-4us Stadt und Kreis Calw

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Irgendwann und irgendwo wurde einmal der Satz geprägt, daß die Fran keine technische Begabung habe und für den Umgang mit Maschinen ungeeignet sei. Diese Behauptung Wurde zur landläufigen Anschauung, zu einem Allgemeinsatz, den jeder nachspricht, ohne sich über ihn Gedanken zu machen und zu Prüfen, ob er seine Berechtigung hat.

Das Leben jedenfalls, das sich ja nun ein­mal nicht um Vorurteile und Anschauungen kümmert, hat die Frau in der vielfältigsten Weise, zunächst in der Hauswirtschaft und dann auch am Arbeitsplatz mit der Technik in Verbindung gebracht. Biele Frauen, die wäh­rend des Krieges in dem heißen Willen, das ihrige zur Erlangung des Sieges bcizutragen, sich zum Arbeitseinsatz gemeldet haben,^ sind allerdings auch mit etwas Zweifel und Sorge in den Betrieb gegangen. Heute lachen sie über die Angst vor der Technik, die sie damals un­sicher gemacht hat, die sie aber schnell über­wunden haben. Heute stehen sie als Herrsche­rin vor ihrer Maschine und bedienen sie mit selbstverständlicher Sicherheit. Zahlreiche Be­triebsführer haben bereits bestätigt, daß ihre Erfahrungen mit dem Frauenarbeitseinsatz die besten gewesen sind. Handgeschicklichkeit, Ge­duld, Einfühlungsvermögen und Verantwor- tungsbewnßtsein der Frauen tragen dazu bei, daß sie für manche Arbeit sogar weitaus ge­schickter ist als ihr. männlicher Arbeitskamerad.

Unter den Frauen, die heute in unseren Rü­stungsbetrieben arbeiten, ist eine nicht geringe Zahl, die bereits in den Jahren 1914 bis 1918 das ihrige getan haben, um die kämpfende Front mit Waffen und'Munition zu versehen. Diese Frauen wissen Vergleiche zu ziehen zwi­schen der Technik von damals und den Maschi­nen, die uns heute zu Gebote stehen. Tic beleh­ren uns darüber, daß auch der Fortschritt der Maschinentechnik die Bedienung der Maschinen immer leichter und den Umgang mit ihnen immer gefahrloser gemacht hat. Und dann darf schließlich nicht übersehen werden, daß der Francnarbeitseinsatz für die deutsche Wirt­schaft kein Neuland ist. Bereits in den Jahren des friedlichen wirtschaftlichen Aufbaues hat die Zahl der berufstätigen Frauen laufend zn-" genommen.

Dieser Umstand hat sowohl die Deutsche Arbeitsfront als auch die Betriebe veranlaßt, die Arbeitsbedingungen, den Arbeitsplatz und die Arbeitsmittel, wie überhaupt das Produkt tionsverfahren, wo es erforderlich gewesen ist, auf die Frauenarbeit abzustellen. Es ist viel­leicht der schönste Beweis für das technische Verständüis, das die deutsche Frau aufzubrin­gen vermag, daß zahlreiche Verbesserungen an den Maschinen, die alle dazu beitragen, den Ar­beitseinsatz der Fran zu erleichtern, nicht etwa von Männern, sondern vielmehr von den schaf­fenden Frauen selbst im Rahmen des betrieb­lichen Borschlagwesens augeregt worden sind.

A. H.

Kriegsjahr eine Steigerung. Im Jahre 1942/43 gaben weitere 20 000 Betriebe ihre Meldungen ab, so das; sich insgesamt 320000 Betriebe im Leistungskampf befinden. 493 Betriebe wurden bisher zu NS.-Musterbetrieben er­nannt, 7683 mit Gaudiplomen ausgezeichnet. *

Die Deutsche Reichspost fertigt wie seit­her kinderreiche Mütter künftig auch werdende und stillende Mütter mit entsprechendem Ausweis an den Post­schaltern mit Vorrang ab.

Oer Rundfunk am Freitag

Ncichsvrogramm: 16.30 viS 16 Nbr: SvNfienmuslk von Liszt und Dittersdorf: 16 bis 17 Ubr: Overn- und Konzertmusik,' 19 bis 19.15 tlhr: WehrmachtS- vortraa: Unsere Luftwaffe: 20.16 bis 31 Ubr: AuS Will MeiselsMein Herz für Sylvia": 31 blS 22 Ubr: Heitere Klänge. Dentlchlandsender: 17.16 bis 18.36 Ubr: Symvbonischc Musik von M. Bruch bis Wagner: 20.16 bis 31 Ubr: Franz-Schmidt- Luklns: 21 bis 22 Uhr:Marksteine Berliner Musikgeschichte": LorbingS Berliner Lahr.

