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vienstaL, 17. November 1942
krummer 270
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London von Ser Landung vollkommen überrascht
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der Riegel im Mittelmeer
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§ Berlin. 17. November. Die Nachricht. Sah deutsch-italienische Truppen in Tunesien gelandet und von der Bevölkerung freundlich empfangen wurden, ist nicht nur für die britische Oessentlichkeit. sondern offensichtlich auch für militärisch-politische Kreise völlig überraschend gekommen. Aus Gründen, die im Augenblick nicht ganz zu übersehen sind, war man in London fest davon überzeugt, daß auch dieser Teil Französisch Nordafrikas den Alliierten ebenso leicht in die Hand fallen würde, wie Algerien und Marokko. Nun ficht die Lage ^plötzlich völlig anders ans. Jetzt mutz wirklich gekämpft werden. Uebcr das peinliche Gefühl der Ueberrafchung hinaus sieht man denn auch in ganz England der-weiteren Entwicklung des afrikanischen Abenteuers mit nicht zu verhehlender Besorgnis entgegen.
Diese Stimmung wird verstärkt durch die allgemeine Unklarheit über den bisherigen Verlauf der Operationen im Mittel- mecr. Selbst im Londoner Pressehauptguar- tier herrscht das Gefühl, daß an fast jeder Stelle der Welt mehr von dem, was vor sich geht, zu erfahren ist als in »England. Tag und Nacht laufen einander widersprechende Neuigkeiten in der britischen Hauptstadt ein. Innerhalb weniger Stunden befand sich — um nur ein Beispiel zu nennen — diesen Meldungen zufolge die französische Flotte bald auf dem Wege nach Tunis, um die Amerikaner anzugreifen, bald in der Nähe von Sardinien. um auf die Italiener loszugehen, bald in Algier oder ausnahmsweise auch in Toulon. Da die offiziellen Stellen sich hartnäckig ansichwicgen, blieb es jedem selbst überlassen. an die Version zu glauben, die ihn« am meisten zusagte. Kein Wunder, wenn der Korrespondent der Zeitung „Goeteborgs Posten" gestern feststellen mußte: „Die Londoner sind ganz wirr im Kopfe von all den widerspruchsvollen Gerüchten."
*
* Mit jener Ruh? und Sicherheit, die alle schlagkräftigen Aktionen der Achsenmächte auszeichnet, haben Deutschland und Italien jetzt zum dritten großen Schlag gegen den afrikanischen Gangster-Raid Noosevelts ausgeholt.
Während durch die rasche Besetzung der jüdfranzösischen Küste und der Insel Korsika die Gefahr eines feindlichen Neberfalles auf Europa im Keim erstickt wurde, setzten die deutsch-italienischen U-Boote und Kampfflugzeuge zu einer pausenlosen Attacke auf die Invasionsarmada an. Schon in der ersten Woche ihrer Angriffe konnten sie 89 Einheiten der feindlichen Handels- und Transportflotte mit insgesamt über 400 000 BNT. außer Gefecht setzen. Angesichts dieser gewaltigen Erfolge die einer soeben noch eingclaufenen Meldung zufolge die Bucht von Bougie fast völlig vom Feino säuberten, muß selbst ein britisches Blatt bekümmert feststellen, daß es den Achsenmächten offensichtlich geglückt sei. das Mit- telmecr und die in Frage kommenden Teile des Atlantiks „mit U-Booten zu spicken".
Diese Leistungen müssen um so höher gewertet werden, als die Bedingungen, unter denen Luft- und U-Bootwaffe gegen die stark gesicherten Geleitzüge des Gegners operieren, überaus schwierig sind. Der Golf von Bougie. der zu einem Brennpunkt dieses Kampfes wurde, hat eine durchschnittliche Tiefe von nur SO Metern. Unsere U-Boote müssen ihre Angriffe gegen einen in ständiger Alarmbereitschaft befindlichen und mit Abwehrmittcln reichlich versehenen Feind also gleichsam an der Wasseroberfläche durchführen.
