Rus Stadl und Kreis Calw
I^ensctie» in» 2nzs!
Mit der monotonen Melodie der sausenden Geschwindigkeit frißt der l)-Zug seine Kilometer und trägt die schwere Last über die Schienen. In den Abteilen herrscht eine beängstigende Enge. Auch die Gänge sind dicht besetzt. Drei Urlauber stehen am Fenster und gucken hinaus auf die vorüberfliegende Landschaft. Immer näher geht es ihrem Ziele, ihrer Heimat zu. Woran mögen sie denken? Es ist unschwer zu erraten. Ihre Gedanken sind bei Frau und Kind, bei den Angehörigen zu Hause. In ihren Gesichtern spiegelt sich die Freude der Ucberraschung und des Wiedersehens. Die Leute um sie herum kümmern sie gar nicht. Sie sehen nicht die Dame, die sich lässig in der Polsterklasse eingenistet hat, ihr silbernes Zigarettenetuis mit ihren rotlackierten Fingernägeln aus der Krokodilhandtasche zieht und sich eine Zigarette ansteckt, wobei ihr per schlipstragende Kavalier das Feuer reicht. Ja, solche Bilder tauchen Heu'»- noch im Ö- Zng auf. Heute noch. Aber nicht mehr lange.
Vielleicht wird die Dame bald mit dem ehrenwerten Namen Fran im Kriegseinsatz angesprochen. Das Zigarettenetuis wird mit der Krokodilhaudtasche beiseite gelegt und die Zigaretten rauchen unsere Soldaten. Die rotlackierten Fingernägel verwandeln sich in ölige Hände, denen man ansieht, daß mit ihnen etwas geschafft wurde. Wahrscheinlich wird auch
der superorydblonde Lockenkopf wieder zur Natur zurückkehren. Ja, die Zeit ist jetzt vorüber, in denen ein« bestimmte Schicht, migränekranke Frauen und dickbäuchige Abseitssteher, im Kriege in Badeorte fährt oder sonst Vergnügungsreisen unternimmt. Die Badeorte sind nur noch für unsere verwundeten und kranken Soldaten und für die wirklich Kranken da, für die, die in dem schwersten Schicksalskamps unseres Volkes kämpfen und arbeiten.
Damit hört auch das Zugsgeflüster, wie wir es nennen wollen, auf. Die Flüsterer werden keine Partner mehr finden, die weiter flüstern. Der Ernst der Zeit wird die Menschen beherrschen, die für Dienst- und dringende Reisen den Ö-Zug benützen müssen. Wir steigen heute alle um in den Arbeiterzug, der uns zur Arbeitsstätte bringt, an der wir für den Krieg nützliche Arbeit leisten. In diesem Arbeiterzug sitzt der Lehrling, die Frau der Maschine, der Meister und der Ingenieur auf einer Bank. Am frühen Morgen verläßt unser Zug den Bahnhof und erst am späten Abend kehrt er wieder zurück. Dazwischen aber liegt die Zeit härtester Arbeit, die dem Krieg und damit dem Siege dient. Diese Menschen mit den schwieligen Händen kennen die Arbeit und darum wis- en unsere Arbeiter, wieviel von ihrer Leitung jetzt im Kriege abhängt. Wir müssen zu einer Gcmeinschaftsleiftung des ganzen dem- schen Volkes kommen, dann wird unsere Leistung den vollen und raschen Sieg bedeuten.
Aus dem Volk — für das Volk!
Mag das Schicksal noch so hart und unerbittlich sein, wir wollen und werden es meistern. Von diesem entschlossenen Willen beseelt, stellten sich die Kampsgliederungen der Partei - SA., ss, NSKK.. NSFK- - und die Politischen Leiter in den Dienst der sechsten Reichs st raßensamm ml ung des Kriegs-WHW-, und von diesem gleichen Willen beseelt, gab das deutsche Volk seine Spende. In uns aber tragen wir die stolze Gewißheit, daß auch das Ergebnis dieser lRcichsstragensammlung in Ehren bestehen ^und dem deutschen Volke ein glänzendes
Zeugnis wird.
seiner
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OPfcrfreudigkeit
ansstellen
Oie schönen Aufgaben der NSV
asg. Wenn du mithelfen wiM an dem großen sozialen Gemeinschaftswerk unseres Volkes, an der Gesunderhaltung von Mutter und Kind und wenn du dich unserer Soldaten Würdig erweisen willst, dann mußt du in die NSV eintrete n. Denn die NSV. jst es. die mit den Mitgliederbeiträgeu alle die ihr gestellten gesundheitsfördernden Maßnahmen durchführt und Betreuungsaufgaben an der ganzen Volksgemeinschaft erfüllt. Im Gau Württemberg-Hohenzollern hat sic heute. 12l6 Kindertagesstätten in Betrieb, die täglich von 60 800 Kindern besucht werden.
