Oer ^ekrmaelitsbericlil

Aus dem Führcr-Hau-tquartier, t8. No­vember. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Im Berggelände nordostwärts Tuapse wurde eine kleine eingeschloffene Kampfgruppe des Feindes nach mißlungenen Ausbruchs­versuchen ausgerieben. Rumänische Truppen warfen die Sowjets im Raum von Alagir ins Gebirge zurück. Deutsche Panzer wehrten heftige feindliche Angriffe ab und vernichteten an anderer Stelle feindliche Kräfte in einer Vorpostenstellung. lieber 300 Gefangene und zahlreiche Beute wurden eingebracht. Im Kaspischen Meer versenkte die Luftwaffe drei Schiffe, darunter einen Tanker.

Die Panzerarmee Afrika führte Nachhutgefechte gegen feindliche Panzerver­bände und vernichtete eine Anzahl von Pan­zerspähwagen.

Hafenanlagen und Betriebsstofflager in B o ne sowie der Flugplatz Maison Blanche bei Algier wurden erneut bom­bardiert. In Lufträmpfen an der tunesischen und libyschen Küste verlor der Feind fünf Flugzeuge, drei eigene Flugzeuge werden ver­mißt.

Einzelne feindliche Flugzeuge flogen in der vergangenen Nacht in das deutsche und dänische Küstengebiet ein. Bei einem Angriff feindlicher Bomber auf eine Stadt an der französischen Atlantikküste hatte die Bevölkerung Verluste. Nachtjäger schossen einen. Marineartillerie zwei britische Bom­ber ab.

Zum Otener

an -er Volksgesun-Hett befielli

boetsetr o o, »oo Seite ,

Entwicklung auf dem Gebiete des Gesund­heitswesens. einen Einblick in die Gliederung der einzelnen Aufgabengebiete und stellte auch den durch den Gauleiter bestellten Gaugesund- heitsrat als ein politisches Kampfinstrument der Partei zur Erhaltung der Gemeinschaft heraus.

Darauf gab der Gaugesundheitsführer die einzelnen Arbeitsringe des neuen Gaugesundheitsrates, ihre leitenden Männer und die beteiligten Aemter bekannt. Die in unserem Gau geschaffenen Arbeitsringe glie­dern sich wie folgt: 1. ..Gesundes Volk" unter der Leitung von Gaugesundheitsführer Dr. Stahle, 2. .Gesunde Familie" unter Leitung von Gauhauptamtsleiter Oberbereichsleiter Thnrner. 3. ..Gesunde Jugend" unter Leitung des Gebietsarztes der HI., Dr. Bauer. 4.Ge­sunde Arbeit" unter der Leitung von Gau­hauptamtsleiter Oberbereichsleiter Schulz. 5.Gesundes Leben" unter Leitung von Ober­arzt Dr. Dannheim, 6.Krankheitsbekämp­fung" unter Leitung von Oberregierungsrat Obermedizinalrat Dr. Mayser, 7.Gcsund- heitsberufe" unter Leitung von Oberregie­rungsrat. Obermedizinalrat Dr. Mauthe.

Oer italienische Wehrmachtbericht

Rom, 16. November. Das Hauptquartier der italienischen Wehrmacht gibt bekannt: .An Zusammenstößen von Panzereinheiten im Ge­biet westlich von Derna wurden einige feindliche Panzerspähwagen zerstört. Das schlechte Wetter beschränkte die Lufttätigkeit auf beiden Seiten. Eine Curtiß wurde abge­schossen Deutsche Jäger verwickelten gegne­rische Flugzeuge über den Küsten von Alge­rien m Luftkämpfe. Fünf feindliche Flug­zeuge stürzten ab."

Neuer Eichenlaubträger

«lob. Berlin, 18. November. Der Führer verlieh dem Korvettenkapitän Karl Friedrich Merten, Kommandant eines Untersee­bootes als 147. Soldaten der deutschen Wehr­macht das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Militärische Vorsichtsmaßnahmen Spaniens !

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Madrid, 18. November. General Franko hat die Minister der drei Wehrmachtsgattun gen durch Dekret ermächtigt, nach eigenem Er­messen eine Teilmobilmachung durchzufnhrcn, um die Einheiten von Heer. Luftwaffe und Marine auf Kriegsstärke zu bringen.

