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ter gehört und die rechtliche Untersuchung voraenom- men werden sollte. Sein Geiviffe» die ThaHicücn, alle Nedcnumstände sprachen id» frei, und die Thrä- nen, die während des Schreibens auf das Papier flößen, waren gewiß nicht Thränen -er Schuld, die seine Seele drückte. Während er in's Schrei­ben vertieft in seinem Gefängnisse saß, und die Herren der guten Stade Waiblingen rathfchlagteii/ Wen sic dem Junker zum rechtlichen Beistand Vor­schlägen sollten trat zu Aller Verwunderung und Entsetzen ein hoher, baumstarker Mann in den Saal, ein rvthes Mäntelchen über ein schwarzes, wcitfalti- ges Kleid geworfen, darunter die Scheide eines großen breiten Schwertes hervorsah. Es war der Meister Neker von Stuttgart. Er zog einen Brief aus dem Buse» und überreichte ihn dem Stadtra- the. Der Bürgermeister las, staunte und las wieder, aber immer waren und blieben es dieselbcnWorte: Der Scharfrichter solle dem Junker von Gültlingen in aller Frühe den Kopf abschlagen. Darunter stand des Herzogs Siegel und der Brief war eigenhändig vomCanzler. Die Räche sahen einander an. ,,Soll er denn sterben ohne Uriheil und Recht 's Mag ihm nicht zu kurz geschehen s" sagten sie- Der Bürger­meister zuckte die Achseln. Was ist zu machen 's Wir können nicht wiederstrebcn, geben wir's in Gottes Hände, und verkünden den Befehl dem Vogte." In Gotl's Namen denn! sagte der Eine; in Gott's Namen! meinte der Andere, der Dritte und Vierte staunte, jammerte und schwieg. Staunen, «schweigen und Gehorchen, sagt der edle Berichterstatter, dem wir dieses Trauerspiel nacherzähle», Hai schon lan­ge zu dem Volkscharakrer dieses Landes-gekört.

Den Bürgermeister an der Spitze zogen die löblichen Gcmcinderäthc zu Waiblingen vor den Thurm, darinnen der Vogt gefangen lag, und geleiteten ihn in ein Stübchen auf dem Raihhaus, zogen den Befehl Sr. Durchlaucht hervor, und meldeten ganz traurig dem Junker seinen Inhalt. Dieser, »oll starken Glaubens und HeldenmutheS, hörte es ruhig, berief sich auf sein Recht, kannte aber seinen allergnädigstcn Fürste» zu gut, als daß er hätte ferner aus Unter,uchung und Prozeß dringen und sich Hoffnung zum Leben machen solle». Gott, sprach er, hat um Unschuld gelitten, so will auch ich ihm folgen nach und ihn bitte» um Geist und Gnade- Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, so grimmig auch jetzt mein Feind wider mein Leben sich rüstet» Er kann mir's wiedergebcn. Er setzte sich a» den Schreibtisch und schrieb einen Brief voll Treue und klebe an sein edles Weib, Sas er seit seinem dama- tigen Austritt nicht mehr gesehen. Gcsegne dich Gott, mein lieber Schatz, schrieb er ihr, bis morgen muß ich sterben. Laß Dir die liebe Mutter mein befohlen seyn, und all meine Lieben; nimm unsere Kinder wohl in Acht; in der Well seh ich Dich »icht wieder, aber drüben im ewigen Leben. Was dieser zärtliche Brief für eine» Eindruck auf die Baltin machte, bedarf keiner Beschreibung und Märe auch keiner fähig. Aber Das weiß man, daß -ir rölk§rau in ihrem ganzen Wesen kinetisch grö­

ßere Hoheit, Ruhe und Würde seitdem offenbarte.

Er schrieb nach diesem Brief noch einige tröstliche lind schöne Sprüche sich auf, ,,gleich, als ob ihn iu dieser grvßenNoth der Geist Gottes recht trclden thäc.Darauf machte er sein Testament, schickte »ach dem Pfarrer und begehrte das heilige Abend­mahl, seine Seele damit zu erquicken. Als er es empfangen hatte, dankte er für die Gutthar, prirS Gott im Himmel, und seine Zulassung und sprach: Nun ist meine Seele versorgt, zeitlich und ewig gespeis'r l Wäre schon die Stunde vorhanden, da ich sterben sollt'!" Darauf ließ er die Herren der Stadt zu sich bitten sprach sic von allem Vor­wurf wegen seines Todes frei, schärst ihnen aber ernst vermahnend und feierlich ein, Gott ohu' Un­terlaß zu bitten um Weisheit und Verstand und sich fürzusehen, daß Einem je zu kurz geschehen möge.Von Gort," sprach er,ist euch das Schwert gegeben. Verkürzt Keinen, der das Recht begehrt. Meidet Gunst und Geschenke, und achtet das Recht und Gottes Wort höher Sonst könnet vor Jenem nicht bestehen, vor Dem Ihr Rechenschaft müßt geben, Denn Wie Du mich richtest und ich Dich Wird Gott auch richten Dich und mich." Darauf lud er seinen bitter» Fciad und jezigen Verderber vor Gottes Richkerstahl. Er hob die Hand feierlich auf, wie zum Schwur, und mit dem Blicke eines «Sehers rief er ; So wahr Gotl lebt, mein böser Feind der mich so schnell verurkheilt hat, wird noch an mich gedenken! Ober schon jetzt hatseines Herren Gunst, wird ihn feine Kunst doch nichts helfe» an jenem Tage!

Wärcnd Dieses jm Rcmsthale vorgieng, hatte der alie Gültlingen durch Schluchten und Engen des Schwarzwaldes herab auf dem kürzesten Wege nach Stuttgart sich begedcn, um für feinen Sohn beim Herzog sürzubüten. Aber umsonst warf sich brr Alte vor dem Herzoge ans die Knie, umsonst lagen die edlenSchwcstern des Vogtes, welche ihrem Va­ter eiligst gefolgt waren, klagend und stehend zu seinen Füßen, vr. Enzlin, der Canzellarius, stand rhm zur Seite.Denkt an's Gesetz, Durchlaucht, denkt an's mosaische Gebot,"raunte der Fürchterli­che ihm unaufhörlich in's Ohr, während er den Vortrag des alten Fceiherrn anhörte, und che die­ser »och ganz geendigt hatte, strich er, fest glaubend an seine herzogliche Machtvollkommenheit und sein jus xl-räti, (Schwert-Recht) mit dem Jeigfjnger plcifcnd durch die Luft: Kopf ab, Kopf ab!

Irischer Bull. Verzeihung! ohne Brille auf der Nase Hielt ich von Weitem Sie für meine Base, Doch näher für Sie selbst, mein holdes Kins! Nun seh ich, daß Sie Ihre Schwester sind.