hörigen nicht weich in den Knien werden und verzweifeln, sondern, nach einer hadern­den Ueberaangszeit, deren Berechtigung kein menschlich Fühlender bestreiten wird, hart und entschlossen.Wenn ihr mir schon dieses an­getan und genommen habt", so rechnet ein solcher Mensch Wohl mit den Feinden ab, dann will ich euch nicht den Gefallen tun, mich nun auch selber aufzugebcn, im Gegen­teil l" Wer nur wenig oder nichts mehr zn verlieren hat, der kämpft um so unbeschwer­ter und kompromissloser um die eigene,Selbst- behauptung. und dies nicht nur, weil ihm ja nach der Lage der Dinge nichts anderes übrig bleibt, sondern auch vor allem, weil er dem Feinde nicht den Triumph gönnt, nun auch noch ihn selber niederzubrechen. Es kommt heute etwas von jener Stimmung über die Deutschen, die in dem alten Lutherlied durch die Verse eingefangcn ist:

.Laß fahren dahin, sie haben's kein Gewinn, das Reich muß uns doch kleiden."

Bei Reisen durch Deutschland kann man solche Wahrnehmungen überall dort treffen, wo der Hammer des Krieges schwer nieder- schkug, während man in jenen Gegenden, die von ihm noch weitgehend verschont blieben, öfter kopfschüttelnd Kleinmut und Meckerei um Dinge des Alltags feststellen muß, die anderswo schon lange abgeschrieben worden sind. Und daraus ergibt sich, welch einen un­geheuren psychologischen Khler die Briten und Amerikaner mit ihren Terror-Ueberfällen begehen. Sie Weichen dadurch den Widerstandswillen des deutschen Volkes nicht auf, sondern häm­mern ihn im Gegenteil nur immer fester. Im ersten Augenblick mögen sie Schrecken und vielleicht auch einige Verwir­rung erzeugen, doch schon nach kurzer Zeit, meist nur nach wenigen Tagen, hat sich ver­deutsche Mensch durchgebissen zu der noch größeren Entschlossenheit, mit allen Schwie­rigkeiten, mit allen Hindernissen dieses Krie­ges fertig zu werden. Zugleich spürt er eine Empfindung immer stärker von sich Besitz er­greifen, die deni Nationalcharakter des Deut­schen an sich fernliegt H a ß, g l ü h e n d e r Haß. Der aber, einmal erwacht, schmiedet den Widerstandswillen vollends zu Stahl.

So treten wir mit einer neugeglühten Festigkeit in den zweiten Kampfabschnitt des Krieges. Der erste brachte uns und unseren tapferen Verbündeten, die wir dabei drei Jahre lang ständig im Angriff lagen, jene ungeheure Machtstellrmg, durch die unser Kontinent blockadcsest und crnährungsgesichert geworden ist. Die zweite sieht nun den Ver­such des Gegners, uns die Initiative aus den Händen zu ringen. Im O st c n ist dieser Ver­such, nach dem anfänglichen, sicherlich äußerst schmerzlichen Wintererfolg der Bolschewisten, mißlungen. Der europäische Machtbau ist durch jenen Stoß in keiner Weise ins Wan­ken gekommen; schon haben wir wieder die Kraft zu ersten Gegenschlägcn.

Vom Westen aus versucht der Feind den blanken Terror. Er zwingt uns hier­durch, endgültig von manchem Abschied zu nehmen, an dem unser Herz bisher noch hing. Aber dieses Herz zu entmutigen oder gar zn brechen, ist jener Terror niemals in der Lage, ja,-auch niemals geeignet. Denn, da wir ja genau wissen, daß der Feind uns terrorisiert, um unseren Widerstandswillen zu zerbrechen, stellen wir uns innerlich auf das genaue Ge­genteil ein und kämpfen um so bewußter um unsere Selbstbehauptung. Mit diesem Willen zur Selbstbehauptung aber wächst zugleich der Haß, mit ihm die Entschlossenheit und durch sie, eine äußerste Härte. Diese mag sich bei dem einzelnen Menschen verschieden äußern, der eine Preßt die Lippen schweigend aufeinander, der aridere entlädt sich durch einen zornigen Fluch aber alle gemeinsam, Mann wie Frau, Jüngling, Knabe und Mäd­chen, fühlen im Gluthauch des Krieges innere Schlacke abfallen, die sie bisher oft noch mit diesem oder jenem belasteten, so daß sich nun der Charakter läutert und die Stunde der Bewährung sie bereit findet zum entschlosse­nen Kampf: Ein ungebrochenes Ge­schlecht!

