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S nein, Du Armer!" erwiedcrte der Missionär gefaßt:Nur in dem ersten Augenblicke, als ich Dir in das von einem schrecklichen Nebel zerrüttete Antlitz schaute, konnte ich mich eines Grauens nicht erwehren. Dieses ist jetzt besiegt und ohne Furcht nahe ich mich Dir, denn ich sehe in Dir ja nur einen leidenden Bruder."

.Ich glaubte nicht, daß ich mich je noch ein­mal würde freuen können auf dieser Erbe," sagte der Aussätzige, und hob seine von der entsetzlichen Krankheit ebenfalls übel zugerichtctcn Hände gen Himmel.Ader jetzt geschieht es dennoch, und wie ein erfrischender Regen nach anhaltender Dürre den glühenden Boden erquickend tränkt, so gießt Dein Mitleid, edler Fremder, eine wohithätige Em­pfindung, die ich mit Worten nicht nennen kann, ln mein schmerzzerriffenes Herz. Ja, Du bist ein Christ; nicht nur Deine Farbe und Kleidung ver- rathen es mir, sondern vielmehr die Stimme der Liebe die aus Deinen Worten spricht und lindernd in meine Seele dringt. Ach es ist lange, sehr lange her, daß ich diese süße Stimme nicht gehört habe."

Er seufzte tief auf, wandte sich ab und weinte. Der Missionär blickte in großer Bewegung nach oben. Auch in Manuelcns Busen siegten Wchmurh und inniges Mitleid über das Grauen, welches der erste schreckliche Anblick des Unglücklichen ihr ein- gefiößt hatte. Sie trat dem Bedauernswürdigen ein paar Schritte näher und sagte mit sanftem und gefühlvollem Tone:Armer Mann, Dein Schick­sal rührt mich sehr, o wenn ich Deine Leiden doch zu mildern im Stande wäre!"

Der Schöpfer, der sie mir zur Prüfung sandte," sagte der Aussätzige, noch immer adgewendct:wird sie, ich hoffe cs, wohl bald endigen. Ich fühle, daß es nicht mehr lange dauern kann. Habt Dank für Euer Mitgefühl, edle Fremdlinge, cs thut mir wohl Seht her, wenn es Euch nicht allzusehr erschüt­tert, mir in'S entstellte Antlitz zu schauen! seht!" bei diesen Worten kehrte er sich um,hier stehen Thräncn in meinen Augen! Ach ich habe seit vie­len Jahren nicht mehr geweint; diese Wohlthat war mir versagt. DielZuelle, welche auf den bren­nenden Schmerz milde Thautropfen träufelt, schien mir versiegt zu seyn. Doch sie war nur in der langen Winternacht meiner Küstern Einsamkeit mit Eis -überdeckt worden. Der erwärmende Frühlings­hauch Eurer Menschenliebe hat die starre Rinde -e- lös't. O gesegnet sey diese Stunde, in der ich wieder weinen kann."

Leidest Du schon lange an dem schrecklichen Ilebcl. was Dich verzehrt, armer Freund k" frag»« thcilnehmcnd Henri.

Beinahe fünfzehn Jahre," antwortete der Aussätzige.Kommt herein in meinen Garten, edle Fremdlinge und pflückt Euch Früchte von den Bäumen, meine Hände können Euch nichts reichen. Dann setzt Euch auf den Rasen unter den Roten- bäum, dessen Dlürhen Euch einen köstlichen Wohl­geruch spenden werden, und ich will Euch meine Unglücksgcschichtc erzählen."

Manuele und der Missionär thaten, wie der Kranke ihnen geheißen, und als sic sich durch die wohlschmeckenden Früchte erquickt hatten, begann der Aussätzige seine Erzählung.

Ich bin nicht immer unglücklich gewesen, dir Lage meiner Jugend sind mir heiter und fröhlich dahingeschwundc». Mein Vater war das Oder» Haupt eines zahlreichen poulischen Stammes im großen Reiche der freien kriegerischen Fouiatoro, das seine Grenzen bis an die walddedcckten Ufer des Senegal erstreckt- Als ich das Alter erreich» hatte, wo der Jüngling zum Manne heranreift, de» handelte mich einst mein Vater, der früher ein ge» rechter und gütiger Mann gewesen, ober seit etni» ger Zeit durch eine Jolvf-Negerin, die er mit übertriebener Zärtlichkeit liebte, und sich von ihr regieren ließ, ganz umgewandelt worden war , auf eine so harte und entehrende Weise, daß mein Ge­fühl empört wurde, und iw, um einer zweiten ähn­lichen Schmach zu entgehen, heimlich entfloh. Ich gerieth zu einer Karavane Handel treibender Serra» colet und zog mit dieser nach dem Küstenlande. Dort lernte ich die Europäer kennen. Ein vorneh­mer Mann nahm mich in seine Dienste; ich hatte es gut bei ihm. Sein Bruder, ein Priester, der in demselben Hause wohnte, beschäftigte sich viel mit mir; er unterrichtete mich, nachdem er mich lesen und schreiben gelehrt in verschiedene» Wissen­schaften, vorzüglich aber in den Grundlchrcn des Christenthums. Diese sagten meinem Gcmüth zu und freudig trat ich endlich zu dem Glauben über, der mir reiner und erhabener erschien, als der fiüstre Wahn, welchem ich bisher aus Gewohnheit und Unwissenheit ergeben gewesen war. Wenige Wo­chen nach meiner Taufe kamen poulische Handels­leute aus Fouiatoro in das Haus meines Herrn, baumwollene Zeuge zum Verkauf bietend. Ich forschte nach meinem Vater. Sie kannten ihn und erzählten mir: daß er seit dem Tobe der Joloffin,