die Casekte in den Wagen hinabzubkingen, und rief dann mit starker Summe: „Wann übergebt Ihr mir Euer Haus, Eure Effecten, Signor Vertua?"
„Ich bin," sprach Vertua, auf Alles gefaßt. Ihr haßt, Ihr verachtet mich Chevalier! Ihr verderbt mich. Euch und andern zur Lust, aber Ihr kennt mich nicht. Vernehmt denn, daß ich ehemals ein Spieler mar wie Ihr, daß mir das launenhafte Glück eben so günstig war als Euch, daß ich halb Europa durchreiste, überall verweilte, wo hohes Spiel, die Hoffnung großen GewinnsteS mich anlockte, daß sich das Geld in meiner Bank unaufhörlich hauste, wie in der Curi- gen. Ich hatte ein schönes, treues Weib, die ich vernachlässigte, die elend war mitten im glänzendsten Reichthum. Da begab es sich, daß, als ich einmal in Genua meine Bank aufgeschlagcn, ein junger Römer» sein ganzes reiches Erbe an meine Bank verspielte. So wie ich heute Euch, bat er mich, ihm Geld zu lechen, um wenigstens nach Rom zurückrcchcn zu können. Ich schlug es ihm mit Hohngelächter ab, und er stieß mir m der wahnsinnigen Wuth der Verzweiflung das Stilet, welches er bei sich trug, tief in die Brust. Mit Mühe gelang eS den Aerzten, mich zu retten, aber mein Krankenlager war langwierig und schmerzhaft. Da pflegte mich mein Weib, tröstete mich, hielt mich aufrecht, wenn ich erliegen wollte der Qual, und mit der Genesung dämmerte ein Gefühl in mir auf und wurde mächtiger und mächtiger, daS ich noch nie gekannt. Aller menschlichen Regung wird entfremdet der Spieler; so kam es. daß ich nicht wußte, was Liebe, treue Anhänglichkeit eines Weibes heißt. Tief in der Seele brannte es mir. was mein undankbares Herz gegen die Gattin Verschuldet, und welchem srcvlichen Beginnen ich sie geopfert. Wie quälende Geister der Rache erschienen mir alle die, deren Lebcnsglück. deren ganze Existenz ich mit verruchter Gleichgültigkeit ge- mordet, und ich hörte ihre dumpfen, heißer» Grabesstimmen, die mir verwarfen alle Schuld, alle Verbrechen, deren Keim ich gepflanzt ! Nur mein Weib, vermochte den namenlosen Jammer, das Entsetzen zu bannen, das mich dann erfaßte! — Ein Gelübde
that ich, nie mehr eine Karte zu berühren. Ich zog mich zurück, ich riß mich los von den Banden, die mich sesthielten, ich widerstand den Lockungen meiner Crupiers, die mich und mein Glück nicht entbehren wollten. Ein-kleines Landhaus bei Nom, daS ich erstand, war der Ort, wohin ich, als ich vollkommen genesen, hinflüchtete mit meinem Weibe. Ach! nur ein einziges Jahr wurde mir eine Ruhe, ein Glück, eine Zufriedenheit zu Thcil, die ich nie geahnet! Mein Weib gebar mir eine Tochter, und starb we- nige Wochen darauf. Ich war in Verzweiflung, Ich klagte Len Himmel an, und verwünschte dann wieder mich selbst, mein verruchtes Leben, das die ewige Macht rächte, da sie mir mein Weib nahm, das mich vom Verderben gerettet; das einzige Wesen, daS mir Trost gab und Hoffnung. Wie den Verbrecher, der das Grauen der Einsamkeit fürchtet, trieb mich fort von meinem Landhause hieher nach Paris. Angela blühte auf, das holde Engelbild ihrer Mutter; an ihr hieng mein ganzes Herz, für sie ließ ich es mir angelegen sepn, ein bedeutendes Vermögen nicht nur zu erhalten.sondern zu vermehren. Es ist wahr, ich lieh Geld aus aus hohe Zinsen, schändliche Vcrläumdung ist eS aber wenn man mich des betrügerischen Wuchers anklagt. Und wer sind diese Ankläger? Leichtsinnige Leute, die mich rastlos quälen, bis ich ihnen Geld borge, das sie:wie ein Ding ohne Werth verprassen, und' Mnn au- ßer sich gerathen wollen, wenn ich das Geld, welches nicht mir. nein, meiner Tochter gehört, für deren VermögenSverwaiter ich mich nur ansehe, mit unerbittlicher Strenge ein- treibe. Nicht lange ist es her, als ich einen jungen Menschen der Schande, dem Verderben entriß, dadurch, daß ich ihm eine bedeutende Summe vorstreckte. Nicht mit einer Silbe gedachte ich, da er, wie ich wußte, blutarm war, der Forderung , "bis er eine sehr reiche Erbschaft gemacht. Da trat ich ihn an wegen der Schuld. — Glaubt Ihr wohl, Chevalier, daß der leichtsinnige Böse- wicht> der mir seine Existenz zu verdanken hatte, die Schuld abläugnen wollte, daß er mich einen niederträchtigen Geizhals schalt» als er mir, durch die Gerichte dazu angehak« ten, die Schuld- bezahlen mußte? Ich könnte