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Mutter wit Andreas und Irene's Hülfe die hindern­den Steine auf die Seite und bereitere aus dem aufgeschichteten Moos und Gras fünf Sitze in ei­nem Kreise herum. Kaum waren sie mit ihrem Ge­schäfte fertig, als eine weibliche Gestalt in dicsyöhle hereinstürztc, einen Pack,.den sie trug, auf de» Bo­den warf, aufJrcne zu eilte, und sie mit den zärt­lichsten Liebkosungen umarmte. Es war Maria, die treue Diencrinn der Familie, die jetzt auch An­dreas freundlich bcwillkommte. Kaum ehe die drei Geschwister angekommen waren, hatte sic sich ent­fernt, um die Früchte einiger nahen Qlivenbäume zu holen, und kam nun eben jetzt mit denselben zu­rück. Schon vor der Höhle hatte sie Markos be­grüßt, und auf die Nachricht, daß auch Irene, an der sie mit besonderer Vorliebe, hing, sich in dersel­ben befinde, war sie sogleich hereingeeilt, um sie in d'e treuen Arms zu schließen.

Jetzt kam auch der Vater mit Markos zurück, er selbst die Ziege tragend, Markos mit Brennholz beladen; beyde warfen ihre Last nieder, und wäh­rend nun Maria damit beschäftigt wSr, mitten im Kreise der Sitze ein Feuer anzuzünden, schnitt der Vater der Ziege Kopf und Beine ab, und zog ihr das Fell vom Leibe, Markos aber befestigte,zwei gabelförmige Stecken, die er aus dem mitgebrachien Holze ausgesucht hatte, nahe an dem Feuer auf bcy- den Seiten desselben in den Boden. Hell brannte jetzt das Feuer, auch der Vater hatte sein Geschäft vollendet, und stieß nun ein Stecke» durch den san­ken Körper der Ziege hindurch, hieraus legte er ihn über die Heyden Gabeln, so daß er ganz im Feuer hing. Und nun setzten sie sich alle auf ihre Sitze von Moos und Gras um das Feuer herum, und der Vater erzählte de» Kindern, die den Eltern ihre Schicksale schon in abgebrochenen Stücken milgc- theilt harten, Folgendes:

,,Es war gestern zwischen Mittag und Abend, als wir drei uns in dem Wohnzimmer befanden, ich meine Pfeife schmauchend, die Mutter und Ma­ria mit häuslicherArbcit beschäftigt. Plötzlich stür­zen die Knechte zum Zimmer herein, mit der Nach­richt, ein Trupp Türken nähere sich dem Hause. An Flucht war nicht mehr zu denken, »och weniger an friedliche Unterhandlung; wir beschlossen daher, uns auf'S äußerste zu vertheidigen, und wenigstens unser Leben theuer zu verkaufen. Schnell bewaffnen wir uns; ich und die drei Knechte eilen die Treppe hinab, schließen die Hausthüre, lege» unsere Flinten

in den Mauerdffnungen auf, die schon vor alten Zeiten gemacht wurden, und empfange» die über­raschten Türken, die stch sorglos genähert hatten, mit einem plötzliche» Feuer. Drei stürzen, die übri­gen, noch acht, stutzen einen Augenblick, dann stür­men sie wüthend die Thüre, noch drei fallen wäh­rend diesem Versuche von unfern Kugeln durchbohrt, die andern aber haben jetzt die Thüre eingelrelen, und fallen, fünf Mann stark, mit Wuth über uns her. Noch stürzt einer von meinem Bajonette durchbohrt, und ein anderer sinkt von den Säbel­hieben Iakobaki's, aber in dem nähmlickcn Augen­blicke fährt diesem eine Kugel in die Brust, und Cvnstaniino trist ein tödilicher Säbelhieb in den Kopf! und während jetzt mit einem der drei übri­gen Türken Demitri geschäftige ist, dringen die beyden ander» mit geschwungenen Säbeln auf mich ein, ich weiche einige Schritte zurück, um meinen Rücken an die Wand zu lehnen, strauchle aber im Rückwärtsgehcn über einen der Leichname, falle rückwärts über ihn hin, und schon wollen mir die beyden Türken mit teuflischer Freude die blutigen Säbel in de» Leib stoßen, da stürzt plötzlich Maria die Treppe herab, hat im Nu die Flinic des getöd- tetcn Iakobaki's ergriffen und rennt im verzweifel­te» Anlaufe dem Einen meiner Bedränger das Ba- jonct durch die Lenden. Der andere stutzt, ich er­hebe mich, und wende nun alle meine Kraft gegen den einen Feind, der bald unter meinen Hieben sinkt. Wie aber der Türke, der mit Demitri kämpft, sich allein sicht, versucht er sein Heil auf der Flucht, aber wir erreichen ihn auf der Schwelle, wo er unter.unsern Streichen sein Leben aushaucht. Sech- Todtc liegen vor dem Hause, wir wenden uns um, und innen ist der Boden mit sieben Leichen bedeckt. Schaudernd eilt Maria die Treppe wieder hinauf» kehrt aber sogleich mit der Mutter und mit dem Geschrei, es zeige sich ein größerer Trupp Türken in der Ferne, zurück. Jetzt heiße ich Demitri sich mit de» Pistolen, dem Pulver und den Kugeln der gefallenen Türken jo stark als möglich versehen, und ich selbst stecke zu meinen eigenen Pistolen noch ein anderes Paar; auch die Mutter und Maria be­waffnen sich mit Säbeln und Pistolen. Hierauf er­greife ich den Arm der Mutier, und so eile» wir so sehr als möglich dem nahe» Walde zu. Bald sind wir an demselben angekommen, wir sehen von da, wie eine ziemlich starke Tin kenschaar dem Hau­se auf der andern Seite schon ganz nahe ist; jetzt scheinen sie uns zu bemerken, der Anführer deute»-