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Thecvisite, wo Madera getrunken wird, trink ' also lieber Wasser oder schlucke leer, was ge- gen das Ausstößen Hilst, wenn man einen überladenen Magen hat, was bei dir aber nicht der Fall ist. Es ist ja schädlich, das viele Essen! Geh' lieber spazieren, das Hilst zur Verdauung, die deine Frau nöthigcr hätte, als du. Arbeite hübsch fleißig, du guter Ehe­mann, vom Morgen bis zum Abend, damit deine Frau einen neuen Mantel kaufen kann, denn der alte ist schon ein halb Jahr alt!

Aber wie? Du unterstehst dich, auch einen zu wollen, nämlich einen Mantel? Du hast ja schon einen, einen unverwüstlichen, unver­derbbaren, nickt altwerdcndcn, den Mantel der Liebe, womit du die Fehler deiner Frau und deine eigene Dummheit zudeckst. Und wozu einen Andern! Du fährst ja doch nie aus, weil deine Frau ausgefahrcn ist, du kommst ja nie spät Nachts von Bällen und Conccrten nach Hause, weil deine Frau spat nach Hause kommt und Eines von Euck doch kas Haus hüten mußte. Also laß die dumme Mantclidce und nähe dir die abgcriss'ncn Knöpfe an deine Beinkleider, denn deine Frau hat nicht Zeit dazu, weil ihr die Schneider- nähterin gerade einen neuen Ballanzug an- probirt!

Wie gefällt Ihnen ein solches Sparsystcm, meine schone Leserin? Verziehen Sie den Mund nicht so bitterböse, ich habe sie gewiß nicht gemeint, denn Sie lieben ja ihren Mann außerordentlich, wie Sic verschiedenen Leuten schon versichert haben. Aber ich will Ihnen sogleich Genugthuung geben. Ich zeige Ih­nen ein contrarcs Bild.

Heda, guter Freund! Wohin so schnell? Sie haben eine so schöne rothe Nase und einen so dicken Bauch und einen so martiali­schen Gang, daß ich nicht umhin kann, Sic zu versichern, wie ich Sie für mein Leben gern näher kennen lernte."

Der Mann ist nicht so böse, als er aus- sicht, er nimmt mich mit. Und wohin gehts? Ins Wirthshaus. Ich will Sie nicht nöthi- gen, mir dahin zu folgen, schöne Leserin, ich bin froh. daß ich selbst darin bin, und am Ende würden wir einander nur geniren. Das war nur in alten Reichsstädten Mode, daß Frauen mit ihren Männern zur Kneipe gieri­gen, gegenwärtig aber sind die Reichsstädte nicht mehr Mode, seit dasReich" selbst aus der Mode gekommen ist.

Wir sitzen also alleinig im Wirthshaus,

nämlich wir Männer, und trinken. Mein Freund mit der rothcn Nase scheint ein Wcin- kcnner zu scyn, auch scheint der Wein seine Nase zu kennen. Wir trinken vom Besten, und die Quantität gibt der Qualität nichts nach. Wir essen auch vom Besten, nämlich vom Besten unter dem, was da ist; oder wollen wir uns etwas ertraordinärcs kommen lassen? Warum nicht, es ist ja Dienstag und der Dienstag kommt alle Wochen nur einmal vor. Morgen ists dann Mittwoch, und weil der Mittwoch auch alle Wochen nur einmal vorkommt, so machen wirs wieder so. Der Magen wäre nun gesättigt, so wollen wir uns auch geistreich unterhalten. Wie wärs, wenn wir ein Spielchen machten? So ein kleines Spielchen.Ramsen, Hopsen, Gai- gcln, Hundert und EinS, Solo, Laubobcrn, schwarzen Peter" oder sonst ein geistreiches Spiel, wo man sich nicht viel zu besinnen braucht und doch seine Paar Thalcr verlie­ren, d. h. gewinnen kann? Wir spielen also. Zwar ists schon ziemlich spat, allein man macht die Läden zu, und schließt die Haus- thürc, so mcrkts Niemand. Die Schoppen mehren sich, aber die Thalcr mehren sich nicht. Was thuts? Wir kommen ja Mor­gen wieder zusammen. Mein Mann mit der rothcn Nase macht sich um 1 Uhr nach Hause. Noch wacht seine Frau, sie sitzt am Tische und näht oder strickt aufmerksam.

Arme Frau! den ganzen Tag mühtest du dich ab; besorgtest deine Kinder und besorg­test den Tisch! Freilich da war nicht viel zu besorgen, nicht einmal, daß der Braten ver­brenne, denn Ihr begnügt euch zusammen mit einer Suppe und ein Paar Kartoffel, zu denen nicht einmal das Salz mangelte; so gut hattet Jhrs. Arme Frau! den ganzen Abend arbeitetest du bis deine Augen trüb wurden von dem vielen Sehen und vielleicht auch von den Paar Thränen, die sich herab­stahlen, und nun kommt dein Mann heim, und hat nicht einmal einen guten Abend für dich, wahrscheinlich weils schon dem Morgen zugeht! Leg' dich zu Bette, arme Frau, und schlafe deine Sorgen aus! Sieh! er, nämlich der Rothnasge liegt schon breit darin und schläft auch etwas aus, nämlich seinen schweren Kopf. Schlafe, arme Frau! aber erwache bald, denn du hast gar viel zu thun, willst du hereinbringen, was dein Herr Gemahl hinausbringt. Er wird dich nicht stören in deiner Arbeit am frühen Morgen,