müssen beurtheilen hören! Nein, Freunde! schickt uns nicht solche Landstreicher zu, um Eures eigenen guten Namens willen. —
Wir sind überzeugt und haben Beweise' gesehen, daß manche Menschen, welche sich im Innern angcsiedelt haben, Briefe nach ihrer Heimath senden, worin sie eine gar zu günstige Beschreibung ihrer Lage und ihrer Umgebung machen, in der Absicht, Andere zu verleiten, sich auch in ihrer Nachbarschaft anzusiedeln, weil dadurch der Werth ihres Et- gcnthums steigt, und sie vielleicht Gelegenheit haben, sich auf Kosten anderer ein Vermögen zu erwerben. Wir warnen einen jeden ernstlich, sich nicht blindlings auf dergleichen Berichte zu verlassen, sondern sich erst von der Glaubwürdigkeit solcher Personen zu überzeugen.
Nichts ist aber thörichter lür Menschen, die keine practische Kenntniß der Vereinigten Staaten haben, als in Deutschland eine grosse Gesellschaft zu bilden und mit fertigen Plänen zu Erbauung einer Stadt, zur Gründung einer Colonie sich hieher einzuschiffen. Wir haben noch nicht Gelegenheit gehabt, ein günstiges Resultat von solchen Plänen zu sehen. Gewöhnlich sind schon vor der Ankunft hier, unter den Mitgliedern einer solchen Gesellschaft manche MiShelligkeitcn und Zwistigkeiten eingetreten, und nicht selten, daß Streit entsteht über Dinge, die blos in ihrer Phantasie leben, aber nie in Wirklichkeit übergehen werden. Man hat in der Heimath oder unterwegs Contracte mit einander geschlossen, die hier nicht ausführbar sind und sich von selbst bald auflösen, — man ist schon darüber einverstanden, wer hier Arzt, Prediger und Schullehrer der Gemeinde werden soll und über deren Salair im Reinen; aber man wird finden, daß diese Gemeinde nie in Existenz tritt, weil das neue Land neue Begriffe erzeugt, und daß bald Niemand da ist, der die versprochenen Gehalte zahlen kann oder will. Man hat genau aus der Karte den Platz bezeichnet, wo die Colonie sich niederlassen soll, findet aber dort den Boden schlecht, die Luft ungesund, deck Verkehr schwierig, kurz man stößt auf hundert vorher nicht berechnete Nebel., Einer verläßt die Gesellschaft nach dem Andern und bald ist sie ganz aufgehoben.
Nur kräftige fleissige Leute, die sich in üble Lagen zu fügen, sich zu rathen und zu helfen wissen und sich keiner Arbeit schämen, passen für dieses Land. Wer da glaubt, ohne Geschick und Arbeit ein Fortkomcn hier zu finden, wer sich einbildet, hier ein be- haglichcs Leben fr'chrcn zu können, ohne Anstrengung, der bleibe ja zu Hause, denn er wird sich sehr getuscht finden. Wer aber m t einigem Vermögen und mit Kraft und Thatigkeit versehen, in der Absicht hierher kommt, für sich und seine Kinder einen Platz zu finden, wo er mit angestrengter Arbeit ungehindert den Ertrag des FleisscS seiner Hände genießen könne, der wird hier finden, was er sucht, wenn er nur nicht zu übereilt handelt und sich zu sehr auf sein eigenes Urthcil verläßt, sondern den Rath wohlmeinender Menschen erwägt und zu seinem Besten anwendet.
Es ist nicht zu läugnen, daß der Einwanderer hier zu Lande Vortheile genießt, die ihm im Vaterlande unbekannt sind. Wir können dieses nicht besser beweisen, als durch die wörtliche Abschrift eines Ccrtisicats, welches der hier ansässige Königlich Würtember- gische General Consul sür die Vereinigten Staaten, mehreremal veranlaßt worden ist aus. zufertigen und welches vielleicht schon in Deutschen Zeitungen gedruckt worden ist. ES lautet wie folgt:
„Ich bezeuge hiemit: daß nach den Gesetzen dieses und aller andern Staaten eine Annahme Einge- „wanderter zu Bürgern ganz und gar nicht statt findet, indem die Verfassung der Vereinigten „Staaten das ausschließliche Recdt giebt, Naturalisation zu ordnen. Wer sich, den Gesetzen der „Vereinigten Staaten gemäß, naturalisiren lassen will, mag cs thun, alleincs ist ganz willkührlich. „Tausende von Eingewanderten leben viele Jahre hier, ja bringen den größten Lbcil ihres Lebens „in diesem Lande zu, ohne »aturalistrt zu seyn; denn sic bezahlen nicht mehr Abgaben als die „Eingcbornc»; — treiben welches Gewerbe sie wolle»; — und genicssen überhaupt der Rechte und kr>. „Lauheiten der Eingcbornen, mit Ausnahme: zu Sraats-Aemler» nicht wählen oder gewählt wer-