Sinclair rühmt fich -er Terror-Lustangrifse

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Voo vo««rvw k o r r a » p o » <1 e Q l v o

Stockholm, 12. März. Der britische Luftfahrtminister Sinrlair mutzte im Unter­haus, so sehr er sonst einer Erörterung der deutschen Aktivität zur Luft auszuweichen sich bemüht, auf di« von der deutschen Luft­waffe in den letzten Tagen unternommenen Tagesangriffe auf wichtige englische Städte eingehen.

Ausgerechnet von solchen bei Tage durch­geführten Aktionen, die, wie Sinclair zugab, aus sehr geringer Höhe erfolgten, wagte der Minister zu behaupten, sie dienten nur terro­ristischen Ziele». Die deutschen Flieger hätten Befehl, militärische Ziele zu vermeiden. Mit solchen niederträchtigen und plumpen Ver­dreh u n g s t r i cks sucht einer der Schul­digen an dem Bomben- und Terrorkrieg ge­gen das Festland den Vorwurf, den die Welt­geschichte mit vollem, Recht gegen England richten wird, an den Feind zurückzuweisen. Derartige Lügen, die der besondere Charakter von Tagesangriffen ohne weiteres entkräftet, wagte der gleiche Mann aufzustellen, der sich in einer Rede rühmte, durch die englischen Nachtangriffe seien Zehntausend von Be­

wohnern einer einzigen deutschen Stadt ihrer Wohnstätten beraubt worden, und große Teile der deutschen Bevölkerung seien jetzt obdachlos Behauptungen, aus denen auf jeden Fall der englische Vernichtungswillc gegen zivile Wohnstätten und ziviles Leben hervorgeht.

England hat im ersten Kriegsjahr den Luft­krieg gegen deutsche Städte begonnen und ein halbes Jahr später die Quittung erhalten. Jetzt hat England den verschärften Luftkrieg begonnen, wiederum wird die Vergeltung nicht ausbleiben. Unter ab­gedeckten Dächern und zwischen zersprungenen Fensterscheiben zerspringt jede Illusion des leichten Krieges. Dieser mit brutalsten Mit­teln geführte Kampf gliht um die Existenz des deutschen Volkes. Wir sind gewarnt und ge­wappnet, wir machen uns innerlich stark, wir ziehen seelische Kräfte aus der Gemeinschafts­hilfe und lernen im Jahre 1943 wahrhaft krjegsgemäß zu leben. Das ist unbequem, aber wir wissen, daß es in diesem Ringen um die anze Nation geht, also muß der Einsatz auch och sein. Die Antwort der deutschen Luft­waffe auf die Barbarei wird zur gegebenen Zeit erfolgen.

Reue Enthüllungen über Roosevelis Afrika-Pläne

stataationaiisierunK cker d4ohsmmeckaner - strriciitunx eine» rveiten Iuckenlsncke« im IVIagbreb

Rom, 12 . März. Ueber einen nordameri- knnischen Plan zur Entnationalisierung der mohammedanischen Bevölkerung des Maghreb larabische Bezeichnung für die westlich von Aegypten liegenden nordafrikanischen Gebiete) und deren Ersetzung durch Juden und Neger berichtet eine imGiornale d'Jtalin" veröf­fentlichte Meldung aus Tanger.

In einer Ledermappe, die einem hohen NSA.-Offizier gehörte und in einem Vorort von Algier ansgefnnden wurde, fand man ein D o k^l m ent F. A.", das die Einwanderung starker jüdischer Elemente und die allmähliche Ausmerzung der Muselmanen im Maghreb vorsieht.Die Spanier und die übrigen in großer Zahl in Algerien und Marokko be­findlichen Europäer werden das Schicksal der Muselmanen teilen und müssen nach und nach durch Jüdcn und Neger aus Nordamerika er­setzt werden." Mit anderen Worten denken die Vereinigten Staaten daran, so heißt es in der Meldung weiter, ans dem Maghreb

ein zweites Iudenland zu machen und auf diese Weise die natürlichen Voraussetzun­gen für eine totale Amerikanisierung des ge­samten .afrikanischen Kontinents zu schaffen.

