Ihr vergebens darnach auf diesem Erden- runde, wo es nun einmal kein vollkommenes Glück gicbt, welches der Mensch auch gar nicht ertragen würde, aber dennoch gicbt cs eine irdische Glückseligkeit, sie wohnt einzig und allein in dem zufriedenen Herzen!

An einem schönen Maiabcnde führte mich ein Spaziergang in die Gegend unserer Re­sidenz, welche durch einen schönen Park und einige recht malerische Waldparthicn bekannt ist. Schon von weitem leuchtete mir ein niedliches einstöckiges Häuschen mit seinem Blumcngärtchcn vor demselben und seinen grünen Fensterladen gar freundlich entgegen. Ein Haustein lieber rothwangigcr Kinder spielte unter den blühenden Kastanicnbaumcn neben dem Hause und mttcr der Wcinlaubc, deren dichte Ranken vor dem Eingänge in sauber geschnitzte Spaliere gezogen waren, saß ein gar behaglich aussehcndcr Mann und- rauchte sein Abcndpfeifchen. Ich trat naher, indem ich ihm einen freundlichen gmcn Abend bot und die Bitte um rin Glas Milch ver­brachte. Er zog seine schneeweiße baumwol­lene Mühe und rief seine Frau, welche so­gleich. das .Verlangte hcrbcibrachte.. Bald war eine Unterhaltung mit dem freundlichen Manne angcknüpft. Es war ein Tischler. Zch beneidete ihn um seine idyllische nette Wohnung, um seine Kinder, ja selbst um sein rundes drolliges Weibchen, das sich, ab und zu gehend, in das Gespräch mischte. Alles an und um ihn zeugte von Zufrieden­heit und ländlichem Wohlstände und. das Ganze' gab ein reizendes Bild der glücklich­sten Häuslichkeit.

Der Mann hatte den Befreiungskrieg mitgcmacht, viele Städte und Menschen ken­nen gelernt, und was er sprach, vcrricth richtige, und natürliche Bcurthcilungtzkrafr.

Als Gcse-lc hatte er sich in St. durch Fleiß -und Redlichkeit die Achtung seines Meisters, und. da er auch äußerlich ein hübscher Mann war, die Liebe der Jungfer Meisterin erworben, diese nach dem Kriege gehcirathct,, und hier auf dem Lande sich au- gesicdelt, wo cs ihm bei der Menge der Rei­chen, die hier Landhäuser besaßen, als einem geschicktem Tischler,, nie an Arbeit gebrach. Sehen Sic," sprach er,ich lebe hier recht zufrieden und glücklich. Gleich fern von Ucbcrfluß und Mangel verdiene ich reichlich mein tägliches Brod und schenkt mir Gott fernere'Gesundheit, denke ich auch für das

Alter und für die Meinigen etwas zurücklegcn zw können

Der Mann war in jeder Hinsicht benci- dcnswcrth.

Ich habe manchmal," fuhr er fort, meine gar bcsondcrn Gedanken über das Leben, was die reichen Besitzer der schönen Landhäuser hier herum führen. Mein Hand­werk führt mich oft zu ihnen, und da sehe ich denn die Herrlichkeiten zuweilen mit an. Lieber Himmel doch ich will nicht weiter darüber sprechen, aber Herr, das sage ich Ihnen,' hier wurde der Mann ganz warm zu beneiden sind sie nicht, so sehr sie sich auch oft gegen unser Einen brüsten. Oft schon habe ich für manchen dieser von Anderen beneideten sogenannten Glücklichen das letzte Haus gebaut, und da sind mir denn wahrend der Arbeit über der Nichtig­keit des irdischen Rcicbthums und menschli­chen Luolzes gar absonderliche Gedanken durch den Kopf gefahren. Kerner von Allen hat bei allen seinen Glücksgütern ein zufrie­denes Herz gehabt. Wenn ich mich dagegen, betrachte, so hat mich früheres Ungemach und früheres Entbehren empfänglicher für meine jetzige bessere Lage gemacht, wofür ich dem lieben Gott täglich danke. Ich habe ein zu­friedenes, genügsames Herz und das Glück ist bei. mir cingekehrt. Doch hat das Schick­sal auch dafür gesorgt, daß ich nicht übermü- thig würde, und mich von Zeit' zu Zeit gar- bitter und fühlbar daran erinnert, daß der Mensch auf kein vollkomnrncs Glück hiense- den Rechnung machen soll, denn ich habe auch schon für drei meiner lieben Kinder Sarge machen müssen, und wer weiß, was ich nicht noch erlebe! Hier wischte sich die Frau die Augen und gicng zu ihren spielen­den Kindern, die sie eins nach dem andern aufhebcnd küßte. Der Mann weinte nicht, doch seine Stimme zitterte, als er mir die Hand mit den Worten drückte:aber ich habe dennoch ein zufriedenes' Herz, denn Herr! waS Gott thut, das ist wohlgc- than!"

Ist wohlgcthan! wiederholte ich, cr- wicdcrtc gerührt den Händedruck, und begab mich, in Gedanken über das Glück versunken,, auf den Heimweg nach meinem stillen Käm­merchen, wo diese Zeilen entstanden.