Außerdem werden alle in Reserve und Ruhestand befindlichen Offiziere und Un­teroffiziere im Rahmen der bestehenden Not­wendigkeiten ei »berufen. In dem Dekret wird die, Maßnahme mit der Zuspitzung der internationalen Lage und der Tatsache be­gründet, daß der Krieg jetzt in die unmittel­bare Nähe der spanischen Hoheits- und Pro­tektorats- sowie Kolonialgebiete gerückt sei. Es handle sich, so heißt es m der Verordnung, um eine Vorsichtsmaßnahme, um Spaniens Unabhängigkeit und Einheit zu gewährleisten.

Die Falange bat ein Flugblatt herausgege­ben, das folgendeZehn Gebote eines guten Spaniers" in seiner Stellung­nahme zum Krieg aufzählt: 1. Gehorche dem Caudilly. 2. Denke daran, daß Spanien und die totalitären Staaten in dieser Stunde ein gemeinsames Ziel, nämlich den Triumph der Gerechtigkeit, haben. 3. Vergiß niemals, daß der beste Spanier der ist, der in der Sowjet­union kämpft. 4. Verbreite keine falschen Ge­rüchte und Verleumdungen, denn sie werden in verbrecherischer Weise vom englischen Ge­heimdienst in die Welt gesetzt. 5. Vergiß nicht, daß für alles Schlechte, das dein Vaterland erdulden mußte, allein Großbritannien ver­antwortlich ist. 6. Denke täglich an Gibraltar und schwöre, daß du es wiedergewinnen willst. 7. Ueberzeuge deine Freunde, daß der eng­lische Kapitalismus und der Kommunismus die gleiche Sache sind, nämlich Machenschaften des Judentums. 8. Wenn man in deiner Ge­genwart den Marxismus und die Demokratie

zu verteidigen sucht, so tritt solcher Verfäl­schung mannhaft entgegen. 9. Sorge dafür, daß deine Kinder nicht auch in solch schmach­voller Zeit leben müssen, in der Spanien eine Kolonie der Juden und Freimaurer war. 10. Haffe England und bedaure die Engländer.

Heldentat schwäbischer Läger

Drei Soldaten erledigen drei Bunker

Berlin, 18. November. Bei einem Unter­nehmen württembergisch-badisch er Jäger im Frontabschnitt südostwärts des Jlmensees sollte von der 7. Kompanie des Regiments die linke Flanke der Angriffs- gruppe gesichert werden. Dabei stieß die Kom­panie auf stark ausgebaute feindliche Bunker, aus denen das angreifende Regiment schwe­res Flankenfeuer erhielt. Als der Kompanie­führer erkannte, daß dieses Flankenfcuer den ganzen Angriff ins Stocken zu bringen drohte, entschloß er sich, den zahlenmäßig überlegenen Feind anzugreifen. Da die Masse der Kom­panie die Sicherungslinie besetzt halten mußte, stürmte er mit nur zwei Jägern gegen die vordersten Bunker an. Durch schnelles Zupacken gelang es den drei Soldaten, zwei mit Maschinengewehren besetzte Bunker zu er­ledigen. Es kam dabei zum erbitterten Nahkampf, wobei der Leutnant verwun­det wurde. Nur notdürftig verbunden, setzte er dann mit einigen weiteren zur Verstär­kung herbeigerufenen Jägern den Angriff fort und erledigte noch einen dritten großen Bunker. Die Bolschewisten führten dann einen Gegenstoß und schnitten den kleinem Stoß­trupp ab. Die Jäger verteidigten sich stunden­lang gegen die von allen Seiten andrängende liebermacht, aber die behaupteten ihre Stellung, bis sie entsetzt wurden.

Unser Bekenntnis: Gelobi sei, was hart macht

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Wuppertal, 18. November. Auf einer Reise durch das rheinisch-westfälische Indu­striegebiet sprach Reichsminister Dr. Goebbels nach einem Besuch von Duisburg und Essen in der überfüllten Stadthalle in Wuppertal.