Oer Heldengedenklag am 14. März
Das Oberkommando der Wehrmacht hat die Anordnungen für die Durchführung des Heldcngedenktages am 14. März erlassen. Er wird wieder in allen Standorten und von allen Truppenteilen mit militärischen Feiern begangen, an denen auch weiteste Kreise der Bevölkerung, vor allem die Hinterbliebenen von Gefallenen, teilnehmcn. Mit den Hoheitsträgern der Partei und ihren Gliederungen findet engste Zusammenarbeit statt. Im Rahmen der Feiern findet die Uebertragung eines besonderen Gedenkaktes der Wehrmacht statt. An deren Erinnerungsmalen und auf Ehrenfriedhöfen der deutschen und verbüvdeten Wehrmächten sowohl in Friedensstandorten wie auch in nur kriegsmäßig mit Truppen belegten Orten werden Kränze der Wehrmacht niedergelegt. Die Flaggen werden Vollstocks gesetzt. Die Gräber der im ersten Weltkrieg und seit September 1939 gefallenen Kameraden werden geschmückt, in gleicher Weise die Gräber von Wehrmachts- angchörigen und Verbündeten.
cke,r fVac/röa/'Femet'ncke/r
Wildberg. Seinen 75. Geburtstag beging in großer geistiger und körperlicher Rüstigkeit Gottlieb Schidel. Ferner kann in erträglicher Gesundheit heute Frau Marie Dengler, Waldschützenwitwe, den 86. Geburtstag feiern.
Die neue Gauwirtfchaftskammer gebildet
AweiZtztellen in Oeilbronn, keutlin§en, Olm — Oe8Ltiäkt88teIIen in Omünch
Haven8burZ und kottiveil
Mit Ablauf des vergaiigenen Jahres waren die Wirtschaftskammern Württemberg-Hohenzollern. die Industrie- und Handelskammer Stuttgart und die Handwerkskammern in Stuttgart, Reutlingen, Ulm, Heilbronn und Stgmaringen auf die neugebildete Gauwirtschaftskammer als deren Rechtsnachfolgerin üoergegangen. Zum Präsidenten der neuen Kammer war der Leiter des Gauamtes für Technik. Pa. Rohrbach, ernannt worden. Die feierliche Konstituierung des neuen Instituts fand am Freitag statt.
Das grundlegende Referat, in dem die Richtlinien der kommenden Ar- beitssührung der Kammer und daraus resultierenden Arbeitsmethoden für die schwäbische Wirtschaft klar aufgezeigt wurden, hielt der neue Präsident Pg. Rohrbach. Sein Dank galt zunächst dem Gauleiter und Reichsstatthalter, der stets den Interessen der schwäbischen Wirtschaft höchstes Verständnis ent- aegengebracht und häufig in schwierigen Situationen mit Rat und Tat helfend eingegriffeu habe. Der Gruß des Präsidenten galt auch Minister Schmid, der nach erfolgreicher Absolvierung der ihm im besetzten Gebiet übertragenen Aufgaben nunmehr wieder seine Arbeitskraft der heimischen Wirtschaft zur Verfügung stellen könne.
Präsident Nohrbach stellte dann den einzelnen organisatorischen Maßnahmen der früheren Epochen in ihrer Gcsamtwirkung auf die deutsche Wirtschaft die wirtschaftliche Zentralisierung der heutigen Zeit entgegen. Schon früher seien gerade in Württemberg Bestrebungen einer staatlicheu Wirtschaftslenkung versucht worden, die aber bet der liberalistischen Einstellung der Wirtschastskreise niemals erfolgversprechend sein konnten. Die nationalsozialistische Wirtschaft intensivierte durch zkelbewutzte Lenkung das deutsche Wirtschaftsleben und schuf zunächst in dem Vierjahresplan die Voraussetzung zu einem starken Rüstungspotential. Heute gelte es. alle schöpferischen Kräfte aufzurufen. Wenn diese zur vollen Leistung kämen, so würde Deutschland unbesiegbar sein. Die Wirtschaft trage also vor der Geschichte die Verantwortung.
