-4us Stadl und Kreis Calw

^«Zenil in üeiväki^iinZ

Es ist der größte Stolz der deutschen Ju­gend in diesem Kriege, daß sie nicht abseits stehen und abwartcn mutz, bis sie selbst heran- aewachsen ist und zu Taten aufgerufen wird, sondern daß sie mitten hineingeitellt wird in die großen Aufgaben des Krieges, für die eben das ganze deutsche Volk vom Kind bis zum Greis seine letzte Kraft einsetzt.

In diesen Tagen-nehmen viele von unseren Jungen Abschied von der Schulbank und hal­ten ihren Einzug in die großen Sammel­unterkünfte der Luftwaffe, als deren Heiser sie nun zum Kriegseinsatz kommen. Damit erfüllt sich für sie alle ein Wunsch, dem in früheren Zeiten alle in heißer Vaterlands­liebe entbrannten Jungen vergeblich nach- itrebten: mit dabei sein zu dürfen, selbst mit teilzuhaben an dem gewaltigen Schicksalskampf des eigenen Volkes. Wer hätte »nicht als Her­anwachsender Junge im vorigen Weltkriege mit leisem Neid von der Treue und Einsatz­bereitschaft einzelner junger Menschen m früheren Kriegen gelesen, die sich unter fal­scher Altersangabe als Vierzehn- oder Fünf­zehnjährige in das Heer einzuschmuggeln ver­standen und dann in heldenhafter Tapferkeit vor dem Feinde kämpften!

Dieses Helfendürsen wird setzt zur Bewäh- rungsvrobc unserer jüngsten Helfer der Wehrmacht. Sie sind damit noch nicht Sol­daten, aber sie stehen neben unseren Soldaten als ihre tapferen und einsatzbereiten Hilfs­kräfte. die überall da zupacken, wo es für sie Arbeit gibt.

Der Krieg läßt Knaben rascher zu Män­nern reifen als jede andere Zeit. Unsere Jun­gen wachsen damit ganz von selbst hinein in die gewaltigen Aufgaben unserer Zeit, die ganze Männer verlangt und die auch unsere Jungen in frühen Jahren charakterlich zu Männern prägt. Der totale Krieg drängt ganz von selbst alles das in den Hintergrund, was in ruhigeren Zeitläuften Ziel und Le­bensinhalt für die Heranwachsende Jugend ausmacht. Dafür gehen aus dem Schmelz­tiegel dieser Zeit harte, entschlossene Menschen hervor, die bereits in jungen Jahren den tie­fen Sinn des Lebens begreifen lernen, die es bereits in der Jugend wissen, daß alles Leben mit dem Tode erkämpft werden muß.

Wir brauchen nicht darum zu klagen, daß unserer Jugend durch die Härte der Krieas- notwendigkeitcn manche Unbeschwertheit der Jugendjahre verloren geht. Denn das, was ihr dafür geschenkt wird, ist mehr wert: die Erkenntnis von den unerbittlichen Forde­rungen des Lebens und des Schicksals und das Wissen darum, daß über dem Schicksal des einzelnen das des ganzen Volkes steht.

HVickltiK«« >i» KU 120

Der Führer hat die Einführung eines AermelbandesAfrika" als Kamps- abzeichen befohlen. Das khakifarbene Aermel- band aus Kamelhaarstoss ist silbern umrandet und trägt die silberne AufschriftAfrika", beiderseits von einer silbernen Palme ein­gerahmt. Das Band wird als Kainpfabzeiclien verliehen und darüber eine Besitzurkunde aus­gestellt.

Der Nelchsiiuienminister hat eine Verord­nung über W oche nP fl ege rin neu er­lassen, die eine gesetzliche Regelung für die Wochenpflegerin und ihre Ausbildung bringt. Zwar ist die Hebamme verpflichtet, die Mutter in den ersten zehn Tagen regelmäßig zu be­suchen und zu versorgen. Sie muß ihre Tätig­keit aber ans einige Äesuche beschranken, die

Oer Rundfunk am vienstag

Nclchsproaramm: ib.SV bis Ui Udr: rieb- und Kammermusik; Ui bis 17 Ubr: Overnkonzeri oe»

