Rus 8ladl und Kreis Calw
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Eine verschworene Gemeinschaft am 7. Opfersonntag
, „Führer befiehl, wir folgen!" Dieses Bekenntnis wollen wir nicht nur durch Worte, sondern auch durch die Tat beweisen, daß es für uns nur noch eine Paroleaibt: Vorwärts, vis zum endgültigen Sieg! Mag der Terror des Gegners auch noch so haßerfüllt und brutal sein, er wird abprallen an der Entschlossenheit von Front und Heimat, die heute eine einzige verschworene Gemeinschaft bilden. Je härter und unerbittlicher der Kampf ans den Schlachtfeldern wird, desto größer muß auch die Opferbereitschaft der Heimat werden.
Die Spenden für das Winterhilfswerk sind ein Ausdruck des Dankes an unsere Soldaten. Sie beweisen mit ihren bisher ständig steigenden Ergebnissen unseren unerschütterlichen Glauben an die Sendung des deutschen Volkes und an seinen Endsieg. Darum wollen wir auch am kommenden 7. Opfersonntag, am 14. März, so geben, daß es ein wirkliches Opfer für uns ist. An die Opfer, die unsere Soldaten für uns bringen, kann cs ja nie heranreichen. Unsere Spende ist daher auch nur ein kleiner bescheidener Dank für ihr Heldentum. Diesen Dank aber wollen wir aus freudigem und hilfsbereitem Herzen darbringcn.
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Verpflichtende Beispiele der NSB.
Nicht ein T»g vergeht, an dem nicht auch ans unserm Gau mehrere Meldungen von der vierseitigen Tätigkeit der NS.-Volkswohl- fahrt etrigehen. Znm Beiveis dafür seien wieder einige Beispiele angeführt. In Stuttgart befinden sich 3t Kindergärten, in denen Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren in bester Wartung stehen und vier Kinderhorte, in denen Milpflichtige Kinder ausgenommen Werden. Bei den Kinderhorten ist die Nachfrage so stark angewachsen, daß mau fünf neue einrtchten must. Zu den schon genannten Einrichtungen kommen noch die Kiudcrtagheime, so daß zur Zeit in der Landeshauptstadt rund 15 000 Kinder untergebracht werden könne».
Im Kreis Horb wurden im Januar innerhalb kürzester Zeit 500 Freistellen für Kinder geworben und am 2. März belegt. Der vor kurzer Zeit dort mit Frauen und Kinder anS dem Gau Essen eintreffende Zug wurde ebenfalls ohne Schwierigkeiten untergebracht.
Der Kreishauptamtsleitung der NSV- im Kreis Aalen schrieb dieser Tage aus dem Gefühl der Freude heraus, eine über die gute Erholung ihres Kindes besonders glückliche Mutter einen Brief, dem wir folgende Sähe entnehmen: „Mein Kind kam sehr gut erholt und in seiner Krankheit gebessert wieder zurück. Ich bin als Mutter überglücklich, heute eisten.so frohen, lustigen und gut auLsehcndcn Buben bei mir zu haben, nachdem ich während zweieinhalb Jahren nur Sorgen um sein Leben hatte."
Alle Volksgenossen unseres Gaues, die der NSV. noch fern stehen, sollten sich eiir Beispiel am Kreis Vaihingen an der Enz nehmen, in dem sich in den letzten Wochen aus eigenem Antrieb mehr als 1000 Volksgenossen — darunter auch viele Frauen von Ansmarschierten — als neue Mitglieder der NSV. angemeldet haben. Sie haben damit eine Ehrenpflicht erfüllt!
Ein neues Pfltchtjahrmüdel kommt
Die Hausfrau hat eine wichtige erzieherische Aufgabe
Zahlreiche Hausfrauen erwarten in nächster Zeit zu ihrer Entlastung im kinderreichen Haushalt ein Pflichtjahrmädel. Alle Formalitäten sind bereits erledigt, das Arbeitsamt hat ihnen nach Prüfung ihres Haushalts durch eine Vertrauensfrau des Deutschen Frauenwerks ein Pslichtjahrmädel zuerkannt. Der Zeitpunkt des Eintritts steht fest, und nun wird der jungen Hausgenossin voller Erwartung entgegengesehen.