Latten schon die beiden ersten Schläge den Plutokraten gezeigt, daß das Wort des Füh-
Zwtfchenfälte tn Mm okko
Ausgehverbot in Casablanca und Rabat
Voll oorerem X o r r e z p « o s e ll r eo
v.l. Nom. 17. November. In den von englischen und nordamerikanischen Truppen besetzten Städten Marokkos sowie in Algier ereigneten sich zahlreiche Zwischenfälle zwischen der arabischen Bevölkerung und den Jnva- sionstrnppcn. Die britisch-amerikanischen Mili- türbehördc« haben daraufhin in Casablanca und Rabat ein Ansgchverbot für die Zivilbevölkerung von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens verhängt. In Algier wurden zahlreiche arabische Nationalisten und Personen, die der Feindschaft gegen England verdächtig find, verhaftet Die Verhaftungen erfolgten säm». Uch auf Anzeigen von Juden, die in Algier. 77 ^"'^""^ntine und Bon« eine starke Volk, tische Tätigkeit entwickeln.
rers „Schlagen, schlagen und wieder schlagen!" auch hier rasch in die Tat umgesetzt wird, so trifft die gelungene Landung deutscher und italienischer Verbände in Tunesien die Machthaber in London und Washington noch viel schwerer. Nicht umsonst hatte die anglo-amerikanische Presse in den letzten Tagen General Eisenhower immer wieder aufgcfordert. seine Truppen so rasch wie möglich gegen Tunesien zu Wersen, damit die Achsenmächte auf keinen Fall zuvorkämen. Ja, einige jener ganz Klugen, denen es nie schnell genug gehen kann, wußten bereits triumphgeschwellt zu berichten, daß die USA.-Truv- ven in Tunis einmarschiert seien.
Nun, es kam wieder einmal anders und diesmal ist es General Eisenhower, der den seit Chamberlains Zeiten mit Recht so berühmten Omnibus verpaßt hat.
Die Landung in Tunesien erfolgte, wie das Oberkommando der Wehrmacht gestern ausdrücklich feststellte, in vollem Einvernehmen mit den zivilen und militärischen Behörden Frankreichs. Da Mister Roosevelt mit einer entgegengesetzten Haltung der französischen Regierung gerechnet hatte, ist damit ein weiterer Strich durch das so schön ausgeklügelte Konzept des alliierten Landungsplanes gemacht worden.
Der Lage der Dinge nach handelt es sich bei diesem Gegenzug der Achsenmächte um einen Vorgang von ganz außerordentlicher strategischer Tragweite. Die gesamte englisch - nordamerikanische Aktion gegen Marokko und Algerien hatte als Endziel die Besetzung von Tunesien. Diese Schlüsselstellung im Mittelmeer sollte nicht nur als Sprungbrett für einen Vorstoß gegen Europa dienen, sondern den Alliierten auch die Möglichkeit schassen, Libyen von Westen und Osten her unter zwei Feuer zu nehmen. Der rasche Zugriff Deutschlands und Italiens hat diese Absichten über Nacht vereitelt. Statt der Amerikaner stehen nun die Truppen der Achsenmächte in Tunesien.
Auch die weitere englische Hoffnung, nach der Schlacht in Westäghpten mühelos in die Cyrenaika Vorstößen zu können, hat sich nicht erfüllt. Rommels Afrikakorps kämpft jetzt wieder in einem Gebiet, das bereits zwei britische Rückzüge sah und dessen örtliche Eigenschaften der deutsch-italienischen Armee ge- nanestcns bekannt sind. Dagegen entfernen sich die Briten nunmehr immer weiter von ihren, während der Kämpfe in Aegypten so schnell zu erreichenden Versorgungszentren. Um so kürzer aber ist der Nachschubweg der Achsentrnppen geworden.
Verräter Darlan seines Amtes enthoben
Oine Lotselikikl Uetuins - VerviHrimS im 1-aKer cker rum?emck üUerAelLuieueu krummsen
Bichy, 17. November. Das französische Jn- formationsministcrium gab gestern folgendes bekannt: Der Rundfunk von Marokko hat eine Proklamation des Admirals Darlan bekannt- gegeben. die einen Ausruf zur Abtrünnigkeit darstellt. Sobald Marschall Pötain von diesem Dokument Kenntnis erhielt, richtete er an alle Franzosen des Mutterlandes und -cS Weltreiches folgende Botschaft:
„Admiral Darlan gibt vor, in meinem Namen zu handeln. Ich bin nicht der Mann, der irgend einem Zwang nachaeben würde. Wer das Gegenteil behauptet, der fügt mir eine Beleidigung zn. Im Augenblick, in dem Afrika angegriffen wurde, habe ich dem Admiral Darlan die Verteidigung der französischen Souveränität anvertraut, die mir übertragen wurde. Schon seit der ersten Kampf- Handlung hat der Admiral nicht gezögert, mit den Angreifern in Verbindung zu treten, und er hat, indem er den vorzeitigen Befehl zur Einstellung des Feuers gab den Widerstand desorganisiert und die Moral der Truppen gebrochen. General Giraud wurde durch eine ausländische Macht bestellt, die den Krieg aus französischen Boden trug. Der Admiral hat sich daher außerhalb der nationalen Gemeinschaft gestellt. Ich erkläre ihn aller seiner öffentlichen und des militärischen Befehlshaberpostens für ver- lusti g."