Zur Erläuterung dieser hinterhältigen Ab­sicht gibt die Tanger-Meldung die Zusammen­setzung der Bevölkerung des Maghreb mit 15 Millionen Muselmanen, zwei Millionen Europäern und sage und schreibe eine halbe Million Inden an.

Wie sich die Lage der K o m m u nistcn i n Französisch - Nordafrika geändert hat, zeigt die Tatsache, daß nun schon zum zweitenmal freigelassene kommunistische Ab­geordnete sich in voller Ocffentlichkeit und so­gar in den Spalten der Giraud-Presse un­geniert über ihre Ansichten äußer» können. Die Bevölkerung des französischen Kolonial­reiches, und zwar sowohl Franzosen als auch Mohammedaner, die bisher gewohnt war, die Kommunisten als Gegner ihrer Interessen zu betrachten, zeigen sich über das Auftreten der frcigelassenen Abgeordneten erstaunt.

RcichSinarsckall G v r i n a bat an de» Oberst­leutnant a. D. Alfred H i l d e b r a n d, der anf eine fünfzigjüliriae Arbeit i»i Dienste der deutschen Luftfahrt und Luftwaffe zuriictblickcu kann, ei» herz­lich aebaltencs (Mickivunschtclcaraiiiin errichtet.

Reichsjuaendftitircr A r in a n n bcarnsNe eine starke Abordiinua vvn Führern der niederländischen nationalsozialistischen Fnacndoraanifatio»N a Zo­nale I c n a d st v r >n", die zur .-seit in Deutsch­land weilt, »in die Einrichtungen der Hitler-Jugend kenne» zu lerne».

Leutnant Weihe nberger erzielte durch den Abschuh von sechs feindlichen Jagdflugzeugen über der Eisinecrfront feinen 1.1. bis 4S. Luftsieg.

Eine Koinuanic der Hceresgruvvc Afrika bat ihre» Wehrsold von vierzig Tagen in Höhe von liüttoo Lire für das Kriegswin- terhilf-swcrk gespendet: die Kompanie hat Reichsininister Dr. Goebbels diese spende in einem Snnkspriich gemeldet.

Eine Abordnung des japaniichcn I n n c n m i » i st e r i n in S weilte in Berlin, um Einrichtungen des deutsche» Ilntcrrichtsw'esenS zu besichtigen.

linter dem Vorsitz des Duce fahtc das Direk­torium der F a s ch i st i s ch c n Partei ver­schiedene. aus den KriegSnotwcndigkeitcn bestimmte Beschlüsse, so unter anderein die Schaffung eines NativnalverbandeS der Familien durch Feindcinwir- kuna gestorbener oder verletzter Zivilpersonen mid die Bildung von Uttterstnbunaszcntrcn für Flieaer- geschädinte.

Organe der serbischen Sicherheitspolizei hoben in der Nabe der Stadt Tschatschak das Versteck, der Mitglieder des Krcibkomitces der Kvminunisti- fchen Partei Jugoslawiens aus.

Der Bund äauvti scher Nationalisten in Nom veröffentlichte einen heftigen Protest gegen de» englischen Druck auf die ägyptische Regierung zur Ansnabtnc diplomatischer Bczichnugcn mit >der Sowjet-Union.

Der Sitz des Hauvtauartiers der britischen Streit- krüstc anf Euvern, das Hotel Old Palace in Nicosia, wurde durch eine Explosion völlig ver­nichtet.

Bei dem gestern gemeldeten feigen Ueberfall eines feindlichen N-Bootes auf das javanische Laza­rettschiffM a » ila Mar n" ist das Schiff leicht beschädigt worden.

Fünf neue Ritterkreuzträger

,Ib. Berlin, 1Z. März. Ter Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Generalleut­nant Richard Müller, Kommandeur einer Infanteriedivision, Major Gerhard Willing, Abteilungskoinman-eur in einem Panzerregimcnt, Oberleutnant der Reserve' Friedrich Crantz, Kompaniechef in einem Grenadierregiment, Ober­feldwebel Earl Eiden. Zugführer in einem Gre- nadierrcgimcnt, und ff - Oberscharführer Hans R cimling , Zugführer in einem Panzcrrcaiment der Leibstandarte ffAdolf Hitler".