Ob es ein schönes Zusammenleben wird'? Ob die Hausfrau wirklich eine Stütze an dem jungen Mädel haben wird? — Das sind Fragen, die sich in jedem Fall anfdrängen und deren positive Beantwortung zum größten Teil von der Hausfrau selbst abhängt. Es ist ja noch ein Kind, das Pflichtjahrmädel, das auf einmal von Spiel, Schule und Elternhaus in eine neue Umgebung, die schon ernstere Pflichten bringen soll, versetzt wird. Daran muß die Hausfrau immer denken. Sic muß sich bewußt sein, daß der junge Mensch, der in ihre Familiengemeinschaft kommt, noch der erzieherischen Betreuung bedarf. Im harmoni
schen Nebeneinander muß sie neben der elterlichen Erziehung, die auch während des Pflichtjahres nicht aufhört, ihre wahren Pädagogischen Fähigkeiten än liebevoller Weise an dem jungen Mädel beweisen. Sie muß ihm eine geduldige Lehrmeisterin sein. Sie darf nicht den Maßstab des Erwachsenen anlegen, nicht die Erwartungen zu hoch schrauben, denn Nicht-Erreichtes entmutigt das Kind zu leicht, wogegen bescheidenes Lob über kleine, gut und gewissenhaft vollbrachte Arbeiten den Arbeitseifer und das Wollen bedeutend steigern. Und wie schön ist es, wenn das Mädel neben der Arbeit auch an den Festen und Freuden des Hauses tcilhat und wenn es neben den Pflichten auch ein klein wenig Verantwortung tragest darf.
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lieber gewisse Expreßgutjendungen mit empfindlichen Lebensmitteln bis zu fünf Kilo an Wehrmachtsangehörige, die inzwischen zum Fronteinsatz gekommen sind, wird, wenn keine anderweitige Anweisung von dem Absender vorliegt, zu Gunsten eines Lazaretts verfügt.
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Kraftfahrzeuge w e h r.d i e n st be s ch ä d i g - ter Körperbehinderter dürfen beim Parken und Halten durch ein gelbes Schild mit drei schwarzen Punkten und einem Eisernen Kreuz, die Kraftfahrzeuge anderer Schwerbeschädigter durch ein gelbes Schild mit drei schwarzen Punkten kenntlich gemacht werden.
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Mit der neuen Wochenschau wird die vierte Folge der Filmschau der HI. „Junges Europa" in zahlreichen Filmtheatern des Reiches gezeigt; sie ist ein Bekenntnis der Jugend zur Arbeit für den Sieg.
Die Finanzämter werden im Interesse einer Kriegsvereinfachung für das Steuerjahr 1942 nicht durchweg Steuerveranlagungen vornehmen und Steuerbescheide erteilen. Trotzdem sind die Steuererklärungen fristgemäst abzuneben.
Nicht ausgenutzte Telephons »lagen können von der Reichspost, gleichviel ob sie in Betrieb oder stillgelegt oder zur Zeit nicht eingebaut sind, znm anderweitigen Einsatz für kriegswichtigen Bedarf in Anspruch genommen werden. Die Anordnung dient hauptsächlich der Heranziehung der Anlagen aus jetzt stillgelegten und stark verkleinerten Betrieben. »
Frachtbriefe. Klebezettel und Anhänger sollten nur noch in lateinischer Schrift allgefertigt werden, da zahlreiche im Ladedienst der Eisenbahn beschäftigte Auslnlssk-äfie die deutschen Schriftzeichen nicht lesen können.
Vorbeugend denken!