I

Oie Meldepflicht der Ruhestandsbeamten

Mit der Meldepflicht von Männern und Frauen für Aufgaben der Reichsverteidigung ist ergänzend ein Aufruf der Ruhestands­beamten erfolgt. Die Ruheständler kom­men in erster Linie für die Wiedereingliede­rung in die Verwaltung in Frage, wo sie gleichzeitig eine verstärkte Ablösung von Kräf­ten für den Dienst in der Wehrmacht ermög­lichen werden. Die Ruheständler können ent­weder als Beamte auf Widerruf oder als An­gestellte oder Arbeiter herangezogen werden. Erfolgt die Einstellung als Beamter auf Widerruf, dann kann der Ruheständler, wenn er noch nicht sein Höchstgehalt erreicht hatte, in den Dicnstaltersstufen weiter steigen und neue ruhegehaltsfähige Dienstjahre erwerben. Wird er als Angestellter oder Arbeiter über­nommen, so werden ihm entsprechende Ver- gllnstiakmgen gesichert, die sich gleichfalls auf das Ruhegehalt answirken. Em- Rechtsan­spruch aul Verwendung als Beamter auf Widerruf besteht nicht.

Aendernngen auf Ser Lohnstencrkarte

Da nach Erlaß des Neichsfinauzmiiiisters alte Lohnsteuerkarten 1943 weiter gelten, hat der.SiieuerPslichtige darauf zn achten, daß er bei Acndernng seines Familienstandes mög­lich st b'a l d die entsprechende Ergämung sei­ner Lohnsteuerkarte beantragt. Denn die Ergänzung wird nur für das Kalenderjahr, in dem sie beantragt wird, wirksam. Nur wenn der Antrag ohne schuldhaftes Verhal­ten- verspätet gestellt wird, kann die für das abgelaufene Jahr überzahlte Lohnsteuer auf Antrag vom Finanzamt erstattet werden. Verspätete Aenderungsanträge von Wehr­machtsangehörigen werden grundsätzlich nicht als schuldhaft behandelt. Auch darf der Ar­beitgeber, in diesem Falle, sofern ihm die Personenstaiidsäiiderung bekannt wird, die Lohnsteuer ohne Rücksicht aus die noch nicht geänderte Lohnsteuerkarte berechnen.

in §

Für das Gesundheitswesen sind acht Berufszeichen angeordnet worden und zwar: 1. Aerzte, die Lebensrune in Rot: 2. Zahnärzte, die Lebensrune mit einem 2 in Rot; 3. Tierärzte, die Schlange in Rot; 4. Apotheker, das bekannte L in Rot; 5. Heb­ammen, die Lebensrune mit einem 8 in Rot; 6. Dentisten, die Lebensrune mit einem v in Schwarz; 7. Heilpraktiker, die Rune der Heil­praktikerschaft in Schwarz; 8. Drogisten, das Drogistenabzeichen in Rot.

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Die Zahl der am Le ist u n a s ka m P s be- teiliaten Betriebe erfuhr auw im dritten

Tienstnachricht. Zum Handelsschulrat er­nannt wurde Handelsschulassessor Dr. Gottlieb Clcß in Calw.

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Oberhaugstett. Heute begeht hier Schuh- machcrmeister Johannes Walz in körperlicher und geistiger Frische den 80. Geburtstag. Sein gesunder Humor und seine frohe Lebensauf­fassung ließen ihn bis heute seiner Arbeit nachgehcn. Wir wünschen dem Jubilar noch einen recht freundlichen Lebensabend.

Oberreichenbach. Am heutigen Tag feiert Frau Dorothea Schnürle hier ihren 85. Ge­burtstag. Als kinderreiche Mutter wurde di« Jubilarin mit dem Ehrenkreuz der deutschen Mutter in Gold ausgezeichnet. 22 Enkel und 11 Urenkel gedenken heute voll Stolz ihrer Ahnhcrrin.

Die Kalender der Deutschen Reichsbahn und Reichspost sind 1943 in die Form von Wochen­kalendern gekleidet. Beide Kalender stellen bei geschmackvoller Aufmachung in Bild und Wort Kriegscinsatz und -Aufgaben von Reichsbahn und Reichspost in der Heimat wie in den Ostgebieten in den Vordergrund und sind in ihrer zeitnahen, lebendigen Aufmachung eindrucksvolle Dokumente aus dem vierten Kriegsjahr.

