Euch mehr dergleichen Vorfälle erzählen, die mich hart gemacht haben und gefühllos, da, Ivo mir der Leichtsinn, die Schlechtigkeit ent- gcgentritt. Noch wehr! ich könnte Euch sagen, daß ich schon manche bittre Thräne trocknete, daß manches Gebet für mich und für meine Angela zum Himmel stieg, doch Ihr würdet da» für falsche Prahlerei halten und ohnedem nichts darauf geben, da Ihr ein Spieler seyd! Ich. glaubte, daß die ewige Macht gesühnt sei eS mar nur Wahn! denn frcigegeben wurd' cS dem Sa­tan. mich zu verblenden auf entsetzlichere Weise als jemals. Ich hörte von Euerm Gitck. Chevalier! Jeden Tag vernahm ich, daß dieser, jener an Eurer Bank sich zum Bettler herabpoinlirt; da kam mir der Ge­danke, daß ich bestimmt sep, mein Spieler- Glück, das mich »och niemals verlassen, ge­gen das Eure zu setzen, daß cs in meine Hand gelegt sep. Eurem Treiben ein Ende zu machen, und dieser Gedanke, den nur ein seltsamer Wahnsinn erzeugen konnte, ließ mir fürder keine Ruhe, keine Rast. So ge- rieth ich an Eure Bank, so verließ mich nicht eher meine entsetzliche Vethörung, bis meine meiner Angela Habe Euer war! Es ist nun aus! - Ihr werdet doch er­lauben, daß meine Tochter ihre Kleidungs­stücke mit sich nehme?

Die Garderobe Eurer Tochter," er- wiedcrfe^der Chevalier,geht mich nichts an. «Auch könnt Ihr Betten und nothwen- digeS Hausgeräth mitnehmen. WaS soll ich mit dem Numpclzcuge, doch seht Euch vor. daß nichts von einigem Werth mit unter- laüfe, das mir zugefallcn."

Der alte Vcrtua starrte den Chevalier ein Paar Sekunden sprachlos an, dann aber stürzte ein Thränensirom aus seinen Augen, ganz vernichtet, ganz Jammer und Der- zweiflung, sank er nieder vor dem Cheva- licr und .schrie mit aufgehobenen Händen: Chevalier, habt Ihr noch menschliches Ge­fühl in Eurer Brust scpd barmherzig barmherzig! Nicht mich, meine Tochter, meine Angela, da» unschuldige Engelskind stürtzt Ihr ins Verderben! - o sepd gegen diese barmherzig leiht ihr, ihr,, meiner Angela, den zwanzigsten Theil ihre» Der. «lögen», da» ihr geraubt! O ich weiß

er, Ihr laßt Euch erflehen O Angela, meine Tochter!"

Und damit schluchzte jammerte stöhnte der Alte und rief mit herzzerschnei» drndem Ton den Namen seine» Kinde».

Die abgeschmackte Theaterscene fängt an mich zu langweilen," sprach der Cheva­lier gleichgültig und verdrießlich, aber st, demselben Augenblick sprang die Thür auf und hinein stürzte ein Mädchen im weißen Nachtgewande, mit aufgelösten Haaren, den Tod im Antlitz, stürzte hin auf den Alten Vertua, hob ihn auf, faßte chn in die Arme und rief:O mein Vater mein Vater,

ich hörte ich weiß Alles. Habt Ihr denn Alles verloren? Alles? Habt Ihr nicht Eure Angela? Was bedarf eS Geld und Gut, wirs Angela Euch nicht nährrn, pflegen ? O Vater, erniedriget Euch nicht länger vor diesem verächtlichen Unmenschen.

Nicht wir sind cS, er ist, der arm und elend bleibt im volle« schnöden Ncichthum, denn verlaßen in grauenvoller, trostloser Einsamkeit fleht er da, kein liebend Hcrzgiebt es auf der weilen Erde, das sich anschmicgl an seine Brust, das sich ihm auffchließt, wenn er verzweifeln will an dem Leben, an sich selbst! Kommt mein Vater verlaßt dieß -Haus mit mir, kommt, eilen wir hin­weg, damit der entsetzliche Mensch sich nicht weide an Eurem Kummer!

(Fortsetzung folgt.)

R ä t h s e l.

Eh' cs wurde, was es ist,

War cs schon ein ganz Gewand, Wie es nun geworden ist,

Kleidet's Kopf, Leib, Fuß und Hand. Schützet unten, mitten, oben, Ungesponnen, nngewoben,

Sitzt auf dem, aus dem es warb. Selber oft und drückt es hart.

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