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da vorzukommen pflegen, wo eS an Eichen­waldungen fehlt. Wilde Kastanien werden ihnen auch gut bekommen. Wird ein kran­ke» oder verdächtiges Thier geschlachtet, so lasse man das Blut und die Leber desselben unbcnützt; oder verspeise man wenigstens die letztere bald, und nicht erst zu Würsten verarbeitet. Nie sollte man den Magen und den Mastdarm des Schweines zur Bekleidung von Würsten benützen, am wenigsten solcher, die man nicht gleich verspeisen sondern räu­chern will. Die Wurstmasse besitze immer eine ziemliche Festigkeit; ganz zu verwer­fen ist diejenige, womit man häufig die Blonzen füllt, wobei man Hirn, Leber, Lunge, Milch, Wecken/ Salz, Pfeffer, Pi­ment (Modegewürz) und sonst noch alles zu- sammenwirft. Würste, zu denen man von der Hirnmasse nimmt, sollen immer möglichst bald verspeist werden; nie darf man sie räu­chern. Beim Verwällen der Würste taucht man sie nicht nur schnell in heißes Wasser, sondern lasse sie so lang in siedendem Wasser, bis sie völlig davon durchdrungen sehn können. Nach dem Verwällen fühle man sie in an­derem Wasser ab, und beschwere und presse fie, damit die kleinen Höhlen, die durch das Eindringen der WasserLünste beim Verwal­ken darin entstehen, wieder beseitigt werden. Dann sorge man, daß die Würste bald in den Rauch kommen. Beim Räuchern aber ist eine Hauptsache, daß die Würste einem gleichförmigen Rauche ausgesetzt werden. Wenn sie satt geräuchert sind, bewahre man sie an einem lustigen Orte auf und hüte sie vor der abwechselnden Einwirkung von Wär­me und Kälte. Endlich sei man achtsamer beim Verzehren der Würste auf ihren Ge- schmack und Geruch und sonstige Beschaffen­heit. Die Würste, welche in die giftige Verderbniß übergegangen sind, sind ganz oder zum Theil, vorzüglich in ihrem Innern, schmierig, haben einen säuern oder bitter- sauern oder ranzigen (scharffetligen) Geschmack und einen widerlichen, eiterartigen Geruch. Wo man im Geringsten etwas der Art be­merkt, lasse man die Würste liegen.

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Aus der Lebensgeschichte des Her­zogs von Reichstädt.

(Dom ehemalige» französischen Minister v. Montbel.)

Das innige Verhältnis welches sich von dem ersten Augenblick an zwischen dem Kai­ser und dem jungen Prinzen anknüpfte, bot ein rührendes Schauspiel dar. Ein gehei­mer Instinkt schien dem Kinde zu sagen, daß seine ganze Existenz sich fortan unter dem Schutz seines Großvater flüchten müsse. Der Kaiser empfand jene tiefe Thcilnahme, welche ihm nothwendig ein Wesen einfiösen mußte, das ihm so nahe angchörte, und daö, so jung schon, der Spielball eines un­begreiflichen Geschickes geworden war; sie trennten sich gar nicht mehr. Viele dem Alter des KindeS angemessene Spiele befan­den sich in dem Zimmer des Kaisers, der ein Vergnügen daran fand, Zeuge der Le­bendigkeit des Kindes zu sepn. Der junge Herzog drang sogar häufig in daS Arbeits- kabinet des Kaisers, und scherzte und plau­derte in den Augenblicken, wo der Monarch von seinen wichtigen Geschäften ruhte. Das Kind sprach voller Vertrauen mit ihm, weil eS überzeugt war, verständliche Antworten und Erklärungen zu erhalten, die mit der Güte gegeben wurden, welche den, Gegen­stände derselben so wohl thun. In einem jener Augenblicke der Offenherzigkeit lehnte sich der junge Herzog aus das Knie de« Kaisers und fragte mit ernsthafter Miene: Nicht wahr, Großvater, als ich in Pari« war. hatte ich Pagen?"Ja, ich glaube Du hattest Pagen."Nannte man mich nicht auch König von Rom?"Ja, man nannte Dich König von Nom."Aber, lieber Grosvater, was bedeutet denn da«, König von Rom zu sepn?"Mein Kind," erwicderte der Kaiser,wenn Du älter sepn wirst, so werde ich Dir das leichter erklären können; für jetzt will ich Dir nur sage», daß ich außer Kaiser von Oestrcich auch noch König von Jerusalem heiße, ohne irgend eine Gewalt über diese Stadt auszuüben. So warst Du nun König von Rom, wie