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Die 22 Stabträthe von Neustadt in Rheinbapern, die wegen Unterzeich, nung einer Druckschrift:Darstellung der blutigen Ereignisse am Pfingstfest igzz" vor dem Zuchtpolizcigericht in Frankenthal-anger klagt waren, sind sämtlich freigesprochen wor­den, weil nicht erwiesen seh, daß die von jenen Unterzeichnete Schrift mit der gedruck­ten gleichlautend sey sind ferner nicht erwie­sen, daß die Beschuldigten den Druck und die Verbreitung dieser Schrift besorgt hätten. In S e ck b a ch bei H a n a u sind mehrere Personen, die .sich im Herbste lgzi gegen kurfürstliche Beamte, welche eine HaferAb- gabe erheben sollten, Gewaltthätigkeiten er­laubt hatten theilSzu mchrmonatlicher Straf­arbeit nach Fulda, theilr zu mehrwöchigem Arrest in Bergen verurtheilt worden.

Auch die Herzogin von Berrp ist mit ihrem Gemahl, dem Grafen Luchesi- Pal! i nach Wien gekommen, um dem Kaiser Ferdinand zu gratulieren. Der Graf wurde im Schlosse nicht zugelassen, die Herzogin zog also nach einigem . Bedenken allein ins Schloß, besuchte aber ihre eheliche Liebe tag- lich einigemal im Gasthof.

In Frankreich ist rin Einfall gemacht worden. Zu Roquemaure, einem Dorfe an der Rhone bei Avignon, landete am 22. Merz eine Barke, und heraus kamen ,4 marok­kanische Seeräuber, die von einem Post- schiffe 5 Frauen und » Mädchen aus Lyon und au» einem Schlosse noch zwei andere Damen entführten und mit ihrem schöne« Raube auf und davon fuhren, ohne von dem sie verfolgenden Schiffe auf der Rhone eingeholt zu werden, und die offene See «st weit und hat nirgend» Schlagbäume.

Die Deputirtcn in Frankreich sollen 560,000 Franks für die politischen Flücht­linge und 250,000 Frank» für die Feier der Julitage bewilligen. Den Flüchtlingen ist von den Präfekten gedroht worden, wenn sie sich nicht besser aufführten, solle ihnen der Brodlorb höher gehängt werden.

In Lissabon ist'» wieder ruhig und die

Kammern haben nur Eile, ihre königliche Wittwe geschwind wieder zu verheirathen und haben sie dazu selbst aufgefordert. Der Artikel der Verfassung, welcher die Dcrhei. rathung mit einem ausländischen Prinzen verbietet, ist für den jezigen Fall suSpcndirt, d. i. einstweilen an den Nagel gehängt wor­den, und alles zeigt, daß die Portugiesen gern den Bruder des verstorbenen Prinzen von Leuchtenberg haben möchten. Zu Ende Juni werden für 15 Mill. Pf. St. Staats­güter verkauft; wer Lust und Geld dazu hat.

Griechenland wird nun bald auch sein gekröntes Haupt haben. Der König Ltto will sich zwanzig Tage nach seiner Thronbesteigung, den 2». Juni, in Athen krönen lassen. Da» Haupt ist von München und bekanntlich wohl gcrathen; die Krone dazu und der Sccpter werden aber erst in Paris nach dem Muster der bayerschen Krön- Insignien verfertigt.

Im Anfang Aprils waren aufdem schwar­ze n M e e r e heftige S e e st ü r m e, wodurch io Schiffe verunglückt sind. Ein Dampfboot wurde von den tobenden Wellen mit Mann und Maus verschlungen. In Constan- tin 0 pel wird fleißig gezimmert an Kriegs­schiffen, wovon das eine so groß wird, daß es mit einer einzigen vollen Ladung ei­nen englischen Dreidecker in den Grund schießt, wenn er stille hält.

Bei Koblenz sollte am 29. April ein vom obcrn Rhein kommende» Floß die Schiffbrücke passircn und e» waren deßwe- gen drei Joche auf der linken Seite geöffnet worden; der Wind trieb aber das Floß auf die rechte Seite, die Schiffbrücke zerschellt« und mehrere Joche wurden fortgerissen und bedeutend beschädigt. Dabei wurde ein Ru­derknecht durch den Rost de» Ruder- nieder­geschlagen und versank.

In Berlin ist in den Zeitungen brr gesuchteste Modeartikel heirathbare, d. t. reiche Frauen. Die Censur hat dafür gesorgt, daß der Haube! nicht in» Große von Heirath»-