die Straße von H- herüber tief hinab in das ro­mantische N.tha>, immer heiterer führt ein

Tannenwald das Auge weiter ins Thal herab, bis endlich Obstbäumc mit ihrem labenden Schatten am Fuße des Berges -um Saume der Chaussee werden und den Wandrer zu Fuß, zu Pferd oder il, Wagen dem heilere» freundlichen Städtchen zu- führeu, dessen Beschreibung (zwar incogntto) den Leser wo möglich auf Augenblicke fesseln und in jenem Thale einheimisch mache» soll. Was ist dem Auge woblthuender, dem Geist mehr beschäf­tigender, was füllt die Seele so sehr mit dunklen, aber wahren Bildern der Vergangenheit, als eine romantische Ruine, vom unerbittlichen gefräßige» Zahne der Zeit zwar benagt, aberoch in seinen zerfallenen'Monumenten einer großen thatcnreichen Vergangenheit mächtig in die Seele greifend, ma­gisch hinabführcnh an dem rasch rollenden Strome ge­wesener kraftvoller nie wieder kehrender Zeiten. So ragt auch hier dicht hinter dem Städtchen, wenige Schritte über dem kleinen heiteren Flüßchen ein waldbewachsener Berg hervor und großartige Rui­nen der längst zerfallenen, den Namen der Stadt tragenden Burg schmücken den stolze» Scheitel des majestäiigcn Berges. Ls ist nicht hier der Ort in historische Details über Ursprung des Schlosses über die folge- oder nicht folgcreichen Tbaten der einst hier hausenden Ritter uns cinzulaffcn cs soll Nur cs» Gemälde sey», das der lieblichen Ge­gend Anmurh und Schönheit auf Augenblicke deut­licher vor die Augen bringe, und den Beweis ver­fechte, daß Schönheit nicht allein in Großartigkeit bestehe, daß eine wenig pitoreskc Gegend oft mehr gefalle, der Ton das Leben, das Treiben weniger bcisammenlcbcnden Menschen oft des Anziehenden mehr enthalte, als die große sich umttimmclnde Masse des der Einwohnerzahl von ganz Würiem- derg gleichkommenden Londoner Volkes ! Frewnd- licb blickt die Burg herab, auf das heitere Städt­chen und will wie ein alter ergrauter Greis auf dem alten großelterliche» hohen Stuhle sitzend an den Kreis der um ihn her sitzenden Enkel und Ur­enkel die Worte der Belehrung und Ermunterung sprechen seht das Hab' ich erfahren und den ge­sammelten Schatz des Erfahrenen viel Erlebten zeigt dicß weiß herabhängcndc Haar meines Haup­tes zeigen die breit gestromte» Furchen meiner Stirne euren jungen Herzen, nur zu deutlich! Hohe, die gesprengten Mauern weit überragende, den Jahrhunderten trotzende Buchen geben dem Innern der Ruine ein großartiges düster» stim­mendes Gepräge. Wie eine Silberschlangc im Grase munter sich drehend, schlängelt das silberhelle N. Flüßchen das enge Thal zwischen Wald und Ber­gen sich hinab, und wenn das Auge nur eines be­schränkten Gesichtskreises auf diesen Trümmern sich erfreut, so verläßt der Wanderer den stolzen Berg doch nicht ohne die süße Empfindung die der Nach­klang jedes rciirewheilervn Genusses ist. Das Städt­chen liegt gerade unten im Thale, man vernimmt zwar nicht das ohrbetäubende Geräusche, das auf

der Kuppel der St. Paulskirche einen so seltsamen Eindruck auf einen Land- oder Städtchcnsdcwohncr macht, aber dennoch giebt der einen Theil der Vor­stadt durchziehende Fluß und das heitere betriebsame Völkchen des Städtchens dem ganze» Bilde vom Berge herab einen bewegten, lebhaften, munteren Anstrich.

Man könnte sagen, der Baumeister fange das Gebäude in der Regel oder immer mit dem Fun­damente an, und cs gehörte auch wahrlich zu den Wunderwerken mit dem Dachstuhl^ zu beginnen, und so gehe cs auch dem hier mit dem hochtraben­den Titel eines Malers auftretcnden Bcschreiber ei­nes Städtchens ohne Namen, der zuerst in die ho­hen Lüfte springe, und die obersten Theile des Horizontes beschreibe ohne auch vorher nur im mindesten durch naturgetreue Copia unbenanntcn räthselhasten Städtchens den Schlüssel zur Lösung des Räthsels rem staunenden über die Anonymität morose» Leser an die Hand gegeben zu haben. Ader si tamisscs rc. sagt der Lateiner, und ich auch plaudre ihm »ach man sieht dem also raisonni- rcndcn Leser schon die Stümpcrschaft in den Kün­sten der Malerei a». Wan» der Maler eine hei­tere herzwohlihuendc Landschaft zu entwerfen im Sinne hat, da wird auch zuerst der ätherblaue Him­mel bis ins Detail vollendet, der Untergang des Blauen ins Bläuliche und ins Violette mit Kunst der Leinwand aufgetragen und endlich wenn auch der röthltchc Saum des fernen Horizontes von Künstlers Hand im Reinen ist, ans Werk der Landschaft wirk­lich geschritten. So hat sich nun auch der Ent­werfer dieser Blätter zuerst in die düstern stimmen­den Ruinen der Burg begeben, und der Leser muß es ihm schonzu gute hatten, wenn er, obgleich ungern, vorerst mit triefender Stirne den Berg hinan- glimmen mußte, che seine lechzende Kehle in irgend einer ->cil,erße s 1a I'ai-itz oder 2 1a Sauierells mit labendem Trünke sich zu kühle» vermochte. Schwingt sich ja die allmächtige Zaubererin Phan­tasie genannt, mit raschem Fluge von Pol zu Pol von den armseligen Steppe» des schneereiche» Si­biriens bis in die überraschenden Zaubergärten des himmlischen HesperienS und so mag den» auch der vielgeliebte Leser erstach vollbrachter Luft- reise sich ins Thal begeben. Jeder Reisende hat sein Steckenpferd, hat ein Etwas, das ihn vor al­lem anzieht, der Eine liebt de» milden sanften Ton einer einfach ländlichen Gegend, den Ander» er­greift das Imposante, Riesenhafte einer wildroman­tischen Naiur, den Dritten erhebt die eigenthümliche das Mittelalter so charakierisirendc Bauart des Go- thischen, der Vierte liebt das Moderige der griechisch- italienischen Baukunst und so lobt und liebt ein jeder nach seinem eigenen Geschmack, wie jeder Narr im Sprüchwort seine Schellenkappe lobt. Mich ergreift (was unter den obig..- 4 Rubriken noch nicht vorkam) nichts mehr, als ein nettes rein­liches Haus, in welchem der wagcrecht ausgestreckte Arm mit der Jnsignie des Druden-Fußes und dem Miernen BierglaS darunter mir mir süßen