In dieser Großkundgebung führte Reichs­minister Dr. Goebbels u. a. aus, er habe sich bei seinem Besuch in Duisburg wieder ein­mal von der beispielhaften Haltung der Be­völkerung der deutschen Westprovinzen über­zeugen können. Hier sei in der Tat ein moralischer Westwall deutscher Kampfgesinnung gegen den Terror der britisch - plutokratischen Kriegshetzer und Kriegsvorbereiter aufgerichtet worden.

Wenn die britische Propaganda eifrigst be­strebt sei, zu beweisen daß England allein mit Hilfe der Zeit zum Siege kommen werde, so sei das ein Trugschluß, der gerade für die britische Geistesverfassung bezeichnend sei. Den Krieg gewinne der, der sich die nötigen Faustpfänder sichere, und dem durch die Weite des Raumes auch die Zeit als Bun­desgenosse zur Verfügung steht. Wer den Raum besitze, dem helfe die Zeit, wer den Raum verliere, der werde auch den Krieg verlieren. Die Vorteile der inneren Linien ständen der deutschen Kriegführung trotz der weltweiten Ausdehnung des in ihrem Besitz befindlichen Raumes vollauf zur Verfügung. Die zerschmetternde Folge des Verlustes von kriegsentscheidendem Raum im Osten begänne sich bereits langsam anzuzeigen.

Fernab von jedem trügerischen Illusionis­mus sehe das deutsche Volk die Lage mit dem realistischen Optimismus, basierend auf den großen Erfolgen der deutschen Kriegführung in den vergangenen 3V« Jahren und ent­schlossen, die lange Kette der deutschen Siege durch weitere kühne Waffentaten sortzusetzen. Alle Anstrengungen auf wirtschaftlichem und

militärischem Gebiet und der erste Einsatz einer kämpferischen, aus echter nationalsozia­listischer Gesinnung geborenen Haltung unse­res Volkes an der Front und in der Heimat gebührten der siegreichen Fortsetzung des Krieges. Wir führten den Krieg nicht für blut­leere Theoreme. Es sei ein Volkskrieg für die materielle und ideelle Interessenvertretung der deutschen Nation, der mit ihr verbünde­ten Achsenmächte und im weiteren Sinne des gesamten europäischen Erdteils. Jeder Sol­dat, jeder Arbeiter, jed^r Bauer und jeder Geistesarbeiter wüßten heute, worum es gehe.

Es ist ein heiliger Krieg um Raum und Scholle!" so rief Dr. Goebbels unter stürmischen Zustimmungskundgebunaen der Massen,es ist ein Krieg um die Ausdehnung unserer Volkskraft und damit um die Mög­lichkeit einer Entfaltung unserer nationalen Energien!" Wir wüßten, daß wir in diesem Kriege alles zu gewinnen haben, wenn wir

alle Kraft einsetze n. Wir wüßten, daß die schwersten Lasten, die uns aufgebürdet werden, immer noch unvergleichlich viel leich­ter zu ertragen sind als das Inferno, das uns nach einer Niederlage drohen würde.

Wir kämpften jetzt um unsere nationale und individuelle Existenz im wahrsten Sinne des Wortes. Vom Führer beginnend bis zum letz­ten Arbeiter, Bauern und Grenadier sei heute die ganze Nation von einem heiligen Fa­natismus zu arbeiten, zu kämpfen und zu siegen erfüllt. Siege, und seien sie noch so groß und überwältigend, machten uns nicht leichtfertig und übermütig, momentane Rück­schläge könnten uns nicht in unserer souver­änen Siegesgewißheit beirren, den schweren Anforderungen des Krieges unter­zögen wir uns mit tiefster Verpflichtung. Be­lastungen nehme das kämpfende und arbei­tende deutsche Volk auf sich mit dem stolzen Bekenntnis: Gelobt sei, was hart macht!

Während die USA.-Reporter schon fest Wochen ununterbrochen in Tunesien einmar­schieren - wovon die Militärs freilich nichts wissen vertreibt sich Roosevelt die Zeit mit Kaminreden. So polemisierte er miedet einmal gegen die Freunde in London und gegen seine eigenen Landsleute, die lei­der nicht davon überzeugt sind, daß alle ame­rikanischen Aktionen fast ohne Verluste von­statten gehen. Franklin, der sonst so Gesprä­chige. fordert in seinem jüngsten Erguß kurz und bündig, das Volk solle endlich einmal mit seinemGeschrei" aufhören. Er selbst sei von den Militärs abgekanzelt worden, als er voreilig den Untergang des Flug­zeugträgersWasp" zugegeben habe. Von nun an müsse er deshalb mit Verlustgeständ- iiisseneisern sparen", um den Feinden die ja bekanntlich blind sind keine Infor­mationen zukommen zu lassen.