Die Hausfrau mutz an manches vorbeugend denke». Dazu gehört auch das Zuckersparent Sie möchte wieder wenigstens etwas aus die von ihr beliebte Art und Weise an Obst einkochen. sobald die Zeit wieder da ist. Deshalb soll man sich eine Zuckersparkasse an- legen. Ja. aber wie sie füllen? Das geht nur mit eisernem Willen. Wer über Süßstoff verfügen kann, hat da schon einen Vorteil. Tee. Kaffee. Zitronensaft oder was sonst auch an Getränken verbraucht wird, wozu Zucker nötig ist. wird eben mit Süßstoff gereicht. Viel Zucker kann auch eingespart werden, wenn man sich angewöhnt, die Getränke nur mit einem einigen Stück zu süßen. Manches läßt sich auch beim Kochen einsparen, und wenn es nur ein halber Kaffeelöffel Zucker ist. Diese Menge Zucker wird in leere Einsiedgläser gefüllt und — aus den Augen geräumt, damit man gar nicht mehr daran denkt.
So läßt sich beispielsweise die Zuckermenge, welche manche ans die Marmeladekarte beziehen, fast restlos einsparen. Das ergibt einen beachtlichen Rückhalt für das kommende Einkochen. Selbstverständlich darf sich die Hausfrau durch nichts bewegen lassen, diese Zucker- sparkasse anzugreifen, bevor der Zucker für den gesparten Zweck benötigt wird. I. r.
Dienstnachricht. Landwirt Adolf Buchter ist zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Arnbach (Krs. Calw) ernannt worden, cks/r
Altensteig. Dienstag nachmittag wurde auf der Pfalzgrafenweiler Straße der 2^jährige Sohn Friedrich des Strnßenwarts Karl Klai- ber von einem Lastkraftwagen aus Freudenstadt überfahren. Das Kind war sofort tot.
Totale Altstofferfaffung ist kriegsnotwendig
Wenn das deutsche Volk sich heute darüber klar geworden ist, daß es den Endsieg nur erringen kann, wenn alle Kräfte für den Krieg eingesetzt werden, so gehört dazu vor allem die sparsamste Bewirtschaftung alles Materials und aller Verbrauchsgüter. Es hat sich allmählich hcrnmgesprochen, daß weniger ein Fehlen an Rohstoffen die Mangclcrscheinun- gen in der Heimat auslöst, als vielmehr die beschränkte Zahl an Arbeitskräften, die heute noch für den Bedarf der Heimatfront eingesetzt werden könnest. Daraus ergibt sich für jeden wirtschaftlich denkenden Menschen die klare Forderung, mit den Rohstoffen, die ihm noch zur Verfügung gestellt werden können, so sparsam wie möglich umzugehen!
So ist die Altmaterialerfassung kriegswichtig, ja man kann sagen, auf einigen Gebieten sogar kriegsentscheidcnd. Der Zusammenhang zwischen Heimat und Front ist auf dem Gebiete der Rohstoffwirtschaft so eng, daß sich jeder Mehrbedarf der Front in der Heimat auswirkt, und daß jede Vernichtung von Altmaterial in der Heimat, unter Umständen an der Front fehlen kann. Wenn es auch sehr übertrieben klingt, so ist es doch richtig zu sagen, daß jedes Stückchen Papier oder Lumpen und auch der kleinste Knochenrest mithelfen kann zum Siege!
Nehmen wir zunächst einmal das Beispiel des Papiers: Heute braucht die deutsche Kriegswirtschaft nicht viel weniger Papier als vor dem Kriege, weil nämlich der weitaus größte Teil des Neupapiers zu Verpackungsmaterial für die Munition, für Waffen und Geräte, zum Versand der Lebensmittel und für sehr viele technische Erzeugnisse, die wieder mittelbar und unmittelbar für die Front her- gestellt werden, gebraucht wird. Die Heimat mußte deshalb auf vielen Gebieten auf. die gewohnten Papierverpackungen verzichten und auch eine starke Beschränkung der Druckerzeugnisse durchführen. Der Grundrohstoff für Papier ist heute hauptsächlich Zellulose, die aus Holz gewonnen wird. Hier fehlen eben die Arbeitskräfte, um die großen Holzmengen her- bcizuschaffen, ferner ist es ja kein Geheimnis, daß Zellulose auch für viele andere Zwecke dringender gebraucht wird, so z. B. für Spinnstoffe und Sprengstoffe.
