den, ober sch vielmehr bas ihrige. Sie be­lauschte meine Worte, meine Blicke, ich mugte ihr von jedem Schritte Rechenschaft geben; ich fügte mich gern in diese Knechtschaft, denn die Liebe schmiedete meine Fesseln, doch wagte ich immer nicht, nach der Sitte des Landes vor den Vater zu treten und die Tochter in mein Hans zu fordern, denn sein Betragen gegen mich war seit einiger Zeit kalter geworden» - Nnn wurde ich aber eines Sonntags am Morgen zu ihm gerufen. Die Stube: war bereits festlich geschmückt, um' den Obres glänzten neue Silbcrtafekn, Banke und «Stühle waren mit bunten-Decken belegt; -arch dem Tische stand Salz, Brvd und Branntwein. Die Geliebte selb,st war mit dem herrlichen Hals- und Ohrenschmuck ihrer Voreltern be­hängen; sie war so schön, so lieb und dennoch so ernst, daß sie mir fast wie eine Fremde vorkam. Der Alte blickte mich finster und brummte: Ich habe mehr Rubel als Du Kopeken aufzuzählcn, es ist daher eine Schan­de, daß ich selbst mein Mädchen einem Men­schen anbictcn muß, der weiter nichts gcthan, als daß er es aus dem Wasser gezogen, den­noch thu' ich es. Die Dirne ist Deine Braut, Du ihr verlobter Herr. Und so Du Dich nun weigerst mit mir auf das Wohl einer glück­lichen Nachkommenschaft zu trinken, bekommst Du noch vor der Hochzeit Schlage von Dei­nem Schwiegervater, denn hättest Du nach meinem PaslvwikNe bos" gehandelt, könnte ich schon Enkel wiegen.

Wie glücklich war ich! ich küßte dem bie­dern Alten Hand und Bart, ich lag an dem Herzen meiner Braut. Aus dem Nebenzim­mer traten Nachbarn und Freunde, an ihrer Spitze der Pope mit dem Hciligcnbildc, uns entgegen; wir küßten zugleich das Bild der heiligen Olga und waren somit verlobt. Die Gäste gaben uns jetzt ihre Geschenke und zo­gen uns in das Nebenzimmer, wo die ausge­stellte reiche Mitgabe geschätzt und bewundert wurde, dann gieng es zu der wohlbesctztcn Tafel, wo wir den Ehrcnsitz erhielten. Drei Tage dauerte die fröhliche Schmauserei, bei der wir zwar zugegen, an der wir aber nicht Theil nehmen durften. Es war beschlossen, daß ich nach meiner Rückkehr denn ich war unter den Aufgerufenen, welche die Schutzwache der kaukasischen Linie ablösen

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sollten die Braut als Hausfrau heimfuh- reu sollte.. Ich schied von ihr mit Schmerz aber gläubig und vertrauend. Sie aber weinte sehr, meinte, die Mädchen in Tscherkassen wären ungleich schöner als die Kasakenjung- frauen, und ich würde sie bald vergessen. Sie schalt, mich einen Treulosen und Verrä- thcr und machte mir Vorwürfe, daß ich bei dem Tode meines Pferdes geweint, bei unse­rer Trennung aber keine Zähre hatte. Dieses Grollen, dieses Zürnen machte mir die Ver­lobte noch lieber, denn ich glaubte in diesen ungerechten Vorwürfen die Größe ihrer Liebe zu erkennen. Als ich das Roß bestieg, lag sie leblos in den Armen der Weiber. Gott hörte meinen Schwur: ihr Treue und Liebe fleckenlos zu bewahren. Durch die nachstehenden Kampfbrudcr empfing ich oft Gruß und Kunde von ihr. Einst erhielt ich von ihr die Nach­richt: wie sie an einem dunkeln Abend allein in ihrer Kammer gesessen und nur an mich gedacht, da >oarcn plötzlich an meiner Bala­laika alle Saiten gesprungen; nun behauptete sic, ich müßte ihr zu derselben Stunde treu­los geworden seyn. Zu der Zeit aber, wo dieses geschehen war, kämpfte ich gegen die wilden Bcrgräuber und mein Blut stoß aus mehren Wunden. Dennoch war mir grauen­haft diese unheimliche seclenwarnung; anders löste sic aber das Schicksal als der Mcnschcn- gedanke. So war über ein halbes Jahr ver­flossen, der Winter kam, er machte den Krieg in dieser Gegend unmöglich, auch waren die Kaukasier geschlagen und wagten sich nicht aus ihren Höhlen und Klüften hervor. Da sprach der Koschcwoi Attamann: Alexander, reite in Gottesnamen heim und freie Deine Braut. Am andern Morgen zäumte ich mein Roß und ritt von dannen mit vom einem Gefährten, der sein krankes Weib besuchen wolle. An dem vorletzte« Tage unserer Reise vermochten die müden Pferde nicht mehr ein Obdach zu erreichen; wir mußten rasten im dichten Walde; die Kälte war stärker gewor­den; der Wald mit seinen schnccbeladcncn Bäumen schützte nur wenig vor der eisigen Luft, die erstarrend durch unsere Glieder schnitt. Wir hüllten uns in die tscherkassischen Burki*) und lagerten uns zur Ruhe. Trotz

') Burka, Filjmantel.