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nig Ursache gehabt, mit dem Erfolge seiner Bemühungen zufrieden zu sehn, die sei» frommer Beruf ihm anflegle. ttnabgeschrechl aber durch diese mißlungenen Versuche, war er in die Wüste Sahara gepilgert und dort nach langem mühseligen Umher- rrrcn den räuberischen Berbern in die Hände gefallen, von welchen er in die Gefangenschaft des Maurcnstammes gerieth, wo er das Ziel seines schöne» Erdenwallens fand.
Am nächsten Morgen wurde die entseelte Hülle des edlen Henri zur Erde bestattet. Mir sanfter Wehmnih nahm Manuele Abschied von dem todren Freunde, Haffun'e Trauer aber war der Schmerz der an Verzweiflung grenzenden Reue.
Noch a» demselben Tage setzten die Mauren, die seit vorgestern gerastet hauen, ihren Zug weiter fort. Manuele erhielt wieder ihr eigenes Zeit^ wurde aber nicht mehr von Sklave» bewacht. Sie genoß von Haffun eine Hochachtung und Auszeichnung, als ob sie seine Schwester wäre. Er unterhielt sich oft und lange mit ihr, aber seine Reden waren jetzt höchst sittlich und edel, und hatten meistens Bezug auf den frommen Dahingcschicdcnen.
Nach drei Woche» erreichte man die mitternächtliche Grenzen der Sahara und die nicht mehr fernen 4>öhen des majestätischen Atlas gewährten dem Auge der Wanderer, das lange nichts als unfruchtbare Steppen gesehen hatte, einen serhabcncn Anblick. Ein Strahl der Freude erwärmte Ma- nuclens, noch immer von Betrübniß über das unglückliche Schicksal ihres Freundes Henri erfülltes Herz, als sie die in ihrem herrlichen Schmucke prangende Nauir wieder schaute. Ihr war, als sie die schaurige Wüste hinter, und die üppig grünenden Thälcr vor sich erblickte, zu Muthe: als stiege sie aus einem dumpfen Grabe ins blühende Leben empor. Bel diesem Anschallen erwachte auch ein frischer Muth ln ihrer Seele wieder, und die durch rine-Reihe mannigfaltiger Leiden eingeschüchlerte Hoffnung flüsterte ihr jetzt von Neuem mit sanfter Stimme zn: Sey getrost, die Vorsicht wird dich glücklich ans Ziel führen.
an nichts gebrechen zu lassen. Dkese« Brief über« gieb, wenn du in Algier angelangt bist, meinem Freunde, und antworte mir in einem Schreiben, wie es dir auf deiner Wanderung ergangen iß, wie du von Hussein ausgenommen worden, und wie d» mit der Aufführung meiner Maure« »«frieden gewesen bist. Ertheilst du ihne» Lob, so solle« sie reichlich belohnt werden; klagst du über sie, so werde« sic der gerechte» Strafe nicht entgehen. Auf jeden Fall zieh ihnen bet ihrer Entlassung einen z Brief an mich mit, denn ste sind aufs strengste an- z gewiesen, mir einen solchen zu b»»ngen. — Und jo z reise denn unter dem Schutze Gottes, Mögest du ^ bald und glücklich dein Vaterland Wiedersehen und ö durch eine frohe Zukunft für die Heiden der Ver- I gangenheit entschädigt werden,"
Als am folgenden Tage die Sonne ihre Gluthen auf die Schneegipfcl des Atlas niedersandkc, befand sich Manuele schon auf der Reise, Für die Sehnsucht ihres Herzens, ging der Zug freilich sehr langsam, denn erst nach dies Wochen waren die steilen Gebirge, welche nur höchst gefahrvolle und beschwerliche Pfade dargcbotcn hatten, überschritten, und 'die fruchtbare» Ebenen des Landes Algier breiteten sich vor de» Augen der drei Reisend»» aus. Ader noch war das Ziel, die große Bcrdernstadt, ziemlich fern-
Eines Abends, als eine große und mühevolle Tagereise beinahe überschritte» war, und man nicht mehr weit von einem Dorfe zu scyn glaubte, fiel das Kamccl vor Ermüdung nieder, und war weder durch den gewöhnlichen Zuruf noch durch Schläge zum Aufstchen zu bewegen. Die Mauren fluchten, Manuele aber schlug vor, das arme Thier «ich» unnütz zu quälen, sondern ihm Ruhe zu gönnen, unv, da man doch nicht weiter könne hier Nachtlager zu halten.
„Es ist nur leider kein Wasser in her Nähe!" sagte der eine Maure. „Wenn das verdammte Ka- meel doch wenigstens noch eine Halde Stunde weiter forizubringen gewesen wäre, dann hätte» wir ein Dorf erreicht, wo Brunnen befindlich sind."
Eines Abends, als der Zug eben Halt gemacht und die Zelte aufgeschlagen hatte, ließ Haffun Manuele vor sich rufen. „Wir sichen jetzt an den Grenzen des DaticlLandes und haben die südlichen Theile der Berberei erreicht," begann er: „von nun an wendet sich unsre Reise abendwärts, du aber sollst gen Mitternacht nach Algier zu meinem Freund- Hussein wandern, der dir zu deiner Rükkehr nach Europa mit Rath und Thal bchülflich seyn wird. Morgen, wenn der Tag andricht, laß uns scheiden und beginne deinen Weg. Zwei Mauren werden als Schützer dich auf Maulthiercn begleiten, zu veiyer Bequemlichkeit ist ein Kamee! bestimmt. L>c»le Rem geht von nun an durch meistens fruchtbare und bewohnte Gegenden und du hast weder Mangel noch furchtbare NaturEreignisse zu fürchten. Meine Leute haben strengen Befehl, die genaueste Sorgfalt für dich zu tragen, und es dir
Während er noch fo sprach, gewahrte Manuele in geringer Entfernung eine Hüne, die von dem um sic her stehenden Gesträuche fast ganz verborgen wurde. „Sie wird wohl leer und öde feyn" fuhr der Maure fori, als Manuele ihn aus die von ihr entdeckte» Mciifchenwohnung auffyerkjam machte: „doch wir wollen sehen!"
. Er ging, und kehrte bald darauf mit der Nachricht zurück: baß ein von seinem Herrn übel zu» gerichteter Sklave in der Hütte liege, der schrecklich jammre und voll Verzweiflung seinem nahen Tode cntgegensche. Manuele, von Mitleid ergriffen, faßte sogleich den Gedanken: hiuzugehen und durch tröstende Worte und körperlich« Erquickung dem Unglücklichen die letzte« Ledensstunden zu erleichtern. Sie flechte aus ihrem RciseVorrath et« Fläschchen Wein, deren einige ihr Haffun zur Ladung mitgcgeben hatte, zu sich und eilte der Wohnung
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