An Koman alt* cion
Rus Stadt und Kreis Calw
?/ttc E A^eüree LeLe^
Was kann nicht alles in ihm stecken, in solch einem kleinen Brief — eine kleine Freude, ein großes Glück? Welche Freude trägt er uns ins Haus, der kleine zerknitterte Feldpostbrief des lieben Menschen, des Gatten oder Sohnes an der Front, des Jungen oder Mädel im Arbeitseinsatz, des Kindes in der Landverschickung. Das Herz des Volkes schlägt in der gewaltigen Brieffracht, die die Reichspost täglich zu bewältigen hat.
Nicht jeder hat das Glück, oft solch lieben Brief zu bekommen. Doch da gibt es einen, nur einen kleinen zwar, den jeder erhalten kann. Ein Brieschen, das an jeden einzelnen von uns gerichtet ist. Recht nüchtern sicht es aus mit seinem grauen Umschlag. Und dennoch sollte man schnell zugreifen, wenn es angeboren wird denn es könnte zum Glücksbringer werden.
Auch dieses Briefchen gehört zu unserer Zeit wie die anderen, die zwischen Heimat und Front kommen und gehen. Es ist ein Ausdruck der Opfcrbereitschaft, Mahner zum gemeinsamen Einsatz, zum kleinen Opfer, das die großen ersparen hilft.
So wollen wir den Brief der „Reichslotterie der NSDAP, für das Kriegswinterhilfswerk des deutschen Volkes 1942/43" zu den anderen stecken, in denen sich der Geist dieser Zeit spiegelt, zumal er in der Schlußziehung am 31. März 1943 noch einmal eine Gewinnchance bietet.
' Die HI. sammelte 88138 RM. für das Kriegs-WHW.
Die von der Hitlerjugend am 19. und 20. Dezember durchgeführte Reichsstraßensammlung gestaltete sich im Kreis Calw zu einem einzigartigen Erfolg für das Kriegswinterhilfswerk. Bei der Straßensammlung kamen im Kreisgebiet 27345 50 RM. auf, während die Spielzeug-Aktion der HI. einen Erlös von 30 793.10 RM. erbrachte. Somit konnte die Hitlerjugend des Bannes Schwarzwald den un- gemein hohen Betrag von 58138.60 RM. an das Krieaswinterhilsswcrk abführen.
Bon der HI.-Fliegerschar Calw
Die fliegerische Schulung des NSFK.-Stand- orts Calw und der HJ.-Fliegerschar Calw wurde auch in diesem Jahr wieder auf dem Fluggelände Wächtersberg bei Wildberg durch- aefuhrt. Die /^-Prüfung im Gleitflug bestanden: Frick Siegfried, Hillcr Ludwig, Schnaufer Manfred, Stenzel Harry und Ziegler Helmulh. Die L-Vrüsung im Gleitflug: Müller Adolf, Nelke Helmuth. Die L-Prüfung flogen im Segelslug Hang Wolfram, Kober Gerhard. Schneider Gerhard, Zeiser Manfred. Den Luftfahrerschcin erhielten Bender Bernhard und Hang Peter.