Oer ^elirmaelLlskerielrl

Aus dem Führer-Hauptquartier, 12. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be­kannt:

Nach dem siegreichen Abschluß der Winter­schlacht zwischen Dniepr und Donez, der die Hoffnungen der Bolschewisten auf eine Wie­dergewinnung der Ukraine zunichte machte, setzten unsere Truppen ihre Angriffe in Rich­tung auf Charkow fort. Panzer- und Gre­nadierverbände des Heeres und der Waffen-^ durchbrachen vor der Stadt die tiefgestaffelte feindliche Schutzstellung und drangen von mehreren Seiten in die Stadt ein. Heftige Straßenkämpfe dauern noch an. Nördlich und nordwestlich der Stadt warfen unsere Divi­sionen den Feind nach Osten zurück. Im Nach­stößen wurden zurückflntende feindliche Ko­lonne aufgerieben. Starke Verbände der Luft- waffe griffen zusammen mit ungarischen und slowakischen Fliegerkrüftcn in unermüdlichem Einsatz in die Erdkämpfe ein. Infolge der in den letzten Wochen erlittenen schweren Ver­luste ließen die Angriffe der Sowjets im Kampfabschnitt von Orel merklich nach. Ver­einzelte schwächere Angriffe scheiterten. Zum sofortigen Gegenstoß angesetzte eigene Ver­bände vernichteten gestern zwei weitere So- wjetregimentcr. JmVerlauf der znrVerkürzung unserer Front durchgeführten Bewegungen wurde die Stadt Wiasma ebenfalls nach gründlicher Zerstörung aller kriegswichtigen Anlagen und nach vor Wochen erfolgtem Ab­transport der Kriegsgeräte und Versorgungs- gütern in der vergangenen Nacht kampflos geräumt. An den übrigen Abschnitten der Ostfront kam cs bei. anhaltendem Tauwetter nur zn Kampfhandlungen von örtlicher Be­deutung.

Mehrere feindliche Panzervorstöße gegen die deutsch-italienische Stellung in Tune­sien wurden abgcwiesen. Die Luftwaffe griff im Seegebiet von Bo ne einen feind­lichen Gelcitzng an und beschädigte drei Handelsschiffe und einen Zerstörer durch Lufttorpedo und Bomben schwer.

Britische Flugzeuge griffen in der Nacht znm 12. März d w c st d e n t s ch e s Ge­biet an und warfen Spreng- und Brand­bomben vor allem auf die Stadt Stutt­gart. Die Bevölkerung hatte Verluste. In Wohnvierteln, an öffentlichen Gebäuden und an mehreren .Krankenhäusern entstanden größere Schäden. Jäger und Flakartillerie schossen elf der angreifenden Bomber ab.

Die sndenglische Hafenstadt Hastings wurde am gestrigen Tage von schnellen deut­schen Kampfflugzeugen überraschend im Tief- ftng angegriffen. Erhebiiche Zerstörungen wurden beim Abflug beobachtet. In der ver­gangenen Nacht führten schwere Kampsver- bänoc gegen Stadt und Hafen Newcastle an der britischen Ostküste einen starken An­griff durch. Ein Verband schneller Kampf­flugzeuge stürzte sich in den frühen Morgen­stunden des heutigen Tages auf London, sagte im Tiefflug aus allen Bordwaffen feuernd über das Stadtgebiet und kehrte nach Abwurf zahlreicher schwerer Sprengbomben ohne Velluste zurück. , - >

Fünf Feindflugzeuge abgeschoffen

Vergeblicher Einflugversuch in Westfrankreich

Berlin, 1». März. Deutsche Jäger wehr­ten in den gestrigen Mittagsstunden an der westfranzösischen Küste im Mündungsgebiet der Seine einen feindlichen Bomberverband ab, der unter starkem Jagdschutz einflog. Unsere Jäger schossen ohne eigene Verluste fünf der feindlichen Flugzeuge ab.

Tschungking-Oivisionen eingekreist

Tokio, 12. März. Das japanische Haupt­quartier meldet von der Front in Mittel­china, daß vier Tschungking-Divisionen, die 148., 149., ISO. und Teile der 118. und 197., am Tsungtin-See eingekreist sinh und ihrer völligen Vernichtung entgegensehen.

