aber doch nur unvollkommen. Der Wirth lamcntirte und raufte sich sein Nabenhaar ob des Verlustes seines Li-cole. Er be­theuerte und rief alle Heiligen zu Zeugen, daß er den Hund wie gewöhnlich gegen die Nacht von der Kette lvsgemacht und in den Dordcrhof gejagt, sorgfältig aber vorher alle Thüren des Hauses verschlossen ha­be, da er die Wildheit des Hundes gegen FrcMDe wohl kenne. Wer nun daS Thier in das Haus selbst eingelassen und gegen die -ignori torestiei'i gehetzt habe, das könne nur der gewesen sehn, vor dem der Himmel uns bewahre.

Unser Vetturin, auf dem, nach Kennt- nißnahme aller Umstande, der dringendste Verdacht hasten blieb, kennte ohne triftige Beweisgründe nicht geradezu beschuldigt werden, und so war denn das Resultat dieser Avantüre, nichts Anderes, als eine erhöhte und geschärfte Vorsicht bei der ferneren Reise.

Ueber alle diese Dinge war allgemach der Zeitpunkt der Weitcrsahrt erschienen. Schon stahlen sich einzelne schwache Tinten des anbrechenden MorgenlichkeS über den GebirgSkamm, welcher den Horizont bcgränzte, als Giuseppe hcreintrat, um anzukündigen, daß Wagen und Pferde bereit ständen. Die wackern GenSdarmen hatten uns während des gemeinschaftlich eingenommenen Früh­stücks niedrere Scenen aus dem Leben die­ses Roffebändigers, dcn^siesehr gut kannten, zum Besten gegeben, aus denen allen her- Vvrgicng, daß es ein Mensch von dem schlechtesten Charakter, zcrnig und bis zum Exceß rachsüchtig scy, und daß man sehr wohl thue, ihm nicht über den Weg zu trauen.

Von den ,,tre ingscbere" aus erhebt sich die Straße fortwährend, und daher kommt man, obgleich sie sich im besten Zustande befindet, nur sehr langsam vorwärts. Noch jagte ein heftiger Wind neblige Lustmasscn vor sich her, die aber, je höher die Sonne empvrstieg: klarer und durchsichtiger wurden, so daß hui und wieder ein Blick in reizende Thäler und wilde, rauhe Schlucht n gestat­tet war, welcher Wechsel etwas höchst Ange­nehmes für Auge und Gefühl erzeugte. Nach und nach wurde aber das Rauhe und Groteske Vorwaltend, die vulkanische Natur machte sich bemerkbar. Ich schweige von der interessanten Umgebung Pictramala's,

von seinem ewig brennenden vulkanischen Boden, dieß Alles konnte von uns nur we­nig in Augenschein genommen werden, da sich noch eine weite Strecke bis Bologna zu durchmcssen vorfand, und wir nicht wünsch­ten, allzuspät dort auzukommen.

Der Sonntag hatte aber bei unserer Ankunft in Pietramala die Osteria völlig auSgekehrt. Vom Häuptlinge des HauseS bis zum niedrigsten Skaliere hinab, befand sich Alles in der Messe, so daß sich die trau­rigste Aussicht für unsere hungrigen Magen eröffnete. Ja, man nahm von Seiten des Publikums ganz gegen alle Gewohnheit in Hesperien unser dringendes Verlan-' gen nach Speise und Trank mir bedenklichem Murren auf- Nun gehörten wirzwar nicht zu jener Klasse von Reisenden, die sich von jedem alten Weibe ins Bockshorn jagen lassen, allein hier schien Nachgeben doch ge­rochen, und so geschah es denn, daß wir wieder ungewöhnlich spät abfuhren, ein Er­eigniß, woran unser Bazanli nicht wenig Schuld haben mochte, da er entschieden zö­gerte. und bald dieß. bald jenes nothwcndige Geschäft Vvrfchützte.

In Italien ist es Sitte, daß die Vettu­rin! gegen sieben Uhr im Sommer, oder vielmehr noch vor völlig angebrochener Däm­merung das Nachtquartier zu erreichen krach­ten. Man sieht sie dann oft, wenn sie durch irgend einen Zufall zurückgehalten wurden, zu dieser Zeit die ermüdeten Rosse mit Zunge und Peitsche zur Anwendung ihrer letzten Kräfte beinahe unbarmherzig antreibcn. Ich will unentschieden lassen, zu welchem Zwecke dieß geschieht, und bemerke nur. daß ich irgendwo einmal erfuhr, wie die Zeit der Morgen- und Abenddämmerung so wie die volle Mittagsstunde für alle Be­jahter und Begehcr der Landstraße in Be- rua auf räuberischen Anfall die bedenklichste deS Tages setz.

(Fortsetzung folgt.)

Auflösung der Charade in Nro. 62. Seufzer.