, "Im übrigen hatte der Herr Weltpräsident in 8ps ein Hühnchen mit seinem lieben Freund Churchill zu rupfen. Bekanntlich haben die Gaullisten Londons ein nachhaltiges Feuer gegen Darlan und somit auch gegen Roose- velt eröffnet, der diesen Deserteur mit offe­nen Armen in Empfang nahm. Dieser afri­kanische Hauskrixg hat, nebenbei bemerkt, manche interessante Seite. Im Unterhaus war ein Sturm losgebrochen, als Darlan auf der afrikanischen Bildfläche erschien und mit dem Marschallstab nur so herumsuch- telte, als ob er amerikanischer wäre als de Gaulle. Die Briten besürchteten wohl nicht ganz mit Unrecht eine Hausrcvolte in ihrem internationale» Emigranten-Hotel, wenn ein zuletzt angekommener Verräter alle seine Vorgänger ohne weiteres zu über­flügeln drohte. Also schoß man fleißig gegen Monsieur Darlan und kritisierte die ameri­kanische Methode,allen demokratischen Ge­pflogenheiten so schnell den Rücken zu keh­ren". Ein Versuch der englischen Negierung, den Streit durch die Erklärung abzublasen, daß die USA. allein für das afrikanische Unternehmen verantwortlich seien, konnte die aufgeregten Gemüter nicht beschwich­tigen.

Nun hat Mr. Roosevelt höchstpersönlich eingegriffen und eine Erklärung abgegeben, die im wesentlichen darauf hinausläuft? «Hängt ihn meinetwegen aus! Was ich von ihm brauchte, habe ich erhalten. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan . . ." Daß der Verräter Darlan den Amerikanern noch einen anderenGefallen" erwies, der ihn zum Henker seiner Landsleute stempelt, ver­schwieg der demokratische Kaminrcdner wohlweislich. General Eisen Hower ließ nämlich nach der Fahnenflucht Darlans in ganz Markko und Algier sofort ein wahres Schreckensregiment errichten und alle jene in die Gefängnisse werfen, die auch nur die leiseste Kritik an dem Verräter wagten. So wurden in Casablanca, Rabat und Oran Tausende ehemaliger Frontkämpfer verhaf­tet und im Namen Darlans in großer Zahl erschossen, weil sie ihrem Eide getreu den Ge­horsam verweigerten. Unter dem Mantel einer innerfranzösischcn Revolte beseitigte Roosevelt also kurzerhand alle Gegner seiner Raubpolitik Ein zynisches Spiel, würdig der übrigen Schandtaten des afrikanischen Gangster-Raids.

koiitÜL in I^iirLv

Di« unter Führung von Maior von Baut« kämpfende Gruppe eines Jagdgeschwader- an der Ostfront erzielte mit dem fünfzigsten Luft» sieg ihres Kommandeurs den zweitaufendsten Ab­schuß: in diesem Jagdgeschwader kämpfen dreizehn Ritterkreuzträger, von denen sechs das Eichenlaub und zwei weiteren das Eichenlaub mit Schwertern verlieben wurde.

Marschall Mannerbeim verteilte in Helsinki an über 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen der Rüstungsindustrie Verdienstmedaillen de- finnischen Sreibeitskrcuzes.

Eleanor Roosevelt, die im Aufträge ihres Mannes die britische Insel drei Wochen langin­spizierte". ist wieder in Washington gelandet.