Keine Lohnsteuer-Bescheinigungen
Zur Gültigkeitserklärung der Lohnstener- kartcn 1942 auch für das Kalenderjahr 1943 hat der Neichsfmanzininister weitere Einzel a nw e i s u n g e n erteilt. Die Lohn- stcncrkarten 1942 werden voraussichtlich erst nach Beendigung des Kalenderjahres 1943 dem Finnuzaint einznscnden sein. Das Nähere wird noch bekanntgcgeben. Soweit in Eiuzcl- sällcn Arbeitnehmer eine Lohnsteucrkarte 1943 ausgeschrieben erhielten, ist sie selbstverständlich dem Arbeitgeber vorzulegen, der in diesen Fällen die Lohnsteuerkarte 1942, wenn sie sich in seinem Besitz befindet, unverzüglich an das Finanzamt eiuzusenden hat. Nach den Lohn- stcnerbcstimmnngen soll der Arbeitgeber ans der zweiten Seite der Lohnstenerkartc 1942 die Lohnsteuer-Bescheinigung für das Kalenderjahr 1942 ansschreibcu. Ter Neichssina»zmini- ster verzichtet jedoch ans diese-Ausschreibung für 1942, ebenso auf die an sich noch fällig gewesene Bescheinigung der Bürgerst eno r, die der Arbeitgeber im ersten Halbjahr 1942 vom Arbeitslohn noch einznbchal- tcn hatte und auf die Ausschreibung der Sammel-Bürgerstener-Bescheinignng für die
bezeichnete Zeit. Der Arbeitgeber hat jedoch .dem Arbeitnehmer, für den er keinen Lohnzettel auszuschreiben hat, der aber für das Kalenderjahr 1942 eine Steuererklärung abgeben must, ans Antrag eine Lohnsteuer-Bescheinigung auszuschreiben. Sie mutz, autzer Name, Stand und Wohnung des Arbeitnehmers, die Dauer der Beschäftigung im Kalenderjahr 1942 sowie den Gesamtbetrag des stcuerpflichtigen Arbeitslohns einschliesslich der Sachbezüge und einschließlich des Betrages enthalten, der im Kalenderjahr 1942 eisern gespart worden ist. Ebenso ist der Gesamtbetrag der Lohnsteuer einschließlich Kriegszu- schlag und evtl, der Sozialausgleichsabgabe auf der Bescheinigung zu vermerken und endlich noch gesondert der Betrag, der im Kalenderjahr 1942 eisern gespart wurde. Ter Arbeitnehmer mutz die Bescheinigung seiner Steuererklärung beifügen.
Der Arbeitgeber hat ferner, ohne besondere Aussorderung, für jeden Arbeitnehmer, dessen Arbeitslohn im Kalenderjahr 1942 8400 Mark überstieg, einen Lohnzettel ansznschrei- beu und spätestens am 31. Januar 1943 dem Finanzamt eiuzusenden, in dessen Bezirk der Arbeitnehmer seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat. Der Minister gibt noch bekannt, datz Lohnsteuer-Bescheinigungen für das Kalenderjahr 1943 wieder ausgeschrieben werden müssen. Für Arbeitnehmer, deren Arbeitsverhiiltnis in 1943 vor dem 31. Dezember 1943 endet/ ist die Lohnsteuer-Bescheinigung aus der zweiten Seite der Lohusteuer- karte schon bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses auSznschreiben. Auch für das Kalenderjahr 1943 gilt jedoch, datz Loanstcncr- Bescheiniguugen vorläufig nicht auszuschreiben sind für Personen, für die der Minister aus die Ausschreibung von Lohnsieuerkartcn verzichtet hat.
Betreuung deutscher Kriegsgefangener
Dem Deutschen Roten Kreuz ist es möglich geworden, vom 1. Jannar ab alle dcnrichen Kriegsgeiangeuen und Zivilinieruier t e n in Feindesland gleichmäßig mu der Menge Tabak und Zigaretten zu versorgen, die der deutsche Soldat an der Front erhalt. Die Tabaksenduugen der Angehörigen an die Kriegsgefangenen und Zivilinternierten werden damit entbehrlich. Deshalb stellt das tsche Rote Kreuz mit Jahresschluss die Versendung der bisher von-den Angehörigen bezahlten Tabaktppenpmete ein und übernimmt jetzt laufend die Versorgung der Kriegsgefangenen und Zivilinternierte» mit Tabakwaren. Tassewe gilt für die Versorgung mit Seife. Reinigungsmitteln und Sütz- waren. Das DÄK. übernimmt vom glichen Zeitpunkt ab die Versorgung der Lager der Kriegsgefangenen und Zivilintermcrten in Feinr--- 'and mit Sammelsendungen.
Den Angehörigen mervt es unvenom« men, nach wie vor den Kriegsgefangenen und Zivilinternierten perfönlichLPaketezu schicken, die von den in Feindesland beiind- lichen Kameraden doppelt freudig begrüßt werden als Ausdruck des festen Zusammenhaltens mit den Ihren. Diese Sendungen müssen selbst unmittelbar bei der Post aufgegeben werden. Eine Beförderung durch das Deutsche Rote Kreuz kann nicht stattsürden.
