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Billet, worin er sich bei ihr zum Nachteff-n einlud. Als er sich um 10 Uhr Abends bei ihr einfand, war diese bercilS mit Donelli, einem italienischen Musiker und ihrem heim, lichen Liebhaber, nach Neapel abgcreiSl. Donelli halte die ganze Jntriguc eingclci- tct. In Neapel wurde Donelli Chef des MusikCorpS der italienischen NobelGarde, mit welcher er - 8 l 2 »ach Rußland gicng; hier wurde fast das ganze Regiment aufge- rieben, und die BagagcWägen desselben welche in einem Moraste stecken geblieben waren, von den Russen geplündert. Unsere Amati fiel in die Hände eines Kosaken, welcher sie mit nach Moskau nahm und hier an einen TischlerGcsellen für einen S-ildcrrubel ver- kaufte. Diesem mochte das abgegriffene Instrument nicht elegant genug ausjehen; er nahm dicke, rothe Oelfarbe, strich die Geige damit an, nahm sie mit nach seiner Heimalh, Breslau, und verkaufte sic hier aüö Noth an einen Gcigenmachcr für zwei Thaler. Dieser war kein anderer, als der ehemalige Gehilfe dcS berühmten St. in Wien; er erkannte auch sofort an einem Neparalur- Zetiel auf der linken Zarke das Instrument und schrieb an St. in Wien, welcher sie ihm auch für 2O0 Thaler abnahm. Der
Graf K.p war in London; St. bot
ihm die Geige zum Zweitenmale an, und
Graf K.h kaufte sie zum Zweiten male
für 250 Dukaten. Zwei Jahre später ging er nach Florenz; hier machte er die Bekannt, schaft Paganini's, welchem er seine Amati zeigte. Paganini bot dem Grafen auf der Stelle Zoo Dukaten. Der Graf aber, entzückt und hingerissen von P a g a- nini'S zauberischem Spiele, machte sie ihm großmüthig zum Geschenk. Paganini ist nun mit dem herrlichen Instrument Ein Leib und Eine Seele, — sie ist seine schwärmerisch geliebte Braut. Als ihm in London ein reicher Lord 40,000 Frcs. dafür bot — lachte er ihm höhnisch ins Gesicht.
Listiger Betrug.
Ein eben aus NewPork in Danzig ange- ! langtcs Handelsschiff bringt, der dortigen Zeitung zu Folge, die Nachricht über folgendes Creigniß, das dort kurz vor dem Ab«
gange des Schiffes vorgefallen ist, und ern Pröbchen davon liefert, daß selbst in dem Lande, wo der Glaube der Lüge eine un- durchdringliche Mauer ausgerichtel, die List doch lhr Lurchgangspsvrtchcn zu finden weiß.
Der Huäcker John Lad cp, einer der bedeutsamsten Kauflcute in NewPork hatte eines seiner Schiffe mit einer ungewöhnlich reichen Ladung nach Frankreich auögcsandt. Cr meldete sich darauf bei der Versicherung«. Anstalt um den Werthbctrag des Schiffes und der Fracht zu versichern. Die Prämie dafür betrug aber eine so bedeutende Summe, daß der Schiffsherr schon entschlossen war, die Sache dem guten Glück anheim zu stellen. Zuletzt aber ließ ihn die Vorsicht sich doch eines Bessern besinnen, er kehrte zum Vorsteher der AssekuranzGescllschast zurück, und das Geschäft wurde abgeschlossen. Vierzehn Tage darauf erhielt der gute Quäcker
— dem man aus Geschästssaumseligkeit oder durch Hinterlist dazu bewogen, die Versicherungsurkunde noch nicht zugeschickl, und der selbst auch nicht weiler daran gedacht hatte
— von seinem Schiffkkapilän eui Schreiben, welches die Trauerbotschaft enthielt, daß das Schiff während eines heftigen Sturmes leck geworden und gesunken sch. Die Mannschaft war nur mühsam durch das Dazukommen eines fremden Schiffes, an dessen Bord der Kapitän den Brief an seinen Patron geschrieben, gerettet worden.
Jetzt erst erinnerte sich Ladeh. daß die Versicherungsurkunde ihm noch nicht zuge- kommcn ftp. Freilich war das Geschäft durch Wort und Handschlag abgeschlossen worden; allein der Vorsteher der AsscturanzAnstalt, war allgemein als ein Schlautops tetannk. Die Angelegenheit war für den Duäcker höchst kritisch. Die Wahrheit durste er, seinem RellglonSgeicze nach, nicht zurückhalten; durch den Verlust der Versicherungssumme aber wurde sein Haus mit Gefahr bedroht. Da schlug er folgenden Miktkelweg ein: „Gehe, sagte er zu einem seiner Comptoirbedicn- ten, zu dem Herrn Vorsteher der Assekuranzanstalt und melde ihm von mir; daß, wenn l er die VersicherungSlkrkunde noch nicht auS. gestellt haben sollte, dieses auch nicht mehr nölhig sepe, indem ich so eben ein Schreiben vom Kapitän erhalten hätte." — Der Die»