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wird verstanden das gegenwärtige Leben, das da gar kur; ist und vergänglich; wenn erden aufr-eckt, das bezeichnet, als ob es spräche: „Ob ich nicht wahr habe, so kürze mir Gott mein Leben."
Der andere Finger ist länger und bezeichnet das künftige Leben, und so er ihn aufreckt, ist das also viel gesprochen: „Ob ich nicht wahr habe, soll meine Seele, nach diesem Leben in dem ewigen Leben keine Ruhe haben."
Der dritte Finger ist der längste und bedeutet das ewige Leben, das au gefangen wird an dem jüngsten Tage und bis ans Ende bleibt, und so er ihn aufrecht, bezeichnet es so viel, als ob er spräche: „Ob ich nicht wahr habe, so werde meine Seele und mein Leichnam au dem jüngsten Tage gcthcilt von dem ewigen Leben, und von der Gesellschaft und Gemeinschaft aller Auscrwahl- ten Gottes."
Aber die andern nieder-geneigten zwei Finger bezeichnen die in der Hölle sind. So er dieselben zwei Finger niederncigt, bedeutet es soviel: „Ob ich nicht wahr habe, so werde ich mitdcn Verdammten ewig rn derHöllc begraben, vor dem uns Gott behüte durch seine Gnade und Barmherzigkeit."
Prosaischer Aufsatz eines Schuster- Gesellen an seine Geliebte.
Ja, Theucre, du bist der liebenswürdigste Absatz meiner Empfindungen. Mein Herz ist die Brandsohle, die nur durch den Papp deiner Zuneigung fcügchaltcn werden kann — und wenn ick beim Doppeln auf meinem Drei fuße sitze, denke ich an dich, und stelle mir in unserer Liebe den Pechdraht vor, der unsere Herzen zusammen halten wird; deine Treue ist mein Zweck. Em schiefer Blick von dir dringt scharfer in mich, als Kneip und Ahle. Gieb ja nicht zu, das; ich von dem Knierieme der Eifersucht gepeitscht und mit schwarzen Vorstellungen gewichst werde. Ein Kuß von dir soll mir so sanft scyn, wie Safian, meine Treue ist so fest wie Pfundleder und wasserdicht wie Juchten. — Deine Gegenliebe ist das Glanzte der meiner Hoffnungen. — Du sollst stets für mich der zärtlichste Pantoffel seyn, würdige mich nicht durch finstere Blicke zum Kothsch uh herab, und
werde ja nicht durch Wankelmuth zum Cou- ricrsticfel, welcher für den Fuß stctS zu unförmlich ist. — Wenn auch deine Zunge oft klappert, wie die Ueber schuhe der Damen auf dem Steinpflaster, werde ich doch immer für dich so zart bleiben, wie dix Tanzschuhe in den Balleten, und die ganze Nachbarschaft soll sagen, daß ich ein gutcr Pätsche sei. Du kannst mich über den Leisten schlagen, wie du willst, ick aber nenne mich eben im Vorschuhen begriffen Deinen Verehrer Krispin Rahm schuh.
Verschiedenes.
Am nothwendigstcn haben jetzt dkcCouricre und Diplomaten. Der linkische Thron steht sich nicht nur vo:> Asien her durch die siegreiche Armee des Ibrahim bedroht, sondern auch t» Europa scheint der Frciheikszunder zu fangen, da es in Makedonien, Thessalien und Albanien immer unruhiger zu werden anfängt. An den Kapudan Pascha hat Abdul Meschid einen Eilboten geschickt mit dem schriftlichen Befehl, daß er sogleich zu seiner Pflicht zurückkehren möchte, da er nur i» diesem Fall alle seine Würden und Ehrenstelle» behaupten und auch Vergessenheit des Vorgcgangenen erlangen könne.
An Mehcmcd Alt hat der Sultan gleichfalls ein Schreiben erlassen, in den gnädigsten Acußc- rungcn den Frieden von ihm erfleht, die Erblichkeit Egyptens ihm angclragen und für seine Treue den türkischen Orden Nischant Jftichar ihm verliehen.
Man erfährt, daß in Constantinopcl die Mutter des jungen Großherrn, die Sultanin Valide die eigentliche Seele der Regierung scy. Selbst der öojährigc kluge Chosrcw Pascha müsse »ach ihrer Pfeife tanzen, wenns gleich nicht mehr recht gehen wolle. Abdul Meschid hat die große Moschee besucht und sich den Säbel seines Ahnherrn, des Propheten, umgürten lassen, der unüberwindlich ist. Da er lange nicht gebraucht worden ist, wird er wohl etwas stumpf geworden seyn. Diese Feierlichkeit gilt auf gut muhamcdanisch soviel, als bei uns die Krönung eines Königs. Tags darauf fielen in Constantinopel viele Hinrichtungen vor, gvobei die Leichname in den Bosporus geworfen wurden, doch soll der öffentliche Gesundheitszustand in der Hauptstadt fortwährend sehr befriedigend seyn.
Zwischen dem Wiener und Londoner Cablnet werden die Verhandlungen über die Beilegung der