*
-U- Admiral Darlan war mit dem ausdrücklichen Auftrag, Französisch-Nordafrika u verteidigen, von Vichy nach Algier ent- andt worden. Er wurde dort zum Verräter und ist zum Feinde übergelaufen. Marschall Pötain hat nun die klaren Konseguenzcn gezogen und dem ehemaligen Oberbefehlshaber der französischen Land-, Luft- und Seestreitkräfte die französische Staatszugehörig
keit aberkannt. In diesem Zusammenhang interessiert die Tatsache, daß das Londoner Foreign Office mehrere hohe Beamte ins alliierte Hauptgnartier nach Nordafrika sandte, um die verwickelten Rangstreitigkeiten zu schlichten, die dort um dir .französischen ! uebdrläüfer entbrannt sind. Auch einige nordamerikanische Politiker bemühen sich bereits in diesem Sinne. In London wird zu diesem Problem erklärt, es handele sich nm eine „militärisch bestimmte Interims-Periode". Da gleichzeitig mit den strategischen erst gewisse taktisch-politische Manöver dnrchgeführt werden müßten, sei es noch zu früh, die endgültige Politische Organisation aufzubauen, die für Nordafrika in Frage komme. Das heißt mit anderen Worten: Während man Darlan noch als Werkzeug verwendet, wird bereits über seinen, aber auch über die Köpfe aller anderen übergelaufenen Franzosen hinweg, eine ganze andere Art von „Organisation" vorbereitet!
UGA-Somber überflogen Lissabon
Dreiste Verletzung der Neutralität
Vo» uorerem X o r i e s p o o <i e n r e a '
ck. Madrid, 16. November. Wie aus Lissabon gemeldet wird, hat am Sonutagmittag gegen 12 Uhr ein größerer Verband amerikanischer Bombenflugzeuge in niedriger Höhe das Stadtzentrum von Lissabon überflogen. Die amerikanischen Abzeichen konnten einwandfrei festgestellt werden. Unter der portugiesischen Bevölkerung hat die Verletzung der portugiesischen Neutralität größten Unwillen ausgelöst.
Wie verlautet, soll die portugiesische Regierung beabsichtigen, gegen diese flagrante Verletzung ihrer Neutralität und Hoheitsrechte, die allerdings nicht die erste ist, zu protestieren.
Oer Rest -er LlSA-Flotte aus -er Flucht
dlaeli clem Lcbeiteru cles neuen Ourelidruciisversuelis cker Hmerilenner frei Ounckalcannr
Berlin, 17. November. Die amerikanische Niederlage in der See- und Luftschlacht bei Guadalcanar hat die Ucberlegenheit der japanischen Flotte im Pazifik noch stärker werden lassen. Die Neste des amerikanischen Geschwaders sind im Dunkel der Nacht in südlicher Richtung entkommen und werden von japanischen Kampfflugzeugen verfolgt.
Nach dem Scheitern auch des vierten amerikanischen Durchbruchsversuchs hat sich die Lage im Südwest-Pazifik weiter zugunsten der Japaner entwickelt. Die japanischen Kriegsschiffe und Marineflugzeuge beherrschen im Umkreis von mehr als 1000 Kilometern das Kampfgebiet um die Salomon-Jnseln. Die Planetensee, das Korallenmeer und das.weite Seegebiet des Südwestpazifiks zwischen dem 160. und 180. Längengrad, also bis zur Datumsgrenze, werden von den Japanern kontrolliert.
Die amerikanischen Truppen auf Guadal« und bleiben von der Außenwelt abgeschmtten. Sie führen gegen überlegene
japanische Streitkräfte einen Verzweiflungskampf, der in allen Punkten dem Ringen auf der Bataan-Halbinsel ähnelt.