Der Präsident gab sodann den Aufbau der neuen Kammer bekannt. Sie gliedert sich in drei Abteilungen: Industrie, Handel und Handwerk, die in bezirkliche Fachgruppen aufgeteilt sind. Die Leiter dieser Gliederungen, die ehrenamtlich tätig find, übernehmen politisch und wirtschaftlich die Verantwortung für ihre Mitglieder. Aner- «tnende Won« zollt« dann der. Präsident
dem Kanowerr, oas ais veugeoronerer Teil in das neue Wirtschaftsgebäude einziehe. Der Leiter der Abteilung Industrie habe in Personalunion auch das Amt des Rüstungsobmanns des Neichsministers für Bewaffnung und Munition inner ihm obliege die Förderung der industriellen Leistungssteigerung und die Sicherung aller Fertigungsvoraussetzungen. Neben den Abteilungen seien ferner die einzelnen Sachdezer- nate bei der Hauptgeschäftsstelle der Gauwirtschaftskammer wichtig, die alle allgemeinverbindlichen Wirtschaftsfragen zu bearbeiten haben. Der Kammer steht.ein Beirat von fünfzig aktiv tätigen Männern (sechs Vizepräsidenten und 46 Beiräte) zur Seite, die dazu berufen sind. Vorschläge zu machen.
Ueber die bedeutsamen Ausführungen, die Gauleiter Reichsstatthalter Murr in der neuen Gauwirtfchaftskammer machte, berichten wir auf Seite 1 dieser Ausgabe.
Der Führungsaufbau der Kammer
Die Kammer bat drei Zweigstellen in Heilbronn,Reutlingen und U l m errichtet. Die Zweigstellen werden ,on ebrenamtlichen Leitern betreut. Daneben wurd » noch drei Geschäftsstelle» >» Schwäbisch Gmünd, Ravensburg und Nottwctl eingerichtet. Zweigstellen sowohl wie Geschäftsstelle» haben schon früher bestanden, von jetzt an werden ge auf einer breiteren Grundlage ihre Arbeit aufnebmen. "
Präsidium Mid Beirat der Wirtschastskammer besteht aus sechs Bizevräsidcnten und 48 Beirats Mitglieder n. Die Vizevräsidenten find: Ganhandwerksmcister Philipp Bätzner als Leiter der Abteilung Handwerk, Direktor Karl E v ch- Müller lWielandwcrke, Ulm) als Leiter der Zweigstelle Ulm. Direktor Otto Kahr lWerncr L Pflcidcrer) als Leiter der Abteilung Industrie, Paul Hoffer als Leiter der Zweigstelle Reutlingen, und Wilhelm Pctzold alS Leiter der Abteilung Handel.
Der Beirat fetzt sich zusammen auS: Lanöesbauern- fübrcr Arnold: Heinz Bollermann (Firma Heinz Bvllcrmann, Kinderwagen nnd Korbwaren), Stuttgart: August Brändle, Bezirksinnunas- mcister -cs Herrcnschncidcrhanbwcrks, Stuttgart: Rudolf' Brenner, Bezirksinnungsmeister des Bau- Handwerks, Stuttgart: Bankdircktor Karl Dörr (Deutsche Bank), Stuttgart: Hans Eckstein (Otto Wider L Roser und Kaiser L Retter), Stuttgart: Konrad G m i n der lBaumivollspinncreien Ulrich Gminder GmbH.), Reutlingen: Wolfgang Güh- r u m , Leiter der Wirtschastsgrupve Bermittlerge- werbe Bezirksaruvvc der GWK. Stuttgart: Dr.» Jngenienr Richard Gobmann, Direktor der Kärglich Hohenzollernschen Httttenverwaltung Lau- cherthal: Oberbürgermeister Heinrich Gültig, Heilbronnr Generaldirektor Walter Hartmann lPaul Hartmann. Berbandstoffabrlkeu). Heidenbeim: Generaldirektor Dr.-Jnaeuleur Wilhelm Haspel (Datmler-Benz), Stuttgart: KreishandwerkSmeister Ern» Letb^,Siellbachr Soarkaffenbsrekti« Mo