Hülsenfrüchte und Reis
in der nächsten Zuteilung^per.oöe
Die Lebensmittelkarten für die 45. Zutei- luugSPeriode vom 11. Januar bis 7. Feoruar bringen auf allen Gebieten unveränderte Nationen. Zusätzlich erhalten alle Verbraucher, die nicht Selbstversorger mit Getreide sinH, eine Sonderzuteilung von 250 Gr. Hülsensruchten und 125 Gramm Reis. Die Abgabe erfolgt auf besonders gekennzeichnete Abschnitte der Nä h r m i t t e l ka r t e. Die Sonderzuteilungen erhalten auch alle Versorgungsberechtigten in der Gemeinschaftsverpflegung. Wehrmachtsurlauber erhalten keine Bedarfsnachweise über die Sonderzuteilung.
Da seit längerer Zeit Sonderzuteilungen aucg den Selbstversorgern mit Ausnahme der Selbstversorger mit Getreide gewährt werden, sind die bisherigen blauen Nährmittelkarten für Selbstversorger überflüssig geworden. Blaue Nährmittelkarten erhalten künftig nur noch Selbstversorger mit Getreide.
Oer Rundfunk um Mittwoch
NelMvroaramm: 14.18 bis 18 Ubr: Das deutsche T»»z- und Unterhaltungsorchester spielt: 18.30 bis 1» Nbr: Klassische Kammermusik: IS bis 19.18 Ubr: Kviiteradmiral Liitrvw über „Seekrieg und See» macht'': ro.18 bis 21 Ubr: Unterbaltung für Sportfreunde: 21 bis 22 Ubr: Die lustige Siunde. — Deutschlandsendcr: 17.18 bis 18.18 Ubr: Händel, Bach, Hapdn: 18.18 bis 18.30 Ubr: Turmmusik für Bläscrchor: 20.18 bis 21 Ubr: Joseph Haydn: 21 bis 22 Ubr: „Capriccio" von N. Straub.
Dienstnachricht. An das Bezirksnotariat Calw versetzt wurde Bezirksnotar Fritz Gaiser in Schussenried.
Dcckenpfronn. Für tapferes Verhalten vordem Feinde wurden drei weitere Deckenpsronner mit dem EK. I ausgezeichnet: Üffz. Fritz Scheu- renbrand, Gefr. Karl Paulus und Gefr. Albert Dongus.
Nagold. Tie Kriegerkameradschaft des NS.- Reichskriegerbundes ehrte Kamerad August Schill mit dem 50jährigcn Jubiläumsabzeichen, Gottlieb Maier und Gottlieb Wohlleber je mit dem 40jährigcn Jubiläumsabzeichen, 9 Kameraden, die an der Front stehen, wurden mit einem Ehrengeschenk bedacht.
Die „Attte «Ae 2eit"
D' F^au Neumann ond d' Frau Berger treffet sich m tte auf 'm Marktplatz, ond beide send a bchle vollbelade mtt Eikaufstaschc ond Netz voller Krautköpf ond so Sache; 's schneit fei weich ronder ond isch gar net arg kalt. Frau Neu manu: Aha, send mir beide beim gleiche Gschäft, Frau Berger? Beim Eikanfc? Do muß mr scho ordentlich lupfe, hm? Ond des feine Schnede drbei — also ganz weihnachtlich wird 's eim do z' Mut! (Jetzt d' Frau Berger isch scheints net so gut anfglegt gwesc.)
Frau Berger: O jch, do paßt halt alles z'samme: d' Schlepperei — des Wetter ond — d'Zeit überhaupt —
Frau Neumann: Ach, Frau Berger, dr Krieg geht au emol vorbei!
Frau Berger: Des mein i net! Damit Han e me scho abgfonde — cm allgemeine mein i: de „gut alt Zeit" isch rom ond vorbei — die kommt nemme!
Frau Reumann: Was fir a Zeit?? Frau Berger: Ha no, de „gut alt Zeit", von dere mr so viel schwätzt. Wo no d' Poschtwägele gfahre send ond 's Poscht- hörnle blose Hot, wo 's d' Leut no viel ei-
Lusammovgsstsllt von cksr 148 - b'rsuanscligkt: Osutscliao k'rauonaork
Fenchclsuppe. Zutaten: 1 große oder 2 kl. Fen- chelknollen, l!4> Ltr. Flüssigkeit, 30 Gramm Fett, 40—50 Gramm Mehl, Salz, Fenchelgrün.