Washington „ohne Einzelheiten*
Auf die Sondermeldung des japanischen Hauptquartiers, nach der in der neuesten Seeschlacht bei den Salomonen wieder fünf USA- Kreuzer und ein Zerstörer versenkt sowie weitere Schiffe schwer beschädigt wurden, reggiert das Washingtoner Marineministerium -m der gewohnt verlogenen Weise. Es wird — von der Todesmelduna des Konteradmirals O. I. Callaghan abgesehen — zwar zugege- len, daß eine heftige Seeschlacht stattgefunden habe, doch wird gleich hinzuge- fügt, vor ihrem Abschluß werde das amerikanische Marineministerium keine Einzelheiten bekanntgeben. Die Tokioter Berichte über die Verluste der USA.-Flotte seien .maßlos übertrieben". Das ist der alte Dreh, den wir schon jo oft gehört haben. Man streitet zunächst die Verluste ab und gibt sie nach vielen Wochen in kleinen Raten z«. Der Hauptteil aber wird unterschlagen.
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Dort, wo der schwarze Erdteil Afrika seine Nordküste weit ins Mittelmeer vorstreckt, gleichsam, als ob er eine Brücke bilden wollte hinüber znr europäischen Landzunge Italien, liegt das französische Protektorat Tunesien, das östlichste Gebiet des dreigetciltcn französischen NorüafrikaS. Nur die Straße von Sizilien trennt hier die beiden Erdteile voneinander, und die Entfernung von Kap Bon, einer jener Küstenspitzen, auf denen die östlichen Höhcnzüge des Atlas- gcbirgcs bis hart an das Mittclmeer aus- laufen, um dann in einer 600 Nieter hohen Steilküste zum Meercsstrand abzufallen bis hinüber nach Sizilien beträgt lediglich 140 Kilometer. Dieser kurz vor seiner Vollendung abbrecheude Verbindungsversuch beider Kontinente teilt das Mittelmeer in ein östliches und ein westliches Becken. Die schmale Meerenge, die diese beiden Meeresteilc ineinander fließen läßt, wird bewacht von den Küsten zweier stark am Mittelmeer interessierten Mächte, von Italien, das auf Sizilien und der vorgelagerten Insel Pantel- leria weitgehenden Einfluß auf die Meeresstraße zu nehmen vermag, und von Frankreich, das den au der Nordküstc Tunesiens gelegenen Hafen Bizerta zu einem Kriegs- Hafen und Stützpunkt seiner Mittelmeerslette ansgebaut hat.
Diese durch seine geographische Lage bedingte strategische Bedeutung hat Tunesien schon immer eine Rolle in der Politik zuerteilt. die weit zurück in die geschichtliche Vergangenheit reicht. Das Land am Sverr- riegel im Mittelmeer war seit jeher Gegenstand politischer Interessen und Spekulationen aller jener Mächte, denen an der Verteilung der Herrschaft über das Mittelmecr gelegen war. Phönizier, Römer, Vandalen hatten im Altertum. Seeräuber und europäische Handelsfnhrer im Mittelalter gerungen und gekämpft um jenen so wichtigen Streifen an der Küste Nordafrikas. Hohe Wrltpolitik der neuesten Zeit, die Entfaltung der europäischen Mächte zu Kolonialreichen, sahen in Tunesien einen Faktor von wesentlicher Bedeutung. Das Augenmerk der englischen Kolonialpoli- tik war stets mit Argwohn auf alle die in und um Tunefien stattfindendeu Machtkon-' stellationen gerichtet, denn die Küste dieses Landes begrenzt ja aus einer Seite wenigstens die Meerenge von Sizilien, den geiähr- detsten Punkt der Hauptschlagader des Briti- scheu Empires, als die das Mittelmeer in seiner Bedeutung auf dem Wege nach dem Orient, nach Indien, angesehen werden mutzte.
Das ausklingende vorige Jahrhundert erlebte die koloniale Expansion Frankreichs von Algier aus nach Tunesien. 1881 mutzte der Bei von Tunis jenen Vertrag unterschreiben,, der sein Land zum französischen Protektorat werden ließ. Räuberische Einfälle eingeborener Stämme nach Algier zum Anlatz nehmend, hatte sich Frankreich im Laufe eines Jahres in den Besitz des Landes gebracht und somit sein nordafrikanisches Gebiet bis an die Grenzen des italienischen Tripolis vorgeschoben. Die Annexion Tunesiens, alS Ergebnis einer ränkereichen Kolonialpolitik Frankreichs, hatte entscheidende Auswirkung auf die voll-1 tische Gruppierung der europäischen Staaten. Die Tunis-Affäre bildete einen der Hauptgründe für die Abkehr Italiens von seiner bislang Paris freundschaftlich orien-. tierten Politik und führte zur Entstehung deS Dreibundes mit Deutschland und der Habs- burg-Monarchie.
In der Ausübung seiner Herrschaft über Tunesien wahrte Frankreich, i» Gegensatz M