Im Lande der Sonnenblumen

Linckrückc einer knlirt «iurcb ckie Ukraine

Von l)r. k°rieürioti 8ctiultr

Nach langer Eisenbahnfahrt sind wir tief im Süden der Ukraine angekommen. Hier wartet der Spätherbst noch mit verschwende­rischem Sonnenschein auf. Dies unendliche Land, in dem kein Baum, kein Strauch, kein noch so bescheidener Hügel dem Auge einen Halt bietet, wird in seinem Bild geformt von dem Himmel, der wie eine gewaltige leuchtend blaue Glocke über ihm steht. Tagsüber noch sommerliche Hitze, daß man den vorsorglich mitgenommenen Mantel wieder beiseite legt, nachts aber schon eine empfindliche Kälte, die den ersten Reif auf die flachen Dächer zaubert.

In einem großen Autobus fahren wir hin­aus in die unendliche Steppe, um einStaattz- gut zu besuchen. Die Felder sind abgeerntet, zum Teil schon umbrochen, und damit ist das letzte Merkmal gefallen, das die am Horizont verschwimmende Weite noch gegliedert hat.

Von Straßen ist hier nicht mehr die Rede. Wir folgen kaum erkennbaren Radspuren oder fahren querfeldein wie ein Schiff auf hoher See. Negenarm wie der Sommer war. ist in diesein Jahr auch der Herbst, und jedes rol­lende Rad wirbelt eine Staubwolke auf, die bis ins Innere des Wagens dringt, alles und jedes mit einer mehlartigen Schicht überzieht und wie eine endlose Rauchfahne hinter uns herwandert.

In der Spiegelung der hitzezitternden Luft stehen die großen Scheunen des Staatsgutes und die gewaltigen Strohdiemen wie eine Fata Morgana am fernen Horizont. Der Blick wandert über endlose Stoppelfelder und über endlose Flächen, auf denen Sonnen­blumen der letzten Reife entgegendörren. Kilometerlange Felder schon welkender Sten­gel, deren Köpfe sich wie dunkle Scheiben neigen. Die Ernte ist denkbar einfach. Man fährt mit dem Wagen die Reihen entlang, die Kövke werden mit dem Messer gekappt und in

den Wagen geworfen. Das Stroh bleibt stehen. Es ist, wie auch das Maisstroh und alles, was nicht als Frucht ausgewertet wird, kostbares Brennmaterial für den Winter. Be­sonders kostbar in einem Lande, in dem Holz eine Seltenheit ist. Von Kohle ganz zu schwei­gen.

Sonnenblumen neben dem Korn das wichtigste Pflanzgut der Ukraine. Eine Tonne Sonnenblumenkerne erntet man in den guten Gegenden auf jeden Hektar. Die unschein­baren schwarzen Kerne haben einen Oelgehalt von 40 bis 50 Prozent, und die Oelausbeute aus jeder Tonne beträgt etwa 300 bis 350 Liter.

Ohne Sonnenblumenkerne mag der Ukrai­ner überhaupt nicht zu leben. Auf dem Lande wie in den Städten, überall sieht man groß und klein Sonnenblumenkerne knabbern eine Kunst, die übrigens gelernt sein will. In den Städten hocken an den Straßenecken alte Männer und Frauen, vor sich auf einem un­definierbaren Stück Tuch einen Haufen Son­nenblumenkerne, die glasweise verkauft wer­den. Die Transaktion ist denkbar einfach: Man schüttet dem Kunden den Inhalt des Glases in die Jacken- oder Hosentasche, und der ist dann wieder für eine gute Weile versorgt. Die Bürgersteige und Straßen sind mit ausge­knabberten Schalen bedeckt, wie bei uns der Waldboden mit Tannennadeln.

In solch unendlicher Weite wie in diesem südukrainischen Land nehmen die Wirtschafts­einheiten Ausmaße an. die sich unseren Be­griffen und unseren Vorstellungen gänzlich entziehen. Das Staatsgut Sche lu­tschen ko, das wir besuchen, bewirt­schaftet über 23 000 Hektar, das sind fast 100 000 Morgen! Auf diesen unendlichen Flächen wächst in erster Linie Korn: Roggen und Weizen. Die Familien, die auf dem Staatsgut arbeiten, sind in einem Mittel­punkt zusammengefaßt, der neben den Wohn­häusern vor allem die großen Stallungen und Scheunen, die Reparaturwerkstatt für

die Traktoren und Landmaschinen, die Schule und sonstige Baulichkeiten umfaßt.