Die geraffelten Fenchelknvllen in Fett andünsten, Mehl überstäuben, kurz mitdünsten, ablöschen und etwa 15—20 Minuten kochen lassen, abschmecken und vor dem Anrichten das feingeschnittene Fenchelgrün dazugebcn.
Ueberbackencs Fenchelgemüse. Zutaten: 3 bis 4 Fenchclknollcn, 30 Gramm Fett, 40 bis 50 Gramm Mehl etwa ^ Ltr. Flüssigkeit, 20 Gramm Reibkäse oder Hefeflockcn, Salz, Fenchelgrün.
Die halb durchgeschnittenen Fenchelknollen in eine gefettete Auslaufform schichten, mit sehr wenig Wasser halbweich dünsten, eine dicke Buttertunke darübergeben, mit etwas Rcibkäse oder Hefeflocken bestreuen und noch etwa 15 bis 20 Minuten überbacken, vor dem Anrichten mit dem Fenchelgrün verzieren.
Braune Gurkentunkc. Zutaten: 30 Gramm Fett, 60 Gramm Mehl, Zwiebel oder Lauch, reichlich ^ Ltr. Flüssigkeit, Salz, 1—2 Gurken, Zucker und Essig nach Geschmack.
In dem zerlassenen Fett das Mehl rösten, ms es braun ist. Kurz zuvor die kleingeschnitte- Ken Zwiebel dazugeben, mit Flüssigkeit ans
füllen und die Tunke garkochen. Die in Würfel geschnittenen Gurken hinzugeben und mit Salz, Zucker und Essig abschmecken.
Dänischer Salat. Zutaten: 250 Gramm Kartoffeln, 125 Gramm Makkaroni, 250 Gramm Gelbe Rüben 250 Gramm grüne Erbsen, 1 Sellerieknolle, 2 Aepfel, evtl. 4 kl. Tomaten. Als Tunke: Gekochte Majonnaisc.
Kartoffeln, Sellerie, Gelbe Rüben, Erbsen und Makkaroni in Salzwasser weichkochen, in kleine Würfel schneiden, ebenso Tomaten und Aepfel. Mayonnaise dazugcben, gut durchziehen lassen, in einer Glasschale anrichten, nach Belieben mit Tomatenscheiben und einem hartgekochten Ei verzieren.
Leberknödelsuppe. Zutaten: 100—200 Gramm durch die Hackmaschine getriebene Leber, 1 Ei oder Ei-Austauschstoff, Salz, gewiegte Petersilie, 1 Teelöffel Majoran, 6—8 alte Brötchen^ etwas Milch und evtl, etwas Grieß.
Brötchen in feine Scheiben schneiden und mit einer Tasse kochender Milch oder Wasser übergießen, gut umrühren und stehen lassen bis die Masse zerfällt. Ei, Salz, gewiegte-Peter- silie, 100—200 Gramm gehackte Leber, Majoran und Salz dazugebcn und kleine Klöße formen. Sollte der Teig zu weich sein, dann eine Handvoll Grieß daran streuen. In einer kochenden Brühe aus Gemüseabfällen, Wurzelgemüse oder Knochen Me Klöße langsam garkochen lassen. Erkaltet dnrchschneiden und abends mit wenig Fett braten. Die Brühe als Suppe verwenden.
facher ghet hen ond iberhaupr: 's war gmüt- licher! Eifach gmütlicher!
Frau Neu mann: Jetzt schwätzet Sia au so raus wie a alter Schtammtischmeckerer: „en dr „gute alte Zeit" war 's Fleisch fetter, 's Bier billiger, 's Awt besser, d' Sitte edler, d' Jugend bräver, 's Wetter schöner ond sogar d' Sonn' heißer!" Jetzt saget Se mr bloß, Frau Berger, wann soll denn des eigentlich gwese sei?
FranBerger: Ha, so ein vorige Jahrhon- dert o'gfähr, wo 's no keine Eisebahne gebe Hot — ond au schpäter no, so en onserer Jugendzeit ....
Frau Neumann: Wo 's Glühstrempfle gebe Hot, wo emmer zsammegfalle send ond rußige Petroleumample —
Frau Berger: Aber gmütlicher isch 's gwesc!