Kasseler Staatsibeatcrs: 17.18 bis 18.30 llbr: Bunle Melodien: L0.18 bis 21 Ubr: Musiksendung dein- scher Jugend: 21 biS 22 Ubr: Auslese schöner Hchallplatteii. Deutlchlandlrnder: 17NS bis 18.8b

^ ^ AHIes kür Oeutsclrlanrl!

bei starker Inanspruchnahme niHt einmal regelmäßig ausaeführt werden können, so daß die eigentliche Pflege der Wöchnerin an­deren Personen Vorbehalten bleibt. Hier kann die Wochenpflegerin eine wertvolle Hilfe bie­ten. Durch die Verordnung soll gesichert wer­den. daß sich als Wochenpflegerinnen nur Per­sonen bezeichnen dürfen die eine staatliche ge­regelte Ausbildung genoffen haben.

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Die Mindestabnahmeverpflichtung für den Stromverbrauch von gewerblichen und Haushaltungsabnehmern ist für die Dauer des Krieges aufgehoben. Auch diese Abnehmer sind angewiesen worden, ihren Stromver­brauch auf das geringste Maß zu beschränken. *

^8ei den Damenhüten wird für das Frühjahr und den Sommer 1943 die Ausrich­tung auf das notwendigste gefordert. Auch in eigener Werkstatt angefertigte Hüte muffen im Preis unter 40 Mark bleiben. Hüte bis zu 25 Mark müssen im Schaufenster deutlich sicht­bar ausgezeichnet werden.

Die Reichsfachgruppe Industrie hat die sechste Auflage eines Merkblattes heränsge- bracht, das alles enthält, was ein von einem Kriegsschaden betroffenes Unternehmen zur Wahrung seiner Interessen zu tun hat. »

Die Handwerker werden zur Stärkung der deutschen Rüstungsreserven ausgerufen, das bei ihnen vorhandene überschüssige Metall aus folgenden Metallarten abzuliefern: Alumi­nium und seinen Legierungen, Weichblei und Hartblei sowie sonstige Bleilegierungen, Kup­fer und Kupferlegierungen, Nickel und Nickel­legierungen, Zink und Zinklegiernngen, Zinn und Zinnlegierungen.

'"or: «ouwviuuuo- wruuc von maai ins Mozart: 20.18 AS 21 Ubr: Untervaltcndc Musik; 21 bis 22 Ubr:Eine Stunde für Dtib". . ,

Dle Landeshauptstadt meldet

Ant Anschluß au eine Mitgliederversamm­lung des Schwäb. Albvereins zeigte Prof. Dr. Schwenket in einem Lichtbilder- vortria hervorragende Farbenphotos mit Landschaften und Pflanzen aus allen süd­deutschen Gauen.

Einige Monate früher als draußen in der freien Natur ist nun in den Gewächs­haus e r n d c r W i l h e l m a, jenem weiteren Kleinod, über das Bad Cannstatt neben sei­nen zahlreichen Mineralguellen verfügt, wie­der voll. Farbenpracht und Blütenduft der Frühling eingekehrt. Flieder, Azaleen, Alpen­veilchen. Primel», Akazien. Orchideen, Schmet- trrlingsbluincn und Kamelien grüßen uns in großen Mengen und allen Farben.

ns«. Hellbraun, Im Rahmen der wehrgeisti- gen Erziehung sprach zur Heilbronner Schuljugend Ritterkreuzträger Oberleutnant Duncker. der von seinen Erlebnissen an der Wolchowfront berichtete. Er stellte seinen jun­gen begeisterten Hörern den Pioniergeist un­serer Wehrmacht als leuchtendes Beispiel voran.

ns«. Reutlingen. Im Zuge der Planmäßigen Ueberwachung und Lenkung der Volksgcsund- heit beginnt Ansang März im Kreis Reut­lingen als dem 25 Kreis in unserem Gau dieBolksröntgenuntersuchnng. Mit Hilfe von zwei Röntgenapparaten werden alle Volksgenossen vom schulpflichtigen Alter an erfaßt. Die organisatorischen Vorarbeiten sind von der NS-Volkswohlfahrt schon in Angriff genommen.

