«inmal wurde ihr Himmel getrübt; obwohl nur auf kurze Zeit.

Derbois war ohngefähr ein Vierteljahr nach sei­ner Heilung, von Feiicicn begleitet, nach Paris zurückgekehrt, um seine liegenden Gründe zu ver­äußern und sein ganzes Habe in Geld zu verwan­deln. Er wollte dann seine Vaterstadt auf immer verlassen, um de» Abend seines Lebens bei seinen Kindern in London zuzubringen. Er war jetzt zu froh und glücklich, als daß er, trotz der Warnung seines Schwiegersohnes und seiner Tochter, (die sich sehr eingczvgcn dielt und nur des Abends auszuge­hen pflegte) das wunderbare Ereigniß, welches ihm Ruhe und Zufriedenheit wiedergeschenkt hatte, nicht einigen alten Freunden unter dem Siegel der Verschwiegenheit hätte erzählen sollen. Aber die Geschichte war zu außerordentlich und seltsam, daß es fast einem Wunder geglichen hätte, wenn die­selbe, da ohnehin schon Mehrere ste wußte», nicht bald weiter verbreitet worden wäre. I» wenig Tagen ging ste von Mund zu Munde; überall sprach man davon und Alles drängte sich , die von den Lobten Auferstandenc zu sehen. Die häufigen Besuche von vornehmen Personen, die ste nicht abwcisen konnte, und die vielfältigen Fragen, die sie beantworten mußte, waren Felicien höchst peinlich. Aber glück­lich würde sie sich noch geschätzt haben, wenn dieses Uebcl das größte gewesen wäre. Wer schildert ih­ren Schreck s als sie eines Morgens in Folge eines lettre <1e csclret, den der boshafte Dillon «Nlsgcwirkt hatte, verhaftet'und in anständigen Ver­wahrsam gebracht ward. Dort wurde ihr angedeu- tet: daß sic so lange der Freiheit entbehren müße, bis die Jury, bei der von Seiten des ersten Ehe­gatten ein Prozeß eingeleiket worden sey, entschieden haben würde, welchem von ihren beiden Männern sie für die Zukunft angchörcn müsse, dem Iuwelcn- händler Dillon, oder dem Arzt Latour s

Fclicie war untröstlich. Sie klagte sich tausend­mal der größten Unvorsichtigkeit an: einen sichern Schutzort verlassen zu haben, wo sie an der Seite ihres geliebten Antoine so glückliche Tage verlebt batte. Aber dennoch konnte sic ihren Schritt nicht bereuen. Kindesliebe hatte sie ia nur allein ver­mocht, den rhcure» Gatten auf einige Zeit zu ver­lassen, und ihren alten Vater, der ihre Pflege noch immer bedurfte, auf seiner Reise zu begleiten. Ob­gleich sic sehr anständig' behandelt, und ihr die Ge­fangenschaft auf alle nur mögliche Art .erleichtert

wurde, so fühlte die arme Frau sich doch sehr un­glücklich, denn ihre Seele wurde unabläßig von der unerträglichsten Angst über den Ausgang der bösen Sache gefoltert.

Der Entschluß aber warb täglich in ihr fester und fester: daß sie lieber sterben, als ihrem Antoine entsagen, und dem boshaften Dillon wieder ange­hören wollte.

Auch Derbois war untröstlich und klagte sich unaufhörlich als den Zerstörer des Glücks seiner Kinder an. Latour aber war außer sich vor Schmer; und Wuth, als ihm sein Schwiegervater die unheilschwere Nachricht schrieb. Bald »ach die­sem Briefe erhielt er auch eine Citalion von der Jury zu Paris, die ihn aufforderte, »ach der Haupt­stadt Frankreichs zu seiner Vcrlheidigung und Recht­fertigung zu kommen. Sein Mißgeschick erregte bei seinen Freunden und Gönnern allgemeine Theil« »ahme, und da sich unter denselben mehrere Perso­nen von hohem Range befanden, so wurde cs ihm nicht schwer, sich mit mehreren Empfehlungsbriefen an bedeutende französische Staatsmänner zu verse­hen, von denen er günstige Wirkung hoffte. So ausgerüstet eilte er nach Paris und gleich nach sei­ner Ankunft nahm der dort schwebende Prozeß ei­nen raschen Gang. Es war einer der seltensten Rechtsfälle, die je verhandelt worden waren. Mit hinreißender, feuriger Beredtsamkeit, die die Liebe ihm eingab, stellte Antoine vor: Fclicie sey für ih­ren ersten Mann todt gewesen, und dieser habe sich, als er sic begraben lassen, für das Diesseits von ihr losgesagt.Nur durch mich,'' so schloß er seine Rede:ist die dem Staube und der Verwe­sung Uebcrgebene wieder zum Leben geweckt worden, also ist cs auch billig, daß dieß neue, ihr durch mich wiedergegebene Leben mir angchörc. Für die Begrabene brach, als sie aus dem Schooße der Erde zurückkehrte, auch ein neues E-dcuDascyn an. Das frühere lag hinter ihr, und alle Verhält­nisse, zu denen sie einst gezwungen war, wurden zer­rissen, als man ihre Leiche der Ruhe und Verges­senheit übergab. Denkt Euch, Ihr Richter: eS habe ein Mann ein zerbrochenes einst kostbares Gesäß auf den Schutt geworfen, und sich nicht mehr darum bekümmert. Ein anderer Mann habe dieses scheinbar nutzlose Gefäß aufgehoben und durch Kunst und Mühe ihm den Werth wieder gegeben, den cs vorhin gehabt. Dieß erführe nun nach lan­ger Zeit der erste Besitzer des Kunstwerks und for»