Fenster hinausschaut, wieweit» es das seine wäre Denn es ist keine Bewußtlosigkeit, welche eintritt, ein bewußtes Ich bewohnt ohne Unterbrechung den Körper, der Geist, der jetzt in ihr ist weiß so gut sogar oft noch bester als zuvor, was um ihn vor­geht, aber es ist ein anderer Bewohner, der darin haust. Und zwar ist das Mädchen bei all' dem nicht vergessen, er spricht von ihr, er weiß recht gut, daß sie lebt, aber er behauptet, sic sey nicht da, er sey da. Und alles scheint es zu bestäti­ge», daß nun ein ganz anderer roherer, gottloser Bewohner in diese Behausung cingezoge» ist, der mit dem vorigen keine Aehnlichkeic hat. Wohl schweben dem Mensche» auch im Traume in der Fieberhitze, im Wahnsinne seltsame Täuschungen vor, aber es ist doch immer dasselbe Ich, das als der blechende Griindion unverändert bleibt, wie auch dieses Ich sich zum Kaiser oder Bettler, zu Gott oder zum Gerstenkorn gestalten mag aber von einer so scharf abgetrennten, klar erkannten Ver­wechslung des Ichs haben wir »och nichts gehört. Sollten wir das Ganze als eine Ausgeburt der Phantasie halten, so ist cs schwer zu begreifen, wie das Mädchen mit so beharrlicher Consequcnz immer auf dieselben Ideen zurückkommen. und allmählich ganze Charakterbilder und eine fortlaufende Er­zählung erdichten konnte; so ist eben so wenig er­klärbar , wie sie zuletzt noch gar die Rolle dieses ruchlosen Mönchs, eines Charakters, der ihre» na­türliche» Gesinnungen und ihrem ganzen Ideenkreis so ganz fremd ist, in Ton und Sprache so richtig spielen konnte, wie es nur ein Dichter und geüb­ter Schauspieler vermag! Zugleich aber enthält diese Geschichte wieder eben so viel Widersprechen­des, Zweckloses und Albernes, wie alle Geisterge- schichtcn. So ist es z. B. durchaus nicht erklärt, wie das Bauernmädchen den weiße» Geist erlösen konnte! Die Sehen« von Prcvoist ermahnte, be­lehrte doch noch die Geister, welche durch sie er­löst werden wollten und betete mit ihnen; hier fin­det aber von Allem gar nichts statt, und wie der Abbruch eines Bauernhauses Bedingung der Er­lösung eines abgeschiedenen Geistes seyn könne, daS wird gewiß der tiefsinnigste Mystiker nicht aus- gt übel» können.

Die Vorfälle im Stall find ein so muthwilliger zweckloser Geistcrspuck, als man )e von diesen Son­derlingen gelesen hat, und können gar keinen an­dern Zweck gehabt haben, als die Leute zu necken, und die Aufmerksamkeit der Lebenden auf ihre wer- the Person zu ziehen. Sv müßte man z. B. anneh­men , daß der Geist die itfl. mehrere Stunden weit von Hall heraus durch die Luft getragen habe, was sich mit unser,! Gesetzen der Physik schwerlich wird vereinigen lassen, obgleich die Beispiele, wel-, che Hosraih Hahn in der Seherin von Prevorst > erzählt, beweisen, daß die Geister noch weit schwe­rere Körper auf eine bedeutende Strecke durch die ruft foribewegen können. Auch ist es ein sehr bedenklicher Umstand, wenn böse Geister Eingriffe I

! in unsere Kasse thun, und unser Geld nach Belie­ben verkheilen können. Darum ist cs auch hier schwer, ei» Urkheil zu fällen. Kein Vernünftiger t wild wohl behaupten wollen, daß unsere Gesetze ^ der Physik die eiinigcn und höchste» seycn, uiid ! daß Alles, was sich mit diesen nicht zusammen rei- - men läßt, nicht wahr seyn könne; Niemand wird ' glaube», daß unsere sichtbare Well die einzige und höchste ist, die Möglichkeit der Einwirkung der Geisterwelt auf die unsrige wegstrciten, und die vielen Erscheinungen dieser Art alle sür Hirnge- spinnste erklären. Aber sobald wir auf diese That- sachen eine Theorie bauen wollen, verfallen wir in Jrthum und Aberglaube». Diese Erscheinun­gen stehen zu isolicd da, entziehen sich unserer gründ­lichen Untersuchung zu sehr, als daß wir sie zur Grundlage eines Systems benützen könnten; ssie gleichen den Irrlichtern, welche lins zuletzt in ei­nen Sumpf führen. Es ist ein erfreuliches Zei­chen, daß dieselbe Naturwissenschaft, welche einst dem Unglauben zur «Stütze diente, und aus dem Mensche» eine Maschine machen wollte, heilte die stärksten Beweise nicht nur für die Unsterblichkeit, sondern überhaupt für de» orthodoxen Glauben unserer Kirche liefert, aber wenn sie mit der einen Hand den Glauben vcrthcidigt und mir der andern dem Unglaube» die Pforte öffnet, so schadet sie s» viel, als sic nützt.

Gerade die religiösen Ansichten über das zu­künftige Leben, welche wir unser» Somnambülen und unfern Geistern verdanken, find so trostlos, daß sie die Schrecken des Todes uns wiederbringen, welche nach den Aussprüchen der h. Schrift Jesus vernichtet hatte.

Die Bibel lehrt ein rastloses Fortschrciten, ein ununterbrochenes Wirken im Gottesreich; unsere Somnambülen und Geister wollen dagegen wissen, daß unzählige Geister oft Z00400 Jahre lang in Kellern und Gewölben, in Boden und Kammern zubringen müßen Wie läßt sich das mit der Weis­heit des Gottes vereinigen, der kein irdisches Pfund, viel weniger einen unsterblichen Menschengeist mit seinen Anlagen Jahrhunderte lang vergräbt's Wir glauben, wenn unr einer von den Todten käme, der würde uns die Räthsel des Lebens lösen und uns Kunde bringen von dem Jenseits, in das unser Auge mit so vieler Neugierde blickt! Wir denken uns die Verstorbenen mit höherer Weisheit und hö­her,! Kräften begabt als die Weisesten auf Erde. Dagegen erfahren wir von den Verstorbenen, wel­che uns noch manchmal mit ihren Besuchen erschre­cken, oft nichts als Albernheiten, wie wir sie selbst hätten ersinnen können, und statt daß wir meinten, wir können von ihnen lernen, kommen sic zu den Lebenden und wollen von ihnen unterrichtet seyn. Zudem haben sie solche fixe närrische Ideen, daß man sie selbst bei unfern Weibern nicht sonderbarer findet. Der eine meint, durch den Besitz riner gol­denen Kette, ein anderer durch das Hebe» von ei­nigen Thalern Geld, ein anderer durch den Ab­bruch eines Bauernhauses seine Seligkeit erlangen