Die Maschinen selbst aber, angefangen vom Pflug bis zum Mäher, stehen im Freien. Das ist so sowjetische Art, und man hat natürlich in einem Jahre noch keine Baulichkeiten schaffen können, um sie besser unterzubringen. Würden die Menschen, die hier wohnen, alle Felder bebauen wollen, so würde die ganze Arbeitszeit allein für die Wege draufgehen. Entfernter liegende Flächen werden deshalb von einzelnen Vorwerken bearbeitet. Wäh­rend der Hauptbestellungs- oder Erntezeiten ziehen die Arbeiter für Wochen fort und kam­pieren nach der Tagesarbeit in primitiven Erdhöhlen, die sie sich zurechtbauen. Erst wenn die Arbeiten beendet sind, kehren sie zurück.

1400 Morgen Weide und fast 6000 Morgen Unland gehören außerdem zum Staatsgut. Mit anderen Worten: Hier ist ein ideales Gebiet für die Schafzucht, die von den Sowjets fast vollständig vernachlässigt wor­den ist. Früher zur zaristischen Zeit, als das Land in den Händen des Großgrundbesitzers war, gaben die riesigen Schafherden dem Lande das Gepräge. Hier soll wieder neu aufgebaut werden. Die 2000 Schafe, über die das Staatsgut verfügt, bedeuten wenig im Verhältnis zu den Flächen, die zur Weide benutzt werden können. Ein großes Aufbau­programm sieht vor, die Steppen des Landes mit riesigen Schafherden zu belegen, die meh­rere Millionen Tiere umfassen sollen.

Die heiße Sonne, die bis zum Spätherbst über dem Lande brütet, hat auch einen aus­gedehnten Weinbau entstehen lassen. Wir fahren auf kaum angedeuteten Feldwegen, die beim ersten herbstlichen Regen im Schlamm versinken werden und die Dorfbewohner, wie die Landwirtschaftsführer dann auf Monate von jeder Verbindung abschneiden, hinüber zum Staatsgut Hule. lieberraschend fahren wir durch eine parkähnliche Anlage von Tan­nen- und Lebenskänmen. Ein Deutscher hat

diese Oase einst geschaffen. Aus dem zittern­den Sonnenglast draußen treten wir in die schattige Kühle eines langgestreckten weitzge- tünchten Hauses, und eine schmucke Tafel empfängt uns mit den Bildern heimatlicher Weinlese.

Rings umher riesige Fässer, in denen der Federweiße gärt. Auf 400 Morgen Wcinland wächst hier kostbares Rebenbuit: Riesling, Portugieser. Muskat, weißer und roter Wein, und der Weinfachmann aus dein Nheinhessischen, der hier die Leitung hat, ist stolz auf die große Aufgabe, die ihm hier übertragen ist. Das sind andere Zahlen als zu Hause. Aus der Rebveredlungsstation, die mit dem Staatsgut verbunden ist, wurden allein in diesem Jahre 250 000 Reben veredelt. Diese Zahl soll in den kommenden Jahren noch steigen, und damit werden auch die Er­träge noch größer werden als bisher.

Aber auch Obst findet hier einen guten Boden und genügend Sonne zum Reifen. Herrliche Aepfel türmen sich auf dem Tisch,; und draußen erstrecken sich kilometerweit Plan­tagen von Pfirsichbäumen.

Hier in dem südlichen Zipfel des Landes zwischen Nikolajew und Cherson tref­fen wir auch auf die ersten Baumwollfel­der. Zwar sind die Pflanzen niedrig und unansehnlich, aber überall brechen die weißen Wolltupfen auf. ein Beweis, daß auch aus die­sem Gebiet eine gute Jahrcsernte zu erwar­ten ist. Weiter im Sttdosten, im Generalbezirk Dnjepropetrowsk gibt es sogar Reis­felder! So vielseitig ist das unendliche Land, das nun deutscher Pionierkraft in die Hand gegeben ist.

Es fehlt nicht an gewaltigen Projekten, um den Steppencharakter durch großzügige Be- Wässerung zu überwinden. Einstweilen gut es indessen, auf dem vorhandenen aufzubauen. Arbeit genug gehört dazu, aber eine Arbeiih die jedem Deutschen, der hier unten eingesetzt ist, Freude macht.