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in den Chaussecgräbcn und in Schweinställen verborgen gelegen. Hobe ich doch einmal Einigen von Euch, in jenem Hohlweg, mit meinem Karren den Rucken gedeckt, und zehn Grenadiere aufgchalten, bis sie genug Wor-- sprung hatten. Die Kerls gingen barbarisch mit mir um, und — Ihr dürft's wohl wissen , ich bin entzwiscben ans reiner Vaterlandsliebe auch Mutter geworden. Nun möchte ich wissen, wer mehr Ehre verdient, der, der eine schöne Handlung mit seinem Tode beschließt, oder der, der eine auf die andere solgen laßt, und einem braven Würt- tembcrger das Leben gibt? Ei! was macht denn der Saucrle, der Knöchlc, der Spieß und der Beißer? die in dem geplünderten Schloß von dem Affen, der dem Saucrle unversehens aus den Rücken gesprungen, Reißaus genommen und die Tschakos im Stich gelaffen haben? — Und mein ehemaliger Courmacher — wißt Ihr, der mit dem Milchsuppengesicht, über das Ihr so oft gespottet habt, — der hat seit Beendigung des letzten Feldzuges, nichts mehr von sich hören und sehen lassen, ich glaube fast, er hat die Backerstochtcr geheirathct, die ihn einmal in der Mulde vor dem Feinde versteckt hat.
Nun, ich bitte Euch, ewig unvergeßliche Kampfgenossen! meiner in Eucrn Eingaben nicht zu vergessen, Ihr wißt, ich war von jeher ein ehrliebendes Frauenzimmer, und bin immer noch ledig. Hatte ich eine Medaille an meinem Halse hangen, ich könnte mein Kreuz darüber vergessen, und — wer weiß, vielleicht reichte mir noch Einer von den chrenwcrthcn Kriegern aus Begeisterung die Hand durch dieses Leben.
Ach, das Leben ist doch schön! so lang Einen die Hoffnung nicht verläßt. — Noch einen herzlichen Gruß an Alle. Was mir Einzelne von Euch noch schuldig sind, will ich ihnen in Erwartung der Gewährung meines Wunsches Nachlassen.
Emmcline Kessel, im rothcn Hahnen.
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Der Gansschill soll mir Antwort geben, er darf sich die Mühe wohl nehmen. Er hat manches Pufferte umsonst gekriegt."
— Du kannst dir denken, daß dieser Brief ein Helles Gelächter erzeugte, denn wir wußten wohl, daß sies mit ihren Stichelrcdcn nicht so bös meinte. Doch ward mancher ein wenig verstimmt. — Wir blieben bis in
die späte Nacht und haben uns entschlossen, alle Jahre ein solches Fest zu feiern. Dann aber sage: gute Nacht Spital.
Dein Freund N-N. in N.
Verschiedenes.
Kein Mensch ist froher als die Bewohner der Stadt Mans in Frankreich. Dort war der Untergang der Welt auf die Nacht vom Zo. Juni zum 1. Juli angesagt. Die Kirchen waren voll Beichtkinder, und die Geistlichen waren erstaunt über die Geständnisse, welche die Leute vor ihrem Ende noch machte». Die ganze Nacht brachten die Bewohner in Angst zu, jetzt sind sic froh und schäme» sich.
Auch die BuchdruckeiJnnung in Leipzig, tröfft schon Anstalten zur Feier des vierten Jubelfest c s d c r E r s i n d u n g der Buchdrucker- kuust und es hat sich ei» besonderer Eomite dazu gebildet.
Aus Coburg. Vor einigen Tagen hängt« sich hier ein Kegeljunge im Alter von iz Jahren. Er hakte von seinem Herrn, der ihm das beste Zeugnis' über seine Aufführung gab, seine» Lohn erhalte», um ihn seine» Elter» zu geben, kam damit in Gesellschaft böser Buben, die ihm seine» Lohn verpraßten, zog sich das zu Gemüih und nahm sich das Leben.
Ein iiener Text zu den alten Trauermelodien. In Reval ist der durch seine populäre Schriften und durch sei» praktisches Wirken bekannte Arzt Winkler auf eine qualvolle Weise ums Leben gekommen- Nm auszuruhe» hatte er steh eines Nachmittags auf sein Sopha gesetzt und war bei einer rauchenden Cigarre eingeschlummert. Di« brennende Cigarre fiel auf seinen Schlafrock, zündete und Rettung war nicht mehr möglich. — Bei einem Sängcrsest zu Andel sin gen in der Schweiz wurden die Speisen zum Festmahl in schlecht verzinnte» kupfernen Geschirren gekocht. Von den Zov Sängern sind mehrere unter unsägliche» Schmerzen an den Folgen der Vergiftung gestorben und viele recht ernstlich erkrankt.
Lours-Iettel.
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