ward, denn dieser Jüngling blühet auf, fromm und stark, wie die Helden der Vergangenheit, nicht wie die ruchlosen Menschen unserer Tage."

In dieser Zeit besuchte ihn der Herzog, und fand ein solches Wohlgefallen an dem Jünglinge, daß er ihn an seinen Hof ver­langte, damit hier Agnolo vollends alle artige Sitte und jede Kunst der Waffen erlernen könne. Zwar nur ungern willigten die El­tern in das Verlangen ihres fürstlichen Freun­des; doch auch sie achteten es ihrem Lieblinge für vorthcilhaft, daß er eine Zcitlang sich von ihnen trenne, um so desto schneller durch den Herzog zu hoher Ehre und einem berühm­ten Namen zu gelangen.

So zog Agnolo an den Hof des Herzogs. Alle waren dem frommen, freundlichen und doch so kühnen Knaben hold, der in jedem Waffcnspiele, in Artigkeit gegen die Frauen, in Treue gegen seinen Herrn und kluger Be­sonnenheit in dem Kampfe bald alle hinter sich zurücklicß. Vor allen aber neigte sich Eu- doria, die Tochter des Fürsten, zu dem schö­nen Jünglinge hin, dem ihre Blicke folgten, wenn er mit dem Vater auszog, und den sie zuerst wieder aufsuchten und begrüßten un­ter den Rückkchrenden. Auch Agnolo dachte wohl, lvenn er die liebliche Herzogstochter er­blickte, wie der vor allen Sterblichen glücklich seyn müsse, dem cS einmal werde vergönnt seyn sie aus der Hand ihres fürstlichen Vaters zu empfangen; aber von ihm selbst schien das Glück allzu ferne zu stehen, als daß er es gewagt hätte seine Wünsche nach demselben hin zu wenden.

Desto eifriger diente er dem Herzoge, der ihn bald so auszeichnete, daß dessen finsterer Rath, MeluS, anfing, auf den Jüngling cifersichtig zu werden. Daher war dieser auch der erste, der mit seinem lauernden Blicke die Liebe der schönen Eudoria zu dem schönen Agnolo entdeckte und es einige Male wagte, bei dem Herzoge darauf hin zu deuten. Aber der Fürst lachte dann nur, und nannte es ein kindliches Spielen seiner Tochter; der kluge Agnolo aber wisse wohl besser seinen Stand zu schätzen, und wie er, so sehr ihm sein Gebieter auch seine Gunst zugewendet habe, doch nie zu dessen Seite sich erheben kbnne. Indessen der Herzog selbst glaubte, bald auch

eine stille Neigung zu seinem Kinde bei seinem Lieblinge zu gewahren, der nie freudiger war, als an den Festen, welche ihn Eudorien nahe brachten; und damit er vollends als ein Ver­brecher in den Augen des Fürsten erschien, der dies sonst vielleicht dennoch würde verzie­hen haben, trat jetzt Melus mit einer Ent­deckung hervor, die zu machen es seiner tücki­schen Verschlagenheit gelungen war. Er be­richtete nämlich seinem Herrn, daß Agnolo gar der Sohn deS Ritters Boso nicht sey, sondern nur ein angenommenes Kind, das die kinderlosen Eltern als ihr eigenes aufge­zogen; ja wie es kaum einem Zweifel unter­liege, daß der Jüngling eben jenes Kind sey, in welchem damals von der gchcimnißvollen Stimme dem Herzoge sein zukünftiger Eidam verkündet worden, da nicht blos das Alter Agnolo's auf das vollkommenste hiermit übcr- cinstimme, sondern auch der eine von jenen zwei Dienern, welche das Kind hätten tödten sollen, bekannt habe, dieses, ohne cs zu töd­ten, seinem Schicksale in dem Walde über­lassen zu haben.

Hierdurch fühlte der Herzog nicht allein seinen Stolz gekränkt, einen Menschen von niederer Geburt zu so hoher Ehre erhoben zu haben, sondern auch sich geängstigt durch die Besorgniß, daß wohl am Ende dennoch die Weissagung möge in Erfüllung gehen. Ihn auf das Aeußerste zu reizen, trug noch der Umstand bei, daß man abermals die Spuren einer Verschwörung entdeckt und sich der Per­son des Ritters Tancred, der bei der frühern entflohen war, bemächtigt hatte. So wußte denn, als sie einst zur Belagerung einer feind­lichen Stadt ausgezogon waren und an ei­nem Abende der Grimm des Herzogs beson­ders aufloderte, der dunkle Melus seinen Herrn so zu leiten, daß er als seinen eigenen Wil­len und Entschluß befahl, was ihm doch der Arge nur eingegebcn hatte. Denn um mit ei­nem Male des ihm nun so gehässigen Jüug- lings sich zu entledigen, ließ er seinen Rath einen Befehl an seine Gemahlin aufzcichnen, worin er dieser gebot: wenn ihr die Gunst ihres Gemahls und ihr eigenes Leben theuer sey, so solle sie den Ueberbringer dieses seines unabänderlichen Willens sogleich, wenn er daS Blatt in ihre Hände gelegt hätte, enthaupten lassen; er selbst werde bei ihr an dem dritten