In einer Stadt in Südslankreich

Von IKnrtlo prenner

Mitten in der Stadt steht das massige Kastell. Die Straßenbahn muß einen grogen .Bogen fahren. Sie schaukelt fröhlich aus ihren zu hohen Rädern und bimmelt heiter ihren Weg. In dem einen Torbogen hat sich eine Kunsthandlung eingenistet und bietet starke Farben und wenig Kirnst. Im andern hat eine Sohlenschonerverkäuscrin ihren Laden aufgetan. Die wenigen kleinen Fenster sind stark vergittert. Das Kastell sieht sehr trotzig aus und sehr alt. Man braucht es nur mehr für Ansichtskarten. Durch die Stadt fließt ein Bach in einem Flußbett, ganz schmal und ganz dünn, und darüber haben sie Brücken geschlagen, wie aus Papier gewickelt. Ein Staatsangestellter geht täglich mit Gummi­schuhen im Wasser spazieren und fischt mit einer Stange verrostete Bleche, Konserven­büchsen und alte Handtaschen, damit das Wasser rein bleibt und rinnen kann. Lang­sam stochert er sich so durch die Stadt. Auf den Brücken aber stehen die Sportfischer mit ihren Bambusstangen und warten stunden­lang. Das sind die Optimisten der Stadt. Anf dem großen Platz hat man ein Kaffeehaus hingebaut. Es sieht aus wie ein Tanzpalast am Lido, rund und bunt. Leuchtschlangen zieren die Decke in allen Farben, und durch die großen Spiegelscheiben schauen die Palmen herein. Die lauten Gäste sitzen gedrängt und schreien miteinander und machen die Luft mit ihren schlechten Zigaretten undurchdring­lich.

In den Straßen stehen robust große Kauf­häuser nach Pariser Muster und erdrücken die kleinen Läden. Die meisten Straßen aber sind eng und kühl mit himmelhohen Wänden. Abends, wenn der Bummel beginnt, sind sie schwarz von der fließenden Menge und voll Lärm. Man muß sich treiben lassen. Neben der Mairie ist noch ein anderes großes CafS.

Es hat große Dogenpalastsenster und ist schlecht verdunkelt. Es sieht sehr fröhlich und laut aus von außen. Wenn jemand hincin- geht, und es geht immer noch jemand hinein, obwohl man drinnen nicht mehr stehen kann, dann fällt ein breites Lichthand anf die Straße, und ein Lautsprecher chansoniert in den Abend. Die Häuser sind so nahe qnein- andergebaut, daß sie keinen Platz mehr für die Läden hatten. So haben sie Lauben durch- gcsprengt. Es ist kühl unter den breite» Bögen, und man hleibt gern vor den Schaufenstern stehen. Man kann hier alles kaufen, was man nicht braucht; was man brauchen würde, kann man auch hier nicht lausen.

Die- Stadt hat sich rasch vergrößert und hat alles, was vielleicht einmal schön gewesen war, überwuchert. Die Häuser haben keinen Stil, manche scheinen von lebensübcrdrüssigcn Architekten entworfen zn sein. Ein protziges Gebäude Prangt mit weißer Front und run­den Säulen, darinnen befindet sich jetzt die Stadtkommandantnr und das Qnartieranck. Drei große Kinos dienen dem großen Ver- gmigungsbedürfnis. Sie bringen alle guten und großen Filme und haben weiche und an­genehme Sessel. Ein Theater gibt es noch irgendwo, aber cs wird nicht benützt. In ge­pflegten Anlagen stehen steinerne.Sockel und haben kein Denkmal. Die Straßen haben schöne, klingende Namen. Das ist aber auch das einzig Schöne an ihnen. Eine Straße haben sie die Straß« des Paradieses genannt, sie ist die engste und ärmlichste. Aus den dunkeln Hausschlünden dringt dumpfe Luft, und in den windzernagten Fensterhöhlen hän­gen graue Wäschestücke. Entweder haben die Leute hier eine falsche Vorstellung vom Para­dies oder ist es Sarkasmus.

Etwas Wunderschönes aber hat die Stadt. Wenn man auf der zweiten Brücke steht, dann überfällt einem der Berg. Weit rückwärts steht er mit strahlendem Gipfel, unendlich einsam und schön. Die gläserne Himmels­glocke spannt sich darüber, und abends rasten

die Wolken auf ihm, blutrot. Aber er ist noch weit weg, er gehört zur Stadt, er will von ihr nichts wissen.