Hill lWürttembergische LandeSsparkasse), Stuttgart: BetriebSsührer Karl Hofmann (Firma Karl Hof. man«, Schokoladen- und Zuckerwar«»), Stuttgart: Direktor Ernst HoSn « r (Firma Matthias Hoftner AG.), Trosstngen: Heinrich Holzach (Firma Carl Schirm L Co.), Kirchentellinsfurt: Gotthilf Käthe l«, Bezirksinnungsmeister des Bäckcrhandwcrks, Stnttgart: Theodor Kaiser, Reichsinnungsmeister des Tischlerbandwerk», Stuttgart: Generaldirektor Dr. Ludwig Kehler (Maschinenfabrik Ehlingen). Ehlingen am Neckar: Konsul Erwin Klingler (Firma Jmanuel Klingler), Stuttgart: Direktor Ma» Knorr (Fortuna-Werke), Stnttgart: Betricbs- sührer Karl Köpf iBicrbranerei zum Ochsen). Aalen: Direktor Dr. Emil Kühn (Möbelfabrik Erwin Bcbr), Wcndlinaen: Walter Lorenz (Sirma Louis Lorenz), Stuttgart: Diplom-Ingenieur Ernst Mahle (Mahle KG.), Stuttgart: Direktor Adolf Mann (Wilhelm Blcule .KG.), Stnttgart: Eugen Pressend-«,!,. Bezirksinnungsmeister deS ElektroinstallateurbandwcrkS), Stuttgart: Direktor Jean Ngcbel (Manbach Atotvrenbau GmbH.), Sricdrichsbafeu: Karl Gustav' Rank, Rcichsin- nuiigsmeistcr des Gipferbaiidwerks, Heilbronn: Hotel- besitzer Friedrich August Reichert (Hotel Graf Zeppelin), Stuttgart: Jakob Rcichüart. Leiter der Wirtschastsgrupve gmbnlgnteS Gewerbe, Bczirks- arnppe in der GWK., Ulm: Direktor Heinrich R icke r (Schuhfabrik Ricker L Co.), Tuttlingen: Hermann Rommel (Gaststättenbetrieb Hermann Rommels. Stnttgart: Direktor Fritz Roser (Lederfabrik C. F. Roser GmbH.), Stnitaart-Fenerbach: Direktor Dr. Ernst Rübling (Heinrich Taxi, Baustoffe) > Stuttgart-Fenerbach): Direktor Emil Speck (Uhrenfabrik Emil Speck), Schwenningen: Direktor Dr.- Jngenieur Willv Speidel (Energieversoranng Schwaben), Stuttgart: stellvertretender Gankand- werksmeister Otto S n r b e.. Bczirksinnnnasmci- ster des Metzgcrhandwcrks, Schwieberdingen: Direktor Carl-Erhard Scheu feien (Papierfabrik Scheufelen). Oberlenningen: Direktor Dr. Walter Schille r (Stuttgarter Strabenbavnen). Stuttgart: Oberbürgermeister Dr. Karl Strölin, Stuttgart: Eugen Vogt, Leiter der Geschäftsstelle der Hand- werksabteiluna der GWK., Rcntlingen: Georg Walz, Bezirksinnungsmeister ScS Friscnrhand- werkS, Ulm: Betriebssichrer HgnS Walz (Robert Bosch GmbH.). Stuttgart: Direktor Otto Weih (Mechanische Leinenweberxi Laichingen). Stuttgart.
Todesurteil für einen Volksschädling
Stuttgart. Der 28 Jahre alte geschiedene Johann Lchner ans Alsdorf, Kreis Aachen, wurde vom Sondergericht Stuttgart als gefährlicher Gewohnheitsverbrecher und Volksschädling wegen sechs vollendeten und eines versuchten Verbrechens des Riickfallbctrugs und wegen zweier Verbrechen des Nnckfall- diebstahls zum Tod und zu dauerndem Ehrverlust verurteilt.
Beim Wildern ertappt
Stuttgart. Der 46 Jahre alte Robert Läpple aus Hegnach, Kreis Waiblingen, wurde von der Strafkammer Stuttgart wegen eines Vergehens der gewohnheitsmäßigen Wilderet zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach dem Eingeständnis seiner Frau hatte er ihr im Laufe der letzten zehn Jahre zehn bis zwanzig gewilderte Hasen in die Küche geliefert.
Die Würste brachten es an den Tag
Dürrenzimmern, Kr. Hellbraun. Einen frechen Diebstahl verübte ein junger Bursche. Er drang am Hellen Nachmittag in den verschlossenen Laden eines Metzgermeisters ein, stahl daraus fünf Pfund Fleisch und eine größere Anzahl geräucherter Würste nnd fuhr mit seiner Beute auf einem Fahrrad davon. Unterwegs verlor er einige Würste. Dies wurde beobachtet und beim Aufheben der Würste konnte man die Personalien des Täters feststellen.