Frau Neu mann: Sie verwechslet, wie viele Mensche, Eifachheit, a primitivs, an- schpruchslos Lebe mit Gmütlichkeit, Frau Berger! Lasset Se emol onsre Ahne rondcr- gncke! Dia dädct ogfähr sage:
„Au, hen 's dia heut schee! A Eiscbah'! Mir hent no Poschtwägele ghet, wo all dritt a Rad rondergange isch! Ond Elektrisch! Wenn mir 's no au so schee ghet hättet!"
Frau Berger: Meinet Se, Frau Neumann?
Frau Neumauu: Ond ob! Wisset Se, Frau Berger, em Grond gnomine isch dr Glaube an a „gute alte Zeit" eigentlich bloß so d' Erennerong ond d' Sehnsucht nach äbbcs, wo gwese ond vorbei isch. Mir alle werdet älter ond werdet nemme mit allem so schnell ond leicht fertig, wie en dr Jugend! Ond no meinet mir emmer, domols sei 's besser gwese! Nei, domols isch älles gleich gwese, bloß hen mir 's Lebe leichter bezwonge. 's Lebe isch — Kampf — emmer — ond je leichter mir mit 'm fertig werdet, omso leichter sieht der Kampf aus! On- sere Kender, zom Beischpiel, Frau Berger, gehts emol arad so. Heut wellet se größer werde ond dränget en 's Lebe naus ond wellet emmer a bißle gscheiter sei wie mir. Ond schpäter? Do denket se zrück, wie schee 's eigentlich bei ons Mütter gwese isch — bei ons, Frau Berger, en dr „gute, alte Zeit"!
Frau Berger: Sia hent recht, Frau Reumann. Jetzt verschteh i des: de gut alt Zeit isch emmer die Zeit, wo mir Mensche 's Lebe am rechte Zipfele apacket ond mit 'm fertig werdet!
Ond z'friede send beide durch des feine
Schnede mit ihre Krautköpfle Heimgänge.
MBL.
von
29. korrserxuae.
Ingeborg tanzte ganz dieser einsamen Stunde hingegeben, hingeaeben dem schwerelosen den der Glieder. Ihr Atem ging leicht und regel- miE'" tms Bl»t pulste kaum stärker als sonst geg.u ihre Cch'äsca.
Nie hatte sie so seelisch erlöst getanzt, wenn sie aus der Bühne stand.
Mitten im Sprung fuhr es wie ein eisiger Strahl durch ihr Herz. Sie stieß einen Sc' st aus wie ein Tier, das vom Blei getroffen w.ro. Sie erstarrte von jä'iem Schreck.
Vom Rande der Waldlichtung starrte sie ein häßliches, verzerrtes Gesicht an. Die Augen schief und klein, die Backenknochen grob vorgetriebc-. Und neben dem häßlichen Zwerg stand ein rie'i» ger Mann, der nnverw-'ndt mit bleichem Gesicht auf sie blickte: Tobias Wundt!
.e B.icke traje» sicy, saugten sich ineinander fest, rangen langsam mitsammen, dann wich Ingeborg besiegt aus diesem stummen, erbitterten Kampf.
„Geh voran, Stotz", sagte seine tiefe, herrische Stimme.
Ingeborg kannte diese Stimme. Sie hätte sie unter tausend herausgehört. Ein furchtbares L igen erfüllte ihr Herz. Sie» taumelte über die Wiese zum Waldrand, verkroch sich unter d ie Tanne wie «in Tier, das den Tod in der Nähe weiß. Sie sah die große Männergestalt auf sich zukommen.
„Daß es die Mörder doch immer wieder an bkn Ort ihrer Tat lockt", sagte Tobias Wundt und sah Ingeborg aus festen Augen an.
.Hch verstehe dich nicht", sagte sie leise. „Jch wußte gar nicht, daß du in der Gegend bist."
„Wußtest es nicht? So?" so sagte er. „Seit damals bin ich hier, weißt du das nicht? Seit damals."
„Warum nennst du mich Mörderin?" Ihr Gesicht war blaß, mit blauen Schatten unter den Augenhöhlen. Die Freude war verflogen. Sie sah plötzlich alt und müde aus.
Jetzt standen sie sich gegenüber, Tobias Wundt herrisch Mnd groß, Ingeborg in der starren Gebundenheit. die sie seit dem Ende des Tanzes nicht knehr losaelassen hatte
„Wer ein Leuen zerstört, ist wohl ein Mörder", sagte Tobias Wundt. „Oder hast du nä,t mein Leben zerstört? Aber lassen wir das. Es ist heute nicht der Rede wert. Was gilt schon eins Frau?" Tokios Wundt machte eine müde Handbewegung. „Verrat und Betrug am eigenen Bruder wiegt mehr als alle Tänz-stuven der Welt."
