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des Jammer» zu. Kaum hatte sie die Thür- derselben geöffnet. so drängte sic!, ei» Schrei de» hef- tiasien Schrecken» über ihre Lippe», denn sie er« dlickie auf einigen Hblmcn verfaulten Strohe», da» sich nach ihr cmporrjchtcnde, und von den durch die Oeffnung hereindringendcn Strahlen der niucr- gchenden Sonne schauerlich beleuchtete Anttitz ihre» Gallen, de» verworfenen Vrüssicrc.
Auch der elende Bhsewichk erkannte sie im ersten Augenblicke. Er schlug mit geballten Hände» sieh vor die Augen und rief mit entsetzlichem Jammergeheul: ,,Wch mir, wa» muß ich sehe»! — Ja du bist da» Gespenst meines unglücklichen Weibes und kommst,J>m dich zu rächen, in der letzten Nachts meine» Schauderlcbcns. Ich läugnc es nicht, daß dein Tod auf meiner vsccle lastet, an dir habe ich meinen verruchteste» Frevel chegange». Komm her, du Rache heischender Geist, schleppe mich vor den Richtersiuhl des Ewigen und zeuge wieder mich, auf daß ich ausgstrichen werde aus dem Buche der Gnade und hinabKstoßen in den Pfuhl der Finsier- niß; deinetwegen schon Hab'ich die Hölle verdient!"
Nein, du Unglücklicher! entgcgnete Manuele erschüttert: ich bin kein Geist, der Rache fordert, sondern dein lebendes Weib, welches Mitleid mit dir fühlt. Beruhige dich, du hast mich nicht gemordet. Elend und Jammer sind mir zwar durch dich geworden, doch Gotte» Gnade bat mich darin nicht untergeben lassen, und stets war seine Hülfe mir nahe, wenn das Verderben auf mich lauerte. Wieaber bist du BcjammernSwerthcr in diese Scbrc- ckcnslage gcrathcn, worinn mein Auge dich erblickt l
Brüssiere erzählte ihr in abgebrochenen Rede», denen bisweilen Seufzer und Verwünschungen über sich selbst sich bcimiscüten, die Schicksale, die er seil jenem Lage, an welchem er das abscheuliche Verbrechen an Manuele beging, erfahren hatte. Er war nach manchen Abciilhcuern glücklich »ach St. Louis zurückgckehrt, vom Gouverneur aber mit Vorwürfen empfangen worden, weil er seine Vollmachten überschritten und sich überhaupt so benommen hätte, daß die Regierung der fraiizösischc» Niederlassung eher Schaden als Nutzen von seiner Reise erwarten mußte. Mißvergnügt über den schnöden Willkommen, mit dem er bei seiner Aurück- kunft^egrüßt wurde, beschloß Brüssiere, sich an dem Statthalter zu rächen, und zettelte eine Verschwörung gegen denselben an. Diese wurde aber noch vor dem Ausbruch entdeckt und da» Touver- nementsgcricht sprach über de» Hochverrälher und seine Schuldgenossen da» Tobesurthcil. Au» besondrer Gnade ward dieses dahin gemildert: daß die Schuldigen ihrer Güter verlustig erklärt und als Sklaven verkauft wurden. So gerietb Griis- siere,n die Gefangenschaft einer Maurenhorde und büßte die Verbrechen seine» früheren Leben» durch V diesen Unglückstagen sah L Größe seine» Frevel» ein, den er a» der Tochter seine» Freunde» Dtroult begangen Hane.
Da» nie gekannte Gefühl der wahren Reue e ihn mit schmerzlicher Gewalt. Er glaubte, nucle scy unfehlbar in den Wildnissen Sem
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bien» umgekommen und klage ste nun als ihren Mörder an. Die kurzen Stunden der Ruhe, die ihm vergönnt waren, wurde» ihm meisten» zu einer Zeit der inner» Anal; den» nicht selten erschien ihm in seinen Träumen der Geist seiner vo» ihm sv grausam ausgcsioßenen Gattin, und trat, Rache fordernd, an sein Lager. So schlcppie der Elende sein Jammcrlcben hin Und gericih endlich durch Verkauf au» der Gewalt der Mauren in die eine» berberischen Sklavenhändler». Dieser unmenschliche Tyrann behandelte Le» Unglückliche» »och aohcr, al» es vorher die Nomade» zgetha», und bereitete ihm zuletzt de» Tod.
An demselben Tage, al» Manuele ihren Gatten wicderfand, hatte dieser schon bei Beginn de» Morgen» im Walde Holz fällen müsse». Al» die Mittagssonne ihre glühenden Strahlen fast senkrecht ° ans den unbedeckteil Scheitel des arbeitenden Skla- E ven herabsandtc, da war der letztere so ermattet vo»
^ der unerträglichen Hitze, daß er erschöpft nieder» sank. Sein bcrbcrischrr Herr aber vergönnte ihm keinen Augenblick der Erholung und jagte ihn mit Peitschenhieben vom Boden aus. Da erwachte i» dem Eemißhandellen die Wuch der Verzweiflung« Mit ausgchobercr Axt ging er auf de» Peiniger los. Dieser aber fand an seincm in der Nähe befindlichen und durch de» eni stau denen Lärm herbei» gerufenen Bruder einen kräftigen Beistand. Beide stürzten sich von Ingrimm erfüllt auf de» entkräfteten Brüssiere und versetzte» ihrn, von rasender Rachgier anges-vriu, mit ihren Dolchen mehrere Stiche, so baß er blutend zur Erde fiel. Schonungslos ließen die Barbaren ihn liegen lind gingen nach Hause irr das hinter dem waldige» Bergt liegende Dorf. Mühsam schleppte sich der Verwundete in die nahe Hütte und erwartete dort unter Körpcrschmcrzru und Gewissensbissen i» der furchtbaren Einsamkeit den Tod, vor dem seiner «ölt Angst und Zweifeln gefolterten Seele graus te« j So hatte Manuele den unglücklichen, von dem ..Wette, strahle der Vergeilung ,chwer getroffene» Gatten wiedergesundcn. Ihr edles Herz war durch seine Leiden schnell versöhnt, und jeder Gedanke an I Groll und Rache wurde durch den jammervollen " Anblick des Elende» erstickt. Sie labte den im 8 Lodcskampfc schier Verschmachtenden durch de» er» ? frischenden Trank, versicherte ihn, baß sie ihm von ! ganzem Herze» vergebe, und suchte seine hangen i Zweifel durch den lausten Trost dcr Religion,>uc- ! berzuschlaze» und seine zagende Seele zu beruhigen, Nach einigen Stunden kamen die beiden Mau-
liegende Dorf erreichen könne..
(Schluß folgt-)