Rottweil. Der in Schwenningen a. N. wohnhafte 40 Jahre alte Holzpolierer I. H. wurde von der Strafkammer Rottweil wegen Heiratsbetruges und Fälschung einer öffentlichen, sowie einer Privaturkunde zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Heidenheim. Der von Heidenheim stammende 36 Jahre alte Opernsänger Karl Paul Rau, der am Theater in Augsburg tätig war und früher am Ulmer Stadttheater wirkte, wurde auf dem Heimweg von einem Herzschlag betroffen, der seinen Tod herbeiftthrte.
Oie Landeshauptstadt meldet
Beim Appell der „Siebener" wurden dem Traditionsverbands- und Ehrenführer General der Infanterie a. D. Freiherr von Soden besondere Ehrungen zuteil. Am 25. Februar waren 40 Jahre vergangen, seitdem der nunmehr 87jährige General das Kommando des 7. Regiments übernommen hatte.
In Stuttgart-Feuerbach stieß ein Lastkraftwagen mit einem Straßenbahnzug zusammen. Der Führer der Straßenbahn erlitt Hautabschürfungen am Arm, während ein auf dem Vorderperron stehender Fahrgast Schnittwunden im Gesicht davontrug. Die beiden Fahrzeuge wurden erheblich beschädigt.
IVicktiKe» in Kiir ?«
Der Führer hat angeordnet, daß das Treudien st-Ehrenzeichen für Be- amte, Angestellte und Arbeiter des öffentlichen Dienstes, die Polizcidienstauszeichnung und das Feuerwehr-Ehrenzeichen bis Kriegsende nicht mehr verliehen werden soll.
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Bei der Zuteilung von freiwerdenden Wohnungen werden nunmehr die Volkskreise bevorzugt, die sich durch besondere Leistungen und Opfer ausgezeichnet haben, also Ritterkreuzträger. Kriegsversehrte, Kriegshinterbliebene, Bombengeschädigte und kinderreiche Familien. Daneben sollen die für andere als Wohnzwecke benutzten Wohnungen verstärkt wieder für Wohnzwecke frcigemacht werden.
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Der Reichsminister der Justiz kann cknnstig Rechtsanwälte, die das 65. Lebensjahr erreicht haben, in den Ruhestand versetzen. Dies soll nicht geschehen, wenn die Bedürfnisse der Rechtspflege ein Verbleiben des Anwalts in seinem Beruf erfordern oder er noch die nötige geistige und körperliche Beweglichkeit besitzt. - ^
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„Wieso Seifenschaum? Herrschaften, ich muß doch sehr bitten!"
„Ja, Menschenkind, haben Sie etwa dieses Monstrum von Plan ernst genommen? Ich Habs immer für einen Witz gehalten!"
„Ausgezeichneter Witz übrigens, anstatt Theater zu spielen, einen Easthaufen zu eröffnen. Kinder, die schöne Ruth als Küchenfee! Di« Koteletts muß man sich nur mal vorstellen!"
2n den Hexensabbat der Temperamente mischt sich klangvoll und unerschüttert Herrn Mehlmanns Stimme. „Also dann haltet mal eine Weile den Mund, ja? Ich bin nämlich der Meinung, ihr laßt Paulchen wenigstens ausrcden. Vielleicht hat er einen lichten Moment, wer weiß?"
Wenn Herr Mehlmann meint, dann muß man zuhören. Herr Mehlmann ist für sie alle die Verkörperung jener anderen Welt, in der sich die meisten von ihnen schlecht zurechtfinden, jener Welt des nüchternen Verstandes, in der ein Mensch nicht nach Einfällen, Regiegedanken oder Rollenzahl beurteilt wird, sondern nach der Höhe seines Einkommens und dem Inhalt seiner Brieftasche. Sie alle beugen sich Herrn Mehlmanns Kenntnis des Wirtschaftslebens.
Paulchen schaut sich um. Er suhlt, sein großer Augenblick ist da. Im'Geiste rücken die Wände des Lokals auseinander, und er betritt die Bühne des Theaters. Er spricht seinen großen Monolog nnd alle hören ihm zu.
