"Platz ber Herzogin!" riefen jetzt viele Stim­men, und Katharina kam mit ihrem Gcfolgc her- angeritten. Ludwig hatte unterdessen den sprachlo­sen Fron; hinabgeführt. Dieser sank zu den Füßen seiner Gebieterin, wollte reden, war aber im mäch­tigen Drange seines Gefühls keines Wortes mäch­tig. Katharina zog weinend den Jüngling an ihr Herz und rief ihm leise zu: ,,O du edler Mensch was hast Du für mich gethan, und wie hättest Du beinahe dafür sterben müßen!"

Kein Auge blieb trocken, selbst die rohen Henker wurden vo» einem menschlichen Gefühl durchschauest.

,,Blick auf, Franz!" sagte jetzt der Herzog, und stehe hier Deine Retterin." Der Jüngling hob den Blick empor, und Luitgart stand vor ihm, unter LbrSnen lächelnd und mit einem unbeschreib­lichen Wonnegefühl ihn anschauend.Wäre sie nicht gewesen," fuhr Ludwig fort:so möchten wir gewiß, da wir Deine große Gefahr nicht wuß­ten, zu spät gekommen seyn. Während in dieser Nacht Seyfried, »en ich noch heute vor ein stren­ges Gericht fordern werde, bei Dir blieb, bestieg dieses edle kühne Mädchen das für Dich bestimmte Roß, und jagte in verzweifelnder Hast gen Bres­lau. Das Glück wollte; daß ste dort mich traf, denn mich hatte eine sonderbare Unruhe nicht so lange in Trebnitz rasten lassen, als ich anfänglich dort zu verweilen mir vorgenommen. Ihr Bericht versetzte mich und meine Katharina in die größte Bestürzung, und wir begaben uns Alle in größter Eil auf den Weg hierher. Je näher ich den Tho­ren von Brieg kam, desto mehr trieb mich die Un­ruhe vorwärts, und ich mußte den Frauen voran- eilen. Der Ewige sei» gepriesen! ich kam nicht zu spät- Nun aber laßt uns diesen Ort des Grau­sens verlassen, damit ich meine getreue Stadt wie­der betrete, und wir Alle diesen Tag, der so schreck­lich begann, in Freude und Judel beschließen,"

Ei» allgemeines Jauchzen folgte dieser Rede, und die frohen Volkshaufcn kehrte» unter fröhliche» Gesängen vom Schauplätze der Schmach znrück-

Nur den Fürbitte» seiner Schwester und des kdeln, über alle Rache erhabenen Franz hatte Sey­fried seine Begnadigung zu verdanken. Er wurde verwiesen, und starb »ach einigen Jahre» als ein elender Abentbcurer. Der Obcrrichier hielt um seine Entlassung an, welche ihm auch gewährt wurde-

Ludwig beschenkte seinen Retter und Befreier mit zwei der schönsten Kammergütcr, und Franz, dessen Herz sich zu der holde» Lnikgart geneigt hatte, reichte »ach einem Jahre der lieblichen Jungfrau seine Hand am Altäre, Ludwig und Katharina führten das- Brautpaar zur Kirche, und als der Zug von dort in daö Schloß zurückkehrte, fand man ein Paar Hochzeitözäste, auf die gewiß kein Mensch gerechnet hatte, die aber die willkommen­sten seyn mußten. Es waren Volirath und Saide.

Abul Hasan war gestorben, und sein Schwieger­sohn hatte den im Stillen genährten Plan endlich ausgeführt. Sein Weib wurde Christin. In Rom rrhielt sie die Lauft, und Vollrath die Lossprechung

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von der Sünde seines Abfalls. Er gelobte dem heiligen Vater, eine fromme Stiftung zu gründen, und eilte dann mit der geliebte» Gattin nach den schlesischen Auen. Es ist leicht zu erachten, welche Freude seine Ankunft dorr verbreitete, und wie übcr- sclig nun der glückliche Ludwig war, der alle seine Treuen, die mir ihm die Wallfahrt gemacht halten, jetzt wieder um sich sah; denn auch der Knappe Jörg fehlte nicht. Volirath hatte seinen Aufent­haltsort erfahren, und de» armen Dulder, der un­ter Allen am längsten die Last der Knechtschaft ge­tragen, losgckauft.

Alle die Schwergeprüften wurden nun vom Schicksal durch Zufriedenheit und häusliches Glück für die ausgcsiandenc» Leiden entschädigt. Beson­ders aber blieb Franz ei» Gegenstand der ciltgemei- nen Bewunderung, und noch nach langer Zeit pflegte man in Schlesien von einem treuen Diener zu sa­gen:er liebe seinen Herrn, wie der edle Page von Brieg."

Erinnerung an ......

Mag Mancher Roma die stolze mit ihren groß­artigen Ruinen, mit ihrem einzigen unwillkührlich an die Gottheit mabnendc» Tempel des h. Peters, mit ihren pttoresken Palästen an denen wir das Genie der bauenden Meister ebenso bewundern, als den enormen Kostcnauswand der Erbauer mag Mancher London das Mcnschenwimmelnde, oder Paris die tyrannische Beherrscherin der Moden bis in den Acther erhebe», auch kleine Plätzchen, auch kleine Städtchen gegen jene Riesen nur Gedan­ken haben ihr Eigcitthümliches nicht nur, auch ihr Schönes, ihr Anziehendes.Hab so manche Stadt gesehen" möchte ich mit dem lustig jolenden Musensohnc ausrufen, aber bei allem Schimmer ihrer Paläste, bei allem Reizenden der himmlischen Natur, gefällt auch die minder üppige Gegend, zieht auch die weniger großartige Natur oft ma­gisch zu ihr hi» und ladet ci» mit den beinahe Schlllcr'fchen Worten:Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich fühlend Herz!" Ich meinte, und der geneigte Leser mit mir, dieApvlo- gia hätte die gehörige Länge und somit ohne wei­tere Auöschweife die Feder noch einmal geschnitten, einen geistige» Bück in das liebliche Thal, die Leinwand aufgeschlagen, und nun Maler frisch ans Werk und das Gemälde der Landschaft mit liebli­chen Farben aber getreu und natürlich aufgetra- gen! Wir werde» freilich ein Bild bekommen, bei welchem der Maler in die nämliche Verlegen­heit wie bei jenem Bauern sich versetzt sehen könnte, selbst die hinter dem Berge weidenden Schaft am das Bild anbringen zu müssen, aber nur frischtt Mulh! heitrer Sinn! und auch das unmöglich Scheinende wird zur Möglichkeit werden könnet» l

Ein steiler abhängiger Berg, nur sparsam, oder gar nicht mit schützenden Planken gewaffnet, führt