Breit lagert die Zitadelle auf einem Sand­hügel und hat Mauern, die viel zu massig sind, um schön zu wirken, Milliarden von Ziegelsteinen haben sie da aufcinandergetürmt und rundherum einen tiefen Graben geschau­felt, um das Bollwerk uneinnehmbar zu machen. Doch was nützen heute Bollwerke, heute fällt so ein Ziegelhanfen mit einem Federstrich. Dumpf sind die Gänge und eng die in Stein gehauenen Stuben. Und die Sonne, die draußen strahlend übender Land­schaft liegt, kann nicht durch den Stein. Die Feldpost amtiert jetzt oben und andere Dienst­stellen, die in der Stadt keinen Platz mehr fanden.

Mietshäuser haben sie bis an die Mauern der alten Festung herangebant. Weiße, leuch­tende Fassaden und Helle Höfe mit grünen Rasenplätzen. Doch die Kinder spielen auf der Straße, und in den Fenstern hängt die schmntzigc Wüsche. Sie zerwohncn diese Pa­läste. Auf einem Sandplatz spielen Männer das beliebte Kugelspiel und freuen sich bis herauf.

Am Kai, wenn man ihn so nennen darf, haben fliegende Händler ihre Waren auf den Boden gebreitet. Reißverschlüsse, Kämme, Spiegel, marokkanische Geldbörsen, Sonnen­brillen, Fingerhüte, Messer, Hosenträger. Ein Altcisenhändler bietet zerbeulte Gasrohre feil, halbe Klosettmuscheln, Gitter, Leuchter, -Gipssiguren ohne Kops und Fuß. Siißwarsn- Verkäufer haben kohlschwarzes Backwerk und giftig schmeckende Bonbons in ihrem Korb. Es herrscht Leben in den Straßen am Hellen Nachmittag, südliches Treiben. Alles treibt und weiß nicht, warum und wohin. Kleine Maultiere ziehen hohe Zweiradkarren und sind höflich mit der Straßenbahn. Sie lassen ihr manchmal den Vortritt. Manchmal war- l tet auch die Straßenbahn,

Das Abendessen im Hotel ist schön serviert und viel zu rasch vorbei. Abends einmal gab es heiße Muscheln mit Kartoffeln, einen gan­zen Berg davon. Man muß sie knacken und ist überrascht, wie wenig man davon hat. Aber man ist beschäftigt. Manchmal prasseln die Dinger auch auf den Steinboden, dann ist man sie los. Zum Nachtisch gibt es immer Konfitüre in einer Glasschale. Immer wieder Konfitüre, Trebern, immer nur Trebern. Das schönste an der Mahlzeit ist der Wein, der im Preis inbegriffen ist. Man zahlt für die ganze Zeremonie bloß dreißig Frank. Zwischen den Mahlzeiten freut man sich auf die nächste.

Dann kann man einen Ausflug machen. Um sechzig Centimes kann man mit der rumpeln­den, störrischen Straßenbahn fahren, bis das Meer Plötzlich da ist. Blau und grün, mit Weißen Kämmen leckt es an dem Strand. Und drüben steht daS Gebirge in stiller Schönheit. Nur die Strandhäuser sind nicht schön. Manche hat der Sand unbarmherzig verweht, die andern sollte man entfernen, sie verschan­deln den Strand, das schöne Meer und den Dünensand. Doch der Strand ist gesperrt., und eine hölzerne Tafel warnt vor den Mmen.

Abends geht die Sonne hinter die Berge nd legt sich schlafen. Langsam ziehen sich dis Zolken wie purpurne Vorhänge vor ihrem !ett zusammen. Dann fährt man wieder heim iirch die blaue Nacht unter den Hellen Ster­en Und abends' gibt cs wieder Muscheln, iesmal kalt, mit Blumenkohl. Auch der, ist rlt. Und nachher Konfitüre. Dann trinkt >an noch irgendwo in den lauten Kneipen inen Kognak und geht schlafen, falls man ichts andres vorhat. Schlafen kann man schon n dem breiten Bett, wenn die Hunde nicht eilen, die Renaults nicht schießen und die -eute im Speisesaal nicht betrunken sind. Nachts wird es kühl. Erst wenn die Sonne ommt, räkeln sich die Palmen und frieren» >en Mimosenbäume und glauben an den Süden.