„Männer und Frauen", beginnt er. „Wenn ich so auf euch herabschaue, so greift euer ungewisses Schicksal mächtig an mein Herz. Da sehe ich den zukunftsfrohen Bariton", er verneigt sich gegen Heiner Nordstern — „der gezwungen war, ein Jahr im Schatten des Erfolgreichen zu schmachten. Tort blicken mich die klaren Augen unseres Walter Vollber an. Er kam nicht dazu, den Gehler zu spielen, denn an dieser Bühne muß man erst graue Haare haben, ehe man der Kunst ernsthaft dienen darf."
Ehrlicher Beifall. Sie sind sich alle einig: „Mein Talent wird unterdrückt, ich bin verkannt!"
„Wer weiß nicht um den zähen Kampf zur Reform des Tan res, den unsre schlanke Ruth mit ihrem Bs«t»H führte? Vergeblich! Neider verweigern ihr und drei der tüchtigsten Kameradinnen das neue Engagement. Ballett- mcisterin und Ballett — schutzlos im Wirbel der Zeit!,,.
„Gemeinheit!"
„Schikane! Persönliche Intrige!"
„Weiter, Paulchen, du sprichst »ns ans dem Herzen!"
„Sind wir nicht alle überzeugt, daß in unserem Heinz-Joachim ein Musiker, ein echtes Mnsikantenblut nach Tätigkeit schreit?"
Zustimmung. Bolle Zustimmung. „Heinzcl- mann" ist der einzige Kapellmeister in diesem Kreise. Er hat also keine Neider.
„Und was hat man getan? Man hat ihn ein einziges Mal eine schwache Operette dirigieren lassen. Und als er opponierte — nun, ich brauche euch nicht weiter damit zu langweilen. Hier sitzen Emma Christ, Tina Martens, Karlo Karen. Annemie Hartmann — Gott, wer zählt die Völker, nennt die Namen!
— hier sitzen wir Jungen alle miteinander, und wenn wir mal einen Augenblick den Kopf nicht in den Sand stecken, dann sind wir arme Luders und wissen nicht, was wir morgen essen sollen."
„Sehr richtig!" Das ist Herrn MehlmannS Stimme. Sie findet keinen Widerspruch.
„Und nun", fährt Paulchen fort, „kommt das große Glück ganz nah! Es kommt nicht nur, nein, es ist schon da! Hier — in dieser meiner Hand halte ich es!"
Er schwenkt einen Brief über seinem Haupte hin und her, einen Brief, dessen Schriftzüge ihnen nicht unbekannt sind.
„Das ist doch Tino Vittorios Handschrift!" stößt Ruth hervor, die ihm am nächsten sitzt.
„Was hat der große Herr denn an dich zu schreiben?"
„Woher kennst du die Handschrift so gut? Sag mir das lieber!"
„Er hat mir auch mal geschrieben, bis er merkte, daß ich nicht wollte!"
„Was? Dir auch?" schreit Tina Martens. „Und was ist's mit diesem Brief?! Weiter." Paulchen kann bis jetzt zufrieden sein mit dem Erfolg seiner Ansprache, die Spannung ist ans dem Höhepunkt angelangt.
„In diesem Brief, Kameraden und Kameradinnen, überträgt mir Herr Tino Vittorio
— oder wie er sich schlicht mit seinem bürgerlichen Namen nennt — Herr Ernst Knu'ffke, das freie Berfügungsrecht über sein Erbteil für die Tauer eines Jahres!"
Pause. Man guckt sich gegenseitig an. Dann lacht einer.
„Blödsinn. Willst uns Wohl aufziehen?" „Wetten, daß Tino 'nen alten Sommermantel geerbt hat und ihn großmütig unserm Paulchen zur Verfügung stellt!"
Weite Geste Paulchens: „Mitnichten, Edle von Brabant! Mitnichten! Es ist mehr, weit mehr! Es ist ein Haus! Ein ganzes Haus!"
„Unser Paulchen ist übergeschnappt! Haltet ihn fest, sollst platzt er aus dem Jackett!"
„Loslassen zum Donnerwetter! Nehmt doch Vernunft an! Es ist wirklich ein Haus, ein Gasthaus sogar! Mit Garten, Veranda, Saal und — staunt und hört — Bühne! Was wollt ihr noch mehr?"
Stille von neuem. Nur die Uhr tickt. Draußen auietscht die Linie um die Ecke.
„Tino hat ein Gasthaus geerbt in Heidenau.^