Frcudenstadt. Im Kreis Frcudenstadt konnte eine zweite Werkfrauen- gruvpe, und zwar diesmal im Bciriev der Firma Christofstal. Huber und Eo.. durch die Führerin der Werkfrauengrupven im Gau Württemberg - Hobeuzolleru. Parteigenossin von Stockmavcr bestätigt werden. Aus diesem Anlaß fand für die ganze Gefolgschaft dieses Unternehmens ein Betriebsapch'll

Krei8leiter öaetrner spraLu auf einer KunclZebunZ äer )uZenä in

Kreisleiter Baetzner sprach am Sonntag im Löwen-Saal auf einer GroßtnndgeLung zur Jugend von Nagold und der Standorte der näheren Umgebung. Der von Standortführer Dr. Unmuth geleiteten Kundgebung wohnte auch K.-Bannfühver K ü hule an. Der Kreis­leiter ging in seinen die Jugend immer wieder begeisternde» Ausführungen von den trostlosen Verhältnissen aus, wie sie nach Beendigung des ersten Weltkrieges in Erscheinung traten. Die Klasscnparteien so führte er u. a. ans' bciiluhten sich damals Wohl um die Jugend, aber ihre Herzen hatten sie nicht. Der Führer, der zu Ordnung, Disziplin und soldatischer Hal­tung aufrief, gewann dagegen die Herzen der Jugend gleich. Diese Tugenden sind auch heute heilige Verpflichtung für die Jugend, die mit Stolz den Namen des Führers trägt. Krcislei- ter Baetzner erinnerte die Jungen und Mäd­chen au ihre ungeheure Verpflichtung dem Vn- tcrlande gegenüber, stellte ihnen vor Augen, um was cs heute geht, forderte sie auf, diszi­plinierter, leistungsfähiger zu sein als alle Ge­nerationen vorher und äußerte nur den einen Wunsch, sie möchten sich stets bewußt sein, daß

Vater, Mutter und Tochter im Einsatz

Nit 74 fahren wieder im Beruf - Die Krau am Zeichenbrett - Die Tochter bet -er Lahn

Tübingen, im Februar Von einem Beispiel wollen wir im folgen­den berichten. In Tübingen lebte zu Kriegs- begmn eine dreiköpfige Familie, Manu und Frau und Tochter.

Der Manu

Der Mann, ein Siebziger, hatte seine be­rufliche Lebensaufgabe abgeschlossen und sich ms Privatleben zurückgezogen. Als der Krieg kam, litt es ihn nicht mehr bei seinen Büchern und Schriften in der stillen Zurückgezogen­heit, er stellte sich wieder zur Verfügung und uhernahm zunächst für den ersten Ucbergang die Vertretung einbernfener aus­wärtiger Berufskameraden. Das bedeutete nicht nur ein Fcrnseiu von zu Hanse, sondern auch einen ständigen Woh­nungswechsel, dazu ein immer wieder neues Muurbeiten in eine verantwortungsreiche Tätigkeit an fremdem Ort. Der Mann nahm diese Beschwernisse freiwillig auf sich; u>'b wer den Hochbetagten an der Arbeit sah.

j»^r wußte, daß diese Arbeit sowohl jeden Arbeitstag ganz ausfüllte und darüber hin­aus noch das Opfer vieler Nachtstunden ver­langte. wollte sein Alter nicht glauben. Heute, nachdem er seinen 74. Geburtstag gefeiert hat tut er noch unentwegt seine Pflicht; voll füllt er den Platz aus, den ein jüngerer Berufs­kamerad verließ, um dem Ruf zu den Waffen zu folgen. Auch sonntags vielfach beruflich be­ansprucht, ist ihm nur alle 4 bis 6 Wochen eine Heimfahrt und ein kurzes Zusammen- iein mit Frau und Tochter möglich.

Die Frau

Die Frau, an Jahren jünger als der Mann, tat es ihm gleich. Bald nach Kriegs­ausbruch übernahm sie freiwillig eine Nach, bar scha ftshilfe in einem Geschäft, dessen Inhaber einrücken mußten.Ich sah es als selbstverständlich an, da einzuspringen", sagte ste.obwohl ich vöbher noch nie eine Aufgabe wie die hier verlangte ausgcübt hatte." Ihre Dllrengende Tätigkeit in dem Geschäft dauerte täglich von früh 8 bis abends 7 Uhr. Viele Monate lang hielt es die Frau durch, bis sie »us Gesundheitsgründen aussetzen mußte.

