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Veränderung, welche in dieseni Augenblick mit ihr vorging. Nie verlor, wie dement das Bewustt- sey». dagegen bemächtigte sich nun ein andcres gei­stiges Wesen, eine andere P'. sdnlichkett ihres Kör­pers. nämlich der Geist dieses Mönchs. Uiuer dem Ausdruck ,,ich' verstund sie aus einmal nicht mehr das Mädchen, das einen Augenblick uivor mit uns gesprochen hatte, sondern den schwarze» Mönch, und von ilch selbst sp ach sie nur. als von ciner ab­wesenden zweiten Person. Zugleich war es nun auch wirklich ein ganz anderes Wese», bas aus ihr sprach, andere Ideen, andere Gesinnungen und Aus­drücke als sonst iM Leben. Während sie sonst ein gutmüthiges. religiöses Mädchen war, so äußerte sie nun einen fürchterlich ruchlosen, rohen, gottlo­sen Sinn, ganz wie der Mönch seine verworfene Seele geschildert halte. Als einen höchst, ungalan- ten Burschen zeigte er sich schon dadurch, daß er bas gute Mädchen, welches er so plagte, nicht an­ders, als (unsere schönen Leserinnen verzeihen uns den Ausdruck) die Sau nannte und wenn Jemand sie bet ihrem Name» (Madlcve) «»redete, so gab er (ober ste) immer zur Antwort: Die Sau ist nicht da, ich bin da! Als man ihm vorwarf, daß er die­ses arme Mädchen so plage, so antwortete er (oder sie,) dieser Sau schadet es nichts, ich bin zu be­dauern und unglücklich, daß ich hier sey» muß.

Ihre Mutter konnte er (denn wir wollen uns ihrer Vorstellungsweise bedienen, und das Wesen, das in ihr daepte und sprach, als den Mönch be­trachten- nicht ausstehen und äußerte oft: warum hast du dieser Sau nicht den Hals umzcdreht, gleich als sie auf die Welt kam; seht ist'es freilich zu spät. Dieser Haß, welchen er gegen das Mädchen äusscrte, läßt sich wohl daraus erklären, daß durch sie der weiße Geist erlöst und ihm entrissen werden sollte. Eben so zeichnete sie sich in diesem Zustand durch Grobheit aus, Und manchem Neugierigen, der ihm allzuwitzige Frage» vorlcgte, gab er solche treffende, witzige aber zugleich auch solche grobe und derbe Antworten, daß wir es nicht wagen dür­fen, sie unfern Lesern mitjüthcileii. Ucbcr nichts er­zürnte er sich so sehr, als wenn einzelne Gebildetere ihren Zustand für eine Krankheit hielten, und also die Wirklichkeit seiner Person zu bezweifeln wag­ten. So begrüßte er die Frau Schulmeisterin des Orts, gegen welche das Mädchen immer höflich war, als sie in diesem Zustande zu ihr kam, mit den Worten: Kommst Du auch Säuhirtin'L Und als sie befremdet fragte, warum er sie so heiße, ant­wortete er: Dein Mann, der Säuhirt, hürer ja eine ganze Heerde Säue in seiner Stnöel Beson­ders auffallend waren ihre Acußcrungen in religiö­ser Hinsicht. Anfangs suchte der Schulmeister, welchen die Eltern in der Angst herbeiriefen, durch Geber auf sie zu wirken und sie zu besänftigen und verlas daher einige passende Gebete. Allein dicß brachte eine fürchterliche Wirkung hervor und bei den Worten Go«, Jesu, Heiland u. s. w. bekam sie die schrecklichsten Conpulsionen. Ja, der Schul­meister erzählte mir, er habe einen Bibelspruch auf

einen Streifen Papier geschrieben, und ihr unbe­merkt auf den Arm gelegt, und auch bas habe sie in die heftigsten Eonvnlsioncn versetzt. Die Bibel unb alles was sich aus den Gottesdienst bezog, konnte er nicht leide», oder verspottete es mit Bitterkeit. Bei beni Läuten der Betglocke kielt er die Öhre» zu. die Kirche nannte er Pförck, de» Kirchihurm Psörchstickel- Von Gott sprach er mir einer Art Acngstluhkctt. Das ist das Verhaßte, sagte er einst, daß meinHe-rr noch e i n e n H e r r » hall!

Oft leuchtete aus seinen Worten der Wunsch und sogar die Hoffnung hindurch vielleicht doch »och bekehrt zu werden und nicht sowohl der böse Wille, als vielmehr der Zweifel an die Möglichkeit noch begnadigt und selig zu werden, schien ihn von der Bekehrung abzuhalten, ^ines Tages sagte er: Wenn er sich bekehren würde, so wolle er es da­durch zu erkenne» gebe» , daß man beim Abbruch des Hauses eine Bibel finde» werde. Ost schilderte er in kurzen, treffenden.Sätzen, welche durchaus nicht in der Seele des Mädchens entstanden scyn könne», seinen Charakter.

(Fortsetzung folgt.)

Stimme der Zeit.

Die Uebel die uns drücken, sind größten- theiiseine Folge des Krieges. Es sind vor­züglich : Verminderung der Capitale, vermin­derter Absatz der inländischen Fabrikwaaren, Lähmung des Handels, stockender Credit, überspannter Luxus, übertriebener Dünkel aus vollbrachte Thaten, eine überkluge und anmaßende Jugend, Haschen nach Schein statt nach der Sache, verschlimmerte Sitten/ ganz hinten angesetzte Erfahrung, Sucht nach Geldverdienst um zu genießen, nicht aber nach Arbeit und Ersparniß, vernach- läßigtc Erziehung, zunehmende Gleichgültig­keit gegen die Religion, abweichendes Jnter- e sse verschiedener Provinzen Deutschlands, Zwiespalt der Meinungen, und politische Partheisucht, Sucht nach Freiheit.

S r n n s p r u ch.

Die Zukunft ist ein fcstvcrschloß'nes Thor,

Wozu die Himmlischen noch nie den Schlüssel gaben. Unschuldig Leidender! steh' mit Geduld davor,

Bis Engel Dir geöffnet haben.