Ingeborg antwortete nicht, sie lauschte auf ein eigenartiges Surren und Brummen, das vom Tal in die Höhe drang.
„Das Seil über den Berg", sagte Tobias Wundt. „Sie beginnen wohl mit der Arbeit. Der Triumph des Ingenieurs Hans Wundt. Was hast du eigentlich vorhin getanzt? Mir schien, es war ein Totentanz."
Ingeborg schauerte bei seinen letzten Worten zusammen.
So ist das also, dachte sie. Hans baut die Bahn auf diesen unheimlichen Berg. Und ich wußte nichts davon.
„Wenn mit Herzen gespielt wurde, dann war es mein Herz, dos getreten wurde", sagte sie. „Aber du hast recht, Tobias, reden wir nicht mehr davon. Der Kampf ist also weitergegangen?"
„Dort oben..." Tobias Wundt zeigte aus den Grat, auf dem der eiserne Turm stand. „Der Kampf ist zu, Ende. Wieder einmal hat ihn eine Frau entschieden. Der berühmte Ingenieur Hans Wundt schickt sein kluges Liebchen, um de» grimmigen Einsiedler Tobias zu überlisten. Und der täppische, rohe Bär tappt ln die Falle. Aus sei- nem Herzblut mischen sie Zement, in seine Wunden gießen sie Eisen und Stahl. Und dann fliegen sie hohnlachend über seinen Himmel. Dort unten im Wald, in der kleinen Hütte wohnt ein Narr, wird man den Leuten sagen, die in dieser Bahn, durch die Luft schweben werden. So denken sie es sich wohl, diese Zwergen", lachte Tobias Wundt rauh. „Den letzten Austritt in diesem Drama aber bestimme ich."
Cr ballte die Hände, bist oie Zayne aujein- andrr.
„Jch bin hierhergekommen, um Ruhe zu finden". Ingeborg blickte ihm jetzt ruhig und ohne Scheu in die Augen. „Kaum bin ich hier, werde ich in seltsame Geschehnisse verwickelt. So wie damals. Es ist wie ein Roman, der sich um mich abspielt, und ich fühle, daß ich eine Nebenfigur bin. Wahrscheinlich ist es aber gar nicht ein Roman, sondern das Leben selbst. Nur weiß man nicht, wer eigentlich alle Fäden in der Hand hat. Du wolltest es immer sein, Tobias» und dann waren es doch andere, die mit dir ' Schicksal gespielt haben. Hüte dich, Tobias, daß / es dir nicht wieder so ergeht. Den Stolz, die , anderen Figuren am Lebensfaden zu halten, muß man oft mit dem eigenen Leben bezahlen!" ,
„Philosophie der Frauen", wehrte er mit ver- ächillchem Lächeln ab.
„Jch weiß nicht, ob du ein Recht hast, mich zu verachten", sagte Ingeborg leise.
„Verflucht dieser Mensch!" sprach Tobias vor sich hin, ohne auf ihre Worte einzugehen. „Wo , Hans Wundt auftaucht, gibt es Unheil. Hüte dich vor ihm ..."
Ingeborg sah Tobias an, sie war ganz blaß. Ihre Augen weiteten sich wie in seliger Erinnerung. Ja, so war er immer gewesen, der wilde Tobias ...
Plötzlich lagen ihre Arme um seinen Hals, ihre Lippen berührten seinen Mund.
Tobias Wundt hielt schwer atmend still, für , Sekunden schloß er die Augen. Sein Gesicht schien zu fragen: Ist dies Wirklichkeit? Ist dies eine Frau?
Da hatte Ingeborg von ihm abgeiasse». Dann floh sie den Waldweg hinab, zum Flußufer zurück.
Als sie sich nach einer Weile atemlos vom gehetzten Laus umdrehte, war Tobias Wundt nicht mehr zu sehen.
Auf dem breiten Fußweg unten am Fluss begann sie langsam zu gehen. In der Ferne» n> . das Tal breiter wurde, schimmerten di« Dach;