Doch kaum war sie erholt, sah sie sich nach einer neuen Einsatzmöglichkeit um, nur mit einem Unterschied gegenüber dem ersten Ein­satz:Diesmal", so sagte sie sich,soll cs etwas sein, das mir liegt, denn je mehr einem eine Arbeit auch Freude macht, desto mehr kann man leisten." Da gab es sich, daß ein Tübin­ger Betrieb weibliche Kräfte suchte, die bereit waren, sich als technische Zeichner! li­tt e n umschulcn zu lassen. Vom Vater her. der Ingenieur gewesen war, glaubte die Frau so viel technische Begabung mitzubringen, daß sic cs wagen konnte. Sie meldete sich und ging zunächst in die Lehrlingsabteilung. Ob­wohl vorher immer nur an ihre Haushalt- führung gewohnt, scheute sie sich jetzt ebenso­wenig, wie bei ihrer Nachbarschaftshilfe, vor dem handarbcitlichen Zupacken. Dann kam dieLehrlingszeit" im Konstruktionsbüro. Auf diese Weise von Grund aus mit Dem technischen Zeichnen vertraut gemacht, er­reichte ste ihr Ziel sie wurde in dem Be­trieb als technische Zeichnerin übernommen.

Die Tochter

Zu Beginn des Krieges stand dieTochter in der Berufsvorbereitung. Längere Zeit war sie dann auswärts bei der Reichsbahn beschäf­tigt, bis sic ihre Versetzung nach Tübingen erreichte. Nie hat in der ganzen Zeit die Mutter den Haushalt aufgegcben. denn die Wohnung wollte sie erhalten und so ist diese die Zusluchtstätte geblieben, wo nun. wenn auch der Mann und Vater gelegentlich aus einen Sonntag kommen kann, alle drei wie­der einmal auf ein paar Stunden zusammen sein können. Werktagsabend aber, wenn Frau und Tochter von ihrer Arbeit zurückkehren, wartet ans ste zuerst die Küche.

Alle drei, der Mann mit seinen nun 74 Jah­ren im früheren Beruf, die Frau am Zeichen­brett, die Tochter bei der Bahn, füllen in ihrem freiwilligen Einsatz nun schon so gut wie über den ganzen Krieg hindurch wichtige Platze aus, die sonst leer geblieben wären. Und was sie auf sich nahmen, taten sie, weil sie erkannten, um was es 4n diesem Kriege geht. krrmr stlssät

sie Repräsentanten Adolf Hitlers sind und daß sie nur ein Vaterland haben: Deutschland, der Quell all unseres Tun und Lassens. Er rief der Jugend ins Gedächtnis, wie alle gro­ßen Soldaten und alle großen Männer "des Geistes schwärmerisch ihr Vaterland verehrten, für dasselbe stritten und litten und wie unsere unvergleichlichen Soldaten für ihre Heimat Deutschland jederzeit zu sterben bereit waren.

Der Krcisleiter erörterte in diesem Zusam­menhänge die Gründe für den jetzigen Krieg und verlangte von der Fugend, daß sie der Garant dafür ist, daß unsere Soldaten, wenn sie nach siegreicher Beendigung des Krieges heimkehren, die Heimat noch gefestigter antres- fen, als sie es bereits war. Da gilt es, Haltung zu bewahren: Der Dienst in der HI. ist Ehren­dienst und geht allem voran! Zum Schluß gab der Kreisleiter eine trefsende Charakterisierung unserer Feinde: des Bolschewismus, dessen Ziel, die Weltrevolntion, zusarmncnbricht, wenn er eine Niederlage erleidet, der Plutokraten, die nur für ihren Gcldsack kämpfen, und des hinter allem stehenden Ewigen Juden. Der Nationalsozialismus bildet den festen Wall ge­gen all unsere Feinde! Ohne Adolf Hitler gibt cs nur Chaos und Vernichtung! Der Kreislei­ter schloß mit der Parole: IWes für Deutsch­land und unseren geliebten Führer!

