ihr Gesicht nur immer nach ihm hinwandte, da siieg endlich eine gewisse Art von Unruhe und unwillkührlichc Neugier in ihm empor, und der Fürst, welcher eine Dcländerung in seiner Miene bemerkte, fragte zuletzt, ob ihm was fehle.
,.O nichts. Ew. Durchlaucht, nichts! Ich sah nur dort eine Maske, welche mich intressirl und die ich wohl können möchte."
„So würde ichsieanreden. Ohne Zwang, Graf! Gehen und kommen Sie wieder, wann Sie wollen. Es freut.mich schon, wenn sie nur an irgend etwas Antheil nehmen,"
Der Kammerherr benutzte diese Erlaub- niß. Doch jene Maske, so ganz unmöglich kS war. daß sie diese leise geführten Reden gehört haben konnte, schien dennoch den Plan des Grafen errathen zu haben und ihn verhindern zu wollen. Kaum machte er Miene, naher zu treten, so verließ sie ihren Posten und flüchtete sich in'S dichteste Maskengedränge. Je mehr sie sich entfernte, desto sorgfältiger suchte Graf S. sie auf. Alles machte bereitwillig dem Günstlinge dev Fürsten Platz, und endlich konnte sie ihm nicht länger auSweichen. Er-redete sie mit einer von jenen gewöhnlichen Redoutensragen an welche nichts weiter bedeuten als: Ich wünschtewvhl. Sie sprechen zu hören. Sie antwortete ihm nur wenige eben so gleichgültige Worie, aber dennoch erschütterten ihn dieselben im Innersten, denn auch in der Stimme glaubte er die höchste Aehnlichkcit mit jener, ihm lebenslang Unvergeßlichen zu finden. Er bezwang sein Erstaunen und sprach weiter. Sic gab ihm auf Alles Bescheid, aber stets in einem traurigen, seiner Phantasie nur allzusehr entsprechenden Tone. Er bot ihr endlich seine Hand zum Spaziergange im Saale an; sie war es zufrieden.
Ein gleichsam geheimer Schauer schien ihn anzuwandeln, als sie nur ganz leise ihn berührte; er trotzte auch diesem und fragte:
„Aber, Maske, warum nehmen Sie so schüchtern meinen Arm? Sehen Sie eS vielleicht ungern, daß ich Sie führe?"
„Gern, sehr gern! im ganzen Saale, Graf, sind Sie der Einzige, zu dem ich dieß sagen kann."
„Giengen Sie schon jemals, schon irgendwo mit mir?
„Ott. Hier und anderswo. Mit und ohne Maske."
„Sie kennen mich also genau?"
„Genau! Ich schmeichelte mir einst damit: jetzt hoffe ich es nochmehr, als einst".
„Und ich auch Sie?"
„ Ja wohl, ja wohl."
„Sonderbar! Und Ihren Namen, — darf ich ihn nicht wissen!"
„Sie dürfen wohl, doch nützen könnte es Ihnen jetzt nichts, eher schaden."
„Schaden? Ihr Name mir schaden! — Unbegreiflich! Unmöglich!"
„Aber doch wahr. Sie sind hier, um sich zu zerstreuen. Ein einziges Wort von mir dürste Ihre Gedanken gewaltig sammeln."
So ungefä./.- spann sich eine Unterhaltung an, welche mit jeder Sccunde für den armen Grafen wichtiger und dunkler zugleich wurde. Er empfand eine Bangigkeit, einen Schauer, der ihn auf's Höchste erschütterte und vermochte sich doch nicht loszureißen von der Erscheinung, die ihn ängstigte und zugleich mit Sehnsucht erfüllte. Mit Bedacht spielte er den Gang des Gesprächs-auf verschiedene längst verflossene Begebenheiten seines Lebens: die Maske kannte sie alle; selbst manchen kleinen, ihm schon fast entfallenen Zug rief sie in sein Gedächiniß zurück. Da war kein Wort, das ihn aufzog oder neckte und doch auch keines, das nicht traf. Er kam mit heimlichem Zittern auf das Glück seinerEhe; die Maske schwieg entweder gänzlich oder sprach einsplbig. Dumpfer, unterdrückter schien ihre Stimme zu werden. Als der Graf in sie drang, ihm zu sagen, was sie auch davon wisse, brach sie in die Worte aus : „Sie fühlen allerdings, was sie verloren haben, doch da man Sie hier an diesem Orte findet, so scheinen Sie sich bereits nach Trost und nach Vergessenheit umzusehen." — ES war ihm, als ob sie bei diesen Worten sich losreißen wollte. Doch er hielt sie fest und beschwor sie noch stärker, ihm zu sagen, wer sie seh und woher sie komme? Eine Bewegung mit der rechten Hand nach oben antwortete auf diese Frage und schien zu sagen: „von dorther!"
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
In Neapel war der Sommer schöner, als man sich je erinnert. Vier Monate hindurch war ununterbrochen schönes Wetter, am Tage mäßige Hitze,