Ein deutsches Lazarettschiff geht vor Anker

Krauen betreuen Sie verwundeten auf fremdem Boden - Sehnsucht nach kelmat und Kamille Ucberall greifen unsere Frauen im Ausland

ein, wenn es gilt, zu Helsen oder Freude zn bereiten. Eine der dankbarsten Aufgaben ist die Fürsorge für die deutschen verwundeten Soldaten, die. wie das Beispiel Dänemark zeigt, aus Lazarettschiffen aus fremdem Bo­den eintrefsen, um von dort nach der Heimat weitergeleitet zu werden

Die Betreuung dieser Verwundeten liegt in Länden des Amtes für Volkswohlfahrt der Landesgruppe der Auslands-Organisation der NSDAP., das aus Mitteln des WHW. die kür eine vorbildliche Betreuung er­forderlichen Mittel der Frauenschaft zur Ver­fügung stellt. Liebesgabenpäckchen, Bücher, Zeitschriften, Obst. Blumen usw. werden als kleiner Dank und Willkommensgruß der Deut­schen in Dänemark den verwunoeten Kamera­den von den deutschen Frauen überreicht.

Lassen wir ein Mitgied der auslandsdeut- schen Frauenschaft über den Besuch auf einem

Schwester Aenne letzt sich durch

Es ist ein großes Dorf. Einer kennt den andern in einem solchen Gemeinwesen, denn «lle Familien sind seit langem ansässig, und pienn einmal ein Neuer dazu kommt, hat er jS nicht leicht, in diese geschloffene Gemein­samst ausgenommen zn werden. Manchem gelingt es kein Leben lang nie. In dieses Dorf kam eines Ta­ges die junge Schwe­ster Aenne. Unter dem weißen Häubchen blickten ein paar fröh­liche Augen in die Welt hinein, unter dem hellblauen Kleid und der blütenweißen Schürze schlug ein warmes, hilfsbereites erz. Besonders für die Kinder war Schwe- er Aenne da, und unter ihnen wieder für ie Kleinen und Kleinsten, denn als Säug­lingsschwester war sie von der NSV. in das Dorf geschickt worden, in dem es so viel jun­ges Leben gab und Mütter, die Rat und' Hilfe wohl brauchen konnten.

Nun sollte man meinen, diese Mütter wären recht froh gewesen, daß ihnen hier eine Hel­ferin und Beraterin kam. aber anfangs war es gar nicht,so.So. so eine Schwester! Was will donn die? DaS brancht's doch nicht, daß da eine ihre Nase in unsere Häuser und m unsere Sachen steckt!" So sagten sie.

Da war es gut. daß die Hilfsstellenleitcrin für Mutter und Kind eine recht energische und mundfertigc Frau war. Gegen die ließ nch nichts Vorbringen. Das war eine aus ihrer Eigenen Gemeinschaft. Die nahm sich der mn-

gen Schwester an und kämpfte mit ihr zu­sammen eine Bresche in die Vorurteile des Dorfes.

Das alles ist noch gar nicht so lange her. Und beute schon ist Schwester Aenne eine unentbehrliche Persönlichkeit im Dorf und in dem runden Dutzend benachbarter Dörfer und Weiler. Da kennt sie jede Mutter und jedes Kind, und es gibt kein Haus, das sich nicht willig vor ihr öffnete, keine Mutter, die nicht ihren Rat anhörte und auch befolgte. Schwester Aenne ist immer freundlich und fröhlich, und es wird ihr nie zuviel, zu mah­nen und zu erklären und selber zuzufaffen, wenn eine der Mütter sich etwas ungeschickt anstellt.

Heute kommt kein Kind zur Welt in dem runden Dutzend Dörfern und Weilern, ohne daß Schwester Aenne nicht dabei wäre. Und es gibt keinen Buben und kein Mädel, das nicht hcrbeilaufcn und der Schwester ein mehr oder minder sauberes Patschhändchen geben würde. Wenn die Schwester über die Straße geht, öffnen sich von selbst die Fenster und die Mütter rufen heraus, sie möchte doch schnell einmal nach dem Jüngsten schauen.

Vor einiger Zeit ist eine Anzahl Mütter mit kleinen Kindern in das Dorf gekommen. Es sind Frauen und Kinder aus den luft­gefährdeten Gebieten. Sie hatten sich kaum in den Räumen eingerichtet, die ihnen von den Leuten im Dorf abgetreten wurden, als sic auch schon am nächsten Tag mit der Schwe­ster Aenne znsammenstaiidcn, die Deckchen von den Kinderwagen hoben und die Schwester ihr Urteil über die kleinen Wesen, die da drinnen lagen und mit blanken Augen ins Blanc sahen, abgeben mußte.