Werte müssen erhalten werden!

Die Erhaltung der vorhandenen Sachwerte im Haushalt spielt gerade im Kriege, Wo Er­gänzungen und Neuanschaffungen nur in sehr begrenztem Maße möglich sind, eine wich­tige Rolle. Gerade Bettwäsche. Tisch­wäsche, Handtücher usw. nutzen sich mit der Zeit ab. Findet man irgendwo einen Riß oder eine dünne Stelle, so ist das ein Zeichen, um auf der Hut zu sein. Der kleine Schaden, der

kslekrordoilrgsmoinrckott Seko«1onvort»vr»n-

Gib Obacht in der Dunkelheit, der Fahrzeugsührer sieht nicht weit!

noch mit wenig Mühe rasch vernäht oder ver­stopft ist, entwickelt sich, wenn man ihn nicht beachtet, ist wenigen Tagen zu einem langen Riß, der das Wäschestück schon erheblich ent­wertet. Wo sich im Stoff dünne Stellen zei­gen, tut man gut. die betreffende Stelle von rückwärts mit festem Stoff zu unterlegen.

Das ist nicht mir bei»der Ausbesserung von Bettwäsche ratsam, sondern genau so auch bei schadhaften Kleidungsstucken. An Woll­kleidern und Anzügen reiben sich oft bestimmte Stellen zuerst durch: meist an den Ellenbogen und unter dem Arm bei Knabenanzügen ist es der Hosenboden, der auf den Schul­bänken am schnellsten durchgerieben wird. Hier rechtzeitig Vorbeugen und die gefährdete Stelle des Stoffes verstärken, verlängert die Lebensdauer des Kleidungs- bzw. Wäsche­stückes.

külltvvüüsrltlsme

- Roman von Maria Oberlin. lI9. Fortsetzung

Vis spät in die Nacht hinein dauern die llul' glücksmeldungen. Noch ist baue Liste da, die die Toten und Gerettete» angibt. Das furcht­bare Warten mit seiner tagelangen, zermür­benden Heftigkeit beginnt. DieCarpathia" fährt langsam, und die widersprechendsten Ge­rüchte über das rlnglück begegnen sich.

Nur etwas an Wahrheit sickert durch und steigert die Erregung: zu wenig Rettungs­boote waren vorhanden, die eisernen Fußplal- ten, die Schotten, schloffen nicht dicht, die Mnnn- schaft hatte zu wenig Ferngläser, um den schwimmenden Todfeind euf weite Entfernung zu sichten, die Sucht, den Rekord zu schlagen, gab schließlich den Ausschlag, fuhr doch die Titan'c" mit voller Wucht gegen den Eisberg.

Es?7ar der schwärzeste Tag der Cunard-Li- nie, ein Tag, wie er in der än tragischen Er­eignissen nicht armen Geschichte der Seefahrt unvergeßlich wurde.

Der Draht spielte durch alle Lande.

Bis in die entferntesten Städte. Dörfer, Län­der nnd Erdteile drang die Kunde von dem großen Schiffsungliick.

Allmählich wurden Einzelheiten bekannt: der Verzweiflungskampk der Ertrinkenden, die Schüffe, die man auf die Meuternden und sich den Osfiziersanordnungen nicht fngenwollenden Passagiere abgegeben hatte. Die Heldentat des Funkers Philipp, die eiserne Disziplin der Schiffskapelle, die noch spielte, als schon das Wasser die Füße benetzte. In dem verzweifel­ten und erbitterten Kämpf um das Leben er­fuhr man-nicht nur von wilder Lebensgier und Todesangst, man hörte auch von gegenseitiger Hisse und letzter menschlicher Aufopferung.

Tagelang hielt das Entsetzen an. Extrablät­ter wurden überall ausgegeben, vor den großen Zeitungsexpeditionen drängten sich die Men­schen, stundenlang standen sie davor nnd war­teten auf weitere Meldungen.

