eine tüchtige Schauspielerin daraus zu machen imstande ist.
Und mit einem Male ist ihm auch der Schluß des zweiten Aktes klar, der sovidl Mühe machte, der lange Debatten, endlose Auseinandersetzungen hervorrief. Nein, es gibt da kein Zurück, kein Flicken, kein Zusammenkitten. Diese Frau kann gar nicht anders, sie muß sich ein neues Leben aufbaucn. Das muß auch Fräulein Hilde einsehen.
Hat Lore was gesagt?
Erschrocken fährt er aus seinen Gedanken aus und blickt seine Frau unsicher an. Nein. Es war nichts. Erleichtert legt er Messer und Gabel beiseite.
Mortsetzung folgt.1