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auf de» Grabesrand empor. Beide schwangen dann sich nach. Latour ergriff Jacques rechte Hand, legte sie auf Fclieicns Brust und der Alte fühlte nun selbst zu seinem Erstaunen sein paar matte Herzschläge der Totgeglaubten. „Herr des Himmels,swclch ein Wunder löstest Du mich alte» Mann noch erleben!" so rief er gerührt und faltete die Hände.
„Geschwind, Jacques, hilfmir Felicien in Deine Wohnung tragen," sagte Latour in ängstlicher Hast, — „ur schnelle Wärme vermag die Bande zu Ibsen, mit denen der fürchterliche Scheintod ihre Lebensgeister fcstelt. Die kalte Nachtluft kann leicht ihren wirklichen Tod herbeiführcn."
Der Alte nickte ihm Beifall zu. Beide hoben Fclieie aus dcmlSargc und trugen sie eilenden Laufs nach dem kleine» Häuschen, am Eingänge des Kirchhofs. Die Frau des Todcngräbers crscbrack heftig, als ihr Mann und der Doktor eine Leiche in die Stube trugen; aber sic wurde bald bedeutet, und machte auf ihres Mannes Befehl sogleich ein hcll- loderndcS Kaminfeuer an. Latour und Jacques rieben den Kbrper der dem Grabe Entrissene» alsbald mit warmen wollene» Tüchern, und hatten, als sic kaum eine Viertelstunde lang diese Arbeit fortgesetzt halten, die Freude, daß sich Fcliciens Finger langsam und matt zu bewegen anfingcn. An- loine's Wonne war unbeschreiblich. „Es wird gelingen!" rief er, und Freudenihränen entstürzten seinen Augen. ,,O Gott, wie groß und gnädig bist du! O segne mein Werk und vernichte nicht die neu erwachte schöne Hoffnung!"
Darauf trug er die Geliebte auf ein altes Kanapee, rückte dastelb vor das Kamin und befahl dem Todtengräbcr und dessen Fra», mit den Reibungen forljttfahrcn, und genau aus die klcinste Bewcgung der Scheintodlen zu achten- Er selbst aber eilte behenden Laufes nach seiner nicht fern gelegenen Wohnung, um schnell einige stärkende
und die Lebensgeister erweckende Effenzc hcrbeizuholen.
Als er in Jacques Haus zurückkam, wurde ihm berichtet, daß Zelicie schon mehrere leise Körperbewegungen gemacht, und erst vor wenig Augenblicke» einen märten Laut von sich gegeben habe. Latour strich ihie Schläfe mit den Elixiren und hielt ihr ein Fläschchen stark duftendes Del unter die Nase. Da thal Fellcie einen liefen Athemzug, schlug dann langsam, als könne sie sich von einem festen Schlafe
noch nicht ermuntern, die Augen auf und lispelte kaum hörbar den Namen: Antoine.
Wer vermochte das Entzücken zu schildern, welches Latonr in diesem Angcnblicke empfand. Ja dieser selige Moment wog den Jahre langen Schmerz auf und war eine Vorahnung der himmlischen Freuden. Auf so bitteres Weh eine so überschwingliche Wonne — das war fast zu viel für eine Menschcn- brnst! — Und als nun Felicie immer mehr und mehr zum Leben und Bewußtsein kam, und als sie den Grliebten erkennend, in den höheren Regionen erwacht zu scyn und ei» himmlisches Wiedersehen zu feiern glaubte, da wollte Antoine vergehen im Uebcrmaß von Rührung und Wonne und Alle weinten Thränen eines nie gefühlte» Entzückens.
Fclilie war dem Leben wicdergeben, aber ihr Zustand bedurfte der unausgesetztesten Aufmerksamkeit, der sorgfältigsten Pflege. Doch wo hätte sie diese mehr finden können, als unter den Augen des geliebten Jugendfreundes, dem sie ja die Wiederkehr ins irdische Dascyn zu verdanken hatte- Sobald sie, noch vor Anfang des Morgens, aus natürlicher Schwäche wieder cingeschlninmcrt war, begab sich Antoine in seine väterliche Wohnung, weckte den alten Rcnaud, vertraute ihm, nachdem er sich hatte strenges Stillschweigen geloben lassen, sein Geheimnis?, und befahl ihr», ein Zimmer in dem kleinen entfernten und verborgen liegenden Gartcnhäuschcn mit Bett und allen nöihigc» Bequemlichkeiten eiligst zu versehen. Dabin wurde Fclieie von dem Todtengräbc« und seiner Frau gebracht, che noch das Erscheinen des Tages die Straße» von Paris belebte. Sie schlief mehrere Stunden recht sanft und fest, und Amoine freute sich dieses Schlummers, denn er hoffte, daß derselbe für den Körper-Zustand recht heilbringend scy» werde. Er jene sich nicht. Den als FeUciie erwachte, fühlrcsie sich weit stärker und vermochte länger und zusammenhängender zu sprechen, als cs vorhin bei ihrem ersten Erwachet» der Fall gewesen war.
Auf Antoine's Frage: ob sie Bewußkseyn von ihrem Schciniode gehabt und durch die iniiern Organe Vieles wahrgenvmmcn habe, was äußerlich um sie vorgcgangc» sei? — antwortete sie: „Neins mein Zustand muß dem eines Toden sehr geglicheu haben. So weit steh bis jetzt meine Erinnerung er- steeckt, kam ich nach einem befugen Fiederanfall, während welchem ich sehr irre geredet haben soll, noch einmal zum klären Erkennen meiner.selbst»