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Die entscheidende Bauernarbeit beginnt „Einer für alle, alle für einen!" — diese alte Losung gilt in den Reihen unserer Soldaten als ehernes Gesetz. Ihre Kameradschaft, die sich im Kampf auf Leben und Tod bewährt hat, ist ein heiliges Vermächtnis für uns, denn in ihr findet die deutsche Volksgemeinschaft ihre herrlichste Verwirklichung. „Einer für alle, alle für einen!" So muß es auch bei uns in der Heimat sein, überall, ob in den Städten in der Rüstungsindustrie oder ans dem Lande, im Kampf üm die Sicherstellung der deutschen Ernährung.
Was in den Wintermonaten geplant und vorbereitet wurde, gilt es nunmehr im März, der im Zeichen der Frühjahrsbestellung steht, kl die Tat umzusetzen. Durch die Totalmobll-
machung sind auch den landwirtschaftlichen Betrieben erneut zahlreiche Arbeitskräfte entzogen worden. Trotzdem darf die landwirtschaftliche Erzeugung nicht absinken, sondern muß unbedingt gehalten werden. Tiefes eiserne Gebot erfordert von jedem einzelnen ein Mehr an Arbeit. Es wird unserer ganzen Kraft bedürfen. wenn wir alles richtig meistern wollen. Dabei wird es sich zeigen, ob die deutschen Dörfer nicht nur Verwaltungseinheitcn, sondern wirkliche Lebensgemeinschaften sind. Denn da, wo es heißen wird „Einer für alle, alle für einen" wird jede Schwierigkeit überwunden .werden und sei sie auch noch so groß.
Gerade bei der Frühjahrsbestellung gibt es jetzt so viele Gelegenheiten, die Gemeinschaftsund Nachbarschaftshilfe an neuen Aufgaben unter Beweis zu stellen, daß jeder seine Ehre darein setzen sollte, darin vorbildlich zu sein und zu helfen, wo es ihm irgend möglich ist.
Jedes Stückchen Papier, das in der Heimat der Wiederverwertung zugeführt wird, kommt also hauptsächlich der Heimat wieder zugute, weil jeder überschüssige Zugang von Altpapier die Rohstoffdecke erweitert. Niemand darf auch nur das kleinste Stück Papier wegwerfen, weil es dadurch dem Kreislauf der Rohstoffe entzogen wird. Wenn vor dem Kriege höchstens ein Drittel bis ein Viertel der Neuerzeugung an Papier und Pappe als Altpapier erfaßt wurde, so muß die Heimat heute die Altpapiererfassung wesentlich steigern, schon deshalb, weil es an der Front in vielen Fällen einfach unmöglich ist, das Verpackungsmaterial zu erfassen und zurückzuschaffen. Wenn die Heimatfront etwa drei Viertel des ihr noch zu Verfügung gestellten Nenpapiers über die Schulaltstoffsammlung und die Altstoffhändler der Wiederverwertung zuführt, dann kann der notwendige Bedarf der Heimat jederzeit gedeckt werden, und die Hausfrauen können ihre Waren wieder fabrikmäßig verpackt erhalten. Es ist doch leicht einzusehen, daß eine sachgemäß in kleinen Stücken verpackte Ware viel schneller und reihungsloser verkauft werden kann, als wenn der Kaufmann für jede Kundin die Margarine, die Butter usw. erst ab- wiegen muß.
Auf dem Gebiete der Spinnstoffe ist leicht einzuschen, daß der Krieg eine Mobilisierung der Reserven dringend erforderlich macht. Die Einfuhr an Wolle und Baumwolle sowie an Hartfasern ist nur noch beschränkt möglich. Die Herstellung von Zellwolle und Kunstseide muß zuerst für die Front zur Verfügung gestellt werden. In den Schränken der Heimat hängen aber noch sehr viel Kleider und liegt viel Wäsche, die nicht mehr gebraucht wird, und in den Truhen liegen schon längst aussortierte Spinnstoffe, die jetzt im vierten Kriegsjahre der Textilwirtschaft zur Verfügung gestellt werden müssen, wenn die Heimat überhaupt noch die notwendigsten Ersatzlieferungen erhalten will. Ein Kilogramm Altspinnstoff in Form von alten Kleidern, zerrissener Wäsche, alten Gardinen oder Teppichen kann pro Kopf jedes Einwohners aus den Vorräten zur Beifügung gestellt werden. Das würde aber bedeuten, daß etwa 80 000 Tonnen Altspinnstoffe zur Wiederverarbcitung zur Verfügung stehen, eine Menge, die die deutsche Wirtschaft hraucht, wenn der notwendigste Bedarf der Front und Heimat gedeckt werden soll.