Die kleinsten Blätter berichteten spaltenlang von dem Unglück, die Listen der Toten und Vermißten erschienen alsbald ganz in Fertdruck, das Weltgespräch bildete lange Zeit hindurch das Unglück, von dem alle Länder betroffen worden waren. Die Schiffsgesellschaften aller Welt meldeten Verluste, panische Angst hatte die Reisenden ergriffen, die wochenlang nicht wagten, den Ozean zu überaueren. Die Ver­sicherungsgesellschaften rechneten den ungeheu­ren Verlust aus. der sie durch den Untergang derTitanic" betroffen hatte. Eine Riesen­summe: fast 30 Millionen!

Dann begann sich das englische Parlament mit diesem Unglück zu beschäftigen. Neue Schutzmaßnahmen sollten getroffen werde», um ein ähnliches Unglück zu v-.rmeideu. Die Bot­schafter und Vertreter fremder Länder sandten BeileidstelegrammeTitanic" und immer wiederTitanic" war das Gespräch in alle« Welt!

Aber alle gutgemeinten Bestrebungen, aller Trost und alle Hilfe konnten die 1600 Toten nicht wieder lebendig machen. Die langsam nach Neuyoxk fahrendeCarpathia" barg den Rest der Passagiere, ein Häuflein nervöser» verängstigter Menschen, von denen viele die furchtbare Katastrophe nicht verwinden konn­ten.

Zu ihnen gehörte auch Meta Dirkjen, die ans der ganzen Reise im heftigen Fieber lag. Ihr letzter Eindruck war gewesen, daß Leo Bürge« von einem Offizier wie ein toller Hund über den Haufen geschossen wurde, ste sah noch da» entsetzte, todblasse Gesicht der Braut, die ein­gekeilt zwischen den jammernden Menschen itand dann war er vorbei: und was weiter kam, waren Fieber, rote, tanzende Krciff. . > - «rträaliibe LZide.

Sie wußte nicht, daß sie, notdürftig aus ei­ner Matratze gebettet, in einer engen Ossizterr« kabine lag, nur ab und zu wenn sie de« fieüerschweren Kopf hob schien ein blasses, besorgtes Miidchengesicht sich über ste zu beugen.

Am Tage vor der Ankunft wachte ste zum ersten Male bewußt auf. Erstaunt sah sie sich um. Dann kam die Erinnerung wo wa« dieTitanic", wer war gerettet?

Und dann ein heißer, siedender Schmerz Hermann? Wo war der Vetter? Sie richtet« »ch auf und versuchte, die schwere Kamelhaar­decke von sich zu schieben, fiel aber kraftlos wie­der zurück.

In diesem Augenblick erschien Thea Korff in der Tür.

Liebe Frau Dirksen", sagte sie und strich über die schmale Hand der Äelteren.

Wie fühlen Sie sich? Kann ich Ihnen ir­gend etwas helfen-?"

Meta Dirksen hob den Kopf. In ihren Au­gen stand eine bange Frage.

Thea Korff ließ den blonden Kopf auf die Brust sinken.

Nichts", sagte sie still und gequält.Ich weiß nichts von ihm."

Aufschluchzend warf sich Meta Dirksen zurück.

Wir haben alles abgesucht er muß ertrunken sein", hatte sie sagen wollen. Aber das furchtbare Wort wollte ihr nicht über die blassen Lippen.

Wie ein wilder, stürzender Bach strömten ihr plötzlich Tränen aus den Augen, sie warf sich über das Lager der Kranken und ließ ihrem verzweisclten Schmerz freien Lauf.

Mechanisch strich die Kranke ihr mit der mat­ten, kraftlosen Hand über den blonden Scheitel.

Sie fand noch keine Tränen, das Herz bog sich ihr schmerzhaft zusammen, ihre Augen brannten.

Hermann Frobus der liebe, sonnige Vet­ter, der Mensch, der ihr am Nächsten stand auf der Welt der tüchtige, berühmte Forscher alles zu Ende!

Sie sah auf das weinende Mädchen Hernie- . der. Sie erriet alles.

Ich kann es nicht glauben", stöhnte Thea seht. Dann faßte sie sich und wurde ein we­nig rot.

Ich brauche mich Ihnen gegenüber nicht zu verstellen", sagte ste ruhig.Sie wissen, daß ich Ihren Vetter liebgewonnen halte

Meta Dirksen nickte.

tFortsetzung folgt.f