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denn er selbst schläft noch ungestört, wenn du schon drei Stunden im Geschäfte bist. Allein Alles hat sein Ende, ausser der Ewig­keit, die bekanntlich nicht einmal einen An­fang hat, also erwacht auch der Neunnhr- schläser. Er steht auf, geht auS, zum Ge­schäft? O ja, wenn Sie essen und trinken ein Geschäft nennen. Langts nicht zu Austern und weißem Bordeaur, so langts doch zu sauren Nieren und einem bittern.Aber Nachmittags wird der Mann doch arbeiten?" Scyn Sie nur nicht böse, schöne Le. serin, ich habe durchaus nichts dagegen. Wenn Sie ihn dazu bringen können, mir ist es gleich recht. Allein für heute wird nichts daraus. Er muß in die frische Luft hinaus, also Pferde bestellt und fortgcfahren! denn beim Fahren kann man eine größere Portion Luft genießen, als beim Gehen. Ver­dient wird ja doch etwas, nämlich von der Frau, die ohnehin nicht ausgchen kann, weil sie keinen Sonntagsrock hat und in keine Ge­sellschaft kommt, weil ihr Mann sie in keine führt, und sich nur dadurch von einer Magd unterscheidet, daß sie Magd ist und Frau heißt, während es umgekehrt oft Mägde gibt die Mägde heißen und Frauen sind.

Welches Sparsystcm gefällt Ihnen nun am besten? das am Manne oder das an der Frau? Keines von beiden? Sehr schön. Aber wo wollen wir nun sparen? Denn an Et­was muß doch gespart werden. Richtig, da fällt mirs ein. An unfern Kindern wollen wir sparen. Sie also, meine geneigte Lese­rin, müssen sich verstellen, Sie scpcn eine Dame von 36 Jahren, und ich ein Herr von 48gcn. Wir sind also etwas alt geworden, weingstens älter als damals, wo wir uns heirathctcn, nämlich vor 18 Jahren. Allein das thut Nichts, wir thun noch jung und lassen keinen Menschen merken, wie viele Schaltjahre wir schon erlebt haben. Wenn nur die Kinder nicht wären? Da haben Sie ein Mädchen von sechzehn und ich einen Bur­schen von 17 Jahren. Wenn die Leute da­hinter kämen, cs wäre entschlich! Wir könn­ten sie zwar, nämlich die beiden Rangen für unsere jünger» Geschwister ausgeben, allein eine Frau von 36 Jahren und eine Schwe­ster von 17! Nehmen Sie mirs nicht übel es ist besser wir geben die Rangen nicht für unsere Geschwister aus. Was schaden uns die Kinder auch? Die liebe Tochter, will sie wohl auf Bälle und in Gesellschaften?

Gott bewahre, davon weiß sie gar nichts. Sie haben sehr klug daran gethan, meine schöne Freundin, das Mädchen so lange es ging als Kind und dann als Dienerin zu behandeln. Dadurch werden nicht bloS Kleider, Stunden­gelder fürs Klavierspielenlernen, Singenler­nen, Tanzenlernen und all' die andern Klei­nigkeit«! erspart, sondern man braucht auch zwei Mägde weniger, denn die gute Tochter braucht selbst keine Bedienung und dient wie­derum als Bedienung. Ja schon im Essen und Trinken erspart man Etwas, denn die TochterDicnerin kann natürlich nur mit den andern Dienerinnen speisen. Das ist eine weise und und sparsame Erziehung, wobei man sich nebenbei auch die Freier erspart, die sonst gekommen wären. Das ist sehr mütterlich gedacht, denn man muß sein liebes Töchterlein keinem Ehemanne aufopfern, son- dern lieber ins Haus mezgen, wie man zu sagen pflegt.

(Schluß folgt.)

Verschiedenes.

Hr. Wrigt, ehemaliger Thürhüter des Un­terhauses in London, hat bei seinem kürzlich erfolg­ten Tobe ein Vermögen von 200 Tausend Pfund Sterling hintcrlaffen, welches er seiner drit­ten Frau, seinen Freunden und den Kindern seiner einzigen Tochter vermachte, jedoch die Bedingung daran knüpfte, daß keines derselben eine» Wagen haben dürfe. In einer Zimmerecke der Wohnung fand man noch nachträglich eine alte Schachtel, in welcher sich Bankdillets im Belauf von 20»o Pf. zeigten.

st Zu Pont-Audomcr bei Havre hatte unlängst ein alter Mann sein Testament zu Gunsten einer Nichte gemacht, fürchtete aber, daß die Ränke seiner Lantippe deffe» Vollzug vereiteln könnten. Um nun seine Erbin vor jedem Nachlheile zu sichern, wählte er ein heroisches Mittel: er erschlug nemlich seine Frau und ersäufte sich dann selbst in einem Brunnen.

st Eine Pariser Zeitung ruft aus: Neue Belege für die Gründlichkeit phrenologischer Wissenschafsen. Der Schädel des berüchtigten Verbrechers Souff- lard ist phrenologisch untersucht worden und fol­gende Resultate hat ein Jünger Gaal's herauS- gcbracht. Die am meisten ausgesprochenen Her- vorragunge» waren die des Wohlwollens, der Selbst­achtung, des Scharfsinns, Witzes und der Achtung fremden Eigentbums. Was den Höcker des Mord«