Neben Schrott und Buntmetallen, wie Kupfer, Messing, Zink, Zinn, Aluminium ist der Knochen der wertvollste Rohstoff, weil ans ihm, auch wenn er zwei- oder dreimal in der Küche ausgekocht ist, viele chemische Erzeugnisse hcrgestellt werden, die Front und Heimat nicht enthehren wollen. Es sei nur kurz erinnert an Seife, die kosmetischen Präparate, an Medikamente, Dünge- und Futtermittel, an den Knochenleim, alles Erzeugnisse, die auf den Rohstoff Knochen z'urückgehen, und die in vielen Zweigen der Wirtschaft als Haupt- und Nebenprodukte dringend gebraucht werden.
So ist die restlose Erfassung aller Altstoffe als Rohstoff im Kriege Pflicht eines jeden Volksgenossen! Es ist eine Forderung des totalen Einsatzes zur Sicherung des Sieges, daß alle Alt- und Abfallstoffe der Wiederverwertung zngeführt werden!
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(7. Fortsetzung)
„Pappin! Mein Pappi!" schreit der Pumpe« ganz wider die Abmachungen. Wer kann ein übervolle» Kinderherz in Fesseln legen? Hur- tig vermag Lore dem kleinen Schreihalz a«. rade noch die Hand auf den Mund zu drucken.
Sott sei Dank! Er hat nichts gehört. __
Aber dann — daneben — wer ist das? Das ist doch kein Zufall, daß diese etwas ausfallend gekleidete Dame neben ihm geht?
„Mutti, wann überfallen wir denn nun?" > „Sei still!"
Nein, es ist kein Zufall. Die beiden gehen ruhig nebeneinander. Er lacht, sie gibt scheinbar Antwort, dann schiebt er leicht seinen Arm unter den ihren. Ihr Richard — und ein fremdes junges Mädchen!
Lore fühlt, wie ihr die Beine zu Stein er- starren. Sie möchte Hinzustürzen — es ist ihr unmöglich. Sie kann nur eins: sprachlos schauen, willenlos zusehen.
Ja. da gehen die beiden. Oh, es macht nicht den Eindruck, als gingen sie zum ersten Male nebeneinander. Da schwingt so etwas zwischen ihnen. Eine Frau spürt das. Frau Lore zittern die Knie.
Langsam sind die zwei auf die Terrasse des Odeons gestiegen. Sie nehmen Platz an einem der Tische, die am Rand stehen, setzen sich unter einen der großen roten Sonnenschirme.
„Mutti, warum laufen wir nicht hinterher zu unserem Pappi?"
Das Kind erhält zum ersten Male keine Antwort auf seine Frage. „Komm, wir gehen!" Lores Stimme, ist ganz heiser geworden. Der Pumpe! sieht die Mutti verwundert an.
„Und der Pappi?"
„Der Pappi braucht uns heute nicht. Komm." Als sie sich hastig wendet und das Kind mit sich zieht, läuft sie gerade Herrn Haake in die Arme. Sie kann nicht umhin, ihn zu begrüßen, obwohl sie jetzt lieber sterben möchte anstatt freundlich« Gespräche zu führen. Aber Herr Haake ist immerhin der Brotgeber ihres Mannes und hat ihr einen Besuch gemacht'.
„Welche Ueberraschung, Frau Sprenger! Sie suchen sicher Ihren Gatten?"
Frau Lore zwingt sich ein Lächeln ab. „Nein, Herr Haake, ich störe ihn während seiner Arbeit grundsätzlich nicht. Wir wollen in den Herren- , krug, ein wenig frische Luft schnappen", lügt sie aufs Geratewohl und wundert sich, wie gut sie . «s kann.
