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gegend, die vorgeschriebene Revision der SchutzpockenNarben von heute an eben­falls vvrzunehmen.

Den i. Juni L853.

Dr. Hartmann.

Wöchentliche Frucht-, Fleisch- und Brod-Preiße.

In Nagold, den 8. Juni igZZ.

Dinkel 1 Sch fl. 5fl.kr. 4fl. 5vkr. 4fl. Z5kr Verkauft wurden: . . itio Scheffel.

Haber 4fl.g4kr.4fl.48kr. 4fl. 4»kr Verkauft wurden: . . . ch Scheffel.

Gersten 6fl.kr. 7fi. 23kr. -fl.kr.

Verkauft wurden '. . . . >0 Scheffel.

Roggen 8fl.kr. 7fl. Zokr.II.kr.

Verkauft wurden: . . 4 Scheffel.

F l ei sch - P r e i ß e.

Ochscnfleisch 1 Pfund.8kr.

Rindflci>ch 1 Pfund. dkr.

Schweinefleisch mil Speck .9kr.

ohne Skr.

Kalbfleisch 1 Pfund .6kr.

» Brod-Taxe.

Kernenbrod 3 Pfund ...... Mkr.

l Krcuzcrweck schwer ...... 8'/z Loth.

In Altenstaig, den 7. Juni ikM.

Dinkel 1 Schfl. 8fl. i2kr. 5fl.kr.fl.kr.

Haber i gfl. ,2kr. 8fl.kr.fl.kr.

Kernen 1 Sri. rfl. zIkr,fl.kr. -fl-kr.

Roggen ist. Lkr.fl.kr.zfl,kr.

Gersten ist. 4kr. lfi.kr.fl. -kr.

Ä' D er I u st i z m o r d.

Eine Erzählung aus der vaterländischen Ge­schichte.

In den tiefen Schatten'des Schwarzwnldes, wo der Kollenbach und der Awerendacb eine Gabel bilden, hebt stich aus einem romantischen Thale das Schlößchen Bcrneck, wo der alteGültlingen hauste. Noch jetzt in den verfallene» Mauern der Burg wandeln oft noch die Geister der Lustbarkeiten »der . früheren Jahrhunderte, und noch in unfern Ta­gen hat d e r h 0 h e M an tc l, der sich über dem Thale erhebt, manchmal Gelegenheit, in dem beweg­ten Saale des Schlößchens Tänzer und schöne, teichtgckleidete Tänzerinnen mit seiner Felsenmaucr v»r dem scharfen Schwarzwälderwind zu schützen.

Es war der Feiertag Simonis und Judä, von Al« tcnstaigK'nd Nagold waren Freunde des Freiherr», vom heitern Himmel herbcigczogen, auf Besuch im Schlöffe und der Alte war voller Freude. ,.Jetzt herbsten sie drunten im Neckar- und RcmSthal, sprach er munter zu seinen Töchtern und den Freun­den , die haben Feuerwerk und neuen Wein und Tanz; haben wrr das Eine nicht, so laßt uns daS Andere mir ihnen »heilen Ich bi» heute ftöhlich, wie ich's lange nicht war." Ein Spielmann war gleich zur Hand, die Tische wurden wcggeiäumt, der Zinkenlüäscr blieS und die Damen und Herren, die sich nicht langezuredcn ließen, walzten vergnügt durcheinander. Da zuckte ein weißer, zackigter Blitz durch den Sackt, die Augen der Tanzende» blendend, und .nachkrachte ein fürchilichec Schlag.DaS war einer aus blauem Himmel," rief der Alte un- erschrocken, und trat an'S Fenster. Aber schon zog, vom Sturme gepeitscht, ei» dreiieS, finsteres Wct- tcrgewölk fliegend hinter dem hohe» Mantel hervor, dereS bisher dem Augeverdcckk hatte, über den gan­zen Horizont. Der Jäger trat durchnäßt in den Saal.Die Alkeich ist vom Blitz gespaltet bis auf den Grund," meldet er.Sie har mein Ur« Urgroßvater gepflanzt, jeder meiner.Vorführer seit dreihundert Jahr-rn hat seinen Namen und seinen Geburtstag dareineingcschnitte», und auch der mei- nigc und der meiner Kinder sieht darauf," sprach der Alle zu de» Gästen;nun, laß die Bäume spalten,-mein Stamm stekt unerschütterlich. Aufge- spielt Spielmann l" Der Walzer begann auf'S Neue der Freiherr wurde abgerufen. Ein Hilf« Geschrei machte Spiel und Tan; ein Ende. Die plötzliche Unpäßlichkeit des Schloßbcrrn, die man erfuhr, verscheuchte auf einmal die Gäste, und in dem Saale wurde cS still und leer. In seinem Lehnstuhl zurückgcsunken, hörte der Alte die Hiobs­post von seinem Sohne, um ihn her in Thränen zerfließend die Töchter, ans dem Gange die bestürzte Dienerschaft. Noch in der Nacht verließ er sein Schloß und jagte durch die sturmgcschütlellen Tan­nenwälder, schwarz und trauervoll, wie des Frei­herrn Brust, und herüber und hinüber gestürmt, wie sein Blut und seine Gedanken.

Junker Jacob, der unglückliche Vogt, war in- besten ii^der zweite» Nacht mit Schergen in eine verschlossene Kutsche gebracht und nach Waiblingen geführt worden. Der Amimann der Stadl harte schon den Befehl EnzlinS, des CanzellariuS, in Händen, undGültlingen wurde in hartes Gesang- niß geworfen. Hierlmt er, als er sich von seinem erste» Schmerze der Verzweiflung gesammelt hatte, um einen Rechtsbeistand, damit er im Wege Rech­nens seine Unschuld vertheidigen möchte. Jedem Straßenräuber, jedem groben Mörder, jedem Dieb und Gauner wird dieses Recht gestaltet, wie hält« er nicht, der schuldlose Ursächer des Todes seines liebsten Bruders und Genossen, einen Anspruch da­raus haben sollend Er setzte Alles treulich, wie eS sich begeben, auf'S Papier und erwartete mit Sehn­sucht der Stunde, wo er vor dem zuständigen Aich-