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Deinen Wunsch, Dich nach Frankreich zurück- s kehren zu lassen," sagte am nächste» Morgen Brüs- stere zu Manuelen, werde ich bei der erste» sich dardietende» Gelegenheit in Erfüllung zu setze» su­che». Dafür mußt Du aber von Deinem zweiten Verlangen, während der Zeit Deines Hierseyns in einem andern Hause zu wohnen abstehen. Ich be­kenne, daß ich sowohl gegen Dich, als gegen das Gesetz gefehlt und Strafe verdient habe, aber Du wirst mein Unglück nicht wollen, Manuele; und Lies wäre unvermeidlich, wenn Du von mir zögest. Jedermann hält Dich hier für meine Schwester, da man weiß, daß Jgnctz mein Weib ist. Verließest Du mein Haus, so würde die Aufmerksamkeit des neu­gierigen Volkes rege werden, man würde nach Dir forschen, endlich das wahre Verhältniß entdecken und dem Gouvernement Anzeige machen. Und wenn dieses geschähe, dann wäre ich einer schweren Ver­antwortung ausgcsetzt, die vielleicht meinen Sturz zur Folge haben könnte. Und diese Rache wirst Du nicht an mir nehmen wollen, Manuele, dazu ist Dein Herz zu gut Darum bezwinge Deinen Stolz Md verweile noch so lange in dieser Wohnung still und unbemerkt, bis Du dies Land verlassen und in die Heimath zurückkchren kannst."

Die edle, leicht zu versöhnende Manuele, die auch ihrem ärgsten Feinde und Verfolger kein Un­glück gegönnt hatte, gab, keinen Verrath ahnend, den Bitten Brüssieres gern »ach, um diesem keine Verantwortung zuzuziehen. Sie lebte, um nicht bemerkt zu werden, fast wie eine Gefangene in ih- ixem einsamen Gemache und ging nur bisweilen, um freie Luft cinzuathmcn, in den Garten hinter dem Hause, der mit hohen Mauern umgeben war, und wo Niemand sie sehen konnte. Ihre einzige Unterhaltung war: steh mit einer schwarzen Skla­vin, die Brüsstere ihr zur Bedienung gegeben hatte, zu verständigen und von dieser, zum Zeitvertreib, die Sprache der dortigen Neger zu lernen. Ach die arme Verlassene ahnte damals noch nicht, wicnoth- wendig für sie diese Beschäftigung war, und wel­cher Vortheil ihr in der Zukunft daraus erwachsen sollte.

So vergingen der Verlassenen ein paar Monate. Da trat eines Tags Brüskiere in ihr Gemach und verkündete: daß sie sich binnen einer Woche zur Abreise bereit halten solle.

Liegt ein nach Europa siegelndes Schiff im Hafen s" fragte Manuele.

Das nicht," antwortete der Kapital»,aber

ich unternehme eine Reise den Senegal hinauf, schiffe dann einen Fluß aufwärts, der diesen Strom mit dem Gambia verbindet, und seegle dann auf letzterem bis nach seine Mündung : um an der Küste entlang an der portugiesischen Niederlassung Bistao zu kommen. Du wirst mich auf dieser Reise be­gleiten. Dort liegen fast beständig portugiesische Schiffe vor Anker und Du kannst auf einem der­selben nach Europa zurückkchren- Für alles Nöthi- ge, was Du bedarfst, um anständig bis »ach Bor­deaux zu kommen, werde ich Sorge kragen. Bist Du mit diesem Vorschläge zufrieden 's"

Manuele bejahte, denn sie war froh, endlich aus den bisherigen Verhältnissen erlöst zu werden und die ersehnte Rückkehr in's Vaterland antretcn zu können» Des weiten Umwegs und des daraus entspringenden Zeitverlustes achtete sic nicht harte sie doch die Hoffnung, in wenigstens zwei Jahren ihren geliebten Vater wieder zu sehen. Sic dachte nur an den selige» Augenblick, wo sie in die Arme des thcurcn Greises sinke» würde, um sich nie wie­der von ihm zu trennen. Was zwischen Jetzt und dieser schönen Zukunft ,»och lag, was bis dahin noch zu dulden war- das kam in keinen Betracht.

Was fragt der Ringer »ach Zeit und Mühe, wenn ihm nur ein herrliches Ziel winkt. ^

Der Tag der Abfahrt kam heran und mit fro­hem Muthe bestieg Manuele, nachdem sie von Jg- netz und ihrer Sklavin freundlichen Abschied ge­nommen Hane, das Schiff. Keine Ahnung kam in ihre Seele, daß, als Brüskiere sie in dasselbe lei­tete, dieser Elende sie in's Verderben zu führen ge­sonnen sey. Wäre ihr Herz nicht so voll Sehnsucht nach der geliebten Heimath gewesen, hätte sie mehr Ruhe und einen schärfer» Veobachtungsgeist gehabt, so hätte sie gewiß auch in dem heutigen Benehmen der Schuldbewußten und doch nicht ganz verworfe­nen Ignetz etwas Sonderbares und Beunruhigen­des gefunden. Denn diese nahm von der Neben­buhlerin, welche sie doch gerne scheiden sehe» mußte, mit einer solchen Wehmuth, Beklommenheit und' einem unverkennbaren Mitleid Abschied, daß Jeder, dem das Verhältniß der beiden Frauen bekannt gewesen wäre, auf ein unheilschweres Geheimniß hätte schließen müssen. Aber in dem schuldlosen Her­zen der edlen Manuele hatte, objchonesso sehr betro­gen worden war, dennoch der Argwohn nicht Wur­zel gefaßt. Einer reinen Seele ist es nicht möglich, so schnell das Vertrauen an die Menschheit zu ver­lieren. Wohl harte Manuele die riefe Wehmuth