Herrn Haake scheint Lores Plan zu behagen. „Ein ausgezeichneter Gedanke! Darf ich mich Ihnen für ein Stündchen anschließen? Es hat am Morgen harte Arbeit gegeben bei uns. ZH« Mann arbeitet einen neuen Werbefeldzug aus und hockt, glaube ich. noch über seinen Gedanken. Wenn er wüßte, daß ich Sie unter meine Fittiche genommen habe, würde er sich, freuen." Und zum Pumpel, der schon eine ganze Weile mit verlangenden Augen den Eiskärrer« nebenan beobachtet: „Magst du auch ein Eis?"
Das ist natürlich der Berg der Seligkeit. Und . ob Rest ein Eis mag! So verfrachtet Herr Haake denn beide kurz entschlösse« in ein Taxi uni» eine Stunde später sitzen pe draußen im Herrenkrug, dem schönen Wiesenpark der Stadt, und der Pumpel löffelt bereits das zweite Ge» ' froren«. Herr Haake trinkt «inen Wermut mit Selters und Frau Lore läßt ihren Kaffee kalt / werden. Das Gespräch plätschert so dahin, mühsam von Herrn Haake in Gang gehalten. Frau Lore ist kein guter Kaffeegast heute.
„Ist Ihnen etwas Unangenehme, zugestoßen, Frau Sprenger?" fragt Haake teilnehmend. „Sie machen einen verstörten Eindruck."
Da nimmt Frau Lore die Gelegenheit beim Schopf und denkt: Ich fühl ihm auf den Zahn. Er muß ja wissen, ob das stimmt, di« Spätarbeit und so.
„Ich mache mir Sorge um meinen Mann", sagt fie und rührt in ihrer Tasse. „Er arbeitet scheinbar zuviel."
Herr Haake ist sofort dabei. Ja, das habe er auch schon gesägt. Beispielsweise sei es doch überflüssig, daß Herr Sprenger am Abend noch rinmal komme. Aber er sei eben unvernünftig. Fast jeden Abend hocke er in seinem Büro, bis zogen zehn der Nachtportier ihn hinauswirft. „Um zehn Uhr ist alles geschlossen?"
„Aber sicher. Ich habe dem Pförtner Anweisung gegeben, daß nach zehn niemand mehr etwas im Haus zu suchen hat. Einmal muß ja auch Schluß sein. Herr Sprenger meint allerdings, um diese Zeit kämen seine besten Einfälle."
„Ja, so sagt er", gibt Frau Lore mechanisch zurück.
Also um zehn Uhr . . . Wann aber ist er in den letzten Wochen nach Hause gekommen? Stets war es lange nach Mitternacht gewesen. Wie reimt sich das zusammen? Sie hatte Mühe, Haake weiter zuzuhören. Die Gedanken gehen ihre eigenen Wege. Was tut Richard von zehn bis Mitternacht? Wenn sich Herr Haake doch mal verabschieden wollte! Endlich bricht er auf.
„Ich werde Ihrem Gatten Ferien verschreiben. Frau Sprenger", tröstet er lächelnd. „Aber die Firma würdigt seine ausharrende Arbeit, glauben Sie es mir. Und eines Tages trägt diese Arbeit auch schöne Früchte."
Winkend verabschiedet er sich, klopft dem Pumpel die Wangen und verspricht noch einmal, Herrn Richard Sprenger vier Wochen Zwangsurlaub zu diktieren, komme es, wie es wolle. „Dann gehört er ganz Ihnen, Frau Sprenger!"
Als der Wagen davonrollt, bricht Frau Lore eiligst auf. Es hält sie hier nicht mehr. Nach Hause, denkt sie. Nur nach Hause! Und ihr Heim erscheint ihr wie eine Burg der Ruhe und des Glücks, wo alles noch so ist, wie es gewesen war.
Völlig unberührt und ahnungslos, daß sich soeben hundert Meter von ihm eine Tragödie abgespielt hat, sitzt Richard Sprenger mit Fräulein Hilde vor den guten Sachen, die ihnen der Kellner gebracht hat. Wenn Richard seiner Frau gesagt hat: „Einen Happen essen", — na, so rst das zuminoest ein sehr bescheidener Ausdruck gewesen.
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