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bi< ib» beherrscht hatte, wieder gut und gerecht ge. worden scy, daß er sehr »ach seinem Sohne sich sehne und jetzt schmerzlich bereue, ihn durch tyrannisch« Behandlung zur Entweichung bewogen zu haben. Da ergriff mich die Liebe zur Heimath mit einer Macht, wie ich sie nie empfunden, und der Gedanke: mich mit meinem Vater zu versöhnen, hatte jetzt so etwas unbeschreiblich Anziehendes und Rührendes für mein Herz, daß ich je eher je lieber, das Haus, wo ich nach langem Umherirren eine Freistatt gefunden, verlassen wollte. Ich entdeckte meinem Herrn und seinem Bruder, was ich erfahren hatte, und was seitdem mein Entschluß sey. ,,Du thust, was Kindesliebe und Pflicht von Dir fordern und ferne scy es von uns, Dich an dem zu hindern, was Recht ist." So sagte der würdige Priester und mein gütiger Herr stimmte ihm bei. Nach wenig Tagen wu>de ich von ihm huldvoll meines Dienstes entlassen und rüstete mich zur Heimkehr. Als ich mit gerührtem Herzen Abschied nahm, ergriff mein edler Lehrer wich bei der Hand und sprach: ,,Gch hin, mein Zögling, und versöhne Dtch Mit dem, der Dir das Leben gah, folg ihm als ein treuer Sohn, vergiß aber nie, daß Du dem Vater im Himmel den größten Gehorsam schuldig bist. Was Dich auch locket und bedroht, laß Dich nimmer zum Abfall von dem schönen Glauben verleiten, dem Du Dich jetzt geweiht hast. Wenn Du um seinetwillen Verfolgungen ausstchcn und Leiden zu ertragen hast, so dulde muthig, entsagt dem irdischen Glücke, es währet nur Augen- dkck-^ aber ewig ist die Seeligkeit des Himmels, Erringe sie durch Treue und Beständigkeit."
Ich küßte die Hände des frommes Mannes, indem ich versprach; seiner Lehre stets eingedenk zu fern. Er segnete mich und weinend schied ich von ihm und seinem edlen Bruder. Nach einer beschwerlichen Reise erreichte ich meine Heimath und fand meinen Vater auf dem Sterbelager. Mein Wiedererscheinen erheiterte ihm die letzten Lebens« tage. Als ich an seine Brust sank, und um dir Wiederkehr sein^ Vaterliebe bat, war alles Geschehene vergessen. Ehe er die Augen auf immer schloß, wurden die Aeltesten des Stammes um ihn versammelt und ich zu seinem Nachfolger ernannt.
Anfänglich verwaltete ich mein Herrscheramt ganz im Geiste meines Vaters und suchte mir durch Gerechtigkeit und Milde die Herzen meiner Untec- »hanen zu gewinnen. Dies gelang mir auch, denn
als der Bruder meiner längst verstorbenen Mutter sich zum Oberhaupte emporschwingen und eine Par» thie wieder mich zu erregen suchte, fand er nur wenig Anhänger; die Mehrheit des Volkes stellte sich aus meine Seite und war bereit, Blut und Leben für mich zu lassen, so daß mein Gegner sich gezwungen sah, meine Gnade anzuflehn. Ich verzieh ihm und da ich mich jetzt in der Liebe meiner Untcrthanen hinlänglich befestigt wähnte, so glaubte ich: es sey nun an der Zeit, den längst gehegten aber bisher geheim gehaltenen Wunsch: mein Volk zu dem Glauben, dem ich ergeben war, zu bekehren, in Ausführung zu bringen. Aber hier stellten sich wir nicht geahnte unüberstcigliche Hindernisse entgegen, und ich hatte nicht allein den Schwerz, meine Entwürfe scheitern zu sehen, sondern beschwor auch noch ein fürchterliches Unglück über mein Haupt herauf. Zuerst versuchte die Pricsterkaste meines Stammes, mich von meinem Gedanken ab- zubringcn; da ich aber beharrlich blieb, verkündigten sie mir den Zorn des Propheten, der bald mich treffen sollte. Ich lachte darüber, aber die Abscheulichen hatten doch keine leere Drohung aus» gestoßen. Der Zorn des Propheten verdarb mich zwar nicht, wohl aber der Zorn ihrer Götzendiener, die ein verruchtes Werk, das sie selbst vollbrachten, dem Himmel ausdürdeten und es dann mit ver» abscheuungSwürdiger Frechheit für ein Strafgericht Gottes erklärten. Sie hatten ein giftiges Getränk bereitet und einen meiner sonst so treuen Sklaven durch schändliche Vorspiegelungen vermocht, es mir unbemerkt beizubrjngea. Dieses HLllcngebräu zerstörte meine Gesundheit, ohne mich zu kbdtcn, und erzeugte die entsetzliche Krankheit, die dis heut noch nicht von mir gewichen ist, und mich allen meinen Mitdrüdern zum Abscheu gemacht hat. Ale sich die ersten Spuren davon zeigten, als wein Angesicht ' aus das Schauderhafteste entstellt war, da hieß es allgemein: Allah und der Prophet haben den Abtrünnigen zum Schrecken aller Gottlosen gestraft; er ist nicht wehr werth junter den Gläubigen z« wohnen!
Ich wurde meiner Würde entsetzt und mit Flü- che» und Hohn von dannen gejagt. Kein treuer Diener, deren ich sonst so viele gehabt, folgte mir, kein redlicher Freund, deren ich in meinem Glücke eine Menge zu besitzen wähnte, gab mir das Geleit — ach der Glaubenswahn war stärker, als alle Pflichten und Gefühle, welche die Natur dcm Men- schen.ins Herz geschrieben hat. — Derzweistungsvott