Die Frauen im Dorf sahen dem zn und fan­den cs ganz in Ordnung, das; die Schwester gleich als erste auch von diesen fremden Gasten, beansprucht wurde.

Lazarettschiff selbst erzählen: Wenn die Kunde voir der Ankunft des Weißen Schiffes, das einst als schneidiger Vergnügnngsdampfer und späteres KdF.-Schiff so zahlreichen Men­schen Ferienfreude und Erholung geschenkt hat und jetzt als Lazarettschiff umgebaut schon Tausenden von Verwundeten Hilfe und Gesundheit gebracht hat, langsam und maje­stätisch in den Hafen einfährt, sind schon alle deutschen Frauen, die zur Betreuung einge­setzt werden, am Kai versammelt, um es herz­lich zn begrüßen. Die Leichtverwundeten und Kranken stehen an der Reling und winken. Während die Bettlägerigen, deren Betten an der Kaiseite stehen, lachend aus den Bullaugen herausschauen.

Wenn das Schiff dann Anker gelegt hat, be­ginnt sogleich eine rege Tätigkeit. Sanitäts­soldaten tragen die Verwundeten zn den be­reitstehenden Lazarettwagcn, während die Frauen schon darauf warten, endlich die ihnen bestimmten Waggons besteigen und ihre Ga­ben verteilen zu dürfen. Die Männer, die oft zwei Jahre fern der Heimat gekämpft haben, sind so dankbar, wieder einmal mit deutschen Frauen plaudern zu dürfen, so froh über Obst und Kuchen und das Lesematerial für die lange Fahrt, und es spinnt sich schnell eine fröhliche Unterhaltung an mit den Leichtver­letzten oder eine ernstere, besinnlichere an den Betten der Schwerkranken.

Wir werden fast immer mit den gleichen Frapen überhäuft, die die so ganz auf die Hermat gerichteten Gedanken der Männer verraten: Wie weit es denn noch wäre bis zur Grenze, und für welchen Teil Deutschlands der Zug bestimmt sei; und die, die so lange im Lande der Mitternachtssonne waren, möchten wissen, wann sie in Deutsch­land sein werden, um endlich einmal wieder eine richtige Stcrncnnacht zu erleben. Und dann erzählen sic von zn Hause. Ein Photo nach dem andern geU von Hand zu Hand. Da sitzt der eine im Kreise seiner Familie während seines letzteil Urlaub?: die Fran hat den Jüngsten noch auf dem Schoß jetzt kann er inzwischen schon laufen, meint er, ein an­derer zeigt seine Braut oder seine Eltern. Jeder der Soldaten hat ein Bilo Lei sich, das ihm die Heimat bedeutet, und das ihn wie ein Talisman durch alle Gefahren, denen er immer . wieder begegnete, begleitet hat. ^

Hier und da wird der Wunsch geäußert, zn ichrciüen. Wir haben für Briefpapier nnd Bleistift gesorgt nnd lassen uns von denen die selbst die Feder noch nicht halten können, diktiere». So schreiben wir an fremde Mütter. Frauen und Bräute, versuchen ihnen die Sor­gen um die Hcimkehrenden zn nehmen. Aber wieviel Sorge mag sich noch hinter den oft so heiteren Worten der Kriegsversehrten vor dem neuen Leben verbergen? Und doch fühlen wir, das;J>cr deutsche Soldat, der schon so ge­waltige Feldzüge zum Siege führte, auch hier alle Sckiwieriakeiten überwinden wird.

kamt von äkrlilsllie

Roman von Maria Oberlin.

,21. Fortsetzung,

Was blieb von ihm? Die Erinnerung an wenige unvergeßlich schöne Stunden, da sie ei­nen Menschen gefunden hatte, der ihr Glück, Verständnis, Hingabe und Kameradschaft ae- gcb-n b-ttc. ' >

Einen Moment überkam sie Mutlosigkeit, ja eine fast wilde Verzweiflung. Was hatte ihr das Leven noch zu bieten? Es schien wie mit einem grauen Schleier verhangen.

Der Vater tot, die Lebensaufgabe, die er ihr gestellt und die ein tragisches Schicksal ihr nahm, gelöst, der Mensch, den sie lieble, ein Opfer der furchtbaren Tragödie.

Was blieb, war Einsamkeit.

Dann faßte sie sich und deine Hilfe für andere? sagte eine Stimme in ihr.

War es nicht ihre Pflicht, so lange Meta Dirksen zu helfen, bis die Verzweifelte wieder Mut zum Leben bekam?

