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holungs- und Ruhkstation der Menschen, ist ein bcachtenswerther Vorzug, welcher sogcir den berühm­testen Gasthöfc» in großen Städten mangelt.

Die einladend schöne Auffcnseite ist mit der in­ner» Einrichtung in die vollkommenste Harmonie gesetzt. Aus allen Thcilen des Hauses spricht der Geist d^ veredelten Geschmacks, und ruft durch ver­schwenderische Ausschmückung das Schönheitsgefühl ins Lebe». Das Erdgeschoß bildet durchaus eine hohe Säulengctragcne PromenadenHallc, wo künst­liche Springwaffer eine liebliche Kühlung ausaih- men. Die Aussicht führt nach allen Seiten in die Eartenanlagen. Die Deckcnwblbungen sind mit FrcscoGemäldcn, die Bodenflächcn mit SteinMosaik- Bildern üderkleidct. Die Säulen von weißem Mar­mor, erheben sich aus roihsammtencn Rundsttzen. Im erste» Stockwerke, wohin eine breite Marmor- trcppe, mit vergoldetem Metallgcländcr leitet, be­finden sich der Concertsaal, der Theatcrsaal, der Knnstsaal und der Lesesaal, welche sämmtlich ihrer Bestimmung gemäß eingerichtet sind.

Der Lcsesaal bietet die vorzüglichsten Zeit­schriften und Bücher zur Belebung des Geistes während der Einnahme des Frühstücks. Der Kunst­saal gewährt dem Auge den Anblick der werth- vollsten Produkte der schönen Künste, während un­ter geistigbefiügellen Gesprächen die Gäste bei dem Mittagsmal beisammen sitzen. Der Concertsaal bietet in Nachmiilagsstunden de» entzückendsten Oh- renschmauß während der Gaumen sich an den ge­schmackvollsten Erfrischunge» erlabt. Der Th ra­te rsaal endlich bringt eine Reihe drolligter Ma- rioncttcnschauspiele und optisch-mechanische Natur- nachahmungen zur Darstellung, um die Abendmahl­zeit der in geselliger Versammlung speisenden Gäste zu würzen. Der Concertsaal ist mit Spiegeltapeten, der Thcatersaal aber mit Goldiapcten aus der Fa- brick des Herrn Howison dekorirr, welche Verzie­rungen durch den Glanz und die Schönheit einen wahrhaft zauberischen Eindruck bewirke».

DssS"zweite Stockwerk enthält Zimmer für die­jenigen Gäste, welche nicht in Gesellschaft speisen wollen. Diese Lokalitäten sind sämmilich mit Goblinctapeten bedangen, welche Landschaften und historische Gemälde darstellen. In jedem Zimmer steht i Exemplar der von Iarvis in NewIork er­fundenen Violinspieluhren, welche alle Viertelstunde ein Äuartctt von StreichInstrumenten mit einer Reinheit und Genauigkeit ausführen, daß der Zu­hörer lebende Virtuosen zu vernehme» glaubt. Die E"'Achtung in Bezug auf Bequemlichkeit und Eleganz läßt keinen Wunsch unbefriedigt. Im dritten, vierten und fünften Stockwerk sind die Woh­

nungen für die Fremden vertheilt, und die Etagen selbst bestimmen die 5 Rangordnungen. Die Ver­bindungstreppe von Marmor ist der schönen und kühnen Ausarbeitung wegen ein Prachtwerk der Baukunst. Die Oehrne sind mit farbigen geschlif­fenen Steinplatten bildartig eingelegt. Die Mcubles des dritten Stockes könnten als Gegenstände sür eine Kunstausstellung betrachtet werden. Die Wände der Zimmer zeigen Landkarten und Ansichten von Nordamerika, von den bewährtesten Künstlern »ach der Natur entworfen. Die Wohnzimmer im fünf­ten Stock sind im Preise die billigsten, und die Einrichtung derselbe» darf noch immer mit den elegantesten Gasthofzimmern in Paris, London rc. in die Schranken treten. Die Unkosten für das Mobiliar dieses Gasthauses betrugen 2 Millionen Gulden. Es sind Spiegel da, deren Einer allein 90,000 fl. kostete.

Die Gesellschaftssäle, welche sich im Thurme des Hauses befinden, scheinen den ZaubcrLvkalllätcn achgebildct zu scyn, welche in de» Märchen in Lausend und eine Nacht geschildert werden. Die Wände sind mit Vexirtapeten bekleidet, welche sich durch den Druck an eine verborgene Feder immer in einer andern Gestalt zeigen und auf diese Weise zwanzigmal hinsichtlich der Farben und Einarbei­tung verändert werden können. Immerdlühende Pflanze», Meisterstücke der Blumcnmachcrkunst, bc- heerbergen verschiedene VogelAuiomaten, welche beim Anlassen des Pflanzenstengcls die lieblichsten Melodieen singen. Dte Tische dieser Säle können durch ein eigenes Druckwerk in ein SchachBrett, ein Billard, in einen Speise- oder Kartentisch um­geschaffen werden. Die Speisezettel sind mit Num­mern versehen, welche auch auf einem Hohtäfelche» wie Stifte eingesetzt sind. Haiman nuncin Genchk gewählt; so nimmt man den die Nummer des Ge­wählten anwcisenden Stift, senkt ihn durch ein metallenes Rohr in die Tiefe, und wie durch Zau­berei erhebt sich das Gewünschte ans der unterirdi­schen SpciseAnstalt.

Die männliche Dienerschaft zahlt 100 Personen. Diese theile» sich in Gesellschafter, welche schwarz gekleidet sind, in Aufwärter, welche weiße nummerirte Uniform tragen, und in Hausbedientc, welche in grauen, ebenfalls nummerirtcn Kleidern erscheinen. Die weibliche Dienerschaft hat dieselbe Zahl, Rang- abstufungcn und Bekleidungsmcrkmale. Zu den Gesellschaftern werden nur solche Personen gewählt, wclcheausgebreitcle wissenschaftliche und LokaiKennt- niffe besitze», in der Schule der Höflichkeit erprobt sind, und die gangbarsten lebenden Sprachen reden. Ein solcher Gesellschafter, männlichen oder weib-