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des zu hoffenden neuen Weines, ob l -eist und Feuer er bekomme, und welchem seiner altern Brüder er wohl gleiche. Es war die Rede von des spanischen Königs Tod, von Don Petro, und dessen jungen Tochter, Portugals Königin, von Lissabon und Mad­rid. Auf einmal verwandelte sich die Scene, und versetzt glaubte man sich nach Paris, in die schönen Tuilerien, in das Palais Royal und jeine Gemächer; man sah Leute am Spieltische bei Rouge und Noir in banger Erwartung sitzen und stehen, verlie­ren und gewinnen; man durchzog in Ge­danken der stolzen Hauptstadt lange Straßen, kehrte ein bei den Aubergistcn, Restaura­teurs, CafcticrS, und besah den Vendvm- Platz mit seiner mächtigen Säule. Im Geiste versetzt sah man sich an den Abend, wo die Pariser nach dem Einzug der Silier­ten Napoleons Statue herabzureißen verge­bens sich bemühten. Endlich, nachdem von früher» Zeiten, von Krieg, Schlachten und Siegen, Von Hunger und -Sattsepn, von Champagner- und BurgunderWein gespro­chen war, lenkte sich der Strom der Unter­haltung auf die Schwcizertruppen und wie sie geworben werden. Einer der Herrn er­zählte nun folgende Anekdote:

In Solothurn, fieng er an, waren im­mer Werber. Ob noch dort sind, weiß ich nicht. Da geschah eS nun, daß einer Abends drei Pursche, in schwarzer CaminfegerKlei- dung, wie solches vor einem Paar Jahr­zehenden Mode war, in diese Stadt cinzo- gen und auf ihre Herberge sich begaben. Kaum waren sie da, so machte sich der Werboffizier zu ihnen, ließ ihnen Wein in so reichlichem Maaße vorsetzen, daß sie zu­letzt betrunken wurden, und so beschaffen sich zu Soldaten anwcrben ließen. In die­sem Zustande nun gicngcn sie 'schlafen. Nach Mitternacht aber, nachdem ihr Weingeist entflohen war, und sie erwachten, gereute sie der Vorgang des verflossenen Abends. Sie wollten entfliehen, konnten aber nicht, denn die Thüre ihres Schlafzimmers war verrie- gelt. Zum Glücke war in demselben statt eines OfenS ein Kamin; und durch dieses zu

entkommen wurde beschlossen. Die Hauser sind nämlich in dortiger Stadt zum Theil sag aneinander gebaut und so, dachten sie würden sie durch den Schornstein des an­stoßenden,Hauses hinunter fahren und glück­lich entfliehen.

Ließ wurde gethan. Allein wie groß war des ersten Caminfegers Erstaunen, als er sich in einem hell beleuchteten großen Zimmer befand; und wie groß war der Schrecken der 4 Herrn, die noch nach Mit­ternacht in Dpielgedanken vertieft, am Spiel­tische in diesem Zimmer saßen, da sie auf einmal die schwarze Gestalt, die am Kamin stehen blieb, erblickten und hinter ihm her die zwei Andern herunter rutschen hörten und aufrecht dastehen sahen. Unbeschreib­liche Furcht bemächtigte sich ihrer bei dem Anblick dieser schwarzen Wesen, crgriefen eilig die Flucht, und ließen in ihres Her­zens Angst ihr Geld auf dem Tische zurück. Aber auch dem rußigen Kleeblatte war nicht wohl zu Muthe; denn nicht wohl konnten sie weiter. Guter Rath war theuer. Da sagte der eine: wie? mit diesem Gelbe könnte uns geholfen werden! Ein Jeder steckte dann ein, so viel er konnte, und miteinander nah­men sie ihren Weg wieder durch die näm­lichen Kamine zurück und gelangten so wie­der in ihr Voriges Schlafgemach. Am frü­hen Morgen aber, da sie als Rekruten an den Ort ihrer Bestimmuug abgeführt wer­den sollten kauften sie sich mit diesem Gelbe loS und setzten ihre Reise fort. Keiner aber der Herrn in dem Nachbarshause wußte sich diese nächtliche Erscheinung zu erklären, und wäre bis jetzt noch unbekannt, hätten nicht die drei Gesellen, da sie über der Grunze des Schwei'zcrlandek, ihrem Herbergsvater in Solothurn diese Begebenheit schriftlich kundgethan.

Einer der Gaste aber im goldnen Lamm in N. rief aus: das ist angenehm! Noch ein kleine» Krügle! und wünschte bald dar- auf eine ruhige Nacht.

(Hiezu sine Beilage.)