War es nicht ihre Pflicht, den letzten Wil­len des Vaters wenigstens so weit zu erfüllen, daß die geschäftliche Bindung mit der Firma Bürger geordnet wurde?

Sie mußte doch auch den Ellern die letzte Nachricht über den Sohn bringen.

Ihr graute davor.

In den wenigen Tagen hatte sie das Wesen des Mannes deutlich genug kennen gelernt sie konnte nicht um ihn trauern, kie war Leo Bürger fremder gewesen nls jede Fremde.

Sie hatte für ihn nur das Mitgefühl auf­bringen können, das man dem Opfer eines Unglücks entgegenbringt.

Ihr Schmerz und ihre Verzweiflung galten einem anderen vergangenen Glück.

Und das furchtbare Ende des Mannes? Wieder ging sie grübelnd auf und ab. ver­suchte, die wirr flatternden Gedanken zu ord­nen.

Dann ließ sie sich Kleider briii'wn iwd ver­lies; das Hob.'l.

Inzwischen hatte man in der Villa Bürger das Furchtbare erfahren.

Die zermartende tagelange Ungewißheit war vorbei.

Bürger und Frau Mary saßen beisammen Der Mann sah die Frau besorgt an:

Sie wird uns alles erzählen vielleicht weiß sie etwas über ihn

Da trat schon das Mädchen ein und nannte Thea Korffs Namen.

Wie elektrisiert sprangen die beiden aus und eilten der Braut ihres Sohnes entgegen.

Thea Korff stand auf der Schwelle toten­blaß, in schlichtem, schwarzen Trauerkleid.

Ihr Blick überflog das Elternpaar, und heik­les Mitgefühl quoll in ihr auf.

Sie sah eine schöne Frau, deren einst reiz­volle, blühenden Züge wie versteinert in gros­sem Kummer waren, die Augen vom Weinen getrübtt sie sah den Vater, dessen schmales, ner­vöses Gesicht vor Erregung bebte. Da schmolz alle Kälte und Fremdheit in ihr.

Sie ging einen Schritt näher und legte sachte ihre Arme um den Hals der Frau, umfing die Schluchzende warm und innig, als sei es ihre eigene Mutter.

Wir wißen nur, daß sein Name nicht auf den Listen der Geretteten steht", sagte Bürger sehr traurig.

Aber Sie können uns gewiß etwas Nähe­res erzählen gab es denn gar keine Mög­lichkeit, ihn zu retten?"

Zwei Augenpaare hinge» in zitternder, Lanr. ger Frage an den blassen Zügen des Mädchens.

Einen Augenblick schloß Thea entsetzt die Augen.

Ein Bild tauchte vor ihr auf: Leo, in gie­rigem Kampf um sein Leben, die Frau die Frau eines anderen hinter sich herziehend Geldscheine in den Händen kratzend und beil- send, um zu den Booten zu kommen, nnd dann ein Schuß, ein gurgelnder N'-sührei Si« faßte sich mühsam und begann leile zu sprechen:

Die Frauen wurden in die Boot« gebracht Leo war gut zu mir half mir sorgte für mich er macht« mir den Weg frei ich kam in ein Boot er war ruhig und be­sonne» ich hörte von anderen, oie gerettet wurden, daß er tapfer war die Männer durften erst die Sitze einnehmen, die frei wur­den er »lachte den seinen einer Frau frei."

Leise abgebrochen hatte sie erzählt hatte gelogen.

Mary Bürger war schluchzend zurückgesun- ken. Ihre Lippen murmelten dauernd den Namen des Sohnes.

Dann griff sie nach der Hand des Mädchens. Kommen Sie ich werde Sie hinausbrin- en Sie wohnen bei uns - wir freuten uns o sehr auf Sie, und nun." Wieder wurde ihre Stimme von Tränen erstickt.

Thea Korff wurde still. Sie ließ sich ruhig hinaufführen und gab in allem nach.

Während unten die Eltern noch grübelnd und sorgend beisammensaßen, lag sie oben noch lange wach.

Ihre Gedanken lösten sich von ihrer Umge­bung, von den Menschen, denen sie ebeir das Beste geschenkt hatte, das sie geben konnte, ein ehrenvolles Andenken an den Sohn.

Lange starrte sie in das Dunkel und hörte eine Stimme:Mut. aushalten!" Eine warme, zärtliche Stimme, tapfer und aufmunternd.

Ihr wollte sie folgen.

Thea Korff und Leo Bürger saßen sich gegen­über.

Warum wollen Sie schon fort", sagte der alte Mann va-n^ -.-.inil,

(Fortsetzung